SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.07.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Geringe Wahrscheinlichkeit für Gewitter am Donnerstag und Freitag.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … liegen wir unter einem breiten, recht flachen Hochkeil, der sich
ausgehend vom Hochschwerpunkt über den Britischen Inseln und der Nordsee nach
Mitteleuropa erstreckt. Durch das leichte Absinken klart es über der Mitte und
dem Süden häufig auf, bzw. die Bewölkung bleibt gering.

Über dem Norden halten sich unter der Absinkinversion in ca. 800 hPa weiter
teils dichtere tiefe Wolken. Da sich über die Nordsee ein kleiner Kurzwellentrog
nähert, wird die Inversion etwas gehoben und vor allem an den Küsten,
stellenweise auch ins Binnenland ausgreifend sind geringer Regen oder schwache
Schauer nicht ausgeschlossen.

Die Temperatur geht bei Aufklaren auf recht frische 14 bis 8 Grad zurück, ganz
im Norden, vor allem Richtung Küsten bleibt es milder.
An der Nordflanke des Hochs hat sich über Südskandinavien im See der Gebirge ein
Bodentrog gebildet, der insbesondere an den Küsten für eine leichte Windzunahme
sorgte, exponiert Bft 7 aus West bis Nordwest. Allerdings ist es damit schnell
wieder vorbei, der Gradient fächert schon wieder auf und die Wahrscheinlichkeit
für die entsprechenden Böen nimmt im Laufe der Nacht wieder ab. Warnungen werden
wohl nicht nötig.

Mittwoch … ändert sich an der großräumigen Konstellation wenig. Das
Bodenhochdruckgebiet über Nordwesteuropa mit Schwerpunkten über der Nordsee und
westlich von Schottland wird gestützt von einem Höhenrücken mit Achse von der
Iberischen Halbinsel ins Seegebiet nordwestlich von Schottland.

Um diesen Höhenrücken herum laufen kurzwellige Tröge nach Südosten ab, die die
Höhenströmung über Mitteleuropa zyklonaler gestalten. Das gilt insbesondere auch
für den nächtlichen Trog, der im Tagesverlauf mit seinem eingelagerten
Drehzentrum (300hPa und des Typs Kaltlufttropfen) über Benelux ankommt.
Nennenswerte Hebung löst er aber nicht aus und im Bodendruckfeld bleibt das
Bodenhoch mit Schwerpunkt bei den Britischen Inseln wetterbestimmend mit der
nach Mitteleuropa gerichteten Achse.
Nördlich der Divergenzachse wird mit nordwestlicher Strömung in der Grenzschicht
feuchte und mäßig warme Nordseeluft advehiert, südlich davon dominiert Absinken
mit Strahlungswetter in trocken-stabiler Luft.

Daraus ergibt sich weiter eine Zweiteilung des Wetters über Deutschland. Einer
wolkenreicheren und kühleren Nordhälfte (vereinzelt geringer Regen, bei 19 bis
24°C) steht eine sonnige und sommerlich warme Südhälfte gegenüber. Am Oberrhein
geht es bis 28°C rauf.

Die Luft über und an den Alpen ist zwar labiler, aber auch trocken, was
hochreichende Konvektion unterdrückt. Der Gradient fächert weiter auf, sodass
der Wind auch im Norden weiter nachlässt.

In der Nacht zum Donnerstag gestaltet sich das Wetter ruhig bei im
Norden teils wolkigem, sonst häufig gering bewölktem oder klarem Himmel. Die
Luft kühlt auf 15 bis 9 Grad ab.

Donnerstag … bleibt der Höhenrücken über Westeuropa nahezu stationär, was uns
an seiner Ostflanke weiter eine (schwache) nordwestliche Höhenströmung beschert,
in der der Kaltlufttropfen langsam südostwärts vorankommt und zum Abend irgendwo
über dem Südwesten aufschlägt. Dabei fällt der Bodendruck und die Hochdruckzone
zieht sich etwas nach Nordwesten zurück.

Bei leichter niedertroposphärischer Erwärmung kühlt es gleichzeitig
in der mittleren Troposphäre etwas ab und mit der labileren Schichtung können
über dem Südwesten einige 100 J/kg ML Cape generiert werden. Im Tagesverlauf
sind über dem Bergland, am ehesten über dem Schwarzwald einzelne Schauer,
vereinzelt Gewitter nicht ausgeschlossen, obwohl die Luftmasse insgesamt recht
trocken bleibt.

Ansonsten ändert sich nicht viel, außer vielleicht, dass die Zweiteilung etwas
bröckelt und mangels Zufuhr feuchterer Nordseeluft die Sonnenanteile und
Temperaturen im Norden steigen.

Es wird verbreitet sommerlich warm mit 24 bis nahe 30°C im Südwesten, nur ganz
im Norden und Nordwesten bleibt es etwas kühler.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Kaltlufttropfen nach Südosten und
verlässt uns Richtung Österreich. Die schwächelnde Hochdruckbrücke reicht nach
wie vor von der Nordsee über den Westen und die Mitte Deutschlands hinweg nach
Südosten.
Im Norden und Nordosten des Landes kann sich etwas dichtere SC-Bewölkung
ausbreiten, die eventuell auch noch bis in die mittleren Landesteile reicht,
ansonsten bleibt es gering bewölkt oder klar. Abgesehen von ein paar
Nebelfeldern sind keine warnrelevanten Wetterereignisse zu erwarten. Auch an den
Tiefstwerten ändert sich nur wenig.

Freitag … setzt sich der Hochdruckeinfluss, obwohl der Druck am Boden etwas
fällt, insgesamt weiter fort. Die Protagonisten sind dabei ein Höhenrücken, mit
Achse über Westeuropa, der Nordsee und dem Europäischen Nordmeer sowie das
korrespondierende Bodenhoch mit Zentrum zwischen Schottland und Norwegen und
einem schwachen Keil nach Mitteleuropa hin.

Der kleine Kaltlufttropfen entfernt sich, setzt aber wettertechnisch ohnehin
keine großartigen Akzente. Im Tagesverlauf gilt es den Blick in Richtung
Südwesten und Alpen zu richten, wo vorderseitig eines Höhentiefs über der
Biskaya langsam feuchtere und potenziell instabile Warm- bzw. Heißluft (T850 bis
zu 17/18°C, sonst deutschlandweit 9 bis 15°C) advehiert wird, wobei sich eine
Tiefdruckrinne von Frankreich her nähert.

Erste Gewitter im Laufe des Abends sind über dem Schwarzwald nicht ganz
ausgeschlossen und sollten sich welche bilden sind schnell kräftige Zellen mit
Starkregen und Hagel dabei, eventuell mit Sturmböen.
Ansonsten bleibt es heiter oder sonnig und trocken. Letzte Wolken im Norden sind
auf dem Rückzug und die Temperaturen liegen am Nachmittag meist zwischen 25 und
30°C, im Südwesten gebietsweise auch etwas darüber, ganz im Norden mit etwas
mehr Bewölkung gebietsweise knapp unter 25°C.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Hinsichtlich der Zugbahn des KLT am
Donnerstag gibt es Unsicherheiten. Die Wetteraktivität des Systems dürfte sehr
gering ausfallen. Auch am Freitag ist fraglich ob schon erste Gewitter ganz im
Südwesten auftauchen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner