S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.07.2021 um 10.30 UTC

Bis Freitag ruhiges Sommerwetter, nur geringes Gewitterrisiko. Ab Samstag von
Westen deutlich zunehmende Gewitterneigung bis hin zum Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 26.07.2021

Am Donnerstag und am Freitag liegt Deutschland unter einem breiten Höhenrücken,
dessen Hauptachse sich vom westlichen Mittelmeerraum über Westeuropa bis zum
Nordmeer erstreckt und somit westlich von Deutschland verbleibt. Ab Boden
herrscht relativ höher Luftdruck mit Werten um 1020 hPa. Allerdings könnte ein
kleiner Kaltlufttropfen, der von Benelux am Freitag nach Tschechien zieht, das
herrschende warnfreie Sommerwetter vermiesen, denn es können dadurch vor allem
im Bergland vereinzelte Gewitter geben.

Am Samstag überquert die Hauptachse des Rückens den größten Teil Deutschlands.
An der Vorderseite eines Höhentiefs mit Kern über der Bretagne stellt sich eine
südwestliche Strömung ein, mit welcher feuchtwarme Subtropikluft aus dem
westlichen Mittelmeerraum herangeführt wird. Am Boden greift eine Tiefdruckrinne
auf Westdeutschland über, die für Schauer und kräftige Gewitter sorgt. Auch an
den Alpen können sich Gewitter bilden. Somit kehren die Unwetter nach
Deutschland zurück. Das Hauptthema ist dann erneut der heftige Starkregen, wobei
dieser „nur“ lokal eng begrenzt auftritt. Der Norden und Osten Deutschlands
können noch einen störungsfreien Sommertag genießen.

Am Sonntag und am Montag liegt Deutschland im Einflussbereich des Höhentiefs,
dass nur ganz langsam ostwärts zieht und erst in der Nacht zum Montag die
westliche Nordsee erreicht. Auch am Boden herrscht tiefer Luftdruck und in der
warmfeuchten und labil geschichteten Luft entwickeln sich im ganzen Land Schauer
und kräftige Gewitter, die örtlich unwetterartig, hinsichtlich des Starkregens,
ausfallen können. In der Fläche werden aber keine größeren Mengen simuliert,
somit dürfte eine ausgeprägte Hochwasserlage ausgespart bleiben. Überflutete
Straßen und vollgelaufene Keller werden voraussichtlich trotzdem ein Thema.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nimmt das Höhentief die Form
eines Troges an, dessen Achse westlich von uns bleibt. Somit bleibt Deutschland
in der Zufuhr feuchtwarmer Luftmasse aus dem Mittelmeerraum. Schauer und
Gewitter mit Unwettergefahr werden wir nicht los.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellrechnungen konsistent. Im Detail ist der kleine Kaltlufttropfen,
der von Benelux nach Tschechien zieht, im neusten 00 UTC-Lauf etwas stärker
ausgeprägt. Dies könnte ein Unterschied für eventuelle Gewitter machen. Auch bei
der Entwicklung ab Samstag bleibt die Konsistenz ziemlich hoch. Kleine
Änderungen der genaueren Position des Höhentiefs sind irrelevant für die Güte
der Prognose.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Freitag zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen den
Simulationen der verfügbaren Modelle. Auch im weiteren Verlauf sind die Modelle
recht ähnlich in der Einschätzung der großräumigen Wetterlage. Der Übergang zu
„Trog Westeuropa“ scheint damit sicher zu seien und damit die Rückkehr der
Gewitter mit entsprechendem Unwetterpotenzial.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne und auch die Cluster von EZMW stützen die Wettereinwicklung zum
„Trog Westeuropa“ ab Samstag. Die Rauchfahne zeigen entsprechend eine für den
Vorhersagzeitraum gute Übereinstimmung mit kaum Ausreißer nach oben oder nach
unten bei der Temperaturentwicklung. Auch beim Niederschlag treten erste Signale
im Westen ab Samstag und im Osten ab Sonntag auf. Im t+120-168 h gibt es
entsprechend auch nur ein Cluster (Trog Westeuropa). Auch in der erweiterten
Mittelfrist zeigen die Rauchfahne und die Cluster eine Trog West- bzw.
Mitteleuropalage.

Auch die EPS von GFS vertreten ähnliche Wetterentwicklungen und die Prognosen
sind recht konsistent.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis einschließlich Freitag sind keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu
erwarten. Lediglich über dem Bergland (vor allem im Süddeutschland) können erste
Gewitter auftreten, die rasch Unwettercharakter annehmen können. Die
Wahrscheinlichkeit hierfür ist zunächst noch gering.
Ab Samstag sind derartige Gewitter im Westen und Süden vorstellbar, wobei
Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, Hagel und (schwere) Sturmböen besteht.
Im Laufe des Sonntags weiten sich diese Gewitter über die mittleren Landesteile
hinweg nord- und ostwärts aus. Dabei gibt es beim EFI Signale im West- und
Süddeutschland für eine gute CAPE-Scherung-Überlappung und auch Signale für
Starkregen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW und GFS), ICON, GFS, EFI

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta