S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.07.2021 um 10.30 UTC

Wechselhaft mit zeitweiligen Niederschlägen und teils kräftigen Gewittern. Dabei
zunächst warm, ab Wochenmitte im Nordwesten, am Wochenende auch im Südosten
kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 31.07.2021

Die nachhaltige und schon länger andauernde Blockierung in der Höhe setzt sich
auch in der ab Dienstag beginnenden Mittelfrist weiter fort. Bei einer
Rossby-Wellenzahl von 3 bis 5 sind vor allem über Grönland und über
Nord-Sibirien weit nach Norden aufragende und daher blockierende Höhenhochs zu
finden, die sich dort auch in den nächsten Tagen halten werden. Im Sinne des
„Downstream Developments“ gibt es als Pendant zum hohen Geopotenzial über
Grönland über dem Nordostatlantik einen Langwellentrog, der angesichts der
quasistationären Rossbywelle kaum Progression zeigt. Einen möglichen Impuls aus
der nun in Phase 4 bis 5 gelangenden MJO, der eine progressivere
Wellenverlagerung über dem Nordatlantik bewirken könnte, zeigt sich vorerst
(noch) nicht.

Im Detail ist der Langwellentrog über weiten Teilen des Nordostatlantiks am
Dienstag mit einem Drehzentrum knapp südwestlich von Island sowie mit zwei
größeren Randtrögen ausgestattet. Randtrog Nr. 1 hat dabei eine Achse auf einer
Linie Nordirland – Ostfrankreich – Korsika, während Randtrog Nr. 2 rund 1000 km
nordwestlich der Iberischen Halbinsel in südöstliche Richtung zieht. Deutschland
findet sich auf der Vorderseite des Trogs wieder, wobei am Boden keine Fronten
über uns liegen und ein sehr schwach ausgeprägter flacher Keil den
Langwellentrog über Benelux nach Norden umrundet. Das sorgt für
Zwischenhocheinfluss bei uns, bevor uns am Nachmittag der erste Randtrog
erreicht. Auf seiner Vorderseite wird ein Frontensystem eines Tiefs mit Zentrum
bei den Britischen Inseln nach Deutschland geführt. Präfrontal liegen die T850
hPa bei 10 Grad im Norden bis 16 Grad im Süden.

Am Mittwoch verlagert sich das Drehzentrum des Langwellentrogs nach Irland, der
deutlich abflachende erste Randtrog Süd-Skandinavien und der ebenfalls
abflachende Randtrog Nr. 2 abends bereits Norddeutschland. Das Frontensystem des
Tiefs bei den Britischen Inseln wird mit Randtrog Nr. 1 nach Norden
herausgeführt, die Ausläufer eines weiteren Frontensystems eines Tiefs bei den
Britischen Inseln erreichen Deutschland nach kurzem Zwischenhocheinfluss in den
Abendstunden. In der südwestlichen Strömung fließt nach wie vor warme bis sehr
warme Subtropikluft mit T850 hPa von 10 bis 17 Grad ein.
Am Freitag zieht das Frontensystem nach Osten ab, im Süden kommt es ins
Schleifen. Die kühlere Luft kann sich daher postfrontal bei neuerlichem
Zwischenhocheinfluss nur bis zur Mitte durchsetzen, im Süden bleibt es
schwül-warm. Am Abend erreicht noch ein Frontensystem den Nordwesten von
Deutschland, es hängt zusammen mit einem weiteren kleinen Höhentief. Dieses
zieht an der Südflanke des quasistationären Langwellentrogs vom Nordostatlantik
kommenden über Irland hinweg bis in die südliche Nordsee.

Am Samstag löst sich das kleine Höhentief an der Südflanke über Dänemark auf,
während ein neuer Randtrog den Langwellentrog regeneriert und eine Achse von der
Nordsee über die Britischen Inseln bis zur Biskaya formiert. Diese zieht bis zum
Abend bereits bis auf eine Linie Süd-Norwegen – Zentralfrankreich weiter. Die
Ausläufer des zugehörigen Bodentiefs (ebenfalls über den Britischen Inseln)
erreichen Deutschland aber erst in der Nacht zum Sonntag. Das Temperaturgefälle
bleibt mit 7 bis 10 Grad im Nordwesten und 10 bis 15 Grad im Südosten erhalten.

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag kommender Woche passiert uns die Achse
des Trogs und damit das Frontensystems des zugehörigen Bodentiefs. Postfrontal
setzt sich dann auch im Südosten die kühlere Luft durch, im Nordwesten und
Norden bringt die nordwestliche Strömung sogar noch etwas kühlere Meeresluft mit
T850 hPa von 4 bis 6 Grad mit. Angesichts der sinkenden Temperaturen scheinen
die „Hundstage“ (23. Juli bis 23. August) erst einmal nicht mit Hitze aufwarten
zu wollen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des heutigen 0 UTC-Laufs des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist ausgesprochen hoch, da die Grundmuster stringent beibehalten
werden. Eine Diskussion der bei Höhentiefs üblichen leicht unterschiedlichen
Details kann vernachlässigt werden, da sie morgen wahrscheinlich wieder etwas
anders aussehen und am grundsätzlichen Wettercharakter nicht viel ändern. In der
erweiterten Mittelfrist ab nächste Woche Sonntag fällt ein langsameres
Durchschwenken der Achse des Langwellentrogs auf, das auch schon der 12 UTC-Lauf
so zeigte und eine Phasenverschiebung von rund 12 Stunden aufweist.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON stellt im Prinzip den gestrigen 12 UTC-Lauf des EZMW nach, wobei die
Unterschiede also nur gering sind und erst in der erweiterten Mittelfrist die
Achse des Langwellentrogs beim ICON schneller durchzieht. GFS ist bis Donnerstag
dem EZMW sehr ähnlich, am Freitag zieht das kleine Höhentief anstatt zur Nordsee
aber über Frankreich nach Benelux. Damit wäre der Tiefdruckeinfluss bei uns
stärker. Anschließend nähern sich GFS und EZMW beim Durschwenken der Achse des
Langwellentrogs wieder an. GEM und NAVGEM zeigen keine weiteren Alternativen zum
EZMW auf.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles sind für diverse deutsche Städte bei T850 hPa
und beim Geopot 500 hPa meist eng gebündelt, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf
jeweils gut im Median eingliedern. Damit wird der deterministische Lauf gut
bestätigt. Ab Mittwoch öffnen wenige Member den Spread ein wenig, insbesondere
die „warme Seite“ kann dann ein paar Mitglieder für sich gewinnen. Ähnlich
verhält es sich auch beim Geopotenzial, wo das höhere Geopotenzial zumindest ein
paar Fans auf seine Seite zieht. Aufgrund des sonst homogenen Bilds der
Rauchfahnen können diese Lösungen aber wohl vernachlässigt werden.

CLUSTER:
Für den ersten Zeitraum am Dienstag und Mittwoch werden drei Cluster gebildet,
die sich ähnlich sind, den Trog jedoch in leicht unterschiedlicher Ausprägung
simulieren. Das ändert unser Wetter allerdings nicht wesentlich.
Im zweiten Zeitraum von Donnerstag bis Samstag gibt es fünf Cluster mit
vorherrschendem NAO- als Wetterregime. Nennenswerte Unterschiede sind für
Mitteleuropa zwischen den Clustern ebenfalls nicht festzustellen.
Im dritten Zeitraum von Sonntag nächster Woche bis Dienstag darauf werden drei
Cluster analysiert (Dominanz „Atlantischer Rücken“). Auch in diesen Clustern
fallen keine großen Unterschiede für Mitteleuropa auf.

FAZIT:
Am wechselhaftem Wettercharakter mit zeitweiligen Niederschlägen und teils
kräftigen Gewittern und trockenen Phasen dazwischen gibt es kaum etwas zu
rütteln. Dabei ist anfangs überall warm, ab der Wochenmitte kühlt es zunächst im
Norden und Nordwesten ab. In der erweiterten Mittelfrist ab übernächste Woche
Sonntag schwenkt der Trog durch, womit es nachfolgend überall kühler wird und
die schwül-warme bzw. feuchte und damit gewitterträchtige Luft auch aus dem
Süden und Südosten verdrängt wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Auch wenn EFI nicht auf mögliche Gewitter durch erhöhtes CAPE oder CAPE-SHEAR
reagiert, sind in der feuchtwarmen Luft gebietsweise teils kräftige Gewitter zu
erwarten. Am Dienstag und Mittwoch gilt dies vor allem für den Westen und
Nordwesten und den Süden, ab Donnerstag dann vornehmlich für den Süden und
Südosten. Im Süden können erhöhte CAPE-Werte (bis 2000 oder 3000 J/kg) für
Gewitter mit Sturmböen und Hagel sprechen, während nach Norden und Nordwesten
hin eher der Starkregen das Thema ist. Sollte es ab Mittwoch im Nordwesten aber
zu Gewitter kommen, können diese aufgrund eines höheren Grundwindes bei
zunehmendem Gradienten ebenfalls mit Sturmböen einhergehen.

DAUERREGEN:
Am Dienstag zeigen die Ensembles (EFI erneut nicht) im Süden erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Niederschlagsmengen von mehr als 30 l/qm in 24 Stunden
bzw. noch schwache Wahrscheinlichkeiten für mehr als 50 l/qm in 24 Stunden. Bei
den 12-stündigen Niederschlägen sind vor allem in der Nacht zum Mittwoch Signale
vorhanden. Inwieweit diese als Stark- oder Dauerregen zu klassifizieren sind,
muss sich erst noch zeigen.

WIND:
Am Freitag weist EFI im äußersten Nordwesten Deutschland schwache Signale für
starken Wind auf, die in den Ensembles aber noch keinen Niederschlag finden.
Zumindest an der Nordsee dürften jedoch stürmische Böen auftreten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-ENS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler