S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.04.2021 um 10.30 UTC

Ab Mittwoch vorübergehend etwas kälter mit Nachtfrostgefahr. Danach zum
kommenden Wochenende im Süden nochmals leichte Milderung. Insgesamt nur wenig
Niederschlag.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.04.2021

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraum, am kommenden Mittwoch weitet
sich ein Langwellentrog von Grönland her Richtung südliches Skandinavien hin
aus. Daran gekoppelt ist eine Kaltfront eines Tiefs mit Kern über Schweden. Die
Kaltfront erreicht im Tagesverlauf die norddeutsche Tiefebene mit
mehrschichtiger Bewölkung und verdrängt die bis dato im Süden Deutschlands noch
liegende milde Luftmasse langsam nach Norditalien hin ab. Rückseitig dieser
Kaltfront kommt in einer nördlichen Strömung Meereskaltluft polaren Ursprungs
zunächst bis zu den Mittelgebirgen voran.
Am Donnerstag erreicht die Kaltfront dann auch den Süden des Landes, wo sie aber
etwas an Fahrt verliert. Da sie unter Druckanstieg gelangt, ist mit der Front
(wenn überhaupt) nur wenig Niederschlag verbunden. Postfrontal sinkt die
Temperatur in 850 hPa auf 0 bis minus 6 Grad, wobei sich diese Kaltluft aus
jetziger Sicht nicht bis in den äußersten Süden durchsetzen kann. Dort bleibt am
Rande des sich nach Deutschland ausweitenden Hochkeils die nordöstliche
Windkomponente erhalten.
Am Freitag verlagert sich der Langwellentrog von Schweden Richtung östliche
Ostsee bzw. Baltikum. Gleichzeitig dehnt sich der keil eines Hochs über dem
Nordmeer Richtung Nordsee und Nordwestdeutschland hin aus. Dadurch fließt die
kalte Meeresluft vornehmlich Richtung Polen hin ab und erfasst den Nordosten
Deutschlands nur am Rande mit etwas Niederschlag, während sich im westlichen
Deutschland zunehmend Hochdruckeinfluss durchsetzen wird und es dort kaum
Niederschlag geben wird. Es muss in den Nächten generell mit Bodenfrost, im
Bergland auch mit leichtem Luftfrost gerechnet werden.
Am Samstag und Sonntag verlagert sich das Bodentief zum Baltikum und Finnland.
Der Bodenhochkeil weitet sich nach Südwestdeutschland hin aus. Die bodennahe
Strömung dreht somit auf nordwestliche Richtungen. Daher wird vor allem in den
Südwesten wieder etwas mildere Luft herangelenkt. Im Nordosten kann es noch zu
leichten Niederschlägen kommen, ansonsten bleibt es trocken.
Luftfrost ist kaum noch angesagt, vor allem im Nordosten gibt es aber weiterhin
verbreitet Bodenfrost.
Auch im erweiterten Mittelfrist Vorhersagezeitraum ändert sich an dieser
Konstellation wenig.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des ECMWF ist gut, denn der Kaltluftvorstoß aus dem Polaren Raum
Richtung Mitteleuropa zum kommenden Mittwoch wurde von den vorangegangenen
Läufen bereits ähnlich erfasst.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Zunächst lässt sich festhalten, dass die Umstellung der Wetterlage hin zu einer
nördlichen Anströmung von ECMWF, ICON und GFS gleichermaßen gezeigt wird.
Fraglich ist nur, ob der Kaltluftvorstoß weiter westlich stattfindet und somit
auch uns beeinflusst (GEM) oder weiter östlich (ICON, ECMWF). Somit ergeben sich
Modellunterschiede ab Mittwoch ebenfalls vor allem in Bezug auf das
skandinavische Tief bzw. den Höhentrog. GEM prognostiziert dabei die westlichste
Zugbahn im Vergleich zu GFS, ECMWF und ICON. GFS ist zunächst auf ähnlicher
Zugbahn, rechnet das Tief aber deutlich schwächer und lässt rascher den Druck
von Westen wieder ansteigen. Dabei bildet sich ein abgeschlossenes Hoch über der
Nordsee und Deutschland aus, das bis zum Wochenende ein wenig ostwärts wandert.
Die 0-Grad-Isotherme ist zwar ähnlich zu ECMWF am Donnerstagmittag über dem
Süden Deutschlands anzutreffen, sie wird aber mit Verlagerung des Hochs
schneller wieder nordostwärts abgedrängt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für Hamburg, Offenbach und München zeigen bis Dienstag einen
sehr engen Verlauf. Ab Mittwoch nimmt der Aufspreizung deutlich zu. Sowohl der
Haupt- und Kontrolllauf als auch die Mehrheit der Member zeigen aber einen
Temperaturrückgang in 850 hPa und sprechen somit für einen erneuten
Kaltluftvorstoß. Dennoch gibt es einige Member, die auf deutlich wärmerem Niveau
verbleiben, sodass auch die ICON Lösung durchaus innerhalb des Ensembles liegt.
Für die Station München bleibt noch festzuhalten, dass es einige Member gibt,
die kälter sind als der Hauptlauf. Insofern ist nicht ausgeschlossen, dass sich
die Kaltluft auch im äußersten Süden durchsetzt.

Die Aufteilung in verschiedene Cluster des EZMW besitzt für den Zeitraum von
Donnerstag bis Samstag vier Cluster. Cluster 1 zeigt die Austrogung etwas weiter
westlich und würde somit den gestrigen GFS-Läufen entsprechen. Der
deterministische Lauf des EZMW befindet sich in Cluster 2, der große
Ähnlichkeiten zu Cluster 3 aufweist. Dieser wiederum wird durch die meisten
Ensemblemember repräsentiert. Cluster 4 zeigt schließlich die Austrogung weiter
östlich, was wiederum zu der ICON-Lösung passt.

Insofern bestehen bezüglich der Wetterentwicklung kommenden Mittwoch bzw.
Donnerstag noch Unsicherheiten. Dennoch erscheint aus jetziger Sicht der erneute
Kaltluftvorstoß aufgrund des Ensembles und der Mehrheit bei den
deterministischen Modellen als wahrscheinlichstes Szenario. Allerdings unter
antizyklonalem Vorzeichen, sodass Niederschlag eher die Ausnahme bleiben dürfte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag und Mittwoch kann es im Osten und Süden vereinzelt kurze Gewitter
geben, Starkregen ist dabei aber wenig wahrscheinlich.

In den Nächten muss weiterhin recht verbreitet mit Bodenfrost gerechnet werden.
Ab der Nacht zum Freitag besteht zudem wieder regional die Gefahr von leichtem
Luftfrost.

Sonst sind keine signifikanten Wettergefahren zu erwarten

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ECMWF-EPS, MOS-MIX, MOS-ECMWF

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer