S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.05.2021 um 10.30 UTC

Nach einem wechselhaften und kühlen Freitag am Samstag im Südwesten und am
Sonntag in ganz Deutschland Übergang zu sommerlichem Wetter. In der neuen Woche
von Westen steigendes Schwergewitterpotential und nachfolgend wieder kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.05.2021

Am Freitag überquert uns in der Westdrift ein kräftiger Kurzwellentrog unter
Amplifizierung ostwärts und die zugehörige Frontalwelle zieht vom östlichen
Mitteleuropa zum Grenzgebiet Weißrussland/Litauen. Die von Westen und Nordwesten
einströmende Meeresluft subpolaren Ursprungs kommt dabei langsam in den
Einflussbereich eines zu den Alpen wandernden Hochs, das sich auf der
Vorderseite des über Westeuropa ostwärts wandernden Höhenrückens bilden soll. So
sinkt in 850 hPa die Temperatur auf -1 Grad Grad am Alpenrand und -6 Grad in
Niedersachsen.

Während der Höhenrücken unter weiterer Verstärkung am Samstag nach Mitteleuropa
wandert, erreicht das Hoch den nördlichen Balkan.
Zwischen dem neuen, zum Seegebiet westlich von Irland ziehenden atlantischen
Sturmtief und dem Hoch setzt die Zufuhr deutlich wärmerer Luft vom westlichen
Mittelmeer ein. Dabei überquert die Warmfront des Tiefs in abgeschwächter Form
den Westen und Norden Deutschlands.

Am Sonntag verstärkt sich die Warmluftzufuhr in der Süd- bis Südwestströmung und
bis zum Abend steigt die Temperatur in 850 hPa auf 11 Grad in Nordfriesland und
15 Grad in Südbaden. Erste Wolkenfelder der Kaltfront des Tiefs über Frankreich
könnten gegen Abend den äußersten Westen und Nordwesten Deutschlands erreichen.

Die Kaltfront des zu den Hebriden ziehenden Tiefs greift am Montag langsam mit
Schauern und örtlichen Gewittern auf den Westen und Nordwesten über. Ansonsten
dominiert präfrontal in der Südströmung noch Hochdruckeinfluss in Verbindung mit
sehr warmer bis heißer Luft.

Der langgestreckte Höhentrog des Zentraltiefs bei Schottland kommt am
Dienstagabend in Frankreich an und vorderseitig kommt die Kaltfront des Tiefs
weiter nach Osten voran, wobei eine Linie westliche Ostsee-Zentralbayern
erreicht wird.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Am Sonntag gibt es zwischen den Modellläufen von gestern und der aktuellen
Version nur geringe Unterschiede beim IFS.
Am Montag ist die Kaltfront des neuen Atlantiktiefs bei Schottland im neuen Lauf
geringfügig schneller auf ihrem Weg nach Osten. Bis Tagesende wird eine Linie
Kiel-Oberweser-Oberrhein erreicht, während in den alten Lösungen nur der
äußerste Westen und Nordwesten erfasst wird. Am Dienstag kommt die Front nur
langsam weiter ostwärts voran, wobei der Abstand der Fronten in den
00-UTC-Läufen erhalten bleibt (rund 200 Km, aktuelle Frontlage weiter im Osten).

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Am Samstag simulieren GFS und ICON an der Warmfront, die von Südwest nach
Nordost durchzieht, auch im Osten und Süden Regen. Im Nordwesten gibt es sogar
nach GFS kräftigen Niederschlag.

Am Sonntag kommen Schauer und Gewitter der Kaltfront des Tiefs bei den
Britischen Inseln nach ICON etwas weiter nach Südosten voran bis ins westliche
NRW und nach Mecklenburg und am Montag ist die Front bei ICON ebenfalls etwas
schneller mit vorlaufenden Gewittern, die den Osten betreffen sollen.
Insgesamt betrachtet sind die Differenzen bei den anderen Modellen aber nicht
besonders groß.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse zeigt heute 5 Cluster bis zum siebten Folgetag, die aber nur
im 4. Cluster in eine blockierende Lage übergehet. Letztlich bewegt sich das
Trog-Keil-Muster aber nur sehr zögerlich nach Osten und es besteht bis Dienstag
eine Abtropftendenz (besonders in Cluster 5, 2 und 1 zu sehen). In der
erweiterte Mittelfrist gibt es erneut 5 Cluster, wobei Cluster 1 mit 12
Modell-Runs weiter eine Westlage zeigt. Ansonsten sorgt aber das entstehende
Cut-Off-Tief über Südwesteuropa erneut für eine Blocking-Situation. Eventuell
könnte damit die o. e. Kaltfront auch wieder rückläufig werden, so dass wieder
die warmer Luft zurück kommt.
In der Rauchfahne von Offenbach sieht man am Samstag den markanten
Temperaturanstieg in 850 hPa im Zusammenhang mit dem Warmfrontdurchgang, so dass
die Temperaturen in diesem Niveau am Sonntag und Montag meist zwischen 12 und 16
Grad liegt. Erst am Dienstag ist die Tendenz zum Temperaturrückgang recht groß.
Rund 20 Prozent der Modellläufe bleiben anschließend im Warmen Bereich oder
kehren in diesen zurück.

Im größten Teil Deutschlands liegen die 2-Meter-Temperaturen im EPS-Meteogramm
am Sonntag und Montag im warmen oder sehr warmen Bereich über 24 Grad. Nur im
äußersten Westen und Nordwesten ist es etwas frischer. Im Osten ist
wahrscheinlich sogar der Dienstag noch sommerlich warm und selbst am Mittwoch
bleibt es in 40 Prozent der Läufe noch recht warm.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag gibt es anfangs noch leicht erhöhte Signale für Dauerregen im
Schwarzwald und im Allgäu. Auch sind noch die Wahrscheinlichkeiten für
stürmische Böen im Osten noch geringfügig erhöht und insgesamt ist es sehr
windig. Am Wochenende kommt es unter Zustrom warmer bis sehr warmer Luft zur
Wetterberuhigung. Lediglich der äußerste Westen und Nordwesten könnte mit
geringer Wahrscheinlichkeit am Sonntag von ersten markanten Gewittern betroffen
sein. Am Montag dehnen sich die Gewitter in die Westhälfte und am Dienstag auch
in den Osten aus. Unwetter sind nicht ganz ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden