S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.06.2021 um 10.30 UTC

Erneut schwülwarm und gewittrig bis hin zum Unwetter, nur im Nordosten anfangs
vorübergehend weitgehend trocken.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 02.07.2021

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag wölbt sich über
Mitteleuropa ein flacher Höhenkeil vom Alpenraum bis hin zur Nordsee auf. Dieser
Keil wird nach Osten hin durch einen flachen Trog, im Westen jedoch durch ein
kräftiges Höhentief über der Biskaya flankiert. Dieses lenkt an seiner
Vorderseite zusehends wärmere, feuchtere und labil geschichtete Luft, die sich
von Südwesten her bis in die mittleren Gebiete durchsetzt. Im Norden und Osten
bleibt es dagegen noch weitegehend trocken. Mit dieser wärmeren Luftmasse ist
ein Temperaturanstieg auf Werte in den Maxima von etwas mehr als 30 Grad
verbunden.

Am Dienstag verschiebt sich das gesamte Zirkulationsmuster etwas nach Osten, so
dass sich die feuchtlabile Luftmasse bis etwa zur Elbe durchsetzen kann. Damit
kommt es vom Nordosten abgesehen in allen Landesteilen zu einzelnen teils
kräftigen Gewittern, die teilweise mit unwetterartigen Erscheinungen wie
Hagelschlag von mehr als 4 cm im Durchmesser, ergiebigem Dauerregen und schweren
Sturmböen einhergehen können.
Von Mittwoch bis Freitag setzte sich deutschlandweit die feuchtwarme und labil
geschichtete Luftmasse durch, so dass auch zwischen Ostsee und Erzgebirge
vermehrt Gewitter mit Unwetterpotential auftreten dürften.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zum nächsten Wochenende stellt
sich vorübergehend eine westliche Strömung ein, mit welcher die feuchtlabile
Luft etwas weiter nach Osten abgedrängt wird. Dabei setzt sich über dem Süden
und der Mitte Deutschlands der Keil eines Azorenhochs durch, der von Südwesten
her zu uns vorstoßen dürfte. Zum Sonntag baut sich dann über Deutschland eine
eigenständige Hochdruckzelle auf. Die Niederschläge klingen allmählich ab. Die
sonnigen Anteile nehmen zu. Meist bleibt es sommerlich warm bis sehr warm.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des ECMWF ist ab Montag recht gut. Von Südwesten wird
vorderseitig eines flachen Höhentroges mit Kern über der Biskaya eine
feuchtwarme und labil geschichtete Luftmasse aus Südwesten herangelenkt. Dieses
Szenario wird von den einzelnen Modellläufen schon seit längerem simuliert. Im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird die Version des aktuellsten
Modelllaufes auch vom gestrigen 12 UTC-Lauf gestützt, wogegen der 00 UTC-Lauf
des Vortages noch eine flache Druckverteilung im Programm hatte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die gängigen globalen Modelle zeigen meist eine ähnliche Entwicklung auf.
Deutschland gelangt auf die Vorderseite eines abgeschlossenen Höhentiefs, das je
nach Modell über der Biskaya ausgehend unter Auffüllung langsam ostwärts
Richtung Deutschland zieht und dabei mehr und mehr an Intensität verliert.
Danach setzt im erweiterten mittelfristigen Vorhersagebereich über Mitteleuropa
Druckanstieg und die Bildung eines Hochdruckgebietes über Deutschland ein. Nach
GEM zieht das Höhentief Richtung Südwesten zum Mittelmeer ab und ein über dem
Nordmeer liegendes Hochdruckgebiet zieht nach Skandinavien und in der
erweiterten Mittelfrist dann nach Deutschland. Das Resultat ist aber das
gleiche. Ab dem Sonntag nächster Woche baut sich ebenfalls eine Hochdruckzelle
über Deutschland auf. Konvektive Prozesse werden unterbunden. Mit Niederschlägen
ist dann kaum mehr zu rechnen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS zeigt Signale für eine Blockierung, ausgehend vom Seegebiet
südlich von Island und nachfolgend ins Nordmeer verlagernd. Diese Blockierung
wird von Höhentiefs „unterwandert“, so dass sich über Mitteleuropa nach einer
steilen Südwestlage ein Übergang zu einem, wenn auch schwachen Höhentief ergeben
würde, das sich im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nach Südwesten
bewegt, so dass dann über Mitteleuropa wieder eine Südwestströmung zustande
kommt. Dies hätte für den Westen und wahrscheinlich auch für die Mitte etwa ab
der Mitte der kommenden Woche vor allem nach dem neuesten Modelllauf einen
leichten Temperaturrückgang auf etwa für die Jahreszeit normale Temperaturen zur
Folge. Der Spread ist relativ gering, eine hohe Labilität wird während des
gesamten Vorhersagezeitraumes erwartet.
Ähnliche Strukturen hinsichtlich einer Blockierung zeigt auch das EPS des EZMW,
wobei allerdings das blockierende Hoch nicht so weit nördlich gesehen wird.
Dieses wird ebenfalls von Höhentiefs an dessen Südflanke umrundet, wobei
durchaus auch Indizien für die ICON-Variante (mit dem Höhentief über der Adria)
zu finden sind. Das Clustering ergibt selbst im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum nur zwei Szenarios, die beide auf eine Blockierung über
Skandinavien bzw. über der Nordsee hinauslaufen, d.h. sich nicht wesentlich
unterscheiden. Wie beim EPS des GFS ist auch beim EPS des EZMW der Spread
relativ flach. Die anhand des deterministischen Laufes geschilderte Entwicklung
lässt sich gut nachvollziehen, d.h. nach einer relativ stabilen Phase am
jetzigen Wochenende werden von Westen und Südwesten her wieder vermehrt
Niederschlagssignale gezeigt, die auf eine erneut auflebende Konvektion
hindeuten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Das erneute Aufleben der Konvektion zu Wochenbeginn von Westen und Südwesten her
tritt beim EFI weniger durch Niederschlagssignale, sondern vielmehr durch CAPE
mit und ohne Scherung zu Tage. Am Dienstag und vor allem am Mittwoch zeichnet
sich in einem Streifen vom Emsland über die Mitte Deutschlands bis in den
östlichen Mittelgebirgsraum hinein und zu den Alpen der Höhepunkt der
Gewitterlage ab. Dabei ergeben die Indizes erneut Signale für eine hohe
Wahrscheinlichkeit für unwetterartige Gewitter. Unwettergefahr besteht dabei vor
allem durch heftigen Starkregen, im Westen und Süden vermehrt durch (schwere)
Sturmböen und vor allem nach Südosten hin zusätzlich durch größeren Hagel

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (ECMWF), MOS-MIX, MOS-ECMWF

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer