S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.07.2021 um 10.30 UTC

Wechselhaft mit teils kräftigen Schauern und Gewittern, lokal Unwettergefahr vor
allem durch Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 28.07.2021

Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag nähert sich von Westen die Vorderseite des
westeuropäischen Troges, am Boden das korrespondierende flache Tief über
Frankreich sowie voraussichtlich eine vorlaufende Konvergenz oder zumindest eine
flache Tiefdruckrinne. Über den Norden/Nordosten läuft um den Keil ein kleines
Höhentief unter Abschwächung von Dänemark nach Polen. Während im Nordosten die
Luftmasse noch relativ trocken und stark gedeckelt ist und somit höchstens ein
paar harmlose Quellwolken erwartet werden, erreicht den Südwesten bereits in den
Morgenstunden eine sehr feuchte und labile Luftmasse. Die feucht-warme Luftmasse
mit 850 hPa-Temperaturen über 15 Grad (im Südosten sogar um 20 Grad) kommt
nordostwärts bis in die mittleren Landesteile voran. Von Südwesten her breiten
sich also schauerartige Niederschläge bzw. im Tagesverlauf Schauer und Gewitter
mit lokalem Starkregen- und Hagelpotenzial bis in den Unwetterbereich aus. Davon
wird zunächst der Westen und Südwesten und bis zum Abend auch die Mitte
Deutschlands betroffen sein, im Laufe der Nacht zum Sonntag verlagert sich der
Schwerpunkt mit weiterer Trogannäherung in den Norden, Nordosten und Osten des
Landes.

Am Sonntag verlagert sich der westeuropäische Trog nur unwesentlich, er streckt
sich noch etwas gen Süden, so dass Deutschland weiter auf dessen Vorderseite
verbleibt und die Strömung noch ein wenig mehr auf Süd dreht. Am Boden wird die
vorlaufende Tiefdruckrinne allmählich nordostwärts aus Deutschland
herausgedrückt, das Bodentief mit Zentrum über dem Kanal liegt weitgehend
achsensenkrecht unter dem Höhentief und füllt sich leicht auf. Es kommt also zum
einen im Bereich der Tiefdruckrinne im Norden und Nordosten und zum anderen nach
wie vor trogvorderseitig in den westlichen und südlichen Landesteilen zu
Schauern und Gewittern. Die weiterhin sehr feuchte und labile Luftmasse kann
lokalen Starkregen und Hagel bis in den Unwetterbereich hervorbringen.
Insbesondere im Südosten und Ostern lagert eine sehr warme Luftmasse mit 850
hPa-Temperaturen zwischen 15 und 18 Grad.

Am Montag steilt die Strömung durch die weitere Amplitudenvergrößerung des
Troges gen Nordafrika noch weiter auf, es formiert sich allmählich eine
Luftmassengrenze auf der Trogvorderseite, die vom Südwesten Deutschlands über
die Mitte nach Nordosten Richtung Ostsee gerichtet ist. Östlich davon ist die
Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen um bzw. leicht über 15 Grad wärmer und
feuchter und es kommt zu weiteren, teils kräftigen Schauern und Gewittern. Nach
wie vor besteht aufgrund der gradientschwachen Bodendruckverhältnisse und den
damit verbundene geringen Verlagerungstendenzen lokale Unwettergefahr
hinsichtlich Starkregen und Hagel. Aber auch die westlichen Landesteile, in
denen eine weniger feucht-warme Luftmasse (T850 hPa bei 11 bis 13 Grad)
vorherrscht, liegt nach wie vor trogvorderseitig. Auch dort werden also weitere
Schauer und Gewitter erwartet, die Unwettergefahr ist aber geringer. In der
Nacht zum Dienstag deutet sich dann allmählich etwas Bewegung im Troggeschehen
an – die Trogachse schwenkt zumindest nach Lesart des aktuellen IFS-Laufes
allmählich ostwärts, so dass zwar im Osten und Südosten auch nachts weitere
Schauer und Gewitter auf dem Programm stehen, im Westen sich aber ein
(zumindest) vorübergehendes Abklingen andeutet.

Am Dienstag schwenkt die Trogachse weiter ostwärts, allerdings greift von Westen
dann ein neuer, kurzwelligerer Anteil ins Geschehen ein. Dadurch gibt es erneut
allgemein Hebungsimpulse, die im Tagesverlauf auch im Westen wieder Schauer und
Gewitter auslösen. Im Osten und Südosten lagert nach wie vor die
Luftmassengrenze und eine etwas wärmere Luftmasse (allerdings kaum noch über 15
Grad in 850 hPa) und es kommt weiterhin zu Schauern und Gewittern. In der recht
flachen Bodendruckverteilung bildet sich eine Tiefdruckrinne bzw. ein flaches
Bodentief, das sich vom Nordosten Deutschlands südostwärts Richtung
Tschechien/östliches Österreich erstreckt. Mit dem Eingreifen des
Kurzwellentroges dreht die Höhenströmung in der Nacht zum Mittwoch mehr auf
Nordwest, an der Südflanke des flachen Bodentiefs dürften über Süddeutschland
aber östliche bis südöstliche Winde vorherrschen. Demnach kann sich im Südosten
Deutschlands (vor allem Alpenrand/Alpenvorland, eventuell später auch
Ostsachsen/Erzgebirge) eine Gegenstromlage bzw. eine Stausituation einstellen,
bei der die zunächst örtlichen Schauer/Gewitter in gebietsweisen, teils
schaueratig verstärkten oder teils gewittrigen Starkregen übergehen dürften. Wie
lange diese Stausituation andauert, ist unsicher. Nach Lesart des neun
IFS-Laufes von 00 UTC schwenkt der Trog bereits in den Morgenstunden des
Mittwochs durch und die Niederschläge klingen von Westen ab bzw. lassen
zumindest deutlich nach. Die Vorläufe ließen das deutlich langsamer von statten
gehen…

Am Mittwoch verabschiedet sich der Trog mit seiner Achse auch peu à peu aus den
östlichen bzw. nordöstlichen Landesteilen, nachfolgend deutet sich die
„Aufwölbung“ eines ziemlich flachen Keils an. Von Südwesten klingen die
Niederschläge unter leichtem Zwischenhocheinfluss meist ab. Nach Norden setzt
sich die „Wetterberuhigung“ voraussichtlich nicht gänzlich durch, da der nächste
(noch recht flache) Trog schon parat steht. Die Strömung dreht auf westliche
Richtungen und verdrängt die bis dato eher warmen Luftmassen ostwärts (850
hPa-Temperaturen sinken von Westen auf unter 10 Grad).

In der erweiterten Mittelfrist greift dann also der Folgetrog von Westen samt
korrespondierendem Bodentief und Frontensystem über. Freilich sind die Details
unklar, es geht aber wechselhaft weiter. Und auch temperaturtechnisch bleibt es
beim Auf und Ab ohne anhaltend sommerliche oder gar heiße Temperaturen, je nach
Strömungsregime: trogvorderseitig Anzapfen sehr warmer Luftmassen von Südwest
bis Süd, nach Durchschwenken von Nordwesten wieder Abkühlung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist bis einschließlich Sonntag sehr
gut, so dass sich keine Änderungen des Vorhersagekonzeptes ergeben. Danach
gestaltet sich das Wetter auf der Vorderseite eines westeuropäischen Troges ab
Beginn der Mittelfrist am Samstag wieder zunehmend wechselhafter mit Schauern
und Gewittern, die in Anbetracht der beteiligten Luftmasse (feucht-warme
Mittelmeerluft) in punkto Starkregen und Hagel auch wieder sehr kräftig
ausfallen können. Der Schwerpunkt der Niederschlagstätigkeit verlagert sich vom
Westen/Südwesten am Samstag in den Osten/Nordosten am Sonntag. Zu Beginn der
kommenden Woche bleibt die Konsistenz weiterhin relativ gut. Die Grundstrukturen
werden von den vorliegenden IFS-Läufen weiterhin sehr ähnlich simuliert, es
zeigen sich aber mehr und mehr Amplitudenunterschiede und zum Dienstag/Mittwoch
ist der aktuellste IFS-Lauf von heute 00 UTC dann zunehmend progressiver
aufgestellt. Während die Vorläufe Deutschland mehr oder weniger noch länger auf
der Trogvorderseite belassen und somit weiterhin lokal Schauer und Gewitter
auftreten dürften sowie vor allem Richtung Südosten eine nur zögerliche
Verlagerung einer Luftmassengrenze angedeutet wird, schwenkt nach den neuen
Vorhersagen der Trog im Laufe des Mittwochs durch. Das könnte eine kürzere
Andauer der potenziellen Starkregengefahr an der schleifenden
Luftmassengrenze/Gegenstromlage zum Dienstag/Mittwoch im Südosten (Alpenvorland,
Alpenrand, evtl. Ostsachsen) bedeuten – für eine Neubewertung ist es aber noch
zu früh.
Und auch für die erweiterte Mittelfrist ab Mitte kommender Woche zeigen alle
betrachteten Modellläufe nach kurzen Zwischenhocheinfluss (mehr oder weniger
stark ausgeprägt) einen weiteren Trog von Westen auf Mitteleuropa zusteuern. Es
dürfte als eher wechselhaft bleiben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei der Betrachtung anderer Globalmodelle wie ICON und GFS fallen wenig
Unterschiede auf. Die großräumigen Strukturen haben alle ähnlich im Programm,
ICON ist über weitere Teile des Mittelfristzeitraumes ein wenig progressiver mit
der Trogverlagerung. Hinsichtlich der geringen Unterschiede und der
mittelfristigen Zeitskala, lohnt eine Diskussion hier aber nicht. Hinsichtlich
der potenziellen Starkregenlage im Südosten von Dienstag auf Mittwoch zeigen
sowohl ICON als auch GFS ähnliche Signale wie das IFS, IFS nimmt in seinem
aktuellen 00 UTC-Lauf dann hier die progressivste Variante ein. Die
Unsicherheiten vor allem bzgl. der Andauer dieser Gegenstromlage sind also noch
recht groß.
In der erweiterten Mittelfrist ergeben sich auch mit der Betrachtung anderer
Globalmodelle keine neuen Informationen, die Weichen scheinen weiter auf
„wechselhaft“ gestellt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS bestätigt im ersten Zeitraum (Wochenende, +72 bis +96
h) mit einem Cluster die Sicherheit der Prognose der großräumigen Strukturen.
Bereits im Folgezeitraum für Montag/Dienstag (+120 bis +168 h) werden allerdings
4 Cluster angeboten mit 17, 15, 10 und 9 Membern und dem Hauptlauf im 4. Und dem
Kontrolllauf im 3. Cluster. Die Unterschiede werden hier natürlich in der
genauen Ausprägung und Position des Troges, auf dessen Vorderseite wir liegen,
gesehen. Festzuhalten ist vielleicht, dass mit den Clustern 1 und 2 doch eine
Vielzahl an Lösungen vorhanden ist, die den Trog weniger „flott“ nach Osten
vorankommen lassen als zum Beispiel der deterministische Lauf. Von daher mehren
sich die Unsicherheiten oder werden zumindest nicht weniger hinsichtlich des
etwas flächigeren Starkregens im Südosten für Dienstag auf Mittwoch. Für die
erweiterte Mittelfrist stehen 3 Cluster parat, die für Mitteleuropa/Deutschland
aber alle zyklonal beeinflusstes Wetter (meist Trogvorderseite, mal mehr mal
weniger ausgeprägt) im Programm haben.

Ein Blick auf die IFS-Rauchfahnen einiger Städte in Deutschland zeigt sowohl
hinsichtlich des Geopotenzials in 500 hPa als auch in Bezug auf die Temperatur
in 850 hPa eine relativ gute Bündelung bis einschließlich Sonntag, dann nimmt
der Spread allmählich zu, in der erweiterten Mittelfrist wird er dann relativ
groß. Im Bereich der recht guten Bündelung bis Anfang kommender Woche ist bei
Geopotenzial und Temperatur ein leichter Abwärtstrend zu verzeichnen.
Niederschlagssignale gibt es ab Samstag eigentlich durchgehen, mit
unterschiedlichen zeitlichen Schwerpunkten und im Süden und Osten tendenziell
etwas kräftigeren Signalen als im Norden.

Fazit: Es besteht hinsichtlich der prinzipiellen Wetterabläufe zumindest bis
einschließlich Wochenbeginn relative Prognosesicherheit, aufgrund des aber
konvektiven Charakters der Niederschläge liegt der Teufel naturgemäß im Detail
und genaue Aussagen zu Niederschlags- und Unwetterschwerpunkten sind schwierig.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im gesamten Mittelfristzeitraum treten wieder Schauer und Gewitter auf, die
aufgrund der geringen Verlagerungsgeschwindigkeit hinsichtlich Starkregen zu
lokalen Unwettern führen, außerdem können auch gebietsweise größerer Hagel und
teils schwere Sturmböen auftreten. Hier deutet sich nach wie vor keine
überregionale, sprich großflächige Starkregenlage an, aber lokal heftiger
Starkregen mit lokalen Überflutungen sind doch recht wahrscheinlich, die Flüsse
sind größtenteils ja noch gefüllt und die Aufnahmekapazität der Böden dürfte
vielerorts auch noch nicht so gut sein. Wo hier die genauen Hotspots liegen, ist
zwar noch unsicher, aber anfangs (Samstag) dürfte das Unwetterrisiko eher im
Westen und Südwesten höher sein. Am Sonntag und Montag verlagert sich der
Unwetterschwerpunkt wohl eher in den Südosten und Osten des Landes. In diese
Richtung gehen auch die EFI-Signale bzgl. Niederschlag.
Für die oben angesprochene möglicherweise etwas großflächigeren Niederschläge
(also nicht nur lokal) im Südosten von Dienstag auf Mittwoch zeigt der EFI
ebenfalls geringe Signale hinsichtlich überdurchschnittlicher Regenmengen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger