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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.06.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Der „sumpfige“ PETER und seine Gewitter lassen es weiter krachen! Und wenn der
Einfluss schwindet springen ihm andere Tiefs zur Seite und halten den beständig
unbeständigen Charakter am Leben.

Aktuell … streckt der „sumpfige“ PETER weiter seine Fühler bis nach
Deutschland aus und bietet so dem Hoch XENIA Paroli, welches sich langsam nach
Nordwesteuropa vorarbeitet. Aber der Reihe nach.

Zwischen zwei Höhentiefs bei Island und über Osteuropa hat sich zum Abend ein
Höhenhoch über Deutschland breitgemacht. Allerdings ist dieses eher schwach auf
der Brust und wird von einem kleinen Höhentief über dem Alpenraum flankiert.
Insgesamt liegen über Mitteleuropa schwache Geopotentialgegensätze vor.
So wie in der Höhe ist es auch am Boden. Auch dort sind schwache
Luftdruckgegensätze zu verzeichnen. Unser „sumpfiges“ Tief PETER hat es sich
derweil etwa über Österreich gemütlich gemacht. Um den Einfluss auf Teile von
Deutschland nicht komplett zu verlieren, schickt er weiter eine Konvergenzlinie
ins Land, die etwa bis nach Mecklenburg bzw. Ostholstein reicht. Im Umfeld der
Konvergenzlinie am östlichen Rand der sehr feuchten und gleichzeitig teils auch
leicht labilen Luftmasse sorgen bis in die Nacht hinein noch vertikale
Umlagerungen für kräftige Gewitter. Begleiterscheinung Nr. 1 dort natürlich der
Starkregen. Aufgrund kaum nennenswerten Höhenwinden spielt der Wind eine
untergeordnete Rolle, wobei hier und da aufgrund einer schwachen Inverse-V
Struktur auch Downbursts mit Sturmstärke daherkommen können. Bei Cape-Werten bis
700 j/kg, lokal auch bis 900 j/kg kann sich unter den Regenfluten auch
kleinkörniger Hagel mischen, auch Hagelansammlungen können auftreten.
Der zweite Schwerpunkt für vertikale Umlagerungen liegt im Süden des Landes.
Dort mischt das Höhentief über dem Alpenrand ordentlich mit und heizt den
Pater-Noster an. Von Nordostbayern bis zum Allgäu treten somit wiederholt teils
kräftige Gewitter auf, die teils rückseitig anbauen und so linienhafte
Strukturen bilden. Bei PPW-Werten um 30 mm ist der heftige Starkregen bis 40
l/qm in kurzer Zeit genauso ein Thema wieder mehrstündige Starkregen um 50 l/qm.
In die Nacht hinein, wenn der Gewitterneigung abnimmt bleibt von Mittelfranken
bis zum Allgäu der teils heftige Starkregen übrig. Cape-Werte bis 700 j/kg
stützen in den bayrischen Gewitterzonen zunächst auch den kleinkörnigen Hagel
oder Hagelansammlungen.
Erwähnenswert, aber nicht wetteraktiv ist neben dem sumpfigen PETER mit seiner
Konvergenz noch ein Frontenzug, der sich vom Seegebiet vor Norwegen über die
Nordsee und Westdeutschland hinweg bis zur Schweiz erstreckt. Gedämpft durch das
Höhenhoch in einer recht stabilen Schichtung sind allenfalls Wolkenfelder zur
Identifikation bzw. Verifikation heranzuziehen.

Montag … ändert sich an der Grundstruktur oder auch Großwetterlage recht
wenig. Die Höhentiefkomplexe sind weiter recht ortsfest und auch das kleine
Höhenhoch im Grenzbereich von Deutschland und Tschechien ist noch standhaft.
Allerdings hat sich das kleine Höhentief über den Alpen verabschiedet und ist in
die Adria weitergezogen. Egal wie man es dreht oder wendet bleiben die
hochreichend schwachen Luftdruck- und Geopotentialgegensätze über Mitteleuropa
bestehen. Über Westeuropa kann sich durch Mithilfe eines schwachen Rückens, der
sich vom Golf von Biskaya zum Ärmelkanal aufbäumt, das Azorenhoch Richtung
Nordsee ausdehnen. Entsprechend stehen über der Mitte des Landes die
nordwestlichen bis nördlichen Winde induziert vom Hoch, den östlichen Winden vom
tiefen Luftdruck über Tschechien und Polen gegenüber und bilden erneut eine
konvergente Struktur, die vor allem über der Mitte und dem Süden recht gut
ausgeprägt ist. Daher sind auch von Hessen und Thüringen bis zum Hochrhein und
dem westlichen Alpenrand erneut ausreichend Hebungsimpulse vorhanden, sodass
erneut teils kräftige Gewitter ausgelöst werden können. Da die Luft bei PPW
zwischen 27 und 35 mm weiter patschnass ist, muss gebietsweise auch wieder mit
heftigem Starkregen in kurzem Zeitraum und mehrstündig gerechnet werden. Vor
allem über Bayern zeigen auch die Cape-Werte im Vergleich zum Vortag wieder nach
oben und erreichen teils bis 1250 j/kg. Somit sind Hagel bis 2 cm sowie
Hagelansammlungen weiter im Wetterspiel. Für nennenswerte Böen fehlt weiter die
Unterstützung aus der Höhe, sodass diese im Gewitter selbst induziert werden
müssen. Durch den heftigen Starkregen können im Downdraft durchaus immer
stürmische Böen dabei sein. Der Azorenhochablegen über den Britischen Inseln
kann höchsten im Westen des Landes seinen Einfluss geltend machen. Im Nordosten
und Osten sorgt dagegen weiter die trockene Luft für wenig Antrieb, allenfalls
orographisch am Erzgebirge könnte ebenfalls etwas Konvektive entstehen.
In der Nacht bewegt sich die konvektive Hauptzone im Nordteil nach Westen,
sodass sie schließlich von Rheinland-Pfalz und Hessen bis zum östlichen
Alpenrand reicht. Verantwortlich für die leichte Deformation und
Umstrukturierung ist die Kombination von neuem kleinem Höhentief über
Norditalien und Höhenhoch über Mitteldeutschland. Nachfolgend wird die Zone mit
den zwar schwachen östlichen Winden gen Westen gedrückt. Gleichzeitig kann sich
in Nordostbayern sowie über dem gesamten Osten die deutlich trockenere Luft
ausbreiten.
Dienstag … nichts Neues in der Höhe. Höhentief-Höhenhoch-Höhentief mit einer
entsprechenden Trog-Rücken-Trog Formation. Dabei über Mitteleuropa weiter wenig
Luftaustausch, sodass die Luftmasse weiter altern kann. Westlich von Deutschland
hat es der Azorenhochableger geschafft eine Hochdruckbrücke vom Ostatlantik über
den Ärmelkanal hinweg bis nach Skandinavien zu schlagen. Entsprechend wehen die
Wind aus der Hochdruckbrücke heraus und somit aus westlichen bis nördlichen
Richtungen über den West- Nordteil Deutschlands hinweg. Für Spannung und
Hebungsantrieb sorgt aber ein hochreichendes kleines und auch nicht gerade
starkes Tief über Südwestdeutschland. Da die Luftmasse aber noch über viel
feuchte verfügt, ist noch genügend Sprit vorhanden. Gerade dort wo die östlichen
Winde auf die westlichen bzw. nördlichen Winde stoßen wird nochmals der
Pater-Noster ordentlich in Schwung gebracht. Demnach muss vom südlichen NRW und
Hessen bis zum Hochrhein und den Alpen auch am Dienstag und in der Nacht zum
Mittwoch mit teils schweren Gewittern gerechnet werden. Da die Höhenwinde weiter
mau daherkommen und auch das Cape mit Werten bis 900 j/kg niemanden vom Stuhl
reißt, bleibt der teils heftige Starkregen das Topthema. Sowohl stündlich als
auch mehrstündig können die Unwetterschwellen lokal gerissen werden. Vertikalen
Antrieb kann man zudem im zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum bewundern
werden, wo teils mit orographischer Hilfe, teils aber alleine aus diabatischen
Gründen in einer labil geschichteten Troposphäre für Gewitterentwicklungen
ausreichend Hebung erzeugt wird. Auch dort steht der Starkregen im Fokus, wobei
die Unwettergefahr durch niedrigere PPW etwas geringer ausfällt. Außen vor
bleibt wohl der Norden, wo schon der hohe Luftdruck das Wetterzepter übernommen
hat.
Mittwoch … verliert das Höhentief über Osteuropa an Stärke. Allerdings bleibt
ein breiter Langwellentrog erhalten. Der bis in den östlichen Mittelmeerraum
reicht. Gleichzeitig kann sich von der Iberischen Halbinsel der Rücken stärken
und nun vom Golf von Biskaya über Frankreich und Deutschland hinweg bis zur
Ostsee reichen. Wer jetzt denkt, ruhiges Wetter würde in Deutschland verbreitet
Einzug halten, wird schwer enttäuscht. Zwar liegen in der Höhe überwiegend
antizykonale Strömungsverhältnisse vor, doch im Detail sind immer wieder
kurzwellige Anteile im Spiel. Vor allem über Südostbayern stützt am Mittwoch ein
signifikanter Kurzwellentrog auf der Ostflanke des Rückens ein kleinräumiges
Bodentief über Bayern. Dieses wiederum hält die bodennahen konvergenten
Strukturen über Deutschland aufrecht und sorgt selbst ebenfalls für Hebung. Die
Konvergenzlinie würde sich nach derzeitigen Modellberechnungen von Sachsen in
einem Bogen bis nach Baden-Württemberg ziehen. In dessen Umfeld muss daher
erneut mit kräftigen Gewittern gerechnet werden, die Starkregen, regional auch
heftigen Starkregen einhergehen. Zusätzlich bringt das Tief auch über Bayern
Schwung in die Troposphäre. PPW-Werte um 26 mm und Cape-Werte bis 700 j/kg geben
dabei Hinweise auf das Gewitterpotential. Somit ist auch in diesen Regionen bei
konvektiven Umlagerungen Starkregen, lokal auch heftiger Starkregen zu erwarten.
Der Norden und Nordwesten sowie auch der äußerste Westen bleiben Stand heute
verschont und können ruhigeres und teils auch sonniges Wetter genießen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die großskaligen Strukturen werden von den verschiedenen Modellen vergleichbar
wiedergegeben. Geringe Unterschiede gibt es vor allem bei der räumlichen
Einordnung der konvektiven Hauptzonen um die Konvergenzlinien herum.
Entsprechend weichen die Niederschlagsfelder geringfügig voneinander ab. Vor
allem GFS ist dabei sehr progressiv und lässt die Schauer und Gewitter teilweise
deutlich weiter in den Norden und Osten vorankommen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel