S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.07.2021 um 10.30 UTC

Fortdauer des unbeständigen, aber nicht unfreundlichen Wetters mit örtlichen
Schauern und Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.08.2021

Zur neuen Woche erstreckt sich nach wie vor ein komplexer Trog von Skandinavien
über West- und Mitteleuropa. Während die östliche Trogachse, die am anstehenden
Wochenende vor allem über Süddeutschland teils ergiebige Regenfälle produziert,
sich langsam Richtung Tschechien und Polen verabschiedet, stößt von den
Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel ein Sekundärtrog westwärts vor,
der den Langwellentrog regeneriert. Bodennah liegen wir zwischen einem Tief über
Südschweden mit Kerndruck nahe 1000 hPa und einem schwachen Hoch mit etwas über
1015 hPa über Frankreich in einer schwachen westlichen bis nordwestlichen
Strömung. In dieser gelangt von der Nordsee vergleichsweise kühle Meeresluft mit
T850 teils unter 5 Grad in den Norden und Nordwesten Deutschlands, erreicht aber
kaum und wenn dann nur stark modifiziert die Südhälfte Deutschlands, wo noch
immer eine feucht-labile und mäßig warme Luftmasse mit T850 nahe 10 Grad lagert.

Während die Konvektion über der Norddeutschen Tiefebene bei rund 600 hPa (-10
Grad) gedeckelt ist und folglich nur wenig ML Cape mit nur schwachen Schauern
generiert wird, sind vom Niederrhein über die Mosel bis zur Donau günstigere
Bedingungen gegeben. Dort können die Wolkenoberkanten bis knapp an die
Tropopause hinaufreichen bei CAPE Flächen bis 500 J/kg und PPW’s um 25 mm.
Scherung gibt es allerdings kaum, so dass mit stark pulsierenden Einzel- und
Multizellen zu rechnen ist, die vorrangig mit der Gefahr von Starkregen und
kleinkörnigem Hagel respektive Hagelansammlungen einhergehen können. Lokal eng
begrenzte Unwetter aufgrund heftigen Starkregens über 25 l/qm binnen einer
Stunde können nicht ausgeschlossen werden. Prädestiniert dafür wären vor allem
die westlichen Mittelgebirge, wo es zuerst auslösen sollte und die Verlagerung
nur sehr schleppend vorangeht. Unmittelbar am Alpenrand bleibt es weitgehend
niederschlagsfrei, da die Luftmasse unter Absinken infolge eines flachen
Höhenrückens etwas abtrocknet.
Gradientbedingt kommt es an der Ostsee noch zeitweise zu Windböen (Bft 7). Die
Höchstwerte liegen in Küstennähe sowie im höheren Bergland nur bei 17 bis 20
Grad, sonst bei bis zu 24 Grad.

Am Dienstag schwenkt der östliche Randtrog über das Baltikum nordostwärts,
wodurch der Gradient auch am Boden in Ostseenähe komplett aufweicht und generell
nur noch schwache Luftdruckgegensätze über Deutschland zu verzeichnen sind.
Unterdessen erreicht der Sekundärtrog unter Verkürzung seiner Amplitude im
Tagesverlauf Ostfrankreich, so dass die Südwesthälfte Deutschlands zum
konvektiven Höhepunkt am Nachmittag und Abend auf dessen Vorderseite gelangt.
Entsprechend verbreitet sollten demnach Schauer und Gewitter ausgelöst werden,
die ein hohes Starkregenpotential bis in den Unwetterbereich hinein aufweisen.
Nördlich der Aller und Havel bleibt es voraussichtlich meist trocken, die
Bewölkung kann unterhalb einer flachen Absinkinversion jedoch teils zäh sein. Am
Temperaturniveau ändert sich kaum etwas, heißt auch, dass in den Nächten bei 15
bis 8 Grad weiterhin schlaftauglichst gelüftet werden kann.

Am Mittwoch sorgt die stattliche „Autobahn“ über dem Atlantik (sehr zonale
Strömung mit Jetstreak über 100 Knoten) für Nachschub und der nächste Randtrog
erreicht die Britischen Inseln. Dadurch wird entgegen des gestrigen Laufes der
KWT vom Vortag durch seichte WLA auf dem Weg nach Nordosten wohl relativ rasch
zugeschüttet und nach kurzer Wetterberuhigung gelangen wir auf die nächste
Trogvorderseite. Das genaue Timing dieses neuerlichen Vorstoßes wird darüber
entscheiden, wo und wie stark neuerliche Schauer und Gewitter ausfallen.
Regionen, die über 24 Stunden komplett trocken bleiben, bilden aber wohl eher
die Ausnahme.

Bis Freitag wiederholen sich kurz zusammengefasst die Prozesse vom Mo-Mi
nochmals. Die wechselhafte und zu schauerartigen Niederschlägen neigende, vor
allem am Nachmittag und Abend auch mit Gewittern garnierte, Witterung findet
damit ihre nahtlose Fortsetzung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im ersten Moment denkt man: Hoppla! Das sieht ja für den Mittwoch komplett
anders aus. Kein Wunder jedoch bei dieser komplexen Trogkonfiguration mit
zahlreichen, durchschwenkende kurzwelligen Anteilen auch kein Wunder. War die
Amplitude der Wellen im gestrigen 0z Lauf noch deutlich größer und die
südwestliche Strömung dank stärkerer Schnittflächen Isothermen/Isohypsen und
demnach größerer Advektionsterme stark mäandrierend, so kommen diese nun
vergleichsweise flach einher. Eine eigenständige Tiefentwicklung wie gestern
noch über Polen am Mittwoch simuliert, wird daher unwahrscheinlicher. Aufgrund
der starken Baroklinität fällt eine Einordnung des realistischsten Szenarios
aber schwer, da sich mit den Folgeläufen bei kleinen Detailänderungen erneut
größere Auswirkungen auf Intensität und Ausbreitung der konvektiv geprägten
Niederschläge ergeben kann.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die synoptischen Basisfelder sehen in grober Näherung vergleichbar aus.
Einheitlich wird beispielsweise die Ankunft am Mittwoch des neuen Randtroges von
Westen gesehen. Form, Ausprägung und Timing sind mitunter mit größeren
Unterschieden versehen, was unmittelbar veränderte Niederschlagsschwerpunkte zur
Folge hat. Dadurch ist eine detaillierte Aussage über den Regionen-bezogenen
Wetterablauf in der kommenden Woche schwierig bis unmöglich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Fangen wir mit dem Leichten an: Die Temperaturplumes sind ausreichend gut
gebündelt und schwanken meist zwischen 5 und 10 Grad, im Nordwesten anfangs auch
etwas darunter. In der zweiten Wochenhälfte ist ein leichter Aufwärtstrend im
Norden zu beobachten, womit sich das Temperaturniveau deutschlandweit angleicht.
Sommertage mit Höchstwerten um 25 Grad rücken damit auch in Norddeutschland bis
zum nächsten Wochenende zumindest wieder in Reichweite.

Die Niederschlagssignale sprechen nicht gerade für Unwetter (was angesichts der
räumlichen Auflösung des IFS und der nur lokalen Gewittertätigkeit nicht
überrascht), sind aber dennoch stetig jeden Tag bei rund 5 l/qm angesiedelt mit
Schwerpunkt in der zweiten Tageshälfte.

Die Spreizung des Geopotentials nimmt ab Donnerstag/Freitag deutlich zu, was gut
die divergierenden Lösungen auch der letzten Hauptläufe wiedergibt. Ob sich
zwischenzeitlich mal ein flacher Rücken aufwölben kann oder direkt der nächste
Randtrog in den vorgebetteten Haupttrog über Mitteleuropa vorstößt, dafür sieht
auch das EPS kein präferiertes Szenario.

Spätestens beim Blick in die Cluster wird jedoch schnell klar, dass es sich
selbst im Falle eines antizyklonalen Ansatzes nur im ein Intermezzo handelt. Im
Mittel sollte es sich großwetterlagentechnisch in der Mittelfrist weiterhin eher
im Bereich zwischen West zyklonale (Wz), Trog Mitteleuropa (TrM) und Tief
Britische Inseln (TB) abspielen.

Allerdings: In der erweiterten Mittelfrist beim Übergang zur Folgewoche (Sa-Mo,
07.-09. August) deutet sich schon ein stärkeres Mäandrieren der Frontalzone über
dem Atlantik an, mit der Folge, dass die südwestliche Höhenströmung mit
Amplifizierung eines Troges über dem nahen Ostatlantik stärker über Deutschland
aufsteilt. Das könnte zumindest in der Südosthälfte Deutschlands in einen
trockenen und zunehmend heißen Witterungsabschnitt münden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Das Gewitterpotential wurde bereits ausführlich oben im Text beschrieben. Der
Fokus liegt aufgrund der langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit und meist
fehlenden Scherung vor allem auf dem Starkregen, der punktuell bis in den
Unwetterbereich gehen kann. Eine großräumige Unwetterlage kündigt sich aus
heutiger Sicht im Mittelfristzeitraum aber nicht an, weshalb man auch beim EFI
CAPE Shear und Precipitation Signale vergeblich sucht. Gleiches gilt für
Wahrscheinlichkeiten bezüglich markanter Regensummen größer 30 l/qm binnen 24
Stunden in der Probabilistik.

HITZE:
Zwar nur ein Randaspekt, aber dennoch sehr bemerkenswert: Extreme Hitzewelle
über dem östlichen Mittelmeerraum mit Höchstwerten um die 45 Grad, die bis
mindestens Ende nächster Woche anhält. Einhergehend extreme Wärmebelastung und
Fortdauer/Verschärfung der Waldbrände. Massive Signale im EFI mit Werten nahe 1
und auch SOT teils größer 1.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen