S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.08.2021 um 10.30 UTC

Weiterhin unbeständig mit Schauern und Gewittern vor allem im Norden und in der
Mitte, dazu mäßig warm. Zum Ende hin zunehmender Hochdruckeinfluss und wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 11.08.2021

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Samstag liegt ein ausgeprägter
Langwellentrog über Westeuropa, dessen Achse sich von Großbritannien bis in den
Norden der Iberischen Halbinsel erstreckt. Deutschland befindet sich somit auf
dessen Vorderseite in einer südwestlichen Höhenströmung, wobei vor allem die
Westhälfte Deutschlands vom Trog bzw. dem dazugehörigen Bodentief mit Zentrum
über Schottland beeinflusst wird. Somit muss in der gesamten Westhälfte mit
Schauern und Gewittern gerechnet werden. Zudem sorgt ein flacher Randtrog, der
am Nachmittag auf den Südwesten übergreift, für kräftige Hebung und dadurch
bedingt teils kräftige Regenfälle, die einen eher skaligen Charakter aufweisen.
Der Osten profitiert hingegen von einem vergleichsweise flachen Rücken, dessen
Achse sich etwa von Italien bis nach Polen erstreckt. Demnach bleibt es dort bis
zum Abend noch meist trocken. In der Nacht greifen die teils kräftigen
Niederschläge dann aber auch auf den Osten und Südosten über. Die Temperaturen
in 850 hPa liegen zwischen 9 Grad im Nordwesten und föhnbedingten 20 Grad im
Südosten Bayerns. Im Osten und Südosten werden somit sommerliche Temperaturen
bis 27 Grad erreicht, im Westen wird die 25-Grad-Marke hingegen kaum geknackt.

Am Sonntag verbleiben das Drehzentrum des Trogs und des dazu korrespondierenden
Bodentiefs nahezu ortsfest über Schottland. Für Deutschland von Bedeutung ist
ein weiterer Randtrog, der im Tagesverlauf von Südwest nach Nordost über
Deutschland hinwegschwenkt und auch dafür sorgt, dass sich im Bodenniveau eine
recht kräftige westliche Grundströmung einstellt, mit der recht kühle Meeresluft
herangeführt wird. Im Nordwesten liegen die Temperaturen in 850hPa nur noch bei
etwa 7 Grad, aber auch im Süden und Südosten gehen die Temperaturen auf rund 10
Grad zurück, sodass die Höchsttemperaturen im Vergleich zum Vortag landesweit
zurückgehen. Vor allem im Norden und in der Mitte werden mit Durchschwenken des
Randtrogs erneut Schauer und Gewitter ausgelöst, aber auch im Süden bleibt es
wahrscheinlich nicht ganz trocken.

Am Montag bleibt uns der Trog erhalten, der sich nur sehr zögerlich nordostwärts
zu den Shetlands und der Norwegischen See verlagert. Das Bodentief füllt sich
dabei zusehends auf. Vor allem im Norden und in der Mitte entwickeln sich im
Tagesverlauf erneut Schauer und Gewitter, während sich im Süden schwacher
Hochdruckeinfluss durchsetzt. Folglich sind dort (abgesehen von den Alpen) kaum
noch Niederschläge zu erwarten und es kann sich auch mal länger die Sonne
zeigen.

Am Dienstag verlagert sich der Haupttrog über der Norwegischen See weiter
nordwärts, ein Ableger liegt aber am Morgen noch über der Nordwesthälfte
Deutschlands und zieht bis zum Abend zur Nordsee. Ihm folgt von Westen her ein
flacher Rücken, dessen Achse am Mittag von der Bretagne bis nach Schottland
reicht und bis zur Nacht zum Mittwoch zur Nordsee vorankommt. Beim Wetter ist
business as usual angesagt mit Schauerwetter im Norden, mehr Sonnenschein im
Süden und mäßig warmen Temperaturen zwischen 19 und 25 Grad.

Erst am Mittwoch kommen wieder mehr Sommergefühle auf. Der Randtrog zieht
endgültig nach Osteuropa ab und Deutschland gelangt unter den Höhenrücken. Seine
Achse liegt am Abend bereits mitten über Deutschland, wobei sich die Amplitude
deutlich verstärkt. Folglich stellt sich weitgehend trockenes und sommerlich
warmes Wetter ein. Bei 850hPa-Temperaturen von 17 Grad im Südwesten und rund 10
Grad im Nordosten klettern die Temperaturen auf 23 bis 28 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist kann sich der Rücken zunächst noch über
Mitteleuropa halten. Die Temperaturen nehmen in den wärmsten Regionen sogar
wieder die 30-Grad-Marke ins Visier, aber auch sonst werden verbreitet
sommerliche Temperaturen erreicht. Zum Ende der Woche hin können dann aber von
Westen her bereits neue Frontensysteme vorderseitig eines neuerlichen Trogs über
Westeuropa mit Schauern und Gewittern übergreifen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz zu den Vorläufen ist im gesamten Vorhersagezeitraum erstaunlich
gut. Bis Montag ergeben sich kaum prognoserelevante Unterschiede, wobei
lediglich der gestrige 12-UTC-Lauf den Randtrog am Sonntag etwas weniger
progressiv nach Osten vorankommen ließ. Auch am Dienstag und Mittwoch simulieren
der heutige 00-UTC-Lauf sowie die gestrigen Läufe das gleiche synoptische
Grundmuster mit dem nach Osten abziehenden Trog und dem von Westen auf
Deutschland übergreifenden Rücken. Im gestrigen 12-UTC-Lauf griff der Trog etwas
weiter nach Süden aus als in den beiden 00-UTC-Läufen und im heutigen
00-UTC-Lauf ist die Amplitude des Rückens etwas geringer als in den Vorläufen,
wobei wir hier von Details sprechen; in Bezug auf eine 7-Tage-Prognose sind
diese Unterschiede aber fast schon marginal.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch bezüglich der externen Modelle zeigt sich eine erstaunlich gute Konsistenz.
Die synoptischen Basisfelder werden auch bei ICON und GFS sowie im Vergleich zu
IFS recht einheitlich simuliert. Prognoserelevante Unterschiede ergeben sich in
der Nacht zum Sonntag beim Starkregen, der laut GFS bis in den (Nord-)osten
ausgreifen soll, während bei IFS und ICON nur der Süden und Südosten (etwa vom
Schwarzwald bis zur Lausitz) betroffen wären.
Erst zum Ende der Mittelfrist am Mittwoch weicht bei der Synoptik vor allem ICON
von den Lösungen von IFS und GFS geringfügig ab. ICON simuliert eine etwas
zonaler orientierte Höhenströmung, sodass der Höhenrücken einerseits flacher
erscheint und andererseits Deutschland erst später von ihm profitiert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen sowohl bei den Temperaturen als auch beim Geopotential
bis einschließlich Dienstag einen sehr geringen Spread. Dabei liegen die
850hPa-Temperaturen auf einem gemäßigten Temperaturniveau und sind quasi
zwischen 6 und 9 Grad festgenagelt. Erst im Übergang zur erweiterten Mittelfrist
zeigen die Mehrzahl der Ensemblemember ein ansteigendes Geopotential und
ansteigende 850h-Temperaturen, resultierend aus dem Rücken, der dann für
Mitteleuropa wetterbestimmend wird. Haupt- und Kontrolllauf liegen jedoch eher
im oberen Bereich. Der unbeständige Wettercharakter zeigt sich auch anhand der
Niederschlagssignale, mit einer vorübergehenden trockenen Phase am kommenden
Mittwoch und Donnerstag.

Im Zeitraum t72-96h werden 3 Cluster angeboten, wobei sich kaum
prognoserelevante Unterschiede identifizieren lassen.
Im Zeitraum t120-168h teilen sich die Member in 4 Cluster auf, wobei auch diese
die beschriebenen grundlegenden synoptischen Muster recht ähnlich beschreiben.
In der erweiterten Mittelfrist werden 5 Cluster angeboten. Die letzten beiden
Cluster, die zudem mit 2 bzw. 10 Membern eher unterrepräsentiert sind, deuten
für Mitteleuropa eine längere Hochdruckphase an, während die restlichen Member
keine dauerhafte Hochdrucklange erwarten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag werden von Westen und Nordwesten her bis zur Mitte ausgreifend sowie
im Südosten Bayerns teils kräftige Gewitter mit markantem Starkregen zwischen 15
und 25 l/qm in kurzer Zeit und Sturmböen bis 75 km/h (Bft 8-9) erwartet. Ab dem
Abend kommt zudem von Südwesten mehrstündiger Starkregen mit Mengen bis 30 l/qm
innerhalb von 6 bis 12 Stunden auf, der in der Nacht zum Sonntag ostwärts
ausgreift. Cosmo-LEPS stützt den Starkregen mit strichweisen
Wahrscheinlichkeiten bis 30%, ICON- und IFS-EPS simulieren nur am Hochrhein
Wahrscheinlichkeiten über 10%. Im Vorfeld sind vor allem südlich der Donau sowie
auf der Alb Sturmböen möglich.

Von Sonntag bis Dienstag herrscht vor allem im Norden und in der Mitte
Schauerwetter, teils mit kurzen kräftigen Gewittern, mit Potential für markantem
Starkregen und Sturmböen bis 85 km/h (Bft 9). Unwetterartige Mengen sind wegen
der erhöhten Zuggeschwindigkeit jedoch kaum zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel