SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 21.04.2021 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.04.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Nach Durchzug einer Kaltfront vor allem im Norden und Osten leicht unterkühlte
Hochdruckrandlage ohne nennenswerte Niederschläge. Nachts und morgen an den
Küsten, auf einigen Gipfeln sowie in Schauernähe stürmische Böen möglich.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland zwischen einem umfangreichen, mit mehreren
Drehzentren ausgestatteten Höhentrogkomplexes, der weite Teile Nord- und
Nordosteuropas überdeckt und einem ausgedehnten Höhenrücken, respektive
Höhenhoch, das sich von den Britischen Inseln mit einem Höhenkeil bis ins
Seegebiet westlich von Island erstreckt, unterhalb einer nordwestlichen
Höhenströmung.
Eines der Höhentrog-Drehzentren verlagert sich im Laufe der Nacht als
Cut-Off-Tief von Südschweden allmählich in den Raum Gotland. Das Pendant im
Bodenfeld kann sich – zunächst entwicklungstechnisch günstig an der
Nordostflanke des Höhentiefs gelegen – eingangs der Nacht noch etwas vertiefen,
hat dann aber in der zweiten Nachthälfte mit einem Kerndruck von knapp unter
1000 hPa und quasi achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefkerns gelegen den
Höhepunkt seiner Entwicklung überschritten.
Die Kaltfront des Tiefs hat die Nordhälfte bereits überquert, kommt, eingebettet
in die mäßige nordwestliche Höhenströmung, mehr oder weniger rasch nach Süden
voran und erreicht in den Frühstunden in etwa Nordbayern und Nordbaden. Sie
erweist sich – überlaufen von kräftiger KLA und damit einhergehendem markanten
Druckanstieg – weiterhin als wenig wetteraktiv, so dass es nur für den Durchzug
dichterer Wolkenfelder und hier und da etwas Regen, vor allem nach Osten zu,
reicht. Präfrontal befindet sich die Südhälfte aber anfangs noch im
Einflussbereich milderer und etwas feuchterer Luftmassen. In dieser haben sich
tagsüber vielerorts Schauer und auch vereinzelte Gewitter entwickelt. Diese
schwächen sich tagesgangbedingt allerdings im Laufe der ersten Nachthälfte
wieder ab. Mit Vorrücken der Kaltfront wird diese feuchte Luftmasse allerdings
Richtung Alpen abgedrängt, wo ein wenig orographische Hebung ins Spiel kommt, so
dass vor allem im südlichen Alpenvorland ausgangs der Nacht schauerartige
Regenfälle einsetzen, kurze Gewitter erscheinen dabei aber eher unwahrscheinlich
und mengenmäßig reicht es lediglich für wenige mm.
Postfrontal folgt ein Schwall maritimer Polarluft arktischen Ursprungs (T850 hPa
zwischen -4 und -7 Grad), dabei kann ein durch den Höhenrücken bzw. einem sich
Richtung Zentralfrankreich ausweitendem Höhenkeil gestützter Bodenhochkeil über
Benelux und die Mitte des Vorhersagegebietes ostsüdostwärts ausweiten. Die damit
einhergehende Gradientverschärfung führt vor allem an den Küsten zu einer
weiteren Windzunahme, so dass es dort recht verbreitet Böen Bft 7 bis 8 aus
Nordwest gibt, die vor allem an der Ostsee auch bis ins angrenzende Binnenland
reichen. Auch in den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen legt der
Nordwestwind etwas zu, aber für Böen Bft 8, eventuell 9 reicht es wohl nur auf
dem Brocken und dem Fichtelberg.
Vor allem nach Nordosten zu ist die Luftmasse nahe des Höhentroges im
Einflussbereich höhenkalter Luftmassen (in 500 hPa -31 bis -34 Grad) zwar recht
hochreichend labil geschichtet, dennoch reicht es wohl kaum für Schauer, wobei
auch Föhneffekte durch das Norwegische Küstengebirge dämpfend wirken dürften. Im
Bereich des Hochkeils im Westen und in den mittleren Landesteilen ist es im
Laufe der Nacht vielerorts gering bewölkt, so dass es dort verbreitet Frost in
Bodennähe, aber auch recht häufig Luftfrost geben kann.
Donnerstag … verlagert sich das Cut-Off-Tief samt zugehörigem, allmählich
auffüllendem Bodentief zögernd Richtung Baltikum. Das Höhenhoch mit Schwerpunkt
über der Irischen See verstärkt sich noch etwas, dabei weitet sich der Höhenkeil
nach Ostfrankreich und dem westlichen Alpenraum aus. Somit stellt sich über dem
Vorhersagegebiet eine glatt konturierte nordnordwestliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld erreicht die Kaltfront im Tagesverlauf allmählich die Alpen, zeigt
aber aufgrund des unmittelbar folgenden Hochkeils, dessen Divergenzachse sich
abends, ausgehend vom Hochdruckgebiet über GB und der westlichen Nordsee, über
BeNeLux und NRW südostwärts bis nach Südostbayern erstreckt, mehr und mehr
Auflösungstendenzen. Präfrontal fällt von Südbaden bis ins südliche Alpenvorland
gebietsweise schauerartiger Regen, eventuell reicht es an den Alpen noch für ein
kurzes Gewitter. Dort stauen sich die Niederschläge und bis zum Abend kommen
gebietsweise mehr als 10 mm zusammen, Sonst reicht es kaum für 5 mm.
Postfrontal kommt die Polarluft nach Süden voran, erreicht die Regionen südlich
der Divergenzachse des Hochs aber kaum mehr. Um 18 UTC werden in 850 hPa Werte
wischen -5 Grad im Nordosten und +3 Grad im südlichen Oberrheingraben simuliert.
Dabei befindet sich der Nordosten noch längere Zeit im Einflussbereich
höhenkalter Luftmassen und mit dem Tagesgang entwickeln sich dort einzelne,
allerdings mangels Feuchtigkeit innerhalb der Polarluftmasse nur unergiebige
Schneeregen- und Graupelschauer. Ein kurzes Gewitter mit steifen bis stürmischen
Böen (Bft 7 bis 8) kann nicht ausgeschlossen werden.
Der Wind bleibt im Fokus der Warntätigkeit. Zum erst am Nachmittag bzw. Abend
zögernd auffächernden Gradienten gesellt sich die tagesgangbedingte turbulente
Durchmischung. Vor allem östlich von Weser und Werra gibt es auch außerhalb
eventueller Schauer zumindest in freien Lagen steife Böen (Bft 7) aus Nordwest,
an den Küsten auch stürmische Böen (Bft 8). Auf dem Brocken und dem Fichtelberg
sind Sturmböen (Bft 9) vorübergehend nicht ausgeschlossen.
Während es ganz im Süden sowie in weiten Teilen der Norddeutschen Tiefebene
häufig stärker bewölkt bleibt, scheint vor allem im Südwesten und in der Mitte,
aber auch an den Küsten häufig die Sonne. Die Höchsttemperaturen erreichen meist
Werte zwischen 9 und 14 Grad, im Südwesten bis nahe 17 Grad.
In der Nacht zum Freitag rückt das Höhenhoch allmählich etwas südostwärts vor
und verlagert seinen Schwerpunkt zum Ärmelkanal. Der inzwischen bis nach
Norditalien gerichtete Höhenkeil verstärkt sich noch etwas, ebenso die
quasistationäre Hochdruckzone im Bodenfeld über West- und Süddeutschland,
während sich das Tief über dem Finnischen Meerbusen etwas auffüllt. Somit
fächert auch der Gradient weiter auf und der Wind spielt warntechnisch in der
zweiten Nachthälfte wohl lediglich noch entlang der nordfriesischen Küste und an
auflandigen Abschnitten der Ostseeküste eine Rolle (Bft 7 aus Nordwest).
Ansonsten verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig. Die Niederschläge an den
Alpen klingen bereits abends rasch ab und auch im Nordosten bleibt es nach
anfänglichen schwachen Schauern meist trocken. Vor allem in einem breiten
Streifen von der Ostfriesischen Küste über Niedersachsen bis nach Brandenburg
und Sachsen können sich unterhalb einer Absinkinversion (in etwa 850 hPa)
dichtere SC-Felder ausbreiten. Dort bleibt es dann auch weitgehend frostfrei. In
der Mitte und im Süden ist der Himmel dagegen oft gering bewölkt oder klar, dort
kann es vielerorts leichten Frost geben und stellenweise auch Nebel.
Freitag … weitet sich das Höhenhoch weiter nach Frankreich aus, wodurch die
nordwestliche Höhenströmung über dem Westen und Süden des Vorhersagegebietes
etwas auffächert. Das inzwischen zentralsteuernde und hochreichende ehemalige
Cut-Off-Tief verlagert sein Drehzentrum in der Höhe und am Boden nach
Südfinnland. An dessen Südwestflanke bleibt die Höhenströmung über dem Nordosten
des Landes leicht zyklonal konturiert.
Das Bodenhoch verlegt seinen Schwerpunkt über der Nordsee und GB etwas nach
Norden, Richtung Nordmeer, somit kommt auch der nach Mitteleuropa gerichtete
Hochkeil ein wenig nordostwärts voran. Knapp nordöstlich davon, etwa von
Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg und eventuell Ostsachsen, reichen
Gradient und Tagesgang nochmals für ein Auffrischen des Nordwestwindes mit Böen
Bft 6 bis 7 in freien Lagen. Vor allem in den Norden und Osten des Landes werden
nach wie vor kalte Luftmassen (-2 bis -5 Grad in 850 hPa) advehiert, die
Absinkinversion befindet sich dabei meist zwischen 850 und 800 hPa, was zwar für
lockere flache Quell- bzw. von Niedersachsen bis nach Brandenburg und Ostsachsen
auch etwas dichtere Sc-Bewölkung reicht, aber wohl nicht mehr für Schauer.
Im Südwesten und Süden scheint dagegen die Sonne und die Luftmasse kann sich
wieder erwärmen (T850 hPa dort zwischen +1 und +5 Grad). Dort werden Höchstwerte
zwischen 14 und 18 Grad erreicht, im Norden und Osten dagegen nur 9 bis 14 Grad.
In der Nacht zum Samstag wird das Höhenhoch abgebaut, reicht aber nach wie vor
als Höhenrücken vom westlichen Mittelmeerraum über Frankreich und GB bis nach
Island. Das zentralsteuernde Höhentief über Südfinnland und dem Baltikum wird
durch von Nordwesten hereinziehende Randtröge und beständige Kaltluftadvektion
immer wieder regeneriert. Dadurch ändert sich kaum etwas an der glatten, über
dem Nordosten aber leicht zyklonal konturierten nordwestlichen Höhenströmung
über dem Vorhersagegebiet und auch die Divergenzachse des Bodenhochkeils reicht
nach wie vor von den Niederlanden kommend über das südliche Emsland bzw.
Westmünsterland ostsüdostwärts bis ins Vogtland. Nordöstlich davon kann sich –
mal abgesehen vom äußersten Nordosten – unterhalb der Absinkinversion (nach wie
vor in 800 hPa) – erneut Sc-Bewölkung ausbreiten, es bleibt aber weitestgehend
trocken. In der Mitte und im Süden bleibt es dagegen gering bewölkt oder klar,
stellenweise bildet sich Nebel. Verbreitet gibt es Bodenfrost und vielerorts
auch Frost in 2 Meter Höhe.
Samstag … ändert sich kaum etwas an der großräumigen Konstellation der
Geopotenzial- und Druckgebilde. Der Höhenrücken verliert zwar etwas an Substanz,
bleibt aber mit ähnlicher Achsausrichtung wie am Vortag erhalten, das Höhentief
verlagert seinen Schwerpunkt nur wenig nach Osten, in die Region knapp südlich
der Ladogasee. Die nordwestliche Höhenströmung bleibt vor allem nach Nordosten
zu leicht zyklonal, sonst aber glatt konturiert, wobei mit Passage eines
kurzwelligen Rantroges von der südlichen Ostsee über das nördliche und östliche
Polen hinweg südostwärts in den äußersten Nordosten des Landes
niedertroposphärisch etwas kältere Luft (-6 bis -7 Grad in 850 hPa) advehiert
werden kann. GFS hat Richtung Oder sogar leichte Niederschlagssignale in Form
kurzer Schauer auf der Agenda, im Großen und Ganzen sollte es aber trocken
bleiben. Dabei bekommt die Sc-Bewölkung im Tagesverlauf insgesamt auch in der
Norddeutschen Tiefebene größere Lücken, da die Absinkinversion etwas angehoben
wird und es dadurch zu einem Entrainment der sehr trockenen Luft oberhalb davon
kommt.
Die Achse des Bodenhochkeils bleibt nahezu quasistationär und unmittelbar
südlich davon scheint – ebenso wie an den Küsten – überwiegend die Sonne. Die
Erwärmung macht im Südwesten jetzt auch niedertroposphärisch größere
Fortschritte, wodurch sich ein schärferer Temperaturgradient aufbaut. In 850 hPa
steigt die Temperatur auf 0 Grad in den mittleren Landesteilen und bis +7 Grad
im äußersten Südwesten. Entsprechend liegen die Höchstwerte in der Südwesthälfte
zwischen 15 und 20 Grad, im Norden und Osten dagegen zwischen 10 und 14 Grad, an
den Küsten werden bei auflandigem Nordwestwind, der auf Rügen in Böen nochmals
Bft 7 erreichen kann, kaum 10 Grad erreicht.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine warn- und kaum
prognoserelevante Modellunterschiede ausmachen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff