SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.06.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Sumpflage; feuchtwarm und sich allmählich nach Nordosten vorarbeitende
Gewittertätigkeit, dabei Unwetterpotenzial hauptsächlich aufgrund von
Starkregen. Im Nordosten aber wohl durchgehend trocken und warm.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … ist die großräumige Geopotenzialverteilung über dem
nordatlantisch-europäischen Raum weiterhin geprägt durch ein ausgeprägtes
Blocking-Muster über Nordeuropa. Die dafür verantwortliche Höhenantizyklone
überdeckt, wie auch ihr Pendant im Bodenfeld, weite Teile des fennoskandischen
Raumes, wobei sich der Schwerpunkt des hohen Geopotenzials in den kommenden 24
bis 48 Stunden allmählich etwas Richtung Osten, von Nord- bzw.
Mittelskandinavien über Karelien nach Nordwestrussland verlagert.
Ausgehend vom Höhenhoch erstreckt sich eine Potenzialbrücke in einem weiten
Bogen zunächst nach Südwesten über die Norwegische See, dann südwärts über die
westliche Nordsee bzw. den Osten der Britischen Inseln und mündet in einem vom
westlichen Mittelmeerraum über Zentralfrankreich bis zum Ärmelkanal reichenden
Höhenrücken. Dieser kann sich im Laufe der Nacht durch WLA auf der Vorderseite
eines Höhentiefs südwestlich von Irland verstärken, wobei sich zwei schmale
Keile etablieren: Einer reicht über die südwestliche Nordsee nordwärts bis an
die Westküste Schottlands, ein weiterer wölbt sich über die Mitte Deutschlands
ein wenig nach Nordosten auf, wodurch die flache Potenzialrinne über Nord- und
Nordostdeutschland etwas nach Norden abgedrängt wird.
Die Potenzialbrücke wird dagegen vor allem in ihrem mittleren Abschnitt im Laufe
der Nacht weiter abgebaut, wofür ein Höhentief, respektive Kaltlufttropfen
verantwortlich ist, der das Höhenhoch unterwandert hat, inzwischen das Seegebiet
Fisher in der Nordsee erreicht hat und bis Donnerstagfrüh nur noch wenig
nordwärts, Richtung Westausgang des Skagerrak verlagert.
Insgesamt sind aber sowohl Geopotenzialfeld in der Höhe als auch Bodendruckfeld
im Vorhersagegebiet außerordentlich schwachgradientig aufgestellt, großskaligere
dynamische Hebungsantriebe sind so gut wie keine auszumachen. Dabei reicht eine
flache Tiefdruckrinne von Frankreich und Belgien bis nach Südwest- und
Westdeutschland. Diese kann sich im Laufe der Nacht noch ein wenig nach Osten
ausweiten, kommt aber gleichzeitig auch nordwärts voran und füllt sich
tagesgangbedingt etwas auf. Mit ihr ist eine deutlich feuchtere Luftmasse
(PPW-Werte teils über 30 mm) nach Südwest- und Westdeutschland vorgedrungen, die
sich bis Donnerstagfrüh noch etwas nach Nordosten, etwa bis zu einer Linie
Emsland-Mittelhessen-Oberschwaben vorarbeiten kann. Einzelne Schauer und
Gewitter, die sich in den heutigen Nachmittags- und Abendstunden über den
südwest- und westdeutschen Mittelgebirgen entwickelt haben, dauern noch etwas
an, fallen aber im Laufe der Nacht mehr und mehr in sich zusammen. Meist gehen
diese mit markanten Entwicklungen einher, vor allem in den Abendstunden gibt es
dabei lokal eng begrenzt Starkregen, kleinkörnigen Hagel und steife bis
stürmische Böen, aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit kann bzgl. Starkregen
auch Unwetter mit mehr als 25 l/qm in kurzer Zeit nicht ausgeschlossen werden.
In der zweiten Nachthälfte reicht es dann kaum mehr für Gewitter, gebietsweise
fällt aber noch schauerartiger Regen.
Einzelne Gewitter gibt es aktuell auch noch im Osten und Norden des Landes. Auch
dorthin konnten südlich des KLT vorübergehend etwas feuchtere Luftmassen
(PPW-Werte um 25 mm) vordringen, zugleich ist die Luftmasse hochreichend labil
geschichtet (unter -20 Grad in 500 hPa, 7 bis 10 Grad in 850 hPa). Mit
Einstrahlung konnte Cape generiert werden und vor allem im Bereich eines schwach
konfluenten Windfeldes unterhalb der Potenzialrinne haben sich etwa im
Grenzbereich zu Polen Gewitter entwickelt, die sich nach Westen, bis in die
Norddeutsche Tiefebene und in den Süden Schleswig-Holsteins vorgearbeitet haben.
Diese weisen ähnliche Begleiterscheinungen wie die Gewitter im Südwesten auf. Im
Laufe der Nacht wird die Potenzialrinne nach Norden abgedrängt, zugleich sickert
von Südosten her wieder trockenere Luft in den Nordosten, so dass die
Gewitteraktivität mehr oder weniger rasch zum Erliegen kommen sollte.
Ansonsten verläuft die Nacht ruhig und vor allem dort, wo noch die trockene
Festlandsluft lagert, vom Südosten bis in den zentralen Mittelgebirgsraum, wird
es mit Minima zwischen 10 und 5 Grad nochmals recht frisch, während es vor allem
in den breiten Flusstälern West- und Südwestdeutschlands mit teilweise über 15
Grad schon recht mild bleibt.

Donnerstag … wandelt sich das Höhentief südwestlich von Irland mehr und mehr
in einen Trog um und verlagert sein Drehzentrum bis zum Abend ins Seegebiet
nordwestlich von Irland. Der leicht positiv geneigte Trog weitet sich nach Süden
aus und reicht am Abend über die westliche Biskaya bis ins Seegebiet südwestlich
von Portugal. Auf dessen Vorderseite steilt die Höhenströmung mehr und mehr auf,
wobei WLA den Höhenrücken über Frankreich stützt, der noch etwas nach Osten
vorankommt. Vor allem in seinem Westteil verstärkt er sich weiter und reicht
über die westliche Nordsee bis ins Seegebiet östlich von Schottland. Der
allmählich an Kontur verlierende KLT wird dadurch nahe des Skagerrak mehr und
mehr in die Zange genommen, die von ihm ausgehende Potenzialrinne kann sich aber
über die westliche Ostsee südostwärts bis nach Nordpolen ausweiten. Somit
befindet sich Deutschland unmittelbar vorderseitig der Rückenachse unterhalb
einer schwachen nordwestlichen Höhenströmung, die über Nordwestdeutschland, an
der Südflanke des KLT bzw. der Rinne, leicht zyklonal konturiert ist. Am ehesten
dort kann aufgrund von etwas PVA – gestützt durch ein wenig WLA – wohl
dynamische Hebung generiert werden.
Im Bodenfeld arbeitet sich die flache, von der südlichen Nordsee bis nach
Nordwestdeutschland reichende und von dort aus nach Süden abknickende
Tiefdruckrinne ein wenig nach Norden, aber kaum nach Osten vor, die darin
eingebettete feuchte Luftmasse kommt bodennah etwa bis zur Weser, zum zentralen
Mittelgebirgsraum und bis ins westliche Bayern voran. An deren Vordergrenze
reicht es wohl am ehesten über Nordwestdeutschland für ein leicht konvergentes
Windfeld, was dort auch zu einer Feuchtekonvergenz führt. Entsprechend wird dort
vor allem nach Lesart des ICON-D2 mit teilweise mehr als 1700 J/kg die meiste
CAPE simuliert. Die anderen, Konvektion erlaubenden Modelle haben diese
Feuchtekonvergenz nicht so ausgeprägt auf der Agenda und simulieren entsprechend
regional unterschiedlich verteilt in ganz Westdeutschland meist 500 bis 1000
J/kg.
Die PPW-Werte steigen im Tagesverlauf von Frankreich und Benelux her deutlich an
und erreichen gebietsweise mehr als 35 mm, wobei diese hohen Werte wohl auch
teilweise auftretender konvektiver Niederschläge (die vor allem vom SuperHD
bereits am späten Vormittag recht verbreitet simuliert werden) bzw. im ICON-D2
der Feuchtekonvergenz geschuldet sind.
Wie auch immer es im Detail verlaufen wird, Schwerpunkte konvektiver Aktivität
lassen sich kaum festmachen, so dass sich aktuell noch keine Vorabinformation
aufdrängt.
Ausgehend vom Mittelgebirgsraum, aber auch von lokalen Konvergenzen bzw. Outflow
Boundaries ehemaliger Schauercluster aus der Nacht dürfte es innerhalb der
weitgehend ungedeckelten Atmosphäre bereits recht frühzeitig, vielleicht schon
am späten Vormittag, im Westen und Nordwesten erneut „zünden“. Wann und wo es zu
kräftigen Entwicklungen kommt, hängt auch davon ab, wie schnell die
Schauer/Gewitter verclustern und eventuell sogar Einstrahlung verhindern.
Potenzial vor allem für Unwetter-Starkregen, aufgrund der geringen
Zuggeschwindigkeit bis hin zu extrem, aber auch für größere Hagelansammlungen
ist jedenfalls genügend vorhanden.
Im frühen Stadium der Gewitter kann eventuell auch mal größerer Hagel auftreten,
insbesondere bei nachmittäglichen Entwicklungen. Wind- und Sturmböen spielen
eine eher untergeordnete Rolle, treten aber vor allem dort auf, wo die Gewitter
auf eine noch recht trockene Grundschicht treffen.
Die Gewitter arbeiten sich allmählich bis zur oben genannten Luftmassengrenze
vor – und eventuell sind dort auch die stärksten Entwicklungen zu erwarten, da
dort noch am längsten Einstrahlung vorhanden ist.
Ganz anders gestaltet sich die Wetterentwicklung in der Osthälfte und im
Nordosten. Dorthin gelangt von Ostsüdost her trockene, aber ebenfalls sehr warme
Festlandsluft (T850 hPa zwischen 8 Grad an der Oder und 13 Grad im Süden bzw. in
der Mitte). Überwiegend scheint die Sonne und es bleibt generell trocken. Der
Wind bekommt auch ganz im Norden eine mehr ablandige Komponente, so dass es auch
an den Küsten vielerorts warm bis sehr warm werden kann. Abschnitte mit Seewind
und Maxima um oder gar knapp unter 20 Grad wird es trotzdem noch vereinzelt
geben.
Ansonsten liegen die Höchstwerte – je nach Sonne – zwischen 22 und 29 Grad.
Apropos Temperaturprognosen: Damit kann man sich vor allem im Westen eventuell
ganz schön „in die Nesseln setzen“: Denkbar ist so frühzeitige Auslöse und
Verclusterung, dass es dort gebietsweise vom Vormittag an stark bewölkt bleibt
und sich die Sonne kaum zeigt. Statt der prognostizierten 27 Grad reicht es dann
vielleicht nur für 21 Grad, während es 50 km weiter tatsächlich sommerlich warm
wird.

In der Nacht zum Freitag zieht der KLT unter weiterem Konturverlust nach
Südschweden, nach wie vor reicht eine Potenzialrinne von dort aus bis nach
Zentralpolen. Der Höhenrücken kommt etwas nach Osten voran und greift mit seiner
Achse auf Westdeutschland und die Deutsche Bucht über, er reicht Freitagfrüh bis
zum Westausgang des Skagerraks.
Entscheidender sind aber die Prozesse, die sich in der unteren Troposphäre
abspielen. Die feuchte und potenziell instabile Luftmasse kann sich – am ehesten
wohl über Norddeutschland – vielleicht in Form eines größeren Clusters bzw. MCS
(am ehesten ist dort noch etwas Scherung vorhanden) noch ein wenig nach Osten
vorarbeiten, viel wird es aber nicht sein. Ansonsten kommt die Schauer- und
Gewittertätigkeit nur zögerlich zum Erliegen und beschert den Kollegen im
Warndienst eine recht arbeitsreiche Nacht. Immerhin nimmt das Potenzial für
Unwetter wohl schon in der ersten Nachthälfte rasch ab. Vielerorts lockern die
Wolken dann auf, gebietsweise kann sich innerhalb der feuchten Grundschicht
Nebel bilden.
In der Osthälfte und wohl auch in Ostbayern bleibt es dagegen allgemein gering
bewölkt. Dort reicht es gebietsweise noch für einstellige Minima, ansonsten
bleibt die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 17 und 12 Grad recht mild.

Freitag … verstärkt sich der Höhenrücken weiter und erreicht mit seiner Achse
zum Abend hin in etwa das mittlere Deutschland. Er reicht dann bis nach
Südnorwegen, so dass die Potenzialrinne in ihrem Westteil über Südschweden bzw.
der südlichen Ostsee zugeschüttet wird, der KLT zur südöstlichen Ostsee
abgedrängt wird und sich die Potenzialrinne von Nordpolen bis zur Ukraine
ausweitet, wo sie in einem Höhentief über dem Schwarzen Meer mündet.
Weiter westlich blockiert der Höhenrücken das Vorankommen des Höhentroges
westlich der Britischen Inseln, der somit nach Norden abdreht und Teil eines
umfangreichen Langwellentrogkomplexes mit Drehzentrum südwestlich von Island
wird. Dabei tropft ein Teil über der Biskaya bzw. Nordspanien aus.
Somit sind über dem Vorhersagegebiet aus der Höhe her nach wie vor keine
nennenswerten dynamischen Hebungsantriebe gegeben.
Im Bodenfeld nimmt die Tiefdruckrinne nach Lesart des ICON-EU eine etwas
zonalere Ausrichtung an, verstärkt sich vom Frankreich und Benelux her mit dem
Tagesgang wieder und weitet sich noch über NRW und Südniedersachsen ein wenig
nach Osten aus. Tendenziell bleiben die Regionen nordöstlich der Elbe sowie der
Osten und Südosten Bayerns noch im Einflussbereich der trockenen und warmen
Festlandluft, wobei bzgl. Bayern noch größere Unsicherheiten bestehen, da GFS
und der IFS-Lauf von 00 UTC die feuchte Luft dort weiter nach Osten vordringen
lassen als ICON-EU.
Dagegen kann sich nach Lesart der meisten vorliegenden Modelle aufgrund der
zonaleren Ausrichtung der Rinne mit etwas auffrischendem Ostwind an deren
Nordflanke über dem äußersten Norden des Landes (Schleswig-Holstein, Hamburg,
nördliches und mittleres Niedersachsen) die trockene Festlandsluft im
Tagesverlauf sogar wieder etwas nach Westen vorarbeiten und unterdrückt dort die
Konvektion.
In den übrigen Regionen ändert sich gegenüber dem Vortag dagegen nur wenig.
Erneut flammt nach dem vormittäglichen Minimum die Schauer- und
Gewittertätigkeit wohl ab den Mittagsstunden – ausgehend von den Mittelgebirgen
und eventuellen Konvergenzen bzw. Outflow Boundaries – wieder rasch auf. Die
PPW-Werte sind ähnlich hoch wie am Vortag, wobei jetzt auch der zentrale
Mittelgebirgsraum betroffen ist, vor allem im Westen und Südwesten wird vom
ICON-EU, aber auch vom SuperHD eine erstaunlich hohe Cape von kleinräumig mehr
als 1500 J/kg simuliert, was natürlich entsprechende Einstrahlung voraussetzt,
die sicherlich nicht überall, gebietsweise aber durchaus gegeben ist.
Somit dürften die Begleiterscheinungen der Gewitter denen des Vortages ähneln.
Der Fokus liegt sicherlich auf dem Starkregen. Die geringe Zuggeschwindigkeit,
Verclusterung bzw. wiederholtes luvseitiges Anbauen sprechen für ein hohes
Unwetterpotenzial, extremes Unwetter nicht ausgeschlossen. Im Frühstadium der
Zellen kann auch mal größere Hagel (aber wohl kaum größer als 3 cm) auftreten,
ansonsten durchaus große Hagelansammlungen und wenn frische Gewitter auf eine
trockene Grundschicht treffen, sind auch Sturmböen möglich.
Die Luftmasse ändert sich gegenüber den Vortagen kaum und somit werden erneut
Höchstwerte zwischen 23 und 29 Grad erreicht, in Regionen, die kaum Sonne
abbekommen sowie an Küstenabschnitten mit Seewind bleibt es kühler.

In der Nacht zum Samstag wird der Höhenrücken mit Ausweiten des Langwellentroges
über dem mittleren Nordatlantik Richtung Britische Inseln allmählich abgebaut,
bleibt aber über dem Vorhersagegebiet noch erhalten. Nach Osten zu wird er
flankiert von einem aus dem ehemaligen Kaltlufttropfen hervorgehenden und sich
verstärkenden Höhentief über dem Baltikum, während sich die Höhenantizyklone mit
ihrem Schwerpunkt inzwischen über Nordwestrussland befindet und an Substanz
verliert.
Somit schwächt sich auch das umfangreiche Bodenhoch über Nord- und Nordosteuropa
allmählich ab und es stellt sich dort auf einem allerdings recht hohen Niveau
eine äußerst schwachgradientige Druckverteilung ein (von der Barentssee bis nach
Norddeutschland schwankt der Luftdruck zwischen 1020 und 1025 hPa).
Die von Benelux bis etwa in die Mitte des Vorhersagegebietes reichende flache
Tiefdruckrinne kann sich nach Lesart des ICON-EU zusammen mit der feuchten
Luftmasse noch etwas nach Südosten, Richtung Oberfranken bzw. Oberpfalz,
vorarbeiten, IFS von 00 UTC lässt sie eher Richtung Lausitz ausweiten. Im
Bereich der Rinne kommt die Schauer- und Gewitteraktivität erneut nur zögernd
zum Erliegen, ein Luftmassenwechsel findet nicht statt und genügend MU-Cape
scheint nach Lesart einiger Modelle auch zur Verfügung zu stehen. Gebietsweise
kann es im Einflussbereich sich nur langsam abschwächender Cluster bzw. MCS, die
sich am ehesten im Bereich großräumigerer Konvergenzen entwickeln können, auch
mehrstündigen Starkregen geben. Insgesamt nimmt das Unwetterpotenzial im Laufe
der Nacht aber vorübergehend deutlich ab. Dort, wo die Wolken innerhalb der
feuchten Luftmasse stärker auflockern, kann sich erneut Nebel bilden.
Im Nordosten – wo auch immer genau die Grenze liegen mag – und vielleicht auch
im Südosten Bayerns verläuft die Nacht dagegen noch überwiegend trocken und
teils gering bewölkt. Dort kühlt es auf 13 bis 8 Grad ab, sonst bleibt es mit 17
bis 13 Grad milder.

Samstag … erstreckt sich zwischen dem umfangreichen Langwellentrog über
Nordwesteuropa und dem inzwischen mehrkernigen, vom Baltikum bis nach
Südwestrussland und zur Ukraine reichenden Höhentiefkomplex der Höhenrücken
weiterhin vom zentralen Mittelmeerraum über Deutschland hinweg nordwärts bis
nach Südnorwegen. Er verliert vor allem über dem Vorhersagegebiet zunächst noch
an Substanz und Wellenlänge, wird aber im weiteren Verlauf von Frankreich her
wieder regeneriert. Dabei wird er zumindest nach Lesart des aktuellen Laufes
allerdings wohl auch von einem flachen Kurzwellentrog überlaufen, der eventuell
etwas Hebungsantrieb bieten könnte.
Dieser Trog scheint auszureichen, um der Tiefdruckrinne im Bodenfeld etwas
vertiefen zu lassen und mehr Struktur zu geben. Sie weist aber nach wie vor kaum
Verlagerungstendenz nach Nordosten auf und erstreckt sich am Nachmittag/Abend
etwa vom Emsland bis zur Lausitz. Nordöstlich davon bleibt es erneut überwiegend
freundlich und trocken, ansonsten entwickeln sich erneut im Tagesverlauf Schauer
und Gewitzter mit ähnlichen Begleiterscheinungen wie am Vortag, da sich an den
PPW-Werten kaum etwas ändert. Die Modellcape geht etwas zurück, was wohl damit
zusammenhängt, dass aufgrund des gegebenen, wenn auch geringen dynamischen
Hebungsantriebes schon frühzeitig und verbreitet Niederschläge simuliert werden,
die die Einstrahlung verhindern. Die stärksten Entwicklungen könnten erneut im
Bereich der Luftmassengrenze auftreten.
An der Luftmasse ändert sich nur wenig, die Temperaturen in 850 hPa liegen nach
wie vor zwischen 10 und 13 Grad. Insgesamt dürften die Höchstwerte mangels
Einstrahlung vor allem im Westen und Süden aber etwas niedriger liegen als an
den Vortagen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die großräumige Wetterentwicklung ist unstrittig und wird von allen Modellen
sehr ähnlich simuliert.
Im Detail ergeben sich naturgemäß bei konvektiven Sumpflagen aber durchaus
größere Differenzen, die Verteilung der konvektiven Niederschläge betreffend.
Ein Blick auf die ICON-D2-Probabilistik könnte vielleicht in weiterer Folge zur
Entscheidungsfindung bzgl. einer eventuellen Vorabinformation für den morgigen
Donnerstag weiterhelfen.
Noch ist es etwas zu früh dafür. Das größte Potenzial für mehr als 35 mm in
sechs Stunden im Zeitraum 09 bis 15 UTC zeigt der aktuelle Lauf etwa vom Emsland
bis zum Sauerland, der deterministische Lauf schlägt in eine ähnliche Kerbe.
Andere Konvektion erlaubende Modelle setzen dagegen noch andere Schwerpunkte.
In weiterer Folge, am Freitag und Samstag, simulieren GFS und IFS tendenziell
die Luftmassengrenze ein wenig weiter nach Nordosten reichend als das ICON-EU.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff