S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.06.2021 um 10.30 UTC

Überwiegend Tiefdruckeinfluss und gebietsweise Schauer- und Gewitter, auch mit
Unwetterpotential

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.07.2021

Am Freitag liegt Deutschland unter einem Höhentief in 500 hPa, welches weinen
südlichen Kern bei Tagesbeginn etwa über dem Riesengebirge, den nördlichen
hingegen über dem nördlichen Baltikum hat. Da die beiden Kerne des Höhentiefs um
ihren gemeinsamen „Schwerpunkt“ kreisen, zieht der südliche Kern im Tagesverlauf
und in der Nacht nach Südosten ab, der nördliche Kern hingegen schwenkt on
Nordosten wieder nach Deutschland hinein (laut dem deterministischen Lauf des
EZMW). Somit bleibt die Osthälfte Deutschlands ganztägig unter dem Einfluss
tiefen Geopotentials, was auch für den Nordwesten gilt, wo eine
Geopotentialrinne die Verbindung des Höhentiefs mit einem Langwellentrog über
dem Nordatlantik herstellt. Lediglich der Südwesten steht unter dem Einfluss
eines flachen, sich von der Biskaya nähernden Höhenrücken, der allerdings kaum
an Einfluss auf das Wetter gewinnt, da der potentielle Potentialanstieg durch
die Annäherung durch ein Abflachen der Amplitude kompensiert wird. Das
Bodendruckfeld präsentiert sich dabei schwachgradientig, wobei eine flache, von
Schottland nach Oberitalien orientierte Hochdruckbrücke zu erkennen ist. Durch
diese und den Rücken bleibt es im Südwesten meist trocken, an den Alpen und von
Franken bis in den Norden können die Hebungsimpulse des tiefen Geopotentials
hingegen gebietsweise für Schauer und Gewitter sorgen. Bei 850er Temperaturen
von 6 bis 10 Grad sollten die Höchstwerte eine Spanne von 19 bis 24 Grad
abdecken.

Am Samstag schwächt sich der südliche Kern des Höhentiefs ab, der nördliche
hingegen kräftigt sich etwas, wobei er von der westlichen Ostsee nach
Norddeutschland hereinzieht. Damit intensiviert sich auch die Geopotentialrinne,
die dieses Höhentief mit dem nordatlantischen Langwellentrog verbindet, was auch
daran liegt, dass sich der Trog nach Süden und Osten ausweitet. Dadurch wird der
flache südwesteuropäische Rücken weiter abgehobelt, seine Achse schwenkt über
die Seealpen hinweg und erreicht zum Sonntagmorgen die Adria. Da rückseitig ein
Kurzwellentrog zur Biskaya vorankommt, bildet sich über Ostfrankreich ein
flacher Rücken, und die 850er Temperaturen steigen über dem äußersten Süden auf
bis zu 13 Grad. Über dem Norden und der Mitte liegen die Werte auf einem Niveau
von 8 bis 10 Grad, was auch bei den Höchstwerten ein minimales Plus, aber keine
signifikanten Sprünge erwarten lässt. Die Druckverteilung bleibt sehr flach, die
Schauer- und Gewittertätigkeit sollte am Tage ihren Schwerpunkt im Norden und in
der Mitte haben.

Am Sonntag überquert der Kurzwellentrog Frankreich von West nach Ost, in der
Nacht zum Sonntag greift dieser dann auch auf Deutschland über, während das
norddeutsche Höhentief über das Kattegat hinweg nach Südnorwegen zieht. Mit dem
Kurzwellentrog korrespondiert bodennah ein Wellentief im Bereich Südengland /
südliche Nordsee. Der Warmfrontanteil der zugehörigen Frontalwelle greift am
Tage auf den Südwesten über, womit bis zum Abend Regen etwa auf eine Linie
Siegerland – Oberbayern ausgreift. Gebietsweise kann es dabei kräftig und
konvektiv durchsetzt regnen. In der Nacht zum Montag setzt die Front ihren Weg
nach Osten fort, die Regenfälle erreichen dann auch Ostbayern und
Mitteldeutschland. Vorderseitig der Frontalwelle greift WLA bis nach
Norddeutschland aus, die 10-Grad-Isotherme in 850 hPa kommt bis zum Abend bis in
die Norddeutsche Tiefebene voran. In der Nacht wird die Warmluft dann durch die
Front wieder nach Osten abgedrängt, zum Morgen liegen die Temperaturen am
Oberrand der Grenzschicht nur noch vom Erzgebirge bis nach Vorpommern knapp über
10 Grad, sonst sind es um 9 Grad.

Am Montag zieht das Wellentief, begleitet von einem kleiräumigen, aber markant
geschnittenen Trog mit kleinräumiger, abgeschlossener Höhenzyklone nach
Deutschland hinein. In der Folge kommt es verbreitet zu kräftigem, auch von
Schauern und Gewittern durchsetztem Regen. In der Nacht zum Dienstag tropft das
Höhentief ab und füllt sich deutlich auf; da sich zudem von Westen ein kräftiger
Rücken heranschiebt, der am Boden ein Hoch stützt, dessen 1020er-Isobare zum
Morgen den Oberrhein erreicht, werden die Niederschläge in den Nordosten
abgedrängt. Die Temperaturen in 850 hPa bleiben etwa auf dem Niveau des
Vortages.

Am Dienstag greifen das Bodenhoch und der Rücken auf Deutschland über. Letzte
Niederschläge lassen nach bzw. im Tagesgang kommt es nur noch vereinzelt zu
kurzen Schauern und Gewittern, tendenziell es wird immer freundlicher.

In der erweiterten Mittelfrist laut des deterministischen Laufs des EZMW unter
Hochdruckeinfluss viel Sonne und sommerlich warm.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit den Vorläufen ist nicht
befriedigend. Während am Freitag um 12 UTC der flache Rücken vom aktuellen Lauf
und den Vorläufen noch in sehr guter Übereinstimmung simuliert wird, gilt dies
für das Höhentief nicht. Der gestrige 00-UTC-Lauf hatte noch ein abgeschlossenes
Höhentief über der Nordsee angedacht, von den die beiden jüngsten Läufe nichts
mehr wissen wollen. Diese simulieren jeweils ein leicht amöbenförmiges
Höhentief, wobei die Form der Amöbe durchaus differiert (gestriger 12-UTC-Lauf:
südlicher Kern des Höhentiefs über Thüringen; aktueller Lauf: südlicher Kern des
Höhentiefs über dem Riesengebirge). Auch im Bodendruckfeld gibt es teils
auffällige Unterschiede, z.B. ein vom gestrigen 00-UTC-Lauf simuliertes
kleinräumiges Tief über der zentralen Ostsee, welches von den jüngeren Läufen
nicht mehr angedacht wird.

Am Samstag um 12 UTC liegen der nördliche Kern des Höhentiefs beim gestrigen
12-UTC-Lauf und beim aktuellen Lauf zwar fast punktgenau an der gleichen Stelle
über Vorpommern, dem gestrigen 12-UTC-Lauf fehlt allerdings der südliche Kern
komplett, was auch eine weit näher an der Kreisform liegende Struktur erzeugt,
als dies aktuell der Fall ist. Auch im Bodenruckfeld nehmen die Unterschiede zu.
Während der gestrige 00-UTC-Lauf die 1015er-Isobare noch bis zur Elbe nach
Nordosten geschoben hat, liegt dieselbe beim aktuellen Lauf noch über
Südfrankreich und den Alpen.

Auch im weiteren Verlauf setzen sich die Unterschiede fort. Über dem nahen
Ostatlantik simulierte am Sonntag um 12 UTC der gestrige 00-UTC-Lauf einen
Bodentrog, der gestrige 12-UTC-Lauf dagegen einen Rücken, der aktuelle Lauf dann
wieder einen Trog – ein durchaus sprunghafter Ablauf der Modellprognosen. Das
Wellentief über Südengland, das uns die kräftigen Niederschläge bringen soll,
war beim gestrigen 00-UTC-Lauf noch gar nicht zu sehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Beginnen wir mit etwas Positivem: Am Freitag um 12 UTC simulieren alle Modelle,
auch etwa in der gleichen Position, einen flachen Rücken über der Biskaya. Da
für uns relevantere Höhentief ist dagegen in vielen verschiedene Varianten zu
haben. Der EZMW-Lösung am nächsten kommt LFPW mit einer Dipolstruktur, die einen
Kern über dem Riesengebirge und einen über dem Baltikum aufweist – wenngleich
das LFPW-Höhentief nicht so kräftig ist wie das von EZMW. ICON und GFS haben
jeweils ein Höhentief über der Nordsee im Programm (ähnelt der alten
EZMW-Lösung), wobei ICON noch ein zweites Höhentief mit Kern über dem
Riesengebirge (wie LFPW und EZMW) im Angebot hat. Bei GFS dagegen liegt das
zweite Höhentief als sehr (!) flaches Geopotentialminimum über Serbien.
Unterschiedlich sind in der Folge auch die Druckfelder über Osteuropa, die
Druckgegensätze sind aber bei allen Modellen gering, und sie zeigen eine
Hochdruckbrücke über Westeuropa.

Am Samstag um 12 UTC liefern die Modelle dann zum Teil gegensätzliche Lösungen.
Während GFS und ICON über Oder und Neiße hinweg eine Geopotentialbrücke
vorhersagen, liegt bei EZMW dort das Höhentief. Der vormals flache
Frankreichrücken hat sich bei GFS deutlich aufgewölbt, während er bei EZMW und
ICON flach bleibt. Die sich von Westen hereinschiebende bodennahe
Hochdruckbrücke liegt bei EZMW über England, bei ICON über Benelux, bei GFS
schon mitten über Deutschland – wobei man bei EZMW wegen des eigebetteten
Wellentiefs besser von einer West-Ost-Rinne als von einer Nord-Süd-Brücke
sprechen sollte.

Auch wenn sich im weiteren Verlauf manche Muster ähneln: Wirklich zusammen
finden die Modelle nicht mehr.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitfenster +72 bis +96 h liegen die drei errechneten Cluster (20, 19 und 12
Mitglieder) durchweg in einer Blockierungslage. Sowohl der Haupt- als auch der
Kontrolllauf finden sich im Cluster 2. Unabhängig von der Wetterlagenkategorie
(das blockierende Hoch ist über dem südlichen Nordmer zu finden) erkennt man in
allen Clustern in den repräsentativen 500 hPa-Mustern durchweg das kleinräumige
Höhentief, welches sich aber im ersten Cluster vorübergehend abschwächt um sich
dann wieder zu intensivieren, während es beim dritten Cluster eine durchweg
schwächere Ausprägung hat als bei den beiden größeren Clustern.

Im Zeitfenster +120 bis +168 h werden drei Cluster angeboten (22, 17 und 12
member). Dabei liegt der Kontrolllauf in Cluster zwei, der Hauptlauf dagegen in
Cluster eins. Der mittlere Cluster wechselt im letzten Zeitschritt von der
Blockierungslage in die „Negative NAO“, die beiden anderen Cluster bleiben
durchweg in der Blockierungslage. Das Höhentief bleibt dabei als eigenständiges
Zirkulationsobjekt nur im Cluster eins erhalten. Bei den anderen Clustern wird
es in die Zirkulation des Langwellentroges einbezogen. Dabei setzt Cluster zwei
auf eine südliche Westlage mit zonaler Strömung über dem Atlantik, die beiden
anderen Cluster lassen zum Ende des Zeitfensters einen Höhenrücken
hereinschwenken.

Im weiteren Verlauf werden 5 Cluster ermittelt, die, teils wechselnd, in den
Kategorien „Blocking“ und „Negative NAO“ liegen. Die Geopotentialmuster
variieren dabei teils deutlich. Während der größte und der kleinste Cluster (16
und 5 member) eher auf einen Höhenrücken setzten, tendieren die anderen zu
tiefem Geopotential

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bei der 850er-Temperatur von Freitag bis
Sonntag einen moderaten Aufwärtstrend, vom Sonntag bis in die erweiterte
Mittelfrist dann ein etwa gleichbleibendes Temperaturniveau, wobei in der ersten
Hälfte der kommenden Woche die Streuung deutlich zunimmt. Das Geopotential
bleibt bis in die kommende Woche hinein – unter leichten Schwankungen – bei etwa
570 gpdm, danach zeigt sich dann ein moderater Anstieg – allerdings auch bei der
Streuung. Auffällig dabei: Während der Haupt- und Kontrolllauf bis zum Beginn
der kommenden Woche unter dem Durchschnitt liegen, steigen diese beiden dann
fast „rasant“ an, um sich zur Mitte der kommende Woche im oberen Drittel der
Lösungen festzusetzen.

Die GFS-Ensembles stützen weitgehend die Einschätzung der EZMW-Ensembles, sie
deuten allerdings in der kommenden Woche einen schnelleren Anstieg der
850er-Temperatur an, als die bei EZMW der Fall ist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Starkregen:
COSMO-LEPS liefert bis in den Sonntag hinein auf niedrigstem Niveau
Starkregensignale (maximal Wahrscheinlichkeiten um 10% für mehr als 20 l/qm in 6
Stunden). Ein räumlicher Schwerpunkt lässt sich dabei nicht ausmachen, vielmehr
sind die entsprechenden Gebiete wie bei einem Streuselkuchen alternierend über
Deutschland verteilt.

Gleiches gilt bei COSMO-LEPS bei den Wahrscheinlichkeiten für mehr als 25 l/qm
in 12 Stunden, wobei die Wahrscheinlichkeiten selbst räumlich deutlich kleinerer
Gebiete betreffen und (erwartungsgemäß) niedriger ausfallen als diejenigen für
mehr als 20 l/qm in 6 Stunden). EZME-EPS und ICON-EPS deuten bis zum Sonntag
auch ganz vereinzelt mit homöopathischen Wahrscheinlichkeiten Dauerregen von
mehr als 25 l/qm in 12 Stunden an, EZMW tut dies auch ab Montag vor allem in
Südwesten.

Der EFI liefert keine Hinweise auf signifikante Wettererscheinungen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas