SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.04.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Hochdruckrandlage, vorerst kaltes Frühlingswetter. Erst ab Sonntag mit geringer
Wahrscheinlichkeit einzelne Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland im nördlichen Randbereich eines dipolartigen
Höhentiefkomplexes, der durch Zentren über Südfrankreich und der Ukraine
gebildet wird. In der über Mitteleuropa resultierenden schwachen nordöstlichen
Strömung werden kurzwellige Tröge nach Südwesten gesteuert. Der Dipol wird von
einem Höhenrücken flankiert, der sich von Skandinavien in Richtung Spitzbergen
aufwölbt. Durch diesen Rücken wird ein ausgedehntes Bodenhoch mit Schwerpunkt
ebenfalls über Skandinavien mit einem nach Nordwestrussland gerichteten Keil
gestützt. Zwischen diesem Keil und tiefem Luftdruck südlich davon wird mit einer
nordöstlichen schwachen bodennahen Strömung kontinentale und zunehmend feuchtere
Luft nach Mitteleuropa geführt. Zudem setzt im Nordosten Deutschlands
Warmluftadvektion ein. Allerdings liefert die Dynamik aufgrund der schwachen
Strömung kaum Hebung, so dass zwar hierdurch in Schüben mehrschichtige Bewölkung
auf Deutschland übergreift, die Niederschläge aber gering bleiben. Selbst in
Staulagen kommen nur wenige (unter 5) mm Niederschlag zusammen, die im
Erzgebirgsraum oberhalb 800 m als Schnee fallen. Hierfür dürfte eine „gelbe“
Glättewarnung hinreichend sein.
Im Nordwesten und Westen sorgt Absinken, das aus der Nähe zum o.g. Hoch
resultiert, für Aufklaren. Im Süden wird dies durch kompensierendes Absinken
bewirkt. Hierdurch (sowie im Bergland) ist verbreitet leichter Frost zu
erwarten, wogegen es im Nordosten bis etwa zur Weser weitgehend frostfrei
bleibt.

Samstag … greift von Nordosten her ein weiterer Kurzwellentrog auf Deutschland
über, was die Niederschlagstätigkeit von Polen her aufleben lässt. Erneut reicht
es nur für wenige (in Staulagen um 5 mm) Niederschlag in von 12 Stunden, die
oberhalb etwa 800 m als Schnee fallen. Geringe Niederschläge (maximal 2 mm)
erfassen auch den zentralen Mittelgebirgsraum und den Süden Deutschlands.
Mehrschichtige Bewölkung breitet sich über weite Landesteile aus. Auflockerungen
sind dann auf den Küstenbereich, den Nordwesten und Westen sowie die alpennahen
Gebiete beschränkt. Die Höchsttemperaturen erreichen 5 bis 10, im Norden (wo
niedertroposphärische Erwärmung einsetzt) wie auch im Westen Werte bis 12 Grad.

In der Nacht zum Sonntag setzt sich die Drehbewegung des o.g. Dipols fort. Der
westliche Kern verlagert sich nach Sardinien, der östliche nach Weißrussland.
Die Strömung an dessen Nordflanke und somit über Mitteleuropa ist weiterhin
zyklonal geprägt, in höheren Troposphärenschichten (300 hPa) könnte ein
abgeschlossenes Höhentief nach Deutschland gesteuert werden. Wenngleich aufgrund
der geringen Geopotentialgegensätze kaum Hilfestellung seitens der Dynamik zu
erwarten ist, so können sich doch Niederschläge mit den o.g. Mengen über die
zentralen Mittelgebirge hinweg weiter westwärts ausbreiten. Dabei ist die feste
Phase auf die Kammlagen der östlichen Mittelgebirge beschränkt. In den
süddeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen liegt die Schneefallgrenze bei etwa
800 m. Leichter Frost sollte dann nur noch in Lagen oberhalb 600 bis 800 m sowie
am Alpenrand auftreten.

Sonntag … erfolgt mit dem in höheren Troposphärenschichten ausgeprägten Tief
deutschlandweit Labilisierung. Zudem wird an dessen Nordflanke merklich
feuchtere Luft eingesteuert, was deutschlandweit den Gehalt an niederschlagbarem
Wasser auf mehr als 10, im Norden und Nordosten auf 15 bis 20 mm steigen lässt.
Wenngleich sich mehrschichtige Bewölkung hält, so wird etwas CAPE generiert, so
dass sich im Tagesverlauf über dem Nordosten einzelne Gewitter entwickeln
können. Meist dürfte es sich um konvektive Umlagerungen handeln, die in das von
Polen übergreifende Niederschlagsfeld eingelagert sind. Dabei ist die
Wahrscheinlichkeit für Gewitter gering. Neben der Einstrahlung fehlt auch vor
allem niedertroposphärische Scherung.
Ansonsten breiten sich in Verbindung mit o.g. Höhentief schauerartige
Niederschläge auf weite Teile Deutschlands aus, wobei Niederschlagssummen in
Staulagen auch bis etwa 10 mm innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen können. An
den Alpen und in den süddeutschen Mittelgebirgen steigt die Schneefallgrenze auf
über 1000 m an. Die geringsten Niederschläge sind im Nordwesten und Westen
Deutschlands zu erwarten, aber auch dort sind größere Wolkenlücken eher selten.
Lediglich in Küstennähe macht sich die Nähe zum Hoch mit Auflockerungen
bemerkbar. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 7 bis 12, im höheren Berglagen
Werte um 4 Grad.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Höhentief von Deutschland über die
Westalpen hinweg südwärts und wird von dem bislang über Südeuropa liegenden
Höhentiefkomplex „eingefangen“. Mit dem Abzug des Höhentiefs wird die
nordöstliche Strömung antizyklonaler. Zudem ist kaum Warmluftadvektion zu
finden, sodass die Niederschlagstätigkeit nachlässt und nur geringe Mengen
(maximal 5 mm, je nach Modell unterschiedlich positioniert, aber mit höherer
Wahrscheinlichkeit im Süden) zustande kommen. Die Schichtung ist nach wie vor
labil, aber dynamisch kann kaum Hebung generiert werden, so dass Konvektion
weitgehend ausbleibt. Aufgrund der vorherrschenden meist starken Bewölkung
sollte es weitgehend frostfrei bleiben.

Montag … ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung kaum. Das gesamte
Zirkulationsmuster verlagert sich etwas nach Osten, der Dipol setzt seine
Drehbewegung fort, so dass sich nunmehr über Mitteleuropa eine nord-nordöstliche
antizyklonale Strömung einstellt. Das Höhenhoch liegt dann über dem Weißen Meer.
Von diesem Hoch ausgehend reicht eine Brücke zu den Britischen Inseln. Das
korrespondierende Bodenhoch hat sich bis dahin mit seinem Schwerpunkt nach
Nordwestsibirien verlagert und weist einen über Skandinavien hinweg zum
Ärmelkanal reichenden Keil auf, so dass bei geringen Luftdruckgegensätzen eine
schwache nordöstliche bodennahe Strömung bestehen bleibt.
Allerdings nimmt die Labilität aufgrund voranschreitender Erwärmung in der
unteren Troposphäre zu. Somit können sich vorzugsweise im Osten und Süden erneut
einzelne Gewitter, teils in Niederschlag eingelagert, entstehen. Etwas CAPE (bis
etwa 100 J/kg) wird generiert, wenn dann Einstrahlung und Tagesgang
unterstützend wirken, könnten sich dann mit einer gegenüber Sonntag leicht
erhöhten Wahrscheinlichkeit einzelne Gewitter entwickeln, die durchaus bereits
markante Warnungen erforderlich machen könnten.
Während sich im Süden aufgrund der mehrschichtigen Bewölkung noch keine
Temperaturänderung abzeichnet, erfolgt ansonsten ein Temperaturanstieg auf 11
bis 15 Grad, bei Sonne auch auf Werte ein wenig darüber.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann