SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST Mittwoch, den 28.04.2021 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.04.2021 um 10.30 UTC
Allgemein wechselhaft, am Wochenende gebietsweise regnerisch mit
Dauerregenrisiko. Weiterhin meist kühl.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 05.05.2021
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Samstag liegt Deutschland auf der
Vorderseite eines westeuropäischen Troges, der sich bis zur Iberischen Halbinsel
erstreckt. Insgesamt sind die Luftdruckgegensätze eher schwach, das
Vorhersagegebiet liegt aber im Bereich einer flachen Tiefdruckzone, die sich
über großen Teilen Süd- und Mitteleuropas befindet. Eingebettet in diese
Tiefdruckzone ist eine Luftmassengrenze, die vom westlichen Mittelmeer über den
Alpenraum bzw. Süddeutschland und weiter Richtung Ukraine und Nordwestrussland
reicht. Im Bereich dieser Luftmassengrenze kommt es über der Südhälfte
Deutschlands zu zeitweiligen Niederschlägen. Diese können gebietsweise
(voraussichtlich Süden, Alpenraum) auch kräftiger bzw. andauernd sein, da sich
eine gewisse Gegenstromlage einstellen kann (bodennahe Winde aus Ost bis
Nordost, südwestliche Höhenströmung auf der Trogvorderseite). Nach Norden hin
kommt es in Trognähe (eventuell auf im Bereich kurzwelliger Troganteile) und
höhenkälterer Luft zu Schauern. Die 0 Grad-Isotherme liegt quer über dem
mittleren Deutschland, das Temperaturniveau bleibt also weiterhin überwiegend
kühl.
Am Sonntag verschärft sich der westeuropäische Trog, auf der Vorderseite läuft
ein kurzwelliger Anteil über Deutschland hinweg und das korrespondierende
Bodentief auf der Trogvorderseite intensiviert sich etwas. Das Zentrum des sich
intensivierenden Tiefs liegt zunächst über Bayern/Österreich und verlagert sich
im Tagesverlauf nordostwärts über Polen Richtung Baltikum. Der kurzwellige
Troganteil läuft ebenfalls nordostwärts ab, der „Haupttrog“ hingegen hängt noch
Richtung westliches Mittelmeer zurück. Die Luftmassengrenze wird damit
einhergehend allmählich (aber wirklich nur allmählich) ostwärts abgedrängt,
sorgt aber über weite Teile des Tages im Osten und Südosten noch für weitere
Niederschläge, teils auch andauernd oder ergiebig. Insgesamt liegt Deutschland
also weiterhin mehr oder weniger im Bereich der Trogvorderseite in einer
labilen, nach Norden hin auch höhenkalten Luftmasse. Daher fallen die
Niederschläge im Osten auch teils schauerartig aus und auch sonst kann es
allgemein zu Schauern kommen, nach Norden und Osten hin besteht auch ein
gewisses Gewitterrisiko. Auf der Rückseite des Bodentiefs über Westpolen und
später dem Baltikum gelangt unser Vorhersagegebiet in eine nördliche
Bodenströmung, so dass erneut kühlere Luftmassen nach Süden vorankommen. Die 0
Grad-Isotherme erreicht die Alpen, es bleibt also kühl und in den Hochlagen
können sich auch ein paar Schneeflocken zeigen.
Am Montag gelangt Deutschland zunächst auf die Rückseite des Troges und die
Niederschläge sollten auch aus dem Osten meist abgezogen sein, allerdings macht
sich nach Lesart des neuesten IFS-Laufes (siehe Konsistenzbetrachtung) bereits
eine erneute Austrogung von den Britischen Inseln her gen Mitteleuropa und damit
Deutschland auf. Eine etwaige Wetterberuhigung unter leichtem
Zwischenhocheinfluss, am Boden streckt sich ein Keil des Azorenhochs gen
Deutschland, wäre also von kurzer Dauer und bereits in der zweiten Tageshälfte
erreicht ein Frontensystem den Nordwesten mit Niederschlägen. Dieses
Frontensystem gehört zu einem Tief, das sich auf der Vorderseite des neuen
Troges bei den Britischen Inseln recht gut entwickeln kann und im weiteren
Verlauf über die Nordsee nach Dänemark zieht. Die Niederschläge breiten sich im
Nachtverlauf bis in die mittleren Landesteile und den Nordosten aus, und auch
der Wind lebt auf der Südflanke des Tiefs auf. Temperaturtechnisch ändert sich
wenig, zwar wird auf der Vorderseite des angesprochenen Tiefs die 0
Grad-Isotherme über Deutschland etwas nach Norden verschoben, aufgrund
überwiegend dichter Bewölkung bleibt es aber eher kühl.
Am Dienstag gelangen wir in eine mehr oder weniger zonale Strömung, es hat sich
ein relativ breiter Trog über Nordeuropa und dem Nordmeer etabliert, dessen
kürzerwellige Anteile recht flach daherkommen. Einer dieser kurzwelligen Anteile
ist der mit dem Bodentief korrespondierende Trog über Südskandinavien, dessen
zyklonale Krümmung noch in den Norden Deutschlands reicht. Ganz im Norden können
daher besonders im Küstenumfeld Schauer auftreten. Aufgrund der zonalen
Grundströmung kommt das Frontensystem des nun über Südskandinavien bzw. der
südlichen Ostsee liegenden Tiefs kaum südlich voran und liegt damit über den
mittleren Landesteilen und sorgt dort und im Süden für zeitweilige
Niederschläge. Das Frontensystem wird im Tagesverlauf rückläufig und geht in die
Warmfront des folgenden Tiefs westlich von Irland über. Dieses Tief bildet sich
im Bereich eines weiteren kurzwelligen Troganteils westlich der Britischen
Inseln.
Am Mittwoch liegen wir im Bereich der Luftmassengrenze, die in Form der in die
Warmfront des Tiefs bei den Britischen Inseln über Deutschland liegt und
allmählich nach Nord/Nordost vorankommt. Die Höhenströmung ist leicht zyklonal
gekrümmt und entlang des Frontensystems kommt es zu zeitweiligen Niederschlägen.
Auch nach Süden hin lagert eine etwas feuchtere Luftmasse, die im Tagesverlauf
durch eine leicht zunehmende Austrogung auf die Trogvorderseite gelangt und
labilisiert wird. Insbesondere über dem Alpenraum sind daher Schauer und
einzelne Gewitter zu erwarten.
Wie in der Konsistenzbetrachtung zu lesen ist (siehe unten), ist die
geschilderte Entwicklung bereits ab Montag mit größeren Fragezeichen zu
versehen. Daher gestaltet sich auch ein Blick in die erweiterte Mittelfrist
schwierig. Vom Prinzip her deutet aber vieles auf einen Fortbestand der
wechselhaften Witterung, allerdings mit großen Unsicherheiten im Detail und bei
unsicherem Temperaturregime.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist zu Beginn der Mittelfrist gut,
allerdings werden bereits am Sonntag erste Unterschiede im Timing sichtbar. Die
neueren Läufe sind etwas zögerlicher in der Progression des Troges und der
Ostverlagerung des Bodentiefs über Polen. Der gestrige 00 UTC-Lauf sah das
Zentrum des Bodentiefs am Sonntagmittag bereits über Ostpolen, an der Grenze zur
Ukraine, die neuere Läufe eher über dem südlichen, zentralen Polen in der
Grenzregion zu Tschechien und der Slowakei. Zu Beginn der kommenden Woche werden
die Unterschiede zwischen den vorliegenden IFS-Läufen doch schon sehr groß. Die
gestrigen Modellläufe zeigten zum Beispiel für den Montag von Westen her einen
sich zunehmend aufwölbenden Höhenrücken und Zwischenhocheinfluss, der aktuelle
Lauf lässt den Höhenrücken deutlich flacher ausfallen und bereits in der Nacht
zum Dienstag einen zwar recht flachen, aber mit einem veritablen Bodentief samt
Frontensystem verbundenen Folgetrog hereinkommen. Zwar ließen es die Vorläufe
ebenfalls über Westeuropa austrogen, allerdings mit sehr deutlichen
Unterschieden in der Amplitude und wie erwähnt im Timing.
Allen betrachteten IFS-Läufen gemein ist eine überwiegend zyklonal geprägte,
wechselhafte Witterung.
Auch vom Temperaturniveau her gibt es entsprechend der vorherrschenden
Strömungsverhältnisse Unterschiede, die sich aber zunächst als relativ gering
erweisen. Größer werden hier die Differenzen zur erweiterten Mittelfrist ab
Mitte kommender Woche, bei der zumindest der gestrige 12 UTC-Lauf auf der
Rückseite eines markanten Troges ein flotte Nordwestströmung und damit einen
erneuten Kaltluftvorstoß (Eisheilige?) mit 850 hPa-Temperaturen unter -5 Grad
bis in die mittleren Landesteile und eventuell sogar bis an die Alpen
prognostiziert. Eine nachhaltige Erwärmung hat das IFS auf jeden Fall aktuell
nicht im Programm.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Montag zeigen andere Globalmodelle wie ICON und GFS sehr
ähnliche Grundstrukturen des Wetterablaufes wie der aktuelle IFS-Lauf, natürlich
mit kleineren Unterschieden in Amplitude und Timing. Diese Phasenunterschiede
werden zum Dienstag deutlich größer, so zeigt ICON im Vergleich zum IFS ein
ebenfalls markantes Tief, aber och weiter südlich über dem Norden Deutschlands
mit Folgen für das Temperaturniveau (nämlich ein geringeres), GFS positioniert
das Tief leicht nördlich verschoben und weniger markant, zeigt dabei aber eine
klare Nordströmung und die 0 Grad-Isotherme bis zu den Alpen ausgreifend.
Während der aktuelle IFS-Lauf am Mittwoch eine Fortsetzung des zyklonal
geprägten Wetter zeigt, deuten sowohl ICON als auch GFS die Aufwölbung eines
flachen Rückens und Zwischenhocheinfluss an.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS-ENS zeigt für den Samstag (+72 bis +96 h) 2 Cluster,
die sich nur leicht in der Ausprägung des westeuropäischen Troges unterscheiden,
größere Unterschiede gibt es über dem westlichen Atlantik/südlich von Grönland.
Für unser Wettergeschehen dürfte die Relevanz recht gering sein. Im
Folgezeitraum von Montag bis Mittwoch (+120 bis +168 h) werden 4 Cluster mit 15,
14, 11 und 11 Membern angeboten, sie sind also alle relativ gleichstark besetzt,
Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 2 eingruppiert. Zu Beginn des
Zeitraumes unterscheiden sich die Cluster in ihrer Grundkonstellation nicht, der
auf Mitteleuropa übergreifende Trog wird in seiner Ausprägung etwas
unterschiedlich simuliert. Im weiteren Verlauf zeigt sich in allen Clustern eine
zyklonal geprägte, wechselhafte Witterung, die allerdings unterschiedlich weit
nach Süden ausgreift. Außerdem deuten Cluster 3 und 4 zum Mittwoch hin die
Aufwölbung eines flachen Höhenrückens an – mit Ähnlichkeit zu den
deterministischen Läufen von ICON und GFS. Für den Folgezeitraum in der
erweiterten Mittelfrist werden 5 Cluster (14, 13, 13, 7 und 4 Member; Haupt- und
Kontrolllauf im Cluster 3) gezeigt, in denen sich bis zum Ende der kommenden
Woche ein Höhenrücken über Mitteleuropa durchsetzt. Lediglich der letzte Cluster
mit 4 Membern setzt auf einen Trog über Mitteleuropa und positioniert den Rücken
über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik und nimmt somit eher eine
Außenseiterposition ein.
Die Rauchfahnen zeigen ebenfalls einen doch recht wechselhaften
Witterungsabschnitt mit einer Vielzahl an Niederschlagssignalen, die am Montag
vorübergehend und kurz abflauen, dann wieder ansteigen und zum Ende der
kommenden Woche allmählich wieder etwas zurückgehen. Beim Blick auf die
Geopotenzialkurven zeigt sich eine deutliche Zunahme des Spread im Laufe des
Montags und Dienstags, Haupt- und Kontrolllauf bewegen sich ungefähr im Mittel
der Kurvenschar, die zum Ende der kommenden Woche eine leichte Tendenz nach oben
zu bieten hat. Auch die Temperaturkurve in 850 hPa zeigt ab Montag/Dienstag ein
zunehmende Schwankungsbreite. Dabei bewegt sie sich im mittleren Deutschland bis
Anfang kommenden Woche grob um 0 Grad, im Norden häufig darunter und im Süden
teils bis etwa 8 Grad. Ab dem Beginn der kommenden Woche nimmt zwar der Spread
zu, der Median und auch Haupt- und Kontrolllauf zeigen jedoch eine Tendenz nach
oben. Das kann natürlich auch in der Klimatologie begründet sein, um so
bemerkenswerter, dass doch einige Member gibt, die deutlich unter der Lösung des
Hauptlaufes liegen und 850 hPa Temperaturen um oder nur leicht über 0 Grad
prognostizieren. Und in den nördlichen Regionen deutet sich bis in die
Wochenmitte eigentlich keine signifikante Erwärmung an, die Temperaturen in 850
hPa bleiben nach Lesart der meisten Member im Bereich zwischen 0 und -5 Grad.
Fazit: Der Grundtenor des Wettergeschehens ist wechselhaft und weiterhin kühl.
Ein (nachhaltige) Erwärmung ist nicht in Sicht.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
DAUERREGEN:
Samstag/Sonntag geringe Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen im Süden, vor allem
Alpenraum, Alpenvorland, Schwarzwald, Signale in EFI und ENS-Verfahren
(Cosmo-LEPS, IFS-EPS, ICON-EU-EPS) deuten um 30 l/qm in 24 Stunden an.
GEWITTER:
Samstag im Südosten örtlich Gewitter mit Starkregen und Hagel. Am Sonntag im
Osten und Südosten sowie im Norden einzelne Gewitter, geringeres Risiko für
markante Begleiterscheinungen.
WIND:
Am Sonntag zunehmender Gradient, daher an exponierten Küstenabschnitten und im
östlichen Bergland sowie auf Alpengipfeln einzelne markante Böen möglich. Auch
am Dienstag auflebender Wind, im Westen und Nordwesten in exponierten Lagen
stürmische Böen, sonst voraussichtlich keine markanten Böen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-MIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger