S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.07.2021 um 10.30 UTC

Fortdauer des wechselhaften Wetters, regional erneut markante teils auch
unwetterartige Regenfälle. Meist mäßig warm bis warm, im Norden und Osten auch
sehr warm bis heiß.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.07.2021

Das derzeit wechselhafte Wetter mit regional kräftigen Niederschlägen wird sich
auch im mittelfristigen Vorhersagezeitraum weiter fortsetzen. So wird die
Großwetterlage über Europa zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag dominiert von
einem Höhentrog, der sich zum Mittagstermin vom Europäischen Nordmeer über
Großbritannien und Frankreich hinweg bis in den westlichen Mittelmeerraum
erstreckt. Dabei befindet sich ein abgeschlossenes Höhentief über
Zentralfrankreich. Im Bodendruckfeld erstreckt sich eine Tiefdruckrinne von
Südost nach Nordwest über Deutschland hinweg, in die eine Luftmassengrenze
eingelagert ist. Sie trennt mäßig warme Luft im Südwesten und äußersten Westen
von warmer, teilweise sogar heißer Luft im präfrontalen Bereich. Bereits in der
Nacht haben teils kräftige und gewittrige Regenfälle auf die Westhälfte
Deutschlands übergegriffen, die nur allmählich weiter ostwärts vorankommen.
Abseits davon entwickeln sich im präfrontalen Bereich zudem einzelne, teils
kräftige Gewitter.

Am Mittwoch hat sich das Höhentief abgeschnürt und reicht nun von den Pyrenäen
über Frankreich hinweg bis in die Mitte Deutschlands, wobei sich der
Höhentiefkern in den westlichen Alpenraum verlagert. Die Bodenrinne verlagert
sich kaum, vielmehr kommt es vorderseitig des Höhentiefkerns über dem Nordosten
Frankreichs zu einer Zyklogenese, aus der in der Nacht zum Donnerstag ein
flaches kleinräumiges Tief resultiert. Daran gekoppelt bzw. in die Rinne
eingelagert ist weiterhin die Luftmassengrenze, in deren Bereich durch
großräumige Hebung nahezu spiralförmig um das Höhentiefzentrum herum auch über
Deutschland Regenfälle auftreten. Diese sind teils gewittrig, teils kräftig.
Dabei ist es in der Südhälfte mäßig warm bis warm, während in der Nordhälfte ein
sehr warmes bis heißes Temperaturniveau vorherrscht.

Am Donnerstag verlagert das Höhentief seinen Schwerpunkt ein wenig weiter
ostwärts und reicht nun etwa von Korsika bis in den Nordosten Deutschlands mit
einem Drehzentrum über Norditalien. Die Rinne kommt über Deutschland etwas
nordostwärts voran, sodass sich auch die Hauptniederschlagsaktivität von der
Mitte in die Nordhälfte verlagert. Aber auch abseits davon sind im Bereich des
Höhentiefs auch in den anderen Landesteilen einzelne Schauer und Gewitter zu
erwarten.

Die allmähliche Ostverlagerung des Höhentiefs setzt sich auch am Freitag und
Samstag fort, wobei das Höhentief wieder Kontakt zu einem Höhentrog über
Skandinavien aufnimmt. Letztendlich gelangen wir zunehmend auf die
Trogrückseite, der ein Höhenrücken über dem nahen Ostatlantik folgt. Somit ist
davon auszugehen, dass sich die Niederschläge zum Wochenende hin in den Südosten
und Osten des Landes zurückziehen und am Samstag sogar unter zunehmendem
Hochdruckeinfluss weitgehend zum Erliegen kommen. Da sich das Hoch nordwestlich
der Britischen Inseln aufbaut, dreht die Strömung hierzulande auf nördliche
Richtung. So geht die Temperatur in 850 hPa zwar auf Werte zwischen 12 und 7
Grad zurück, bei mehr Sonnenschein erwarten uns aber dennoch Höchstwerte meist
zwischen 22 und 28 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist scheint uns das Hoch erhalten zu bleiben, sodass
sich ruhigeres, sommerlich warmes Wetter einstellt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Auch wenn die Lage des Höhentiefs und der Bodenrinne bei Betrachtung der letzten
Modellläufe leicht variiert, kann die Konsistenz des EZMW-Modells in Bezug auf
die großräumige Wetterentwicklung über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg
als gut bezeichnet werden. Dennoch haben die kleinen Variationen Einfluss auf
die Lage der Niederschlagsschwerpunkte über Deutschland, die sich zwischen den
Läufen teilweise doch recht deutlich unterscheiden. Dies betrifft insbesondere
die Tage Dienstag und Mittwoch. Erfahrungsgemäß wird sich die Lage des
Höhentiefs in den nächsten Modellläufen weiterhin leicht verschieben, sodass
eine Detailvorhersage bezüglich der Niederschlagsentwicklung sicher erst im
Kurzfristbereich möglich sein wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Lage des Höhentiefs wird von den betrachteten Globalmodellen GFS, ICON und
EZMW noch nicht übereinstimmend prognostiziert. Dabei fällt zunächst auf, dass
das Höhentief bei GFS (Höhentief zieht südwärts ab) deutlich schneller den
Einfluss auf unser Wetter verliert als bei ICON und EZMW. Während also
beispielsweise am Mittwoch und Donnerstag auf Basis des EZMW und ICON in der
Nordhälfte teils kräftige Niederschläge zu erwarten sind, bleibt es dort auf
Basis des GFS bereits weitgehend trocken.
Bezüglich der Verlagerungstendenz sehen die Prognosen von ICON und EZMW sehr
ähnlich aus, dennoch wird die Lage des Drehzentrums und der Rinne
unterschiedlich prognostiziert. Entsprechend variieren die
Niederschlagsschwerpunkte auch zwischen diesen beiden Modellen teilweise noch
deutlich, was eine genauere Vorhersage der Niederschläge aus heutiger Sicht noch
schwierig macht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt bis einschließlich Montag eine enge Bündelung
beim Verlauf der Temperatur in 850 hPa bzw. des Geopotentials in 500 hPa. Ab
Dienstag und somit mit Beginn des Vorhersagezeitraums nimmt der Spread bei
beiden Parametern etwas zu, eine Tendenz lässt sich aber dennoch gut erkennen.
So zeigt sich ab Donnerstag ein Anstieg des Geopotentials mit einem Maximum am
kommenden Wochenende. Insofern scheint zunächst mal sicher, dass das Höhentief
seinen Einfluss auf unser Wetter verliert. Ob uns das stabilisierende Hoch über
das Wochenende hinaus erhalten bleibt, ist aber noch unsicher. Einige Member
deuten auf einen erneuten Rückgang des Geopotentials hin.
Mit der Winddrehung auf nördliche Richtung geht die Temperatur in 850 hPa ab
Donnerstag weiter zurück, sodass dann vielerorts Höchstwerte zwischen 22 und 25
Grad zu erwarten sind, gebietsweise sind aber auch sommerliche Höchstwerte über
25 Grad zu erwarten.

Für den Zeitraum von t+72 bis 96 ist nur ein Cluster vorhanden. Für den Zeitraum
von Donnerstag bis Samstag gibt es drei Cluster. Dabei ist in allen Fällen ein
Abrücken des Höhentroges/-tiefs zu erkennen, der mal schneller (Cluster drei,
ähnelt GFS Lösung), mal langsamer (Cluster 1 und 2) bzw. wie oben beschrieben
von Statten geht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg muss weiterhin gebietsweise mit
kräftigen Gewittern oder Starkregenfällen gerechnet werden. Aufgrund der
Modellunterschiede ist eine genaue Regionalisierung aber noch schwierig. Die
folgende Auflistung zeigt die aus heutiger Sicht wahrscheinlichste Entwicklung:

Am Dienstag treten zunächst in der Westhälfte gebietsweise teils gewittrige
Starkregenfälle auf. Regional sind unwetterartige Mengen über 35 l/qm in 6
Stunden nicht ausgeschlossen. Im Tagesverlauf kommt es auch in den weiteren
Landesteilen zu teils kräftigen Schauern und Gewittern. Dabei besteht eine
erhöhte Wahrscheinlichkeit für Unwetter aufgrund von heftigem Starkregen mit
Mengen über 25 l/qm in kurzer Zeit sowie größerem Hagel.

Am Mittwoch gibt es gebietsweise weitere, teils gewittrige markante
Starkregenfälle, regional unwetterartige Mengen sind nicht ausgeschlossen. Der
Schwerpunkt liegt voraussichtlich über der nördlichen Mitte sowie im Westen, die
genaue Lage ist aber noch unsicher.
Auch abseits davon insbesondere von Schleswig-Holstein bis nach Nordbrandenburg
entwickeln sich einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen (teils Unwetter) und
größerem Hagel.

Am Donnerstag ist gebietsweise mit weiteren Schauern und Gewittern oder
Starkregengebieten zu rechnen, Schwerpunkt noch unsicher. Lokal sind
unwetterartige Entwicklungen aufgrund von Starkregen weiterhin wahrscheinlich.
Am Freitag setzt sich von Westen allmählich eine Wetterberuhigung durch. Im
Osten und Südosten sind aber regional nochmals kräftige Regenfälle möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger