S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.07.2021 um 10.30 UTC

Hochdruckeinfluss mit anfänglichen Schönheitsfehlern. Dabei zunehmend sommerlich
warm, zum Ende der Woche hin teils heiß. Zum übernächsten Wochenende hin wieder
Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.07.2021

Endlich Hochdruckeinfluss statt tagelang Unwetter durch Gewitter und Starkregen
ist das (vorübergehende?) neue Motto des Wetters in der ab Montag beginnenden
Mittelfrist. Anfänglich kleine „Schönheitsfehler“ werden bald ausgeräumt und das
zunächst eher gedämpfte Temperaturniveau wechselt zum Ende der Woche hin auf ein
sommerliches bis örtlich heißes Niveau. Allerdings kündigen sich zum
übernächsten Wochenende hin auch schon wieder neue Schauer und Gewitter bzw.
sogar Unwetter an.

Im Detail beherrscht am Montag ein weit nach Norden aufgewölbter Rücken mit
Achse von der Iberischen Halbinsel bis ins Seegebiet knapp westlich von Island
große Teile des Nordostatlantiks, wobei er weiter westlich von einem Höhentief
und weiter östlich von einem Höhentrog flankiert wird. Um diesem vom Nordmeer
ausgehenden Langwellentrog laufen kurzwelligen Anteile herum, die sich
phasenweise in kleine eigenständige Drehzentren manifestieren. So ergibt sich
für Mitteleuropa eine nordwestliche Strömung am südöstlichen Rand des vom Rücken
gestützten Hoch mit einem Kerndruck von 1025 hPa und mit einem Zentrum am
Montagmittag nordwestlich der Britischen Inseln. Eingebettet in die
nordwestliche Strömung erreicht mit einem von der Nordsee über dem Nordosten
Deutschlands hinwegschwenkenden Randtrog (anfangs auch Höhentief) eine Kaltfront
eines Tiefs über dem Nordmeer die Mitte Deutschlands und bringt postfrontal
einen Schwall kühlerer Meeresluft mit T850 hPa von 4 bis 9 Grad zu uns. Aufgrund
des Absinkens im Hoch halten sich frontale Wettererscheinungen aber stark in
Grenzen.

Bis Donnerstag zeigt sich das Gebilde in der Höhe progressiv, sodass sich die
Achse bis auf eine Linie westliches Mittelmeer – Benelux – Nordsee verlagert. Im
Zuge der Progression verschiebt auch das Bodenhoch seinen Schwerpunkt in die
Nordsee mit weiterhin einem Kerndruck von etwa 1025 hPa. Der Langwellentrog
dagegen wird immer weniger relevant für uns. Adiabatisches Absinken lässt die
eingeflossene Meereskaltluft jedoch nur zögerlich auf T850 hPa von 7 bis 13 Grad
steigen.

Am Freitag geht die progressive Verlagerung in kleinen Schritten weiter, die
Achse des Rückens erreicht dann eine Linie Balearen – Süddeutschland –
Südschweden. Mit den beiden flankierenden Höhentiefs weist das Gesamtbild
Omegastrukturen auf. Der Schwerpunkt des Hochs wird nun nach Polen geführt, was
bei uns eine Strömungsdrehung von Nord auf Süd bewirkt und die T850 hPa auf 10
bis 15 Grad steigen lässt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag geht die langsame progressive
Verlagerung unvermindert weiter. So gelangen wir mehr und mehr auf die
Vorderseite des Höhentiefs, das Sonntag die Britischen Inseln ansteuert. In der
nun südwestlichen Strömung wird heiße Luft herangeführt mit T850 hPa von 15 bis
20 Grad. Da diese aber auch feuchter ist und der Hochdruckeinfluss nachlässt,
steigt das Risiko für Schauer und Gewitter deutlich. Angesichts der Luftmasse,
dynamischer Unterstützung des Höhentiefs und dem Herannahen eines Frontensystems
des durch das Höhentief unterstützten Bodentiefs über den Britischen Inseln
drohen dann auch wieder neue Unwetter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Grundsätzlich hält das EZMW am Konzept fest, das bereits im gestrigen 0 UTC-Lauf
simuliert wurde, sodass dem Hochdruckeinfluss kaum etwas im Wege steht. Das
kleine Höhentief im gestrigen 0 UTC-Lauf, das am Montag von der Nordsee kommend
bis zum Mittwoch nach Österreich ziehen sollte, wird nur noch als Randtrog
prognostiziert und verschwindet schon am Dienstag nach Südosten hin. So wird das
Absinken stärker sein, weshalb die Bewölkung weniger stark ausfällt und
Niederschläge schwächer sind. Ein neuerlicher Randtrog am Freitag, der nach dem
gestrigen 0 UTC-Lauf den Nordosten Deutschlands erreichen sollte, findet sich im
heutigen 0 UTC-Lauf nicht mehr. Damit ist ebenfalls weniger starke Bewölkung zu
erwarten. Dafür wird aber ab Samstag nächster Woche im heutigen 0 UTC-Lauf das
Höhentief über den Britischen Inseln kräftiger vorhergesagt, im gestrigen 0
UTC-Lauf war es nur als Randtrog zu sehen. Das könnte bei dann neuen
aufkommenden Schauern und Gewittern mehr Dynamik ins Spiel bringen (häufiger
Unwetter). Der gestrige 12 UTC-Lauf nimmt meist Zwischenlösungen der beiden 0
UTC-Läufe ein.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON ist dem EZMW bis zum Donnerstag sehr ähnlich. Am Freitag ist der Rücken
dann breitet angelegt als beim EZMW, womit es zwei Hochdruckschwerpunkte gibt
statt nur einen. Diese würden sich über der Nordsee und Polen befinden, in der
Schwachstelle dazwischen würde leichter zyklonaler Einfluss greifen, der für
mehr Wolken und eventuell etwas Regen sorgt. GFS betont das Höhentief Anfang
kommender Woche stärker, in etwa so wie es der gestrige 0 UTC-Lauf des EZMW
zeigte. Oft setzt aber EZMW die Trends, denen andere Globalmodelle danach nur zu
gerne folgen. Zum Ende der Woche ist die Progression beim GFS schneller, weshalb
bereits am Freitag zunehmender Tiefdruckeinfluss aufkommen würde. JMA folgt bis
Donnerstag dem GFS, danach jedoch dem EZMW. GEM und NAVGEM sind heute
EZMW-„Jünger“.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles bestätigen durch einen engen Verlauf mit
jeweils gut im Median eingebetteten Haupt- und Kontrollläufen sowohl für T850
hPa als auch für Geopot 500 hPa für diverse deutsche Städte den oben
beschriebenen Ablauf. Bei Städten im Westen und Südwesten laufen Haupt- und
Kontrolllauf am Montag und Dienstag beim Geopot 500 hPa an den unteren Rand,
womit der Einfluss des Randtrogs vor allem in diesen Regionen noch schwächer
ausfallen könnte als vom deterministischen Lauf gebracht. Zwar öffnen sich die
T850 hPa-Rauchfahnen zum Ende der Mittelfrist, die Schar der Member folgt aber
dem Erwärmungstrend. Auch bei der Trogannäherung in der erweiterten Mittelfrist
herrscht durch sinkendes Geopotenzial bei der Mehrzahl der Member Einigkeit.
Geringe Niederschlagssignale finden sich am Montag/Dienstag und dann wieder
Samstag, im Südwesten teils schon am Freitag. Dort könnte die Luftmasse bereits
feucht genug sein für erste Schauer und Gewitter.

CLUSTER:
Zwischen Montag und Mittwoch werden vier Cluster des Regimes „Atlantischer
Rücken“ gebildet, dabei werden im Randtrog leichte Unterschiede in der Stärke
sichtbar. Für die zwei anschließenden Zeiträume gibt es jeweils nur einen
Cluster (beide mit Blocking-Regime), was die Prognosesicherheit des
deterministischen Laufs untermauert.

FAZIT:
Zum Wochenstart gibt es trotz schon dominierendem Hochdruckeinfluss dank eines
Randtrogs und einer nach Südosten durchziehenden Kaltfront zum Teil noch etwas
mehr Wolken, hier und da ein paar Tropfen sowie postfrontal eine Abkühlung.
Anschließend setzt sich das Hoch durch, wobei sich die eingeflossene Luftmasse
langsam erwärmt und ab Wochenmitte immer häufiger sommerliches Niveau erreicht
wird. Zum Wochenende hin könnte es mit Strömungsdrehung auf Süd bis Südwest
zunehmend heiß werden, wobei dann aber trogvorderseitig auch das Schauer- und
Gewitterrisiko mit Unwettergefahr vor allem ab Samstag wieder deutlich steigt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
EFI zeigt zwar überhaupt keine Signale für erhöhte CAPE-Werte, der direkte
Modelloutput aber schon. So könnten am Freitag im äußersten Südwesten und Süden
bei CAPE-Werte bis 1000 J/kg erste Schauer und Gewitter auftreten. Am Samstag
werden gebietsweise bis zu 2800 J/kg simuliert, womit aufgrund der synoptischen
Situation die nächste Schwergewitterlage möglich ist, die sich Sonntag
fortsetzt.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-MOS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler