SXEU31 DWAV 171800 SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST ausgegeben am Samstag, den 17.04.2021 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.04.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Relativ eintönige Wetterlage mit tagesgangbedingter, nur selten markanter
Konvektion. Allmählich etwas milder.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … präsentiert sich die Großwetterlage weiterhin sehr undynamisch und
uninspiriert (Spötter aus der Fußballszene würden es vielleicht mit dem
Auftreten der Frankfurter Eintracht heute Nachmittag in MG vergleichen, aber das
wäre doch etwas zu gemein. Auf den Auftritt von S04 im Breisgau träfe es schon
eher zu, aber andere Baustelle). Dabei steht ein vom nahen Atlantik bis nach
Nord- und Nordosteuropa reichender Höhenrücken einer sich vom westlichen
Mittelmeer bis nach Westrussland erstreckenden Potenzialrinne gegenüber. Für uns
in Deutschland bedeutet das eine schwache östliche Höhenströmung, die in der
Nacht zum Sonntag leicht zyklonal konturiert ist. Grund dafür ist ein schwach
ausgeprägtes Höhentief mit angeschlossenem Trog, das von Polen her den Weg zu
uns gefunden hat und nun gemächlich über die mittleren Landesteile gen Westen
geschleust wird.
Nicht nur in der Höhe, auch die Verhältnisse in den bodennahen Luftschichten
sind durch schwache Druckgradienten ergo lustlose Luftbewegung gekennzeichnet.
Dabei befindet sich Deutschland nach wie vor am Rande einer umfangreichen
Hochdruckzone (QUEEN), die ihr Zentrum mittlerweile zwar bis dicht ans Weiße
Meer verlagert hat, von dort aber durch einen langgestreckten, bis zur Biskaya
reichenden Keil in unserer Nachbarschaft noch prominent vertreten ist. „Echte“
Tiefdruckgebiete sucht man vergebens in unserer Umgebung, was die geringen
Luftdruckunterschiede erklärt.
Konservativ geben sich nicht nur die Druck- und Potenzialverteilung, auch die
luftmassentechnisch fällt der Atmosphäre nichts Neues ein. So ist weiterhin
polare Kaltluft aus Nordeuropa Trumpf, mit der der große Frühlingswurf freilich
nicht zu machen ist. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass in den Norden
inzwischen niedertroposphärisch mildere Luft mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 0
und +3°C eingeflossen ist. Immerhin hat es heute im Norden und Nordosten mit
Sonnenunterstützung lokal für rund 15°C gereicht. Dafür mussten aber weite Teile
des Ostens, der Mitte und Süddeutschlands einmal mehr im „Einstelligen“ darben
(T850 0 bis -4°C).
Und das Wetter? – Nun, in der Nacht zum Sonntag reißt der Wolkennachschub von
Osten her nicht wirklich ab, auch wenn es vorübergehend mal auflockern kann.
Gebietsweise fällt leichter Niederschlag in Form von Regen oder Nieselregen,
oberhalb von 500 bis 900 m (je weiter im Süden, desto niedriger) Schnee. Ein
echter Neuschneezuwachs ist nicht zu erwarten, vielleicht reicht es in einigen
Hochlagen für eine Glättewarnung. Dort geht die Temperatur am ehesten auf etwas
unter 0°C zurück, während sonst Frost kein großes Thema mehr ist. Sollte es in
den östlichen Landesteilen mal für etwas längere Zeit auflockern, können sich in
der feuchten Grundschicht einige Nebelfelder bilden. Auch im Norden ist
örtlicher Nebel nicht ausgeschlossen.
Sonntag … tut sich vergleichsweise wenig an der der beschriebenen
Gesamtkonstellation. Wenn man so will weist die Potenzialverteilung ein
„High-over-Low-Muster“ auf, bei dem der Schwerpunkt des o.e. Rückens über
Skandinavien und ein (von mehreren) Drehzentrum der Rinne unweit von Sardinien
und Korsika positioniert ist. Die Höhenströmung bleibt schwach, leicht zyklonal
gekrümmt und kommt weiterhin aus östlichen Richtungen. Wenig Änderung auch bei
der Luftdruckverteilung, wenn man mal davon absieht, dass das Zentrum des Hochs
immer weiter in Richtung Sibirien wandert und dafür der Keil über der Biskaya
abgebaut wird.
Bei uns weht der nach wie vor schwache Wind aus dem Sektor Nord bis Ost, womit
ein substanzieller Temperaturanstieg weiterhin nicht in Sicht ist. Nun haben wir
ja in Coronazeiten gelernt, mit Kleinigkeiten zufrieden zu sein, und
entsprechend wird wahrscheinlich von den Meisten wohlwollend registriert werden,
dass es zumindest etwas milder wird. So geht es in weiten Landesteilen hoch auf
10 bis 15°C. Einstellig bleibt es im Bergland, in höher gelegenen Lagen
Süddeutschlands sowie an Küstenabschnitten bzw. auf Inseln mit direkter
Windkomponente von See.
Darüber hinaus gilt es zu konstatieren, dass die polare Luftmasse allmählich
labiler wird (vor allem durch niedertroposphärische Erwärmung), so dass sowohl
die Bewölkung als auch die apostrophierten Niederschläge mehr und mehr
konvektiven Charakter annehmen. Da auch die Feuchteakkumulation von Osten her
zunimmt (PWWs in der Nordhälfte verbreitet um oder etwas über 15 mm und –
bereits aktuell erkennbar – Anstieg der Taupunkte), kann vornehmlich im Osten,
bedingt auch im Norden etwas MU-CAPE aufgebaut werden (kaum mehr als 100 J/kg).
Dabei sollte es uns nicht wundern, dass zu den zahlreichen Schauern, die morgen
auf der Agenda stehen, sich am Nachmittag auch das eine oder andere kurze
Gewitter dazugesellt (die heute auf polnischer Seite übrigens schon aufgetreten
sind). Prädestiniert dafür scheinen aus heutiger Sicht die östlichen Landesteile
sowie die nördliche Mitte bis – mit allerdings abnehmender Wahrscheinlichkeit –
hinüber in den westlichen Mittelgebirgsraum. Organisatorisch ist bei den
Gewittern aufgrund fehlender synoptischer Strukturen sowie mageren
Scherungsbedingungen nichts zu erwarten, was die Prognose nicht einfacher macht.
In der Regel dürften die Gewitter „gelb“ sein, markant könnte in Einzelfällen
allenfalls der Regen sein (etwas über 15 l/qm innert kurzer Zeit bei geringer
Zuggeschwindigkeit).
Weitgehend trocken bleibt es im äußersten Norden und Nordwesten (einige
Auflockerungen oder Aufheiterungen, an und auf der Nordsee auch längere Zeit
Sonnenschein). Und auch im Süden, also grob ab der Mainlinie südwärts, fallen
die Niederschläge (Schnee nur in den höchsten Lagen) tendenziell schwächer aus.
In der Nacht zum Montag fällt der Atmosphäre wenig Neues ein. Tagesgangbedingt
stabilisiert es und die Schaueraktivität lässt nach. Allerdings werden von Osten
her neue Feuchtemaxima und etwas Regen simuliert, wobei jedes Modell so seine
eigene Idee hat. Ansonsten passiert bei unterschiedlicher, häufig aber starker
Bewölkung wenig bis nichts. Hier und da ein Nebelfeld und in höheren Lagen
leichter Frost – das war´s.
Montag … gehen dem Verfasser langsam die Ideen aus, die Wetterlage
einigermaßen interessant an die Kundschaft zu bringen. Es tut sich kaum was an
den Basisfeldern. Okay, der Hochdruckeinfluss nimmt von Norden her etwas zu (=>
viel Sonne vom nördlichen NDS über SH bis hinüber nach Vorpommern) und auch die
niedertroposphärische Erwärmung macht Fortschritte (T850 am Abend landesweit
zwischen 0 und +4°C). Davon profitiert natürlich die 2m-Temperatur, die sich –
abgesehen von den chronisch benachteiligten Regionen (höhere Lagen, Küste/Inseln
mit Seewind) – auf 10 bis 16°C hocharbeitet, im Norden und Osten lokal sogar
17°C – Respekt.
Ansonsten entwickeln sich bei wechselnder bis starker Bewölkung wieder Schauer,
während die Gewitterwahrscheinlichkeit gegenüber Sonntag abnimmt. Allerdings
gilt es am Nachmittag/Abend den Osten und Nordosten zu monitoren, wenn ein sich
von Polen nähernder KW-Trog einen zusätzlichen Hebungsimpuls liefert. Viele
Modelle honorieren das mit der Simulation einzelner Gewitter.
In der Nacht zum Dienstag – welch Wunder – no significant change.
Tagesgangbedingt lässt die Konvektion wieder nach, wenn auch vielleicht nicht
ganz auf null. So werden modellübergreifend mal etwas mehr, mal weniger einige
Schauer im Osten und Südosten simuliert. Ansonsten bilden sich bei
unterschiedlichen Bewölkungsverhältnissen einige Nebelfelder. Luftfrost
beschränkt sich auf einige Hochlagen, Frost in Bodennähe kann sich hingegen
gebietsweise einstellen (bei längerem Aufklaren z.B. im Norden und Westen, aber
auch in Süddeutschland).
Dienstag … ändert sich nicht viel an der Hochrandlage. Der Abstand der
Isohypsen und der Isobaren verringert sich noch weiter, so dass Potenzial- und
Druckverteilung fast schon amorphe Züge annehmen. Die alternde Polarluft kann
sich noch etwas erwärmen gegenüber den Vortagen, was uns deutschlandweit auf 12
bis 18°C Höchsttemperatur bringt (abzüglich der „üblich verdächtigen Regionen“).
Wettermäßig läuft alles auf einen stark tagesganggeprägten Dienstag hinaus, wo
nach einem vielfach sonnigen oder nur locker bewölkten Start zunächst Quellungen
in den Himmel schießen und sich dann nach feinster Streuselkuchenmanier
verbreitet Schauer und einzelne Gewitter entwickeln. Wären wir jetzt anderthalb
bis zwei Monate später, dann wäre die Warnkarte ab Mittag vielfach rot
eingefärbt. Bei den momentanen Rahmenbedingungen aber läuft es bei den Gewittern
in der Basis auf die einfache (gelbe) Variante raus. Nur mit geringer
Wahrscheinlichkeit reicht es in Einzelfällen mal für markanten Starkregen um
oder etwas über 15 l/qm/h, weil die Luft einfach nicht feucht genug ist (PPW
meist unter 15 mm), die Zellen aber fast stehen. Im Norden sowie etwa südlich
der Donau ist die Luft allerdings so trocken, dass Schauer nur sporadisch oder
gar nicht auftreten.
Modellvergleich und -einschätzung
Die externen Modelle zeigen sich nicht mal ein Mü inspirativer als ICON. Oder
anders ausgedrückt, es wird genau der gleiche Stiefel simuliert, wenn auch mit
den üblichen Unschärfen beim Niederschlag. Warntechnisch muss da (Stichwort
Gewitter) ohnehin mit dem Nowcastingbesteck operiert werden.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann