S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.07.2021 um 10.30 UTC

Wechselhaft, Unwettergefahr durch Gewitter und heftigen Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 15.07.2021

Am Sonntag liegen wir vorderseitig eines Langwellentroges über Nordwesteuropa in
einer südwestlichen Strömung mit der ein Randtrog unter Abschwächung über
Deutschland nach Nordosten schwenkt. Bei insgesamt sehr flacher
Bodendruckverteilung wird vor dem Randtrog eine Tiefdruckrinne, etwa vom
Nordwesten bis in den östlichen Mittelgebirgsraum, mit Konvergenz induziert, in
der sich die feuchteste und instabilste Luft konzentriert. Vor allem hier sind
teils starke Schauer und Gewitter bis Unwetter zu erwarten. Dem Südwesten nähert
sich im Tagesverlauf ein Höhenrücken, der für eine Stabilisierung und
Abtrocknung der Luft sorgt, während in den Nordosten am Rand eines Hochs über
der Ostsee trockenere Luft einströmt. Während es im Südwesten noch zu einzelnen
Schauern und Gewittern reichen kann, dürfte der Nordosten weitgehend trocken
bleiben.
Am Montag zieht der Randtrog ab, derweil der Haupttrog über Westeuropa zum
Ärmelkanal abtropft. Dazwischen wölbt sich der Höhenrücken auf, der über
Süddeutschland nach Osten vorankommt. Mit dem Höhentief über dem Ärmelkanal ist
eine Tiefdruckzone im Bodendruckfeld verknüpft, welche sich im Tagesverlauf in
die Südwesthälfte Deutschlands ausweitet. Davor breitet sich sehr warme, feuchte
und labil geschichtete Luft über Deutschland nach Norden aus, in der es im Süden
und Westen wieder zu kräftigen Schauern und Gewittern mit Unwetterpotential
kommen kann. Ganz im Nordosten sind letzte Schauer und Gewitter des abziehenden
Troges zu erkennen, dazwischen tritt relative Ruhe ein, mit Aufheiterungen und
geringer Niederschlagsneigung.
Am Dienstag zieht das Höhentief mit seinem Schwerpunkt in den Raum
Nordostfrankreich, Benelux. Die Tiefdruckrinne mit eingelagerter
Luftmassengrenze kommt über Deutschland nordostwärts voran und erstreckt sich in
einem Bogen von Tschechien über Nordostdeutschland bis in die Nordsee. Sie
trennt schwülheiße Luft im Osten von gemäßigterer Luft westlich davon. In ihrem
Bereich, aber auch über dem Süden sind weitere Starkregenfälle oder Gewitter
(beides bis Unwetter) im Programm. Weiter südwestlich bringt ein Bodenhochkeil
leichte Wetterberuhigung, ohne dass es vollständig niederschlagsfrei bleibt.
Am Mittwoch verlagert sich der Trog Richtung Westalpen, wobei die Höhenströmung
auf Ost bis Südost dreht. Bei flacher Druckverteilung am Boden bestimmt warme
und feuchte sowie instabil geschichtete Luft unser Wetter. Ausgelöst durch
Randtröge und Konvergenzen im Bodendruckfeld wird Hebung ausgelöst, die im
Tagesverlauf erneut zu teils starken Schauern und Gewitter Anlass gibt. Unwetter
sind wiederum auf der Karte, wobei die Schwerpunkte der Gewitteraktivität noch
offen bleiben müssen.
Am Donnerstag dreht die Höhenströmung gänzlich nach Ost, da sich das Höhentief
über dem Alpenraum nach Osten bis Südosten verlagert. Dabei schwenken Randtröge
über Deutschland westwärts, die in feuchtwarmer Luft wieder schauerartige, teils
von Gewittern begleitete Regenfälle auslösen. Erneut bleibt festzuhalten, dass
es wenig Sinn macht über eventuelle Schwerpunkte zu spekulieren. Das
Unwetterpotential vor allem im Hinblick auf heftigen Starkregen, mit oder ohne
Gewitter, bleibt uns jedenfalls erhalten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Angesichts des Umstands, dass mittelfristig der Protagonist ein eigenständiges
Höhentief ist, ist die Konsistenz des europäischen Modells eigentlich recht gut.
Die Vorläufe simulierten die oben beschriebene Zugbahn jedenfalls recht ähnlich.
Die Vorhersage bleibt dennoch unsicher, da die Geometrie des Höhentroges, die
Konvergenzen im Bodendruckfeld und damit die Hebungsmaxima immer variieren und
entsprechend die Niederschlagsschwerpunkte jeweils anders gesetzt werden. Der
Fahrplan wechselhaft und weiterhin ziemlich unwetterträchtig steht allerdings.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch wenn das ICON die Zugbahn des Höhentiefs etwas weiter südlich ansiedelt und
Timing sowie Kontur des Höhentiefs anders sind, ähneln sich die Simulationen der
beiden Modelle über weite Strecken halbwegs. Dass dabei dennoch teilweise ganz
andere Niederschlagsprognosen herauskommen, ist klar, da hier häufig
kleinräumige Strukturen zum Tragen kommen, die in der Mittelfrist ohnehin stets
verwaschen.
Das amerikanische GFS lässt ebenfalls den Trog über Westeuropa zum Montag
abtropfen. Das so entstehende Höhentief zieht allerdings nach Norddeutschland,
statt zu den Alpen, sodass die Strömung an seiner Südflanke auf westliche
Richtungen dreht. Die mittelfristigen Unsicherheiten rühren also nicht nur aus
Detailfragen, zumindest GFS liefert auch in gröberem Maßstab eine etwas andere
Lösung. Die wahrscheinlichere Variante, da von zwei Modellen geliefert, scheint
aus dieser Sicht aber die Zugbahn des Höhentiefs in den Alpenraum zu sein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen der ungestörten Läufe vor allem in den ersten Tagen der Mittelfrist.
Danach, etwa ab Dienstag wird der Spread der 850er Temperaturen zunächst vor
allem im Norden größer, danach allgemein der Spread in den Kurven der Temperatur
und Geopotential.
Da vor allem im Norden niedrigere Temperaturen und Geopotentialwerte von den
meisten Ensembles angeboten werden, wäre aus dieser Sicht auch eine nördlichere
Zugbahn des Höhentiefs denkbar.
Auffällig ist aber auch, das fast landesweit immer wieder kräftige
Niederschlagssignale gebracht werden, die für die schon mehrfach erwähnte
Konvektion und die damit verbundenen Regenfälle steht.
Die Clusterung liefert für den Hauptmittelfristzeitraum (bis +168h) 3 Cluster,
wobei der Hauptlauf in Cluster 3 (13 Member) landet. Im größten Cluster (23
Member) wird das Höhentief auf nördlicherem Kurs nach Deutschland
hineingesteuert, in Cluster 2 (15 Member) gliedert es sich der nördlichen
Frontalzone an. Es gibt also viel Spielraum wie sich der Regen verteilt. Auch in
der erweiterten Mittelfrist werden zyklonale Strukturen über Deutschland
simuliert, sodass es wechselhaft mit Schauern und Gewittern weitergehen dürfte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig stehen die Konvektion und damit verbunden vor allem der Starkregen
im Focus. Darauf weisen nicht nur synoptische Überlegungen hin. Auch die
Niederschlagsoutputs der deterministischen Modelle und der Ensembles sowie
Signale im EFI für Mitte der nächsten Woche legen dies nahe. Das EFI hat auch
zumindest in überschaubarem Maße Signale für etwas Cape und CapeShear auf der
Karte, wenn auch wahrlich nicht überbordend viel.
Angesichts der meist langsamen Verlagerung der Gewitter bzw. Starkregengebiete
und des hohen Wassergehalts der Luftmasse ist jeweils schnell die Schwelle zum
Unwetter überschritten und das auch für jeden Tag in der Mittelfrist.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner