S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.06.2021 um 10.30 UTC

Nach andauernder Gewitterlage kommt mittelfristig der trockene Sommer.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 15.06.2021

In der Mittelfrist endet endlich die Sumpflage und mit Hochdruckeinfluss
trocknet die Luft ab. Zudem setzt sich aus Südwesten sehr warme Luft durch und
zumindest regional stehen heiße Tage an.

Die Aussichten im Detail:
Am Freitag dehnt sich von Westen her Hochdruck aus, der die feuchte Luft
allmählich ostwärts vertreibt. Das Vordringen des Hochs wird aber von einem Tief
über Osteuropa blockiert, sodass vor allem in der Osthälfte und im Süden noch
einmal kräftige Gewitter mit örtlich unwetterartigen Regenfällen wahrscheinlich
sind. Während sich der Hochdruck bei uns ausbreitet, liegen über Nord- und
Nordwesteuropa Tiefdruckgebiete, deren Fronten am Samstag den Norden
Deutschlands überqueren. Da sie in relativ trockene Luft laufen, gibt es aber
nur leichte Schauer oder einzelne Gewitter. Anders sieht es im immer noch
feuchtwarmen Südosten aus, dort sind zwischen Erzgebirge und Alpen noch einmal
starke Gewitter wahrscheinlich. Lokal sind Unwetter aufgrund Starkregen nicht
ausgeschlossen.

Am Sonntag liegt ein Zentrum des Hochs über der Nordsee und Nordwestdeutschland
und trockene Luft setzt sich überall durch. Allenfalls in den Alpen können sich
im Tagesverlauf einzelne Gewitter bilden. Mittel- und niedertroposphärisch liegt
warme Luft zumindest über der Westhälfte des Landes (-10 Grad in 500 hPa und +12
Grad in 850 hPa). Das und sonniges Wetter lassen die Temperatur am Boden im
Südwesten des Landes auf über 30 Grad steigen. Über Osteuropa simuliert der
aktuelle IFS-Lauf ein Höhentief, welches für etwas weniger warme Luft im Osten
Deutschlands sorgen könnte. Auch an den Küsten ist die Temperatur gedämpft, dort
weht ein mäßiger auflandiger Wind, der eine Erwärmung über 25 Grad praktisch
unmöglich macht.

Am Montag zieht das Höhentief über Osteuropa in Richtung Balkan. Das Hoch über
Mitteleuropa schwächt sich etwas ab, allerdings bleibt eine Hochdruckbrücke vom
Atlantik bis zum Baltikum bestehen. Für Deutschland bedeutet das sonniges,
warmes und trockenes Sommerwetter. Vor allem in der Südwesthälfte des Landes
wird es wieder heiß. Im Tagesverlauf bildet sich in der Brücke ein neues
Hochzentrum bei den Britischen Inseln, das sich am Dienstag nach Skandinavien
verlagert. Ihm ist ein Tief auf den Fersen, dass bis zum Dienstagabend knapp vor
Irland zieht. Aus dem Höhentief im Südosten Europas entwickelt sich am
Dienstagabend ein Bodentief, sodass das großräumige Muster über Europa in etwa
einem Omega entspricht.

Diese im Allgemeinen blockierende Omega-Lage ist voraussichtlich auch in der
erweiterten Mittelfrist wetterbestimmend für
Deutschland.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS-Lauf passt gut zu seinen Vorgängern: Aus Westen setzt sich
Hochdruck in Deutschland durch und das Wetter beruhigt sich mittelfristig. Einen
Unterschied gibt es jedoch: Das gestern bereits prognostizierte Höhentief, das
am Sonntag aus einem Trog über dem Baltikum und Ostpolen abtropfen soll, um dann
südwärts zu ziehen, liegt nun etwas weiter westlich und somit näher an
Deutschland. Auf die nicht vorhandenen Niederschläge ab Sonntag hat dies keine
Auswirkungen, allerdings liegen nun statt 8 bis 10 Grad in 850 hPa nur noch rund
5 Grad über der Osthälfte des Landes. Behält IFS recht, wird es in der Osthälfte
kühler als momentan angedacht. Allerdings kann sich die Lage des Tiefs noch
ändern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Prinzip sind sich die Modelle einig: Der Sommer kommt mit großen Schritten
und trockene Luft beendet die Sumpflage mit zum Teil schweren Gewittern über
Deutschland. Einzig das Höhentief ist in den Modellen etwas unterschiedlich.
ICON hat ein Höhentief, aber weiter östlich, Progression und Umwandlung in ein
Bodentief zum Ende der Mittelfrist sind jedoch ähnlich dem IFS. GFS lässt ein
Höhentief aus einem scharfen Trog über dem Baltikum erst weit über Russland
abtropfen. Dieses hat dann keinen Einfluss mehr auf das Wetter in Mitteleuropa.
Entsprechend simuliert GFS aber auch kein Omega zum Ende der Mittelfrist,
sondern eine eher zonale Strömung mit fettem Tief über dem Nordatlantik und
später (Mittwoch) Skandinavien, aber (noch) nur verhaltenen Auswirkungen auf
Deutschland. Der Trend hat sich in den vergangenen GFS-Läufen bereits
angedeutet, lässt sich aber auch wieder umkehren. Hier hilft nur abwarten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse für t+72-96h liefert 4 Cluster alle in der Kategorie
Blockierung. Für Mitteleuropa ergeben sich in keiner Analyse bemerkenswerte
Unterschiede. Haupt- und Kontrolllauf sind im Cluster 1 mit 47 Member.
Im Zeitschritt t+120-168 gibt es 3 Cluster, wobei sich Cluster 1 und 3 (inkl.
Haut- und Kontrolllauf) weiter auf Blocking versteifen, Cluster 2 geht aber ab
t+144 in NAO-positiv über. Das würde dem aktuellen GFS-Lauf entsprechen. Mit 21
Member in Cluster 2 zu 26 Member in Cluster 3 ist es auch nicht unbedingt eine
Außenseiterlösung.
Die erweiterte Mittelfrist liefert ebenfalls 3 Cluster, wobei nur noch Cluster 1
(weiter mit Haupt- und Kontrolllauf) dauerhaftes Blocking sieht, Cluster 2 und 3
springen zu NAO-positiv. Allerdings sind die Auswirkungen auf Deutschland eher
gering.

Die Rauchfahnen sind zu Beginn der Mittelfrist schmal. Im Osten (Berlin und
Dresden) ergibt sich für Sonntag eine markante Delle in T850, die die Ensembles
etwas auseinanderzieht. Zurückzuführen ist das auf das näher gerückte Höhentief
im neuen Lauf. Die Delle lässt sich auch im Südosten (München) finden,
allerdings mehr zum beziehungsweise am Montag. Anschließend gibt es nur einzelne
Ensemblemember mit Ausreißern bei der Temperatur, insgesamt ist ein deutlicher
Aufwärtstrend erkennbar.
Am Freitag und Samstag gibt es im Osten und Süden noch größere Ausschläge bei
der Niederschlagsvorhersage, was auf die Unsicherheit der Gewitter und den
potenziellen Starkregen schließen lässt. Ab Sonntag ist die Mittelfrist
niederschlagstechnisch quasi leer. Erst in der erweiterten Mittelfrist (ab
Mittwoch) sind wieder höhere Ausschläge zu finden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag und Samstag sind nach wie vor teils schwere Gewitter mit Starkregen
über Deutschland unterwegs, vor allem im Osten und Süden. Das lässt sich sowohl
in den deterministischen Läufen als auch in den EPSen ablesen (siehe oben).
Anschließend geht die Gefahr deutlich zurück und es gibt sehr wahrscheinlich
keine signifikanten Wettererscheinungen mehr.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, GFS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn