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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.07.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Heute Nacht vor allem im Nordosten Unwetter durch Stark- und Dauerregen, am
Samstagmorgen abschwächend. In der Nacht zum Sonntag von Westen starke Gewitter
mit teilweise heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen. Auch am Montag von
Südwesten erneut Gewitter mit unwetterartigem Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Trogkomplexes über West-
und Nordwesteuropa. Auf seiner Vorderseite des Troges schwenkt ein Randtrog über
nach Norden. Die Achse des Randtroges befindet sich morgen früh dann im Bereich
der Ostseeküste. Vorderseitig davon verlagert sich über Polen ein Bodentief
nordwärts und liegt morgen früh bereits in Südschweden. Weiter westlich greift
bereits am Nachmittag ein flacher Höhenrücken auf den Westteil über. Diese
Entwicklung stützt einen Bodenkeil über Süddeutschland und Teilen der Alpen. Das
sorgt in weiten Teilen des Westens und Südens für Absinken und damit für
Wetterberuhigung und es lockert auf. Somit kann es auf dem durchfeuchteten
Untergrund zu Nebel kommen, wobei lokal auch die 150 m unterschritten werden und
daher Nebelwarnungen nötig sind.
Anders die Lage im Osten und Nordosten, dort ist die Schichtung noch potentiell
instabil. CAPE wird zwar nur wenig bereitgestellt, allerdings ist die Luft sehr
feucht mit PPW Werten von über 35 mm. Daher treten durch Schauer und Gewitter
verstärkter Starkregen auf. Auch unwetterartige Entwicklungen sind nicht
ausgeschlossen. ICON-D2 EPS gibt im Bereich des nördlichen Brandenburgs sowie im
südlichen Mecklenburg-Vorpommern hohe Wahrscheinlichkeiten für über 35 mm/6h und
sogar für über 60 mm/6h (extremes Unwetter) an. Bei den anderen Ensembles werden
solch hohe Mengen nicht prognostiziert, markante Mengen mit einer geringen
Wahrscheinlichkeit für Unwetter zeigen allerdings sie allerdings auch.
Gegen Morgen lassen die Niederschläge aber auch in Mecklenburg-Vorpommern
langsam nach. Die Temperaturen gehen in der Nacht auf 17 Grad im Nordosten, bei
nahezu bedecktem Himmel und 9 Grad bei Auflockerungen im Süden zurück.

Samstag … schwenkt vorderseitig des nächsten Randtrogs, der von Westen her am
Abend Benelux erreicht, ein flacher Keil über Deutschland hinweg in Richtung
Osten. Das stützt den Aufbau eines flachen Bodenhochs über Tschechien und
Ostdeutschland. Das Bodentief erreicht bis zum Abend das mittlere Skandinavien.
Daher lassen die Niederschläge auch im Nordosten schon am Vormittag nach. Dann
dominiert auch hier, wie zuvor schon im Rest des Landes, Absinken.
Allerdings kündigt sich von Westen her schon wieder die nächsten Gewitter an.
Das hängt mit dem erwähnten Randtrog über Benelux zusammen. Diese Entwicklung
labilisiert mit der höhenkälteren Luft die Schichtung und auch der Feuchtegehalt
der Atmosphäre steigt stetig an. Hinzu kommen moderate CAPE Werte von über 250
J/kg und auch etwas Scherung. Daher gibt es schon am frühen Abend westlich des
Rheins die ersten Schauer und Gewitter, wieder verbunden mit Starkregen hin bis
zu unwetterartigen Regenfällen. Auch Hagel und Sturmböen als Begleiterscheinung
der Gewitter sind nicht ausgeschlossen.

Der Samstag wird im Südosten recht freundlich, teilweise auch sonnig. Sonst
wechselnd wolkig und trocken. Die Temperaturen steigen auf 25 bis 27 Grad,
lediglich im Nordwesten und Norden sind nur 21 bis 24 Grad drin.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Randtrog über die Mitte und den Süden
hinweg nach Osten und seine Achse erstreckt sich am Sonntagmorgen von
Ostfriesland bis in den äußersten Südosten. Mit dem Trog kommen auch die
Gewitter weiter nach Osten und Südosten voran. Nach ICON-D2 ist im Süden auch
eine linienhafte Anordnung der Gewitter wahrscheinlich, was in Anbetracht der
etwas höheren Scherung nicht unrealistisch erscheint. Die Modelle geben vor
allem in Südostbayern Signale für teilweise unwetterartige Niederschlagsmengen.
Daher ist auch in der Nacht noch mit roten Gewitter- oder Starkregenwarnungen zu
rechnen.

Sonntag … regeneriert ein Höhentief, das sich vom mittleren Atlantik in
Richtung Britische Inseln verlagert, den ostatlantischen Trog. Der bei uns
wetterbestimmende Randtrog verkürzt seine Amplitude und schwenkt im Tagesverlauf
vom Südosten langsam nordwärts. Zwischen dem Trog im Westen und dem über den
Osten schwenkenden Randtrog wölbt sich erneut ein flacher Höhenrücken auf. Am
Boden hat sich eine Tiefdruckrinne gebildet, in der sich die feuchteste und
instabilste Luft konzentriert. Sie verlagert sich im Tagesverlauf nach Norden
und erreicht am Abend in etwa eine Linie vom Emsland bis in den östlichen
Mittelgebirgsraum.

Vor allem in diesem Bereich bilden sich wieder meist recht langsam ziehende
Gewitter, die mit Starkregen verbunden sein dürften. Bei nachlassender, meist
nur geringer Scherung und überschaubarer Labilität spielen Hagel und eventuelle
Böen eher eine untergeordnete Rolle. Bei den Niederschlagsprognosen gibt es
allerdings weiterhin recht große Unterschiede. Während IFS und GFS teilweise
recht kräftige Niederschläge in der Mitte bzw. im Norden simulieren, ist das
ICON recht defensiv aufgestellt.

Gemäß ICON kommen die Gewitter im Nordosten noch nicht an. Alle Modelle zeigen
dagegen im Südwesten und Westen eine Stabilisierung, da von Westen der
Höhenrücken übergreift. Hier ist bei längeren Aufheiterungen kaum hochreichende
Konvektion zu erwarten.

Die Temperaturen steigen bei längerer Einstrahlung auf Werte über 25 Grad, sonst
liegen die Höchstwerte meist zwischen 20 und 24 Grad.

In der Nacht zum Montag sind unter dem sich weiter abschwächenden und nach
Nordosten abziehenden Trog im Nordosten anfangs Schauer und Gewitter möglich,
die aber langsam abklingen. Weiterhin zeigt sich auch hier eine recht hohe
Diskrepanz bei den Niederschlagsprognosen zwischen dem defensiven ICON
einerseits und den deutlich offensiver aufgestellten IFS und GFS andererseits.
Sonst stellt sich unter dem Höhenrücken Zwischenhocheinfluss ein, teils geringe
Bewölkung und örtlicher Nebel inklusive.

Montag … dehnt sich der westeuropäische Höhentrog nach Süden aus, kommt aber
doch ein wenig nach Westen voran. Folglich dreht bei uns die Höhenströmung mehr
und mehr auf Süd und vor allem in den Osten wird sehr warme Luft geführt, sodass
die T850 bis fast auf 20 Grad ansteigt. Weiterhin erreicht der Randtrog vom
Vortag im Tagesverlauf den Nordosten. Der Trog im Westen stützt das Bodentief
über Frankreich, dass sich im Tagesverlauf weiter in Richtung Deutschland
ausdehnen kann. Dadurch kann eine Gewitterlinie in der zweiten Tageshälfte auf
den Südwesten und Westen übergreifen. Dabei ist erneut mit Starkregen (PPW bis
40 mm) bis in den Unwetterbereich zu rechnen. Am Randtrog im Nordosten werden
zudem recht hohe CAPE Werte simuliert. Daher ist dort, neben dem Starkregen (PPW
teilweise über 40 mm) auch mit Hagel zu rechnen.

Vor allem im Südosten und Osten scheint für längere Zeit die Sonne und daher
kann die Temperatur dort auf Werte um 30 Grad steigen. Sonst liegen die
Höchstwerte bei 24 bis 29 Grad.

In der Nacht zum Dienstag kommt es im Bereich des westeuropäischen Trogs zu
einem Cut-Off und das dabei entstehende Höhentief liegt mit seinem Kern über dem
östlichen Frankreich. Auf der Vorderseite, im Bereich der stärksten Hebung,
werden von allem Modellen im Südwesten und Westen kräftige Niederschläge bis in
den Unwetterbereich simuliert.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Basisfelder der Modelle stimmen recht gut überein, von daher ist der
Wetterablauf in den nächsten Tagen recht eindeutig, da alle Modelle eine
mögliche unwetterartige Gewitterlage auf dem Programm haben. Probleme bereiten
die unterschiedlichen Signale bei den Niederschlagsmengen und der räumlichen
Verteilung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich