S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.06.2021 um 10.30 UTC

Anfangs Tiefdruckeinfluss, am Freitag und Samstag zunehmender Hochdruckeinfluss,
der sich am Sonntag schon wieder abschwächt.

unter Tiefdruckeinfluss zeit- und gebietsweise Gewitter bis in den
Unwetterbereich, dabei (extrem) heftiger Starkregen, größerer Hagel und
orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.07.2021

Am Mittwoch liegt zu Tagesbeginn in 500 hPa ein abgeschlossenes Höhentief über
Belgien, das am Tage und in der Nacht zum Donnerstag zögerlich nach Nordosten
vorankommt und ausgangs der Nacht die Niederlande erreicht, wobei seine Form von
einer eher kreisförmigen in eine mehr elliptische übergeht. Über dem östlichen
Mitteleuropa findet sich ein Höherücken, dessen Achse schon zu Tagesbeginn von
Griechenland über Rumänien hinweg nach Zentralpolen weist. Somit liegt
Deutschland komplett Achsenrückseitig und unter dem Einfluss des Höhentiefs bzw.
niedrigen Geopotentials. Das Bodendruckfeld präsentiert sich schwachgradientig
mit kleinräumigen Tiefs u.a. über Dänemark und Benelux. In dem insgesamt
hebungsaffinen Umfeld kristallisieren sich die Bereiche eines okkludierten
Frontenzuges als Niederschlagsschwerpunkte heraus, welches in einem weiten Bogen
über dem Norden, Osten und Süden verläuft. Dabei sind die Niederschläge von
ihrem Charakter her mit Schauern und Gewittern konvektiv geprägt und sie haben
durchaus Unwetterpotential, insbesondere mit Blick auf den Starkregen (PPWs bis
35mm, CAPE bis 1000 J/kg). Da die stark diffluente Höhenströmung und das sich
nähernde Höhentief auch als Hebungstrigger fungieren, kommt es auch in den
übrigen Gebieten, insbesondere im Westen und Südwesten, zunehmend zu Schauern
und Gewittern, die aber insgesamt weniger stark ausfallen und nur geringes
Potential für Unwetter besitzen. Während sich über dem Norden und Osten mit
850er-Temperaturen von 10 bis 13 Grad noch recht warme Luft hält, liegen die
entsprechenden Werte über dem Westen teils nur bei 6 bis 7 Grad, womit
Höchstwerte von bis zu 28 Grad im Osten möglich erscheinen. Meist liegen die
Werte aber zwischen 20 und 25 Grad.

Am Donnerstag bleibt das Höhentief das dominierende Geopotentialgebilde. Es
bewegt sich kaum und liegt als Geopotentialrinne, von der südlichen Nordsee zum
Böhmischen Becken orientiert, quer über Deutschland. Dabei steigt insgesamt das
Geopotential leicht an, die Lage des in der Rinne dominierenden Höhentiefs
wandert dabei vom Nordwesten der Rinne in den Südosten. Im Bodendruckfeld weist
ein Trog von Nordostpolen über die westlichen Ostsee und Mecklenburg-Vorpommern
hinweg nach Westen. Diese Konstellation erweist sich, wie schon am Vortag, als
gewitteraffin. Es muss allgemein mit starken, teils sogar mit schweren
(Unwetter-) Gewittern gerechnet werden, die in der Nacht von Südwesten her aber
rasch zusammenfallen, weil sich dort eine Hochdruckbrücke etabliert, die mit
einem sich nähernden Rücken über Westeuropa in Verbindung teht. Insgesamt
sickert etwas kühlere Luft ein, die Werte in 850 hPa decken eine Spanne von gut
5 Grad im Westen und knapp über 10 Grad im Osten ab. Entsprechend liegen die
Höchstwerte um 20 Grad in der Eifel bei bis zu 26 Grad im Osten.

Am Freitag nähert sich von Westen der Höhenrücken, seine Achse wandert von der
Biskaya bis nach Ostfrankreich. Über eine Geopotentialbrücke er mit einer
Höhenantizyklone über Südnorwegen verbunden, während das bisher dominierende
Höhentief aufgefüllt bzw. nach Osteuropa abgedrängt wird. Das Höhentief sowie
der Bodentrog, der im Tagesverlauf mehr und mehr einem großräumigen, vom Rücken
gestützten Hoch weichen muss, sorgen in der Osthälfte anfangs noch für Schauer
und Gewitter, die im Tagesverlauf aber mehr, zusammen mit dem Tiefdruckeinfluss,
und mehr nach Osten auswandern. Somit bleibt es im Westen durchweg, im Osten
zumindest in der Nacht trocken. Die 850er Werte liegen meist bei 6 bis 10 Grad,
was Höchstwerte auf Vortagesniveau erwarten lässt.

Am Samstag dominiert die Hochdruckbrücke zusammen mit dem Höhenrücken unser
Wetter. Da der Rücken etwas abflacht und damit auch das Absinken etwas schwächer
ausgeprägt ist, sinkt der Druck, da die Hochdruckbrücke aber erhalten bleibt,
bleibt auch das Wetter geschehen zumeist ruhig (trocken). Im Detail zeigen sich
aber zwei Ausnahmen. Da der Rücken von flachen Trögen überlaufen wird, kann über
dem Südwesten Hebung generiert werden, die über den Hochlagen einzelne Schauer
und Gewitter zur Folge haben könnte. Und in den Nordosten driftet (laut
EZMW-Hauptlauf) von Osten her das alte Höhentief wieder herein, so dass in
Vorpommern in der Nacht wieder Schauer und Gewitter auftreten können. Dabei
steigen die 850er Temperaturen etwas an und erreichen ausgangs der Nacht Werte
zwischen 8 und 13 Grad.

Am Sonntag greift von Westen ein Langwellentrog auf uns über, in dessen
Zirkulation das „alte“ Höhentief über dem Nordosten / der westlichen Ostsee mit
einbezogen wird. Von Westen greift ein Frontensystem mit regen auf uns über,
welches in der Nacht die Mitte erreicht und zum Morgen auch den Osten erreicht.
Von Westen wird erneut etwas kühlere Luft (in 850 hPa) herangeführt, da sich
aber über dem Osten noch die wärmere Luft des Vortages hält, bleibt in der
Gesamtschau das Temperaturniveau des Vortages erhalten.

Die erweiterte Mittelfrist sieht nach aktuellem Lauf am Montag unter massiver
Warmluftadvektion das Aufwölben eines Rückens, der aber schon am Dienstag wieder
nach Osten abgedrängt wird. Ihm folgen ein Höhen- und Bodentief mit einem
Frontensystem, wobei das Ausräumen der zuvor eingeflossenen Warmluft
möglicherweise mit heftigen schauen und Gewittern verbunden ist.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Übereinstimmung des aktuellen EZMW-Laufs mit den Vorläufen kann allenfalls
als „mittelprächtig“ bezeichnet werden. Schon zu Beginn des mittelfristigen
Vorhersagezeitraum am Mittwoch zeigen sich deutliche Unterschiede in den
synoptischen Feldern. Dies betrifft z.B. das für uns wetterbestimmende
Höhentief, das für Mittwoch, 12 UTC, aktuell etwa 350 km weiter östlich
gerechnet wird als noch beim gestrigen 00 UTC Lauf, es ist jetzt auch über eine
Geopotentialrinne mit einem zweiten kleinräumigen Höhentief über dem Skagerrak
verbunden, welches die Vorläufe nicht auf dem Schirm hatten.

Die Unterschiede bezüglich des Höhentiefs bleiben auch über die Folgetage
erhalten. So präsentiert sich am Donnerstag um 12 UTC nach dem neuesten Lauf das
Höhentief als Ellipse von der südlichen Nordsee bis zum Böhmischen Becken
orientiert, die Vorläufe hingegen simulierten ein etwa kreisförmiges Höhentief
über der Eifel (gestern, 12 UTC) bzw. über Nordfrankreich (gestern 00 UTC).

Im Geopotentialfeld setzen sich die Unterschiede weiter fort, während in den
älteren Läufen das Höhentief dann in die Zirkulation eines Langwellentroges
einbezogen wurde, bleibt es im aktuellen Lauf bis weit in den Freitag hinein
„solo“.

Die geschilderten Unterschiede machen sich natürlich bei den Hebungsantrieben
und in der Folge bei den Niederschlägen deutlich bemerkbar. Weniger stark
differieren die Modellläufe dagegen beim Bodendruck. Dieser wird von allen
Protagonisten schwachgradientig vorhergesagt, wobei sich der tiefe Druck
zögerlich nach Osten zurückzieht, insbesondere am Freitag einer Hochdruckbrücke
Platz macht die am Samstag für ruhiges Wetter sorgt, bevor am Sonntag von Westen
wieder der Tiefdruckeinfluss zunimmt. Die Brücke selbst ist beim aktuellen Lauf
allerdings etwas zügiger Unterwegs als bei den Vorläufen, und mit zunehmender
Vorhersagedauer zeigen sich dann über dem östlichen Mitteleuropa auch
strukturelle Unterschiede im Bodendruckfeld (z.B. Sonntag 12 UTC nach aktuellem
Lauf über der westlichen Ostsee eine Tiefdruckzone, also in einem Bereich, der
von den Vorläufen noch mit der Hochdruckbrücke versehen wurde.

Da die Abläufe, wie schon erwähnt, insgesamt schwachgradientig von Statten
gehen, ist zumindest das 850er Temperaturniveau bei allen Modelläufe ähnlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Betrachtet man am Mittwoch um 12 UTC die Geopotentialmuster, so greifen LFPW und
UKMO das Muster einer flachen Geopotentialrinne auf, ähnlich wie dies von EZMW
angedeutet wird. Im Unterschied zum EZMW verlagern UKMO und LFPW die Rinne aber
langsamer als EZMW. Dagegen liefern GFS und ICON abgeschlossene Höhentiefs, die
in ihrem Muster dem der Vorläufe des aktuellen EZMW-Laufs ähneln.

Die Unterschiede zwischen den Modellen bleiben, bezogen auf das Geopotential,
markant. Die EZMW-Idee einer Geopotentialrinne (Do 12 UTC) greift UKMO auf,
lässt dies Rinne aber, statt von der südlichen Nordsee zum Böhmischen Becken,
vom Ostausgang des Ärmelkanals nach Zentralpolen verlaufen. Bei GFS und ICON
bleibt es bei der Ähnlichkeit zu den Vorläufen des EZMW, das heißt bei einem
kreisförmigen Höhentief über Benelux / dem Westen Deutschlands.

Im weiteren Verlauf bleiben die Modellunterschiede bezüglich des Geopotentials
erhalten. Während GFS am Freitag um 12 UTC einen breiten Trog über dem östlichen
Mitteleuropa / Osteuropa andenkt, der mit einem markanten kurzwelligen Anteil
nach Ostfrankreich weist, beschränken EZMW und ICON die Trogstrukturen auf die
besagten Regionen östliches Mitteleuropa / Osteuropa.

Worin sich ICON und EZMW gleichen (was ja auch für die Konsistenz des
EZMW-Modells gilt: In einer insgesamt schwachgradientigen Umgebung schiebt sich
am Freitag ein Rücken mit einer Hochdruckbrücke herein, der/die am Samstag für
ruhiges Wetter sorgt und am Sonntag nach Osten abgedrängt wird. Bei GFS dagegen
bleibt die Hochdruckbrücke über Großbritannien hängen und schafft es nicht, auf
Mitteleuropa überzugreifen.

Aber auch der letztgenannte Fakt sorgt nicht für nennenswerte Unterschiede bei
den 850er Temperaturen der verschiedenen Modelle.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bei den Ensembles erkennt man im Zeitfenster +72 bis +120 h 5 Cluster, die aber
alle durchweg in der Kategorie „Blocking“ liegen. Unabhängig von der
„Blocking“-Kategorie erkennt man aber in den repräsentativen 500-hPa-Karten bei
allen Clustern und zu allen Terminen über Frankreich das für uns relevante
Höhentief.

Im Zeitfenster +120 bis +168 werden 4 Cluster ermittelt, die wiederum alle
durchweg in der Kategorie „Blocking“ liegen. Jetzt zeigen sich aber größere
Unterschiede in den repräsentativen Geopotentialfeldern. Der mit 25 Mitgliedern
größte Cluster (in dem auch der Haupt- und Kontrolllauf liegen) zeigt noch das
herumwabernde Höhentief, das sonst nur noch der mit 6 Mitgliedern kleinste
Cluster zu bieten hat. Bei den beiden mittleren Clustern wird das Höhentief
dagegen abgedrängt oder aufgefüllt.

Die EZMW-Rauchfahnen für Offenbach zeigen, ausgehend von relativ tiefem
Geopotential am Mittwoch, einen Anstieg des Geopotentials bis Samstag, der dem
hereinschwenkenden Rücken geschuldet ist. Dabei nimmt aber auch die Streuung
sehr stark zu. Bei den 850er Temperaturen zeigt sich vom Mittwoch bis in den
frühen Freitag ein leichter Rückgang von etwa 8 auf etwa 5 Grad, danach aber bis
in den Sonntag einen Anstieg auf etwa 10 Grad, bevor dann ein etwa
gleichbleibendes Niveau gehalten wird. Das alles verläuft ohne nennenswerte
Zunahme der Streuung, diese liegt durchweg bei etwa ±5 Grad um die angegebenen
Werte.

Bei GFS ähnelt der Verlauf des Trends der 850er Temperaturen demjenigen von
EZMW, dabei liegt das Temperaturniveau aber höher als bei den Europäern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STARKREGEN:
COSMO-LEPS zeigt am Mittwoch an den Alpen Wahrscheinlichkeiten von bis zu 40%
für Starkregen über 20 l/qm in 6 Stunden. Flächig werden in der Osthälfte, in
den westlichen Mittelgebirgen und lokal auch im Norden entsprechende
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 20% simuliert.

Am Donnerstag und Freitag werden über ganz Deutschland verteilt, aber immer nur
lokal, Wahrscheinlichkeiten von bis zu 20% für mehr als 20 l/qm in 6 Stunden
ermittelt.

Der EFI zeigt im Mittelfristzeitraum keine Signale für signifikante
Wettererscheinungen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas