S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.08.2021 um 10.30 UTC

Zunächst weiter beständig unbeständig mit Schauern und Gewittern, regional
Dauerregen, mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 10.08.2021

Über weite Teile des mittelfristigen Zeitraums beginnt die bestimmende
Großwetterlage mit ein „T“ für Tief oder Trog. Egal welches „T“ auch gemeint
ist, es impliziert eher wechselhaftes Wetter. Bis einschließlich kommenden
Montag sind die Mehrzahl der IFS-Member der Wetterlage „Trog Westeuropa“
zugeordnet. Erst zum Ende der Mittelfrist mischen sich zunehmend Wetterlagen mit
„B“ für Brücke und „H“ für Hoch in den ENS-Raum. Somit gibt es zum Ende des
mittelfristigen Zeitraums nach aktuellen Berechnungen berechtigte Hoffnung auf
Wetterberuhigung. Allerdings ist diese nicht zwingend mit sommerlichen oder gar
heißen Temperaturen gleichzusetzen. Dafür müsste das „H“ auch noch an der
richtigen Stelle über Europa liegen. Zuvor aber zu den Anfängen der Mittelfrist
und da grüßt uns täglich das Murmeltier mit dem für 2021 typischen,
unbeständigen Witterungsbedingungen.

Am kommenden Freitag liegt das steuernde Höhentief über den Britischen Inseln
und spannt von dort einen breiten Langwellentrog auf. Dieser reicht vom
Nordatlantik bis zum Baltikum. Wie weit sich der Langwellentrog südwärts
amplifiziert, ist nachhaltig von den in die Strömung eingelagerten
Kurzwellentrögen abhängig. Am Freitag versucht sich über den Atlantik ein neuer
Kurzwellentrog nach Süden vorzuarbeiten und erreicht dabei die Nordwestspitze
der Iberischen Halbinsel. Ein weiterer Trog liegt über dem östlichen
Mitteleuropa, dessen Achse sich von Benelux über Deutschland, Tschechien sowie
Südpolen hinweg bis nach Rumänien erstreckt und dabei über Polen ein Drehzentrum
aufweist. Am Boden korrelieren die beiden Höhentiefs mit Bodentiefs etwa an
gleicher Stelle. Für das Wetter in Deutschland ist dabei das Tief über den
Britischen Inseln sowie der daran gekoppelte hochreiche Trog verantwortlich. In
den Trog ist bodennah auch noch ein okkludiertes Frontenzug eingebettet.
Entsprechend liegen hierzulande vor allem nördlich der Donau und westlich der
Elbe mit PVA, frontogenetischen Prozessen, etc. ausreichend Hebungsimpulse vor,
um kräftige Schauer und Gewitter auszulösen. Allenfalls im Süden macht sich auch
ein schwacher Rücken bemerkbar, der sich zwischen den besagten Kurzwellentrögen
nordwärts aufbäumt und dessen Achse am Freitag von Norditalien bis nach
Ostdeutschland reicht und somit die Niederschlagsneigung dämpft. Östlich der
Elbe kann sich zwischen den beiden Tiefs über den Britischen Inseln und Polen
zudem kompensierendes Absinken einstellen, was die Niederschlagsaktivität
ebenfalls mindert.

Am Samstag verlagert sich das hochreichende Tief von Polen nordwärts bis zum
Baltikum, sodass auch die Trogachse Deutschland nordwärts verlässt. Gleichzeitig
übernimmt der Kurzwellentrog über dem Ostatlantik bzw. Westeuropa die Rolle des
Chefkochs in der deutschen Wetterküche. Im Vergleich zum Vortag kann sich der
Trog noch weiter nach Süden ausdehnen und nun schon den Süden der Iberischen
Halbinsel unsicher machen. Auf der Vorderseite des Troges stützt WLA den Rücken
derart, dass dieser sich weiter amplifizieren kann. Allerdings schiebt er sich
auch weiter ostwärts, sodass dessen Achse von der Adria bis nach Ostpolen reicht
und somit zunehmend an Einfluss auf das Wetter in Deutschland verliert. Über
Deutschland kann sich dabei die Strömung Aufsteilen und somit vor allem in den
Süden und Osten wärmere Luft subtropischen Ursprungs pumpen, sodass die
Temperaturen in 850 hPa im Südosten Bayerns Werte um 17 Grad erreichen. Dem
gegenüber werden an der Nordsee nur Werte um 8 Grad erwartet. Zudem sind in der
südwestlichen Strömung kurzwellige Anteile eingelagert, die schließlich die
vertikalen Umlagerungen zusätzlich zu den bestehenden frontogenetischen
Prozessen antreiben und bevorzugt im Norden und Westen zu Schauern und Gewittern
führen. Für das Wetter in Teilen des Landes ist aber auch die Entwicklung eines
kleinräumigen Tiefs über Nordwestösterreich von wesentlich Bedeutung. Aufgrund
diesem stellt sich vom Oberrhein bis zu den Alpen eine Gegenstromlage ein,
wodurch die Luft kräftig gehoben wird. Die Folge wären länger anhaltende
schauerartig verstärkte Niederschläge, die hier und da, vor allem auf der
Ostflanke auch mit Gewittern einhergehen können. Die Schwerpunkte der
Niederschläge verlagern sich dabei mit dem Trog langsam nordostwärts.

Zum Sonntag wirbelt das zentrale Höhentief über Schottland und steuert mit der
Strömung mehr oder weniger ausgeprägte Kurzwellentröge. Der hochreichende
Kurzwellentrog vom Vortag liegt demnach am Sonntag mit seiner Achse über der
Nordhälfte Deutschlands und kann dabei mit seinen Fängen das kleinräumige Tief
auf den Weg von Österreich zur Ostsee einfangen, an welchem auf der Südflanke
eine Kaltfront gebunden ist. Diese wird jedoch mit seinen entsprechenden
Niederschlägen rasch nach Osten geschoben, sodass der Einfluss auf Deutschland
tagsüber kaum noch oder nicht mehr vorhanden ist. Dafür sollte der Blick erneut
nach Westen gehen. Denn dort beginnt sich über Westeuropa ein neuer
Kurzwellentrog zu amplifizieren und gleichzeitig mit der Strömung ostwärts zu
wandern. Die an PVA gebunden konvektiven Niederschläge greifen schließlich schon
frühzeitig auf Deutschland über und versorgen vor allem die Regionen nördlich
von Mosel und Main wiederholt mit kräftigen, teils gewittrigen Regengüssen. An
den Alpen bzw. in Südostbayern führen die Reste der Kaltfront noch für
Niederschläge, sonst sollte im Süden die Niederschlagsneigung zunächst aber
geringer ausfallen, bevor der markante Trog in der Nacht die Regenfälle auch
dort wieder aktiviert und verstärkt. Zudem wird das Land von Westen von deutlich
kühlerer Luft geflutet, sodass die Temperaturen auf 850 hPa nur noch zwischen 5
und 9 Grad liegen.

Am Montag bleibt Deutschland noch voll im Einflussbereich des Höhentiefs über
der nördlichen Nordsee, dessen Langwellentrog jedoch an Wellenlänge einbüßt und
mit seiner Hauptachse ostwärts schwenkt. Beim Wetter gibt es zunächst aber
nichts Neues. Der Montag ist ein Duplikat des Sonntags in etwas abgeschwächter
Form. Auf den nach Nordosten abziehenden Kurzwellentrog folgt rasch ein neuer
Kurzwellentrog von Westen, der ebenfalls bis Dienstag das Land ostwärts
überquert. Aber danach scheint die Trog-Autobahn zu stottern. Über dem Atlantik
kann sich über die Britischen Inseln hinweg bis zum Nordmeer wohl ein Rücken
aufbäumen, der bodennah eine Hochdruckzone stützt, die sich wie eine Zunge auch
ostwärts langsam über Deutschland legt. Während der Tag noch von den
Kurzwellentrögen geprägt ist, die bevorzugt nördlich von Mosel und Main weitere,
teils kräftige Schauer und Gewitter bringen, lässt die Niederschlagsneigung im
Süden schon nach. Nachts sollen dann überwiegend nur noch die Küstengebiete und
das angrenzende Binnenland sowie Teile des Ostens im Bereich der Frontalzone
liegen und somit weiter mit Schauer und einzelne Gewitter versorgt werden. Sonst
setzt von Westen Wetterberuhigung ein.

Am Dienstag liegt Deutschland schließlich auf der Rückseite des Troges, dessen
Drehzentrum nun schon über der nördlichen Nordsee liegen soll. Somit gewinnt der
Rücken über Westeuropa an Einfluss, der sich weit nach Norden amplifizieren
kann. Bodennah kann sich der hohe Luftdruck auch hierzulande weiter stärken und
ausdehnen. Nach Leseart des IFS wird der Schwerpunkt der Zone über
Westdeutschland gesehen. Einhergehend liegen weite Teile noch auf der kühlen
Ostflanke des Hochs. Die Temperaturen in 850 hPa weisen entsprechend ein
Südwest-Nordostgefälle auf. Während im Südwesten Werte bis 13 Grad
prognostiziert werden, sollen es im Nordosten nur rund 6 Grad werden. Dazu
werden nur noch im Norden, im Hochrandbereich sowie an den Alpen in der wärmeren
und feuchteren Luft vereinzelt Schauer simuliert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großskaligen Strukturen des Geopotential- und Luftdruckfeldes werden von den
derzeitigen IFS-Modellläufen konsistent abgebildet. Vor allem der gestrige
12-UTC-Lauf des IFS beschreit eine bis ins Detail vergleichbare Lösung zum
aktuellen 00-UTC-Lauf. Der gestrige 00-UTC-Lauf zeigte eine etwas stärker
ausgeprägte meridionale Komponente. Die Trog-Rücken-Strukturen wiesen somit eine
größere Amplitude auf und verlagerten sich zum Ende der des mittelfristigen
Zeitraums auch etwas schneller.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die großskaligen Geopotential- und Luftdruckmuster werden auch von weiteren
Globalmodellen (GFS, ICON, GEM, UKMO) zum IFS vergleichbar dargestellt. Vor
allem das GFS zeigt bis einschließlich Montag sehr ähnliche Strukturen. Das ICON
weicht im Detail etwas mehr von den Vorgaben des IFS ab. Das ICON rechnet die
Trog-Rücken-Kombinationen etwas markanter. Zudem wird das ICON im Verlauf des
Zeitraums bei der Verlagerung etwas schneller. Somit zeigt das ICON auch die
Wetterberuhigung schon ab Montag, während das GFS diesbezüglich hinterherhinkt
und auch den Schwerpunkt des hoch noch weiter westlich sieht. Das GEM folgt im
Verlauf zunehmend der ICON Lösung, das UKMO folgt zunächst dem GFS bis es dann
auch Vorgaben des ICON besser findet.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bei einem konstant
relativ geringen Spread bis einschließlich Dienstag eine recht gute
Vorhersagegüte. Allenfalls am Wochenende im Süden sowie ab Dienstag wird der
ENS-Raum zunehmend gespreizt. Der Haupt- und Kontrolllauf liegen zunächst im
Bereich der größten Auftrittswahrscheinlichkeit und wandern ab Montag zunehmend
ins obere Drittel des Ensembles.

Die großskalige Verteilung der Geopotential- und Luftdruckfelder lässt sich im
Zeitraum von +72 bis +96h insgesamt in fünf Grundmuster einteilen. Diese werden
zunächst durchgehend dem Schema einer positiven NAO zugeordnet. Im Verlauf
wechseln sie früher oder später in die Signatur einer negativen NAO. Beide
Schemata beschreiben dabei über dem Atlantik zonale Strömungsbedingungen. Das
Wetter in West- und Mitteleuropa wird dagegen von einem Langwellentrog geprägt.
Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Interpretationen sind bevorzugt bei
der Lage und Verlagerung sowie Amplitude der Kurzwellentröge zu verzeichnen, die
mit der Strömung auf der Südflanke des steuernden hochreichenden Tiefs ostwärts
geführt werden. Das Cluster 1 mit Haupt- und Kontrolllauf und auch Cluster 2
weisen jedoch kaum nennenswerte Abweichungen auf.

Im Zeitraum von +120 bis +168h werden nur noch zwei Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten im ENS-Raum ausreichend zu beschreiben. Beide Cluster starten
analog zum vorangegangenen Zeitraum mit dem Schema einer negativen NAO. Während
Cluster 1 über den Umweg einer positiven NAO zum Blocking wechselt, nimmt das
Cluster 2 zum Ende des Zeitraums den direkten Weg zum Blocking. Doch auch der
Weg zum Blocking sowie das Blocking selber sind bei den beiden Lösungen
verschieden. Cluster 1 mit Haupt- und Kontrolllauf mit insgesamt 28 Member
beschreibt bis einschließlich Montag, den 9 August, eine recht glatte zonale
Strömung. Erst ab Dienstag beginnt sich ein Rücken über Westeuropa signifikant
nordwärts aufzubäumen. Dabei wird der Rücken auch für das Wetter hierzulande
dominant, was wiederum daran liegt, dass der Trog über dem östlichen
Mitteleuropa deutlich schwächelt. Bei Cluster 2 mit 23 Mitgliedern und somit
fast gleicher Wertigkeit bäumt sich schon am Montag ein Rücken vom Ostatlantik
signifikant nach Nordosten auf und sprengt die Zone tiefen Geopotentials. Dabei
ist das Höhentief über der Nordsee deutlich stärker gerechnet als in Cluster 1.
Auch im Verlauf bleibt das Blocking zunächst westlich über dem Ostatlantik
hängen, sodass das Höhentief auch über Dienstag, den 10. August hinaus für
Deutschland wetterbestimmend bleibt.

In der erweiterten Mittelfrist beschreiben wie schon am gestrigen Montag sechs
Cluster die Geopotential- und Luftdruckstruktur des ENS. Bis auf wenige
Ausnahmen bleibt das Schema Blocking Trumpf. Nur Cluster 6 mit immerhin 5 Member
und dem Hauptlauf mag keine stationären Verhältnisse und zeigt erneut zonale
Verhältnisse mit verlagernden Trog-Rücken-Strukturen. Das Cluster 1 mit dem
Kontrolllauf und insgesamt 14 Mitgliedern zeigen tiefes Geopotential/tiefen
Luftdruck über Nordeuropa und hohes Geopotential/hohen Luftdruck über dem Süden.
Deutschland läge zwischen den Stühlen mit tendenziell mehr Niederschlägen im
Norden als im Süden. Cluster 2 setzt zwar zunächst auf hohen Luftdruck, der aber
zum Ende des Zeitraums einknickt und wieder sehr troglastig wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI gibt am Freitag im Südwesten bezüglich des vieljährigen Modellklimas
Hinweise auf leicht überdurchschnittliche Windgeschwindigkeiten. Am Samstag wird
dann vom südlichen Oberrhein und Hochrhein nordostwärts ausgreifend
überdurchschnittliche Regenmengen verwiesen, bevor am Sonntag über der Mitte
wieder der Wind im EFI-Fokus steht.

Am Freitag gibt es vom C-LEPS allenfalls im Bergland West- und
Südwestdeutschlands geringe Wahrscheinlichkeiten für steife Böen, in Kammlagen
auch stürmische Böen. Für signifikante warnwürdige Regenmengen gibt es vonseiten
der Probabilitik keine Signale, wenngleich die Zutaten für die
Gewittervorhersage bei PPW zwischen 25 und 31 mm sowie Cape-Werten bis 800 J/kg
vor allem im Nordwesten und Norden sowie der Mitte Starkregen bis 25 l/m² in
kurzer Zeit zulassen. Lokal kann auch heftiger Starkregen bis 40 l/m² nicht
völlig ausgeschlossen werden.

Am Samstag springt dann die Probabilistik beim Niederschlag modellübergreifend
deutlich an. Vom Hochrhein bis nach Oberbayern weisen je nach Modell 10 bis 30,
bei EZ-EPs bis 50% der Member eine Überschreitung der Dauerregenschwelle von 30
l/m²/24h aus. Zudem gibt es auch in Teilen Ostdeutschland geringe Hinweise bis
15% für entsprechende Mengen. Neben diesem meist skaligen Ereignis sind in Folge
von kräftigen Schauern und Gewitter bei PPW zwischen 25 und 30 mm bevorzugt im
Norden und Westen weiter Starkregenfälle in kurzer Zeit bis 25 l/m²
wahrscheinlich, heftiger Starkregen aber nur gering wahrscheinlich. Auch im
Südosten Bayerns können starke Gewitter mit Starkregen auftreten, Unwetter
möglich.

Am Sonntag ist sich die Pobabilitik sowohl beim Wind als auch beim Niederschlag
nicht einig. Allerdings gibt es für beide vor allem im Norden und Nordwesten
geringe Hinweise für das Überschreiten der markanten Warnschwelle. Demnach
stützen beim C-Leps Wahrscheinlichkeiten bis 15% potentielle Sturmböen, für
Regenmengen über 30 l/m² werden vom EZ-EPS bis 10% angeben.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, det. IFS TT auch MosMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel