S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.06.2021 um 10.30 UTC

Unter Hochdruckeinfluss zunehmend sommerlich warm, teils auch heiß. Ab Mittwoch
wieder steigendes Gewitterpotenzial, Unwetter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 17.06.2021

Zum Beginn der Mittelfrist am kommenden Sonntag finden wir uns unter einem
Höhenrücken wieder, dessen Achse von Frankreich über die Nordsee bis in die
Mitte Norwegens reicht. Ein über dem östlichen Mitteleuropa gelegener Trog mit
geringer Wellenlänge ist für unser Wetter nicht mehr von Belang. Der Höhenrücken
stützt einen Keil des Azorenhochs, der eine eigene Hochzelle mit einem Kerndruck
von knapp über 1025 hPa über Deutschland ausbildet. Die T850 hPa liegen bei 4
Grad im Osten und bis 12 Grad im Westen.

Der Höhenrücken zieht bis zum Dienstag leicht progressiv nach Osten weiter und
kippt dabei in nordöstliche Richtung ab, sodass seine Achse mittags eine Linie
zentrales Mittelmeer – Alpen – Weißrussland einnimmt. Die Bodenhochzelle wird
damit nach Südpolen geführt. Durch den etwas fallenden Druck kann sich im Norden
eine wenig wetteraktive Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien nähern, womit
dort ein paar Wolken auftauchen und die T850 hPa nur bei 5 bis 10 Grad liegen.
Im Rest von Deutschland erwärmt sich die subtropische Luftmasse unter
Hochdruckeinfluss und adiabatischen Absinken allerdings auf 10 bis 15 Grad.

Am Mittwoch dominiert weiterhin der Rücken, der sich an diesem Tag nur wenig
bewegt. Im Norden wird die leicht kühlere Luft dann schon wieder abgedrängt und
die T850 hPa steigt deutschlandweit auf 14 bis 20 Grad. Bodennah sind dann 30
Grad sicherlich häufiger anzutreffen. Allerdings steuert im Tagesverlauf vom
Nordostatlantik ein Langwellentrog auf die Britischen Inseln zu, wodurch der
Rücken dann doch langsam nach Osten geschoben wird. Auf der Vorderseite des
Trogs etabliert sich eine von Skandinavien über Benelux bis nach Südfrankreich
reichende Tiefdruckrinne,
in deren Vorfeld die Luft im Süden und Westen Deutschlands schon feuchter wird
und bereits erste starke Gewitter ausgelöst werden könnten.

In der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag erreicht der Langwellentrog die
Britischen Inseln und die Tiefdruckrinne den Westen und Südwesten von
Deutschlands mit Schauern und Gewittern, die sich am Donnerstag tagsüber bis zur
Mitte hin ausweiten.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag gelangt der Langwellentrog in die
Nordsee, sodass die Tiefdruckrinne Deutschland mit den kräftigen Gewittern nach
Osten hin überquert und nachfolgend deutlich kühlere Atlantikluft mit T850 hPa
von -1 bis 6 Grad einsickert. Postfrontal steigt der Druck dann wieder.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis zum Donnerstag sind sich der heutige 0 UTC-Lauf und die beiden gestrigen
Läufe des EZMW sehr ähnlich, sieht man mal von kleineren Details wie die etwas
weniger stark nach Süden ausgreifende Kaltfront am Dienstag und dem genauen
Timing des Eintreffens der Tiefdruckrinne am Donnerstag ab. In der erweiterten
Mittelfrist wird der Langwellentrog jedoch anders simuliert. Dieser zieht nun
unter Beibehaltung einer größeren Wellenlänge in die Nordsee, womit die
Tiefdruckrinne rascher nach Osten gelangt und sich postfrontal deutliche kühlere
Luft bei uns durchsetzt. Diese kommt unter Hochdruckeinfluss, was zwar der
gestrige 12 UTC-Lauf auch schon zeigte, der gestrige 0 UTC-Lauf bis zum Ende
seines Vorhersagezeitraumes aber nicht. In diesem Lauf wäre uns die
Tiefdruckrinne länger erhalten geblieben und vor allem nach Osten hin auch noch
länger die schwül-heiße Luft.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS lässt die Kaltfront am Dienstag mit etwas Regen fast bis in die Mitte des
Landes vordringen. Am Mittwoch findet man beim Übergreifen der Tiefdruckrinne
bzw. der Anfeuchtung der Luft im Süden und Westen kleine Timingunterschiede
zwischen EZMW, GFS und ICON, wobei EZMW noch am langsamsten ist und ICON am
schnellsten. In der erweiterten Mittelfrist setzt sich beim GFS hinter der
Tiefdruckrinne kein Hochdruckeinfluss durch, dafür sinken die Temperaturen nicht
so stark ab. Beim GEM ist die diensttägliche Kaltfront ein wenig stärker als
beim EZMW, dafür die Tiefdruckrinne knapp später. In der erweiterten Mittelfrist
gibt es auch beim GEM Hochdruckeinfluss, wobei das Temperaturniveau in der
postfrontalen frischeren Meeresluft allerdings um rund 4 Kelvin höher bleibt als
beim EZMW. JMA simliert die Kaltfront am Dienstag nur schwach, die
Tiefdruckrinne am Mittwoch/Donnerstag kommt im Vergleich zum EZMW nur wenig
später. In der erweiterten Mittelfrist reicht es beim JMA nur für kurzen
Zwischenhocheinfluss, bevor wir in den Einflussbereich eines neuen Tiefs bei den
Britischen Inseln kommen. Das Temperaturniveau würde dabei 6 bis 10 Kelvin höher
bleiben als beim EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für verschiedene deutsche Städte
sowohl bei T850 hPa als auch beim GeoPot 500 hPa eine enge Bündelung und
bestätigen damit gut den Hauptlauf. Allerdings gibt es am Dienstag in den T850
hPa-Rauchfahnen einige Ausreißer nach unten, vor allem in norddeutschen Städten.
Gut möglich ist also, dass die Kaltfront doch noch stärker nach Süden ausgreift,
als es der Hauptlauf derzeit simuliert. Danach öffnen sich die Temperaturkurven
vor allem ab Donnerstag, was noch einmal zum Ausdruck bringt, dass das
Durchziehen der Tiefdruckrinne noch Timingunterschieden unterworfen ist. Vor
allem fällt auch auf, dass sich der Median mit den meisten Ensemblemitgliedern
nicht so stark nach unten bewegt wie Haupt- und Kontrolllauf. Von daher ist die
deutliche Abkühlung ab Donnerstag keinesfalls sicher.

Die Clusteranalyse liefert für Dienstag (0 UTC) bis Donnerstag (0 UTC) drei
Cluster, alle mit dem Regime NAO+ und im Großen und Ganzen für uns mit nur
geringen Unterschieden. Für die Kaltfront am Dienstag sind die erfassten
Strukturen zu großskalig. Von Freitag (0 UTC) bis Sonntag (0 UTC) und damit in
der erweiterten Mittelfrist gibt es ebenfalls drei Cluster. 2 davon wechseln auf
Blocking, einer bleibt bei NAO+. Passend zu den vorherigen Ergebnissen wird der
Langwellentrog in unterschiedlicher Position gezeigt, womit auch nicht klar ist,
wie es mit oder hinter der Tiefdruckrinne in diesem Zeitraum weitergeht.

FAZIT:
Bis zum Mittwoch wird es unter Hochdruckeinfluss zunehmend sommerlich warm,
örtlich auch heiß. Einen kleinen thermischen Dämpfer gibt es am Dienstag durch
eine Kaltfront im Norden, wobei die Wetteraktivität sich stark in Grenzen hält,
die räumliche Ausweitung nach Süden hin aber auch noch nicht ganz feststeht. Ab
Mittwochnachmittag steigt dann das Schauer- und Gewitterrisiko, am Donnerstag
und Freitag zieht von Westen eine Tiefdruckrinne mit postfrontaler Abkühlung
durch. Wie stark diese ausfällt und wie es danach weitergeht, ist völlig offen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis zum Dienstag sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.

Am Mittwoch steigt zunächst im Westen und Süden, ab Donnerstag auch im Osten die
Gefahr für starke Gewitter, die mit Sturmböen, Hagel und Starkregen einhergehen
können. Aufgrund der Konstellation mit schwülwarmer Luft subtropischen Ursprungs
und möglicher dynamischer Unterstützung sind lokale Unwetter nicht
auszuschließen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler