S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.07.2021 um 10.30 UTC

Unbeständig mit Potential für Dauerregen am Mittwoch/Donnertag von Südwesten bis
zur Mitte und Schwergewitter im äußersten Südosten/Osten am Donnerstag.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.07.2021

Am Mittwoch befindet sich ein stark amplifizierter Langwellentrog über
Westeuropa, wobei seine Trogachse von den Britischen Inseln bis zur Iberischen
Halbinsel reicht. Deutschland befindet sich auf seine Vorderseite in ein
kräftigen zyklonal geprägten südwestlichen Höhenströmung. Es lässt sich ein
ordentlicher Temperaturgradient über dem Vorhersageraum finden, mit +15 Grad in
850 hPa in SO-Bayern und nur +8 Grad in Richtung Emsland. Die zugehörige
Kaltfront liegt bereits über dem Südosten und erstreckt sich etwa von der
Lausitz bis zum Allgäu. Die daran gekoppelten Niederschläge sind vornehmlich
postfrontal zu finden und damit skaliger Natur. Die Kaltfront zieht im
Tagesverlauf südostwärts ab.
Die Höhenströmung verbleibt auf Südwest und auf der Trogvorderseite kann ein
KW-Trog nordostwärts ablaufen, der folglich die Konvektion ankurbelt.
Nachfolgend gehen die Niederschläge ausgehend von der Schweiz ausgreifend bis in
die mittleren Landesteile in Dauerniederschläge über (Gegenstromlage).

Am Donnerstag liegt Deutschland noch auf der Trogvorderseite, wobei die
Trogachse im Tagesverlauf bis nach Ostfrankreich zieht. Damit dreht die
Höhenströmung nahezu auf Süd. Die Warmluft kann nochmal etwas Boden nach
Nordwesten gut machen und die Temperaturgegensätze verstärken sich weiter.
Während die 850 hPa Temperatur im Emsland knapp unter 10 Grad liegt, werden im
Berchtesgadener Land knapp 20 Grad erwartet. Dort liegt auch weiterhin die
Kaltfront. Die postfrontal gelagerten Niederschläge verstärken sich und reichen
in einem breiten Streifen von der Schweiz über Bayern bis zur Ostsee. Vor allem
im Südosten kann der Niederschlag auch ergiebig ausfallen und bis in die Nacht
auf Freitag anhalten. Vorderseitig wird ein mesoskaliges Konvektionsgebiet mit
kräftigen Niederschlägen vorhergesagt, das in der Nacht von Tschechien nach
Polen zieht und die Lausitz streifen könnte.
Auch im Westen kann es in labilen Luftmassen und konvergenter Strömung im
Tagesverlauf Schauer und Gewitter geben.

Am Freitag greift der Trog mit seiner Achse nun endgültig auf Deutschland über
und nur der Osten und Südosten verbleiben zunächst noch vorderseitig. Die
Warmluft wird allmählich aus Deutschland abgedrängt. Infolge der
Gegenstromsituation gibt es nach Osten und Südosten zunächst noch länger
andauernde Niederschläge. Im Tagesverlauf muss dann durch die von Westen weiter
vorankommende Höhenkaltluft und damit verbundene Labilität vermehrt mit Schauern
und Gewittern gerechnet werden.

Am Samstag kann sich von Westen ein flacher Rücken bemerkbar machen. Dies führt
vor allem in der Südhälfte zu recht stabilem und freundlichem Wetter. Im Norden
macht sich hingegen das zum Skagerrak ziehende Höhentief mit eher unbeständigen
Wetter bemerkbar. Dies gilt prinzipiell auch für den Sonntag, wobei dann auch
der Rest des Landes wieder zunehmend auf die Vorderseite eines neuen Troges mit
Zentrum über der Bretagne gelangt und überall die Schauer/Gewitterneigung wieder
zunimmt.

In der erweiterten Mittelfrist soll dieser Trog schließlich unter Amplifizierung
auf Deutschland übergreifen nachfolgend sogar ein eigenständiges
Höhentiefzentrum über dem Norden Deutschlands ausbilden. Entsprechend
unbeständiges und eher kühles Wetter wäre die Folge.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn der Mittelfrist ist die Vorhersage der verschiedenen Modellläufe recht
ähnlich. Wohl aber gibt es Unterschiede in der Positionierung der
Kurzwellentröge auf der Vorderseite des stark amplifizierten Haupttroges.

Auffällig ist, dass das Vorankommen des Troges zum Donnerstag von Lauf zu Lauf
weiter verzögert wird. Dem gestrigen 00 UTC Lauf folgend würde zum Mittagstermin
die Trogachse bereits über dem Westen des Landes liegen. Nach dem neusten Lauf
ist diese hingegen noch über Frankreich zu finden. Dies liegt vornehmlich daran,
dass der Trog in diesem Lauf gewisse Abtropfungstendenzen aufweist.

Diese zeitliche Verschiebung setzt sich auch am Freitag fort, wenn Deutschland
nach dem alten Lauf schon trogrückseitig hätte liegen müssen, mit dem neuen Lauf
aber noch direkt drunter liegen würde.

Zum Wochenende bleiben weiter Unsicherheiten bezüglich der genauen Lagen der
Druckzentren und Höhentiefs sowie der Stärke von kurzwelligen Rücken. Eine klare
Tendenz lässt sich da noch nicht ausmachen, da in jedem Lauf eine andere Lösung
angeboten wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Alle Modelle zeigen zu Beginn der Mittelfrist die Lage der auf der Vorderseite
des stark amplifzierten Troges und die postfrontalen Niederschläge rückseitig
der im äußersten Südosten liegenden Kaltfront. Das gilt im Prinzip bis
einschließlich Donnerstag, wobei sich dann schon gewisse Unterschiede finden
lassen. So zeigt dann ICON ein eigenständiges Höhentief über Südostfrankeich.
Bei GFS wird die Trogachse weiter westlich gezeigt und die feuchtlabilen
Luftmassen lägen noch näher an Deutschland. Das wiederum würde die Chance für
eine Schwergewitterlage im Osten und Südosten erhöhen.

Zum Freitag sind sich GFS und EZMWF recht einige. Bei ICON zieht das abgetropfte
Höhentief hingegen über Norditalien bis nach Südosteuropa. Kompensierend dazu
würde dann über Norddeutschland ein Keil wirksam sein.

Zum Wochenende nehmen die Unterschiede deutlich zu. ICON zeigt dann ein
Höhentiefkomplex von Frankreich bis nach Süddeutschland, mit einem
korrespondierenden Bodentief über Norddeutschland. GFS zeigt, von kurzwelligen
Rücken abgesehen, vornehmlich Trogeinfluss. EZMWF bietet im Gegenzug die
Trogvorderseite. Also alles noch sehr unsicher. Nur beständiges Wetter zeigt
kein Modell.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen bis zum kommenden Wochenende insgesamt
einen recht gebündelten Verlauf wobei Haupt- und Kontrolllauf recht gut in den
Median des Ensembles eingebettet sind. Allerdings gibt es ein paar
Einzellösungen, die zum Donnerstag/Freitag auch weiter wärmer ausschauen. Zum
Wochenende nimmt die Schwankungsbreite dann insgesamt zu, wobei Haupt- und
Kontrolllauf bei der Temperatur oberhalb des Median verlauf und anschließend
auch einen stärkeren Trogeinfluss als das Mittel zeigen.

Das Clustering des ECMWF zeigt im Zeitraum + 72 h bis +96 h (Mi00 bis Fr 00)
vier Lösungen. Bei allen zeigt sich eine starke positive Geopotentialanomalie
über Osteuropa. Es gibt nur kleine Unterschiede bzgl. der Ausdehnung der
positiven Anomalie nach Westen und die Stärke der Amplifizierung des
Langwellentroges.
Im Zeitraum +120 bis +168 h (Fr00 bis So00) werden zwei Möglichkeiten angeboten.
In Variante 1 würde Deutschland eher auf der Trogvordereseite liegen, bei der
zweiten Variante im Bereich des Troges. Auch im Zeitraum +192 bis +240 h (drei
Lösungen) wird der Trogeinfluss von allen Membern hervorgehoben, wobei die Lage
der einzelnen Druckgebilde am Boden und in der Höhe noch sehr unterschiedlich
prognostiziert werden.

Das Ensemble des GFS zeigt insgesamt einen recht gebündelten Verlauf ohne große
Abweichungen nach oben oder unten. Größer werden die Unterschiede in der zweiten
Wochenhälfte, wenn man in den Osten des Landes schaut. Da ergibt sich bei der
Temperatur noch eine ordentliche Schwankungsbreite von bis zu 10 K.

FAZIT: Die von Zyklonalität geprägte Mittelfrist weist noch einige
Unsicherheiten auf. Der Beginn mit der Lage auf der Vorderseite der stark
amplifizierten Vorderseite ist soweit klar. Wie schnell die Trogachse dann
weiter nach Deutschland vorankommt ist indes noch unsicher. Bei der langsamen
Variante droht dem Osten und Südosten am Donnerstag sogar eine
Schwergewitterlage. Dieser zeitliche Versatz, sowie die zunehmende
Kurzwelligkeit prägen dann auch den weiteren Verlauf, wobei noch keine klaren
Aussagen über die genaue Entwicklung ab dem Wochenende getroffen werden können
.. außer, dass es im Mittel unbeständig bleibt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Zum Mittwoch und Donnerstag gibt es ausgehend vom Südwesten bis in die mittleren
Landesteile Signale für kräftigere Dauerniederschläge. In Mittelgebirgsstaulagen
ist dann auch die Überschreitung der markanten Warnschwelle nicht
ausgeschlossen. Das wird sowohl von deterministischen Läufen angedeutet, als
auch mit leicht erhöhten Wahrscheinlichkeiten in den Ensembles. Es bestehen aber
noch Unsicherheiten bezüglich der Stärke und Verbreitung.

Wie bereits genannt, könnte es im (äußersten) Osten und Südosten am Donnerstag
eine Schwergewitterlage geben. Die hängt vor allem daran, wo nun genau die
Kaltfront liegt. Auch das EFI CAPE-Shear deutet dies an. Zwar liegt das Maximum
klar außerhalb von Deutschland, dennoch liegen der Osten/Südosten im Randbereich
der hohen Werte.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, ECMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer