S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.04.2021 um 10.30 UTC

Nur langsam steigendes Temperaturniveau und abnehmende Frostgefahr. Weiterhin
wechselhaft. Zum Ende neuer Kaltluftvorstoß nicht ausgeschlossen. Keine
markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.04.2021

Am Samstag befindet sich ein zonal orientiertes Höhentief ausgehend vom
westlichen Mittelmeerraum bis zur Ukraine. Gleichzeitig kann sich ein
Höhenrücken vom Atlantik über die Britischen Inseln bis nach Skandinavien
erstrecken. Dieser stützt ein kräftiges blockierendes Hoch über Nordeuropa.
Damit liegt Deutschland weiter unter kalten Luftmassen in einer östlichen bis
nordöstlichen Höhenströmung. An der Nordflanke des Höhentiefs lässt sich ein
flacher Kurzwellentrog über Polen erkennen. Stromabwärts macht sich damit über
Deutschland weiter Warmluftadvektion bemerkbar. Diese resultiert in dichten
Wolkenfelder, die sich über große Teile des Ostens und Südens erstrecken. Dort
fällt auch etwas Niederschlag, der im höheren Bergland (>600 m) in Form von
Schnee fällt.
Freundlicher mit weniger Wolken und trocken bleibt es im Westen und Nordwesten
des Landes. Dort wird es mit 11 bis 14 Grad auch am wärmsten, während in den
grauen Regionen es teils unter 10 Grad frisch bleibt. Nachts muss gebietsweise
weiterhin mit Frost und vielfach Bodenfrost gerechnet werden.

Am Sonntag verschiebt sich die Trogachse am Nordrand des Höhentiefs westwärts
von Polen nach Deutschland und kann sich dabei etwas amplifizieren. Damit gibt
es nur noch wenige Regionen, wo es sonnig ist. Meist überwiegen dichte Wolken
und zeitweise fällt auch etwas Niederschlag. Immerhin liegen die Höchstwerte
wieder oft im zweistelligen Bereich. Dazu bleibt es schwachwindig.
Nachts ändert sich nichts Wesentliches. Durch die Wolken ist Frostgefahr etwas
gemindert und konzentriert sich auf die höheren Berglagen. Bei Auflockerungen
muss aber zumindest mit Bodenfrost gerechnet werden.

Am Montag bleibt der Einfluss des Höhentief bestehen. Sein Schwerpunkt liegt
weiter über Norditalien. Mit dem Trog und vorhandenen Höhenkaltluft gibt es im
Tagesverlauf Schauer, vor allem über der Mitte und dem Süden. Die Sonne macht
sich erneut eher rar. Bei schwachem Wind werden oft zweistellige Höchstwerte
erwartet. Mit tagesgangbedingt stärkeren Auflockerungen in der Nacht gibt es
gebietsweise Boden- und örtlich auch Luftfrost.

Am Dienstag schwächt sich der Trogeinfluss ab, es gibt aber noch weitere Schauer
und viele Wolken. Am Mittwoch deutet sich von Norden ein neuer Trogvorstoß an,
sodass dann von Norden wieder kältere Luftmassen südwärts ausgreifen können.
Zunächst kann die Temperatur noch etwas zulegen mit Höchstwerten teils über der
15 Grad Marke und auch die Frostgefahr in den Nächten nimmt deutlich ab.

In der erweiterten Mittelfrist sorgt der neue Trogvorstoß erneut für einen
kalten Witterungsabschnitt mit schauerartigen Niederschlägen und wieder deutlich
zunehmenden Frostgefahr.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Schon zu Beginn der Mittelfrist lassen sich gewisse Unsicherheiten in der
Vorhersage erkennen. Zwar wird die Großwetterlage recht ähnlich simuliert, die
Feuchtefelder sollen aber am Samstag deutlich weiter nach Westen ausgreifen, als
noch im gestrigen 00 UTC Lauf zu sehen. Die Unsicherheit wo die Trogachse in der
Höhe genau liegt, setzt sich auch am Sonntag fort. Dafür können im Vergleich zu
den Vorläufen etwas mildere Luftmassen zumindest in der Nordhälfte einfließen.

In der neuen Woche bleiben die Fragezeichen, wie weit im Westen der Trog zum
Liegen kommt. Im gestrigen 12 UTC Lauf wurde der Beginn der Woche beispielsweise
deutlich antizyklonaler vorhergesagt.

Der neue Trogvorstoß zur Mitte kommender Woche war in den beiden Vorläufen noch
nicht zu sehen. Dort etablierte sich ein kräftiges Höhenhoch von der Nordsee bis
nach Südskandinavien.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die verschiedenen Globalmodelle sind sich zu Beginn der Mittelfrist grundlegend
einig. Im kurzwelligen Bereich an der Nordflanke des Höhentiefs über Südeuropa,
gibt es aber noch gewisse Phasenunterschiede, sodass es in Bezug auf das Wetter
auch noch Unterschiede im Detail gibt. Diese Unterschiede nehmen zum Sonntag
bereits deutlich zu. So hat GFS die Trogachse noch über Polen, während diese
beim ECMWF bereits über Deutschland liegt. Im ICON fehlt diese ganz bzw. ist
wenn überhaupt nur sehr flach.

Zu Beginn der neuen Woche nehmen die Unterschiede weiter zu. Während GFS dem
ECMWF noch recht ähnlich ist, weicht ICON deutlich ab. Ein Höhenrücken würde
sich demnach von Südwesteuropa bis nach Norddeutschland erstrecken. Damit wären
auch mildere Luftmassen wetterwirksam. Im weiteren Verlauf verstärkt sich der
Hochdruckeinfluss sogar noch.

Zur Mitte der Woche werden die Unterschiede deutlicher. GFS sieht den neuen
Kaltluftvorstoß nicht (mehr). Stattdessen würde tiefes Geopotential von
Frankreich bis nach Osteuropa liegen und Deutschland weiterhin in einer
östlichen Strömung. ICON macht Andeutungen eines neuen Kaltluftvorstoßes geht
aber noch nicht weit genug in die Zukunft.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des ECMWF zeigen einen recht engen Verlauf bis in die kommende
Woche. Es fällt aber auf, dass Haupt- und Kontrolllauf beim Geopotential am
unteren Rand der Modellösungen verläuft. Der Kontrolllauf ist sogar noch
troglastiger als der Hauptlauf. Entsprechend gibt es auch viele Lösungen, die
einen deutlich antizyklonaleren Verlauf zeigen, als der aktuell operationelle
Lauf. Auch die Niederschlagssignale stechen bei Haupt- und Kontrolllauf
entsprechend deutlich stärker heraus.
Zur Wochenmitte nimmt der Spread deutlich zu und Haupt- und Kontrolllauf bewegen
sich am Unterrand des Lösungspools mit dem kräftigen Trogvorstoß.

Beim Clustering im Zeitraum +120 h (Mo 00) bis 168 h (Mi00) wird nur eine Lösung
angeboten. Das spricht dafür, dass die grundlegende Großwetterlage klar ist und
die Unterschiede in den oben beschriebenen Details liegen.
Im Zeitraum +192 h (Do00) bis +240 h(Sa00) wird ebenfalls nur ein Cluster
angeboten, was dann doch etwas überrascht. Dieses Cluster zeigt den Trogvorstoß,
wenngleich dieser weniger ausgeprägt und antizyklonaler ausschaut, als nach dem
deterministischen Lauf.
Dies deutet darauf hin, dass der neuerliche Kaltluftvorstoß gar nicht so
unwahrscheinlich ist, die Unsicherheit aber wohl darin besteht, wie ausgeprägt
und wie weit östlich er abläuft.

Das Ensemble des GFS läuft insgesamt recht gebündelt mit einem stetigen
Temperaturanstieg. Einen durchgreifenden Kaltluftvorstoß ala ECWMF wird nur von
Einzelmembern gesehen. In der Vergangenheit gab es aber auch durchaus Läufe, die
diesen gezeigt haben, wie beispielsweise der 18 UTC Lauf. Diese Prognose ist
also auch durchaus in der Lösungspalette vom GFS vorhanden.

FAZIT: Die Mittelfristprognose gestaltet sich recht schwierig. Zwar ist die
grundlegende Ausrichtung klar, fraglich ist aber wie troglastig die Entwicklung
bis Mitte nächster Woche ist. ICON ist da deutlich antizyklonaler und auch in
der Lösungspalette des ECMWF ist die troglastige Lösung eher in der Minderzahl.

Den Trogvorstoß zur Mitte der Woche betreffend gibt es noch große Fragezeichen.
Das beim Clustering nur eine Lösung angeboten wird, spricht aber dafür, dass es
eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dafür gibt. Es muss abgewartet werden, wo dieser
genau abläuft und wir kräftig und nachhaltig er ausfällt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im gesamten Vorhersagezeitraum ist voraussichtlich nicht mit markanten
Wettergefahren zu rechnen. Zu Beginn der neuen Woche besteht aber zumindest ein
latentes Gewitterrisiko.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer