SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.04.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin leicht unbeständig mit einzelnen Schauern, teils mit Schnee,
vereinzelt auch mit Graupelgewittern. Dazu kalt, nachts verbreitet Frost.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines Langwellentroges,
der vom Nordmeer über Skandinavien und Mitteleuropa bis zur Adria reicht. Dieser
wird flankiert von Höhenrücken über Russland und über West- bzw. Nordwesteuropa,
von dem sich allmählich ein Höhenkeil über die Norwegische See Richtung
Südskandinavien ausweitet, wodurch sich der Trog über Südschweden abzuschnüren
beginnt und mit seinem Südteil allmählich Richtung Balkan vorankommt.
Mit dem Trog hat sich über dem gesamten Vorhersagegebiet höhenkalte maritime
Polarluft breitgemacht, die labil geschichtet ist. In 500 hPa liegen die
Temperaturen zwischen -30 und -35 Grad, in 850 hPa zwischen -5 und -8 Grad. Die
Folge war eine rege Schauertätigkeit einerseits im Bereich der höhenkältesten
Luftmasse über der Nordhälfte des Landes, andererseits mit etwas kräftigerer
dynamischer Hebung knapp vorderseitig der Trogspitze im Süden, vereinzelt gab
bzw. gibt es kurze Graupelgewitter, ab etwa 200 bis 400 m fallen die Schauer
auch als Schnee.
Im Laufe der Nacht klingen die Schauer tagesgangbedingt (also mit Auskühlung der
Grenzschicht und damit abnehmender Labilität) allgemein ab, über Süddeutschland
kommt auch die Trogspitze etwas nach Südosten voran, so dass dort der
zusätzliche dynamische Input ebenfalls fehlt. Vor allem an den Küsten kommt die
Schauertätigkeit aber wohl nicht komplett zum Erliegen. Auch an den Alpen
schneit es noch zeitweise, da sich ein von Benelux und Nordfrankreich nach
Westdeutschland gerichteter Bodenhochkeil noch etwas verstärkt und sich nach
Südosten ausweitet, wodurch vorübergehend die Staukomponente mehr wirksam werden
kann. 1 bis 5 cm, nach Osten zu in Staulagen bis nahe 10 cm Neuschnee können
dort noch zusammenkommen, bevor auch dort die Schneefälle von Westen her weiter
nachlassen.
Ansonsten lockern die Wolken aber im Laufe der Nacht weiter auf, vor allem im
Bereich des Hochkeils im Westen und Südwesten klart der Himmel auch vielerorts
auf. Der anfangs noch böige West- bis Nordwestwind an den Küsten flaut weiter ab
und verbreitet sinken die Temperaturen in den Frostbereich. In einigen
Mittelgebirgstälern und Senken kann es auch mäßigen Frost bis -7 Grad geben.
Frostfrei bleibt es am ehesten bei auflandigem Wind an den Küsten sowie dort, wo
sich noch längere Zeit dichtere Wolkenfelder halten. Gebietsweise tritt Glätte
durch Überfrieren auf, am ehesten im Alpenvorland und dort, wo es am Abend noch
Schauer gegeben hat.

Mittwoch … weitet sich der Höhenkeil über Südwestnorwegen und Mittelschweden
zur mittleren Ostsee aus und nimmt Verbindung auf zu einem von Westrussland bis
zum Baltikum reichenden Höhenrücken. Der Höhentrog wird somit komplett über
Mitteleuropa abgeschnürt, das Drehzentrum des Höhentiefs befindet sich abends in
300 bzw. 500 hPa ziemlich genau über der Mitte Deutschlands, eventuell auch in
Form eines Dipols mit einem weiteren Zentrum über Norddeutschland.
Wie auch immer, der gesamte Höhentiefkomplex bleibt angefüllt mit hochreichend
labil geschichteter maritimer Polarluft, wobei sich die höhenkälteste Luftmasse
(um -35 Grad in 500 hPa) über Nordwestdeutschland allmählich nach Süden
vorarbeitet.
Das durch den Rücken gestützte kräftige Bodenhoch mit Schwerpunkt über den
Britischen Inseln ändert seine Lage kaum, wobei der nach Mitteleuropa gerichtete
Keil allerdings etwas abgebaut wird. An dessen Ostflanke gelangt von Norden her
auch niedertroposphärisch nach wie vor kalte Luft aus dem skandinavischen Raum
nach Deutschland (T850 hPa weiterhin bei -5 bis -7 Grad). Somit können sich mit
dem Tagesgang erneut verbreitet, allerdings meist unergiebige Regen-,
Schneeregen- und Graupelschauer entwickeln, oberhalb von etwa 200 bis 400 m
fallen die Schauer als Schnee (wegen der warmen Böden und der diffusen Strahlung
ohne nennenswerte Akkumulation von Neuschnee und höchstens nur kurzzeitig
auftretender Glätte durch Schnee- und Graupelmatsch) und auch kurze Gewitter mit
Böen Bft 7 sind weiterhin nicht ausgeschlossen. Der Schwerpunkt der
Schauertätigkeit dürfte sich im Nordwesten sowie im westlichen bzw. zentralen
Mittelgebirgsraum befinden, dennoch sind die Schauer wohl noch inhomogener
verteilt als am heutigen Dienstag.
Zwischen den Schauern lässt sich auch immer wieder mal die Sonne blicken, am
häufigsten wohl an den Küsten (wo etwas Skandinavienföhn wirksam ist) und im
Südwesten sowie zwischen Main und Donau. An den Höchsttemperaturen (5 bis 9
Grad, mit mehr Sonne im Südwesten knapp darüber, im Bergland bzw. an den Alpen
etwas darunter) ändert sich gegenüber heute nur wenig.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Höhentiefdipol vor allem mit
seinem Nordwestteil nach Süden, nimmt eine zonale Ausrichtung an und wird dabei
in die Länge gezogen. Donnerstagfrüh sind in 500 hPa sogar drei Drehzentren
(über Süddeutschland, über Ostösterreich und westlich der Krim) auszumachen.
Damit dreht die Höhenströmung über der Nordhälfte des Landes auf Ost und von
Polen her setzt später im Nordosten zumindest mitteltroposphärisch
Warmluftadvektion ein, was dort zu einer deutlichen Stabilisierung der Luftmasse
führt.
Aber auch sonst klingen die Schauer im Laufe der ersten Nachthälfte rasch ab,
etwas länger dauert es noch an den Alpen, wo erneut wenige Zentimeter Neuschnee
fallen können. Vor allem zwischen Mosel, Main und Donau klart der Himmel häufig
auf, ansonsten bleibt es aufgelockert, teils gering bewölkt, in die Osthälfte
ziehen mit der WLA von Polen her allerdings allmählich etwas dichtere hohe und
mittelhohe Wolkenfelder. Erneut gibt es verbreitet leichten, in ungünstigen
Lagen auch mäßigen Frost und stellenweise Glätte. Frostfrei bleibt es oft an den
Küsten, aber auch unter den dichteren Wolken Richtung Oder und Neiße.

Donnerstag … zieht sich das Höhentief weiter in die Länge und nimmt eher die
Form einer Potenzialrinne an, die sich – bestückt mit weiterhin grob drei
Drehzentren – von Ostfrankreich über Südwestdeutschland und dem Ostalpenraum bis
nach Rumänien bzw. zur südwestlichen Ukraine erstreckt. Somit dreht die
Höhenströmung fast über dem gesamten Vorhersagegebiet auf östliche Richtungen
und die mitteltroposphärische WLA sorgt auch im Nordwesten und in den mittleren
Landesteilen zunehmend für Stabilisierung.
Derweil weitet sich das Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln bis nach
Skandinavien aus und verlagert seinen Schwerpunkt bis zum Abend in etwa zur
Haltenbank, wobei sich ein Hochkeil bis nach Nordwestrussland erstreckt. An der
Nordostflanke des langgestreckten Trogkomplexes verstärkt sich ein Bodentief
über dem Westen der Ukraine An dessen Westflanke intensiviert sich auch
niedertroposphärisch die WLA, die dadurch induzierten Hebungsprozesse machen
sich zunehmend bis ins Vorhersagegebiet anhand dichterer Wolkenfelder bemerkbar,
die sich von Osten her rasch auf die mittleren und am Nachmittag bzw. Abend
allmählich auch auf die westlichen/nordwestlichen Landesteile ausweiten. Von
Polen her greifen leichte Niederschläge im Tagesverlauf auf die Lausitz und
später auch auf Erzgebirge über. Niedertroposphärisch kann sich die mildere Luft
noch nicht durchsetzen, die 850 hPa-Temperatur liegt am Abend weiterhin zwischen
-5 und -7 Grad. Somit kann es vor allem im Zittauer Gebirge und am Erzgebirge
oberhalb von etwa 200 bis 400 m auch etwas schneien. Vor allem nach Osten zu
verschärft sich der Gradient etwas und somit frischt der Wind von Vorpommern bis
zum Erzgebirge aus nördlichen Richtungen auf. Eventuell reicht es nahe der
Grenze zu Polen für einzelne steife Böen (Bft 7).
Die Höhenkaltluft (weiterhin -30 bis -35 Grad) wird mehr und mehr nach
Südwestdeutschland abgedrängt, wo sich im Tagesverlauf erneut einzelne
unergiebige Regen-, Schneeregen- und Graupelschauer entwickeln. Gewitter sind
wohl eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.
Im übrigen Land sollte es, bis auf vielleicht vereinzelte kurze Schauer im
zentralen Mittelgebirgsraum, weitgehend trocken bleiben, vor allem im
Nordwesten, Westen und Süden zeigt sich auch länger die Sonne. Die Temperaturen
steigen auf Werte zwischen 3 Grad bei dichter Bewölkung am Erzgebirgsnordrand
und bis auf 11 Grad mit Sonne am Niederrhein.

In der Nacht zum Freitag wird die noch schmaler werdende Potenzialrinne noch ein
wenig nach Süden abgedrängt und im ganzen Land setzt sich eine ostnordöstliche
Höhenströmung durch, wobei vor allem über dem Osten und der Mitte des Landes
mitteltroposphärisch WLA nach wie vor nur wenig dynamischen Hebungsantrieb
liefert.
Das Bodenhoch kann sich mit seinem Schwerpunkt über dem mittleren Norwegen bzw.
Schweden noch etwas verstärken, während das Tief über der Ukraine ein wenig nach
Westen vorankommt. Entsprechend breiten sich auch die Niederschläge in der
Lausitz und im östlichen Mittelgebirgsraum noch etwas westsüdwestwärts aus und
erfassen noch den Thüringer Wald sowie den Nordosten Bayerns. Dabei werden meist
1 bis 5 mm in 12 Stunden simuliert, von der Lausitz bis zum Vogtland nach Lesart
des aktuellen ICON-EU-Laufes auch mehr. Da sich die WLA niedertroposphärisch
lediglich im äußersten Nordosten temperaturtechnisch bemerkbar macht (T850 hPa
in Vorpommern schon bei -2 Grad, im Vogtland aber noch bei -6 Grad), fällt der
Niederschlag vor allem im östlichen Bergland sowie in Nordbayern teilweise bis
in tiefe Lagen als Schnee, in Staulagen des Erzgebirges kommen gebietsweise mehr
als 5 cm Neuschnee zusammen.
Im übrigen Land bleibt es dagegen weitgehend trocken, auch im Südwesten und an
den Alpen klingen die Schauer eingangs der Nacht rasch ab. Insgesamt bleibt es
bewölkter als in den Vornächten, so dass wohl nicht mehr so verbreitet Frost
auftritt.
Der Wind weht vor allem in der Osthälfte zumindest in höheren Lagen weiterhin
lebhaft aus nördlichen Richtungen, ob es auf exponierten Gipfeln der
Mittelgebirge aber für warnrelevante Böen reicht, ist fraglich.

Freitag … ändert sich an der großräumigen Konstellation der
Geopotenzialgebilde nur wenig, wobei die Potenzialrinne südlich des
Vorhersagegebietes mehr in eine Südwest-Nordost-Richtung kippt und die
Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet allmählich auf Nordost dreht. Das
Bodenhoch erstreckt sich weiterhin vom Süden der Britischen Inseln über die
Nordsee nach Skandinavien und von dort aus weiter nach Nordwestrussland, während
das Tief über der Ukraine etwas nach Norden, Richtung Weißrussland vorankommt.
Somit gelangen bodennah von Nordosten her weiterhin kalte Luftmassen aus dem
skandinavisch-baltischen Raum ins Vorhersagegebiet. Dabei macht sich von Polen
her mitteltroposphärisch im Tagesverlauf ein weiterer WLA-Schub bemerkbar. Die
leichten Niederschläge über der östlichen Mitte kommen noch etwas nach Süden
voran, weiten sich ein wenig nach Westen aus, schwächen sich aber insgesamt ab.
Dabei werden in Bayern zwischen Main und Donau sowie in Sachsen noch wenige mm
Niederschlag simuliert, die bei nur wenig niedertroposphärischer Erwärmung (auf
etwa -4 bis -5 Grad in 850 hPa) oberhalb von etwa 400 m noch teilweise als
Schnee fallen, aber auch in höheren Mittelgebirgslagen nicht zu einer
nennenswerten Akkumulation von Neuschnee reichen dürften.
Mit dem neuen WLA-Schub kann es am Nachmittag/Abend Richtung Oder und Neiße
erneut etwas regnen.
Im übrigen Land bleibt es dagegen weitestgehend trocken und vor allem im Norden
und Nordwesten, aber auch ganz im Südwesten scheint neben hohen/mittelhohen
Wolkenfeldern auch häufig die Sonne. Der Wind frischt landesweit im Tagesverlauf
ein wenig aus Nord bis Nordost auf, dabei kann es an der ostvorpommerschen Küste
an auflandigen Abschnitten eventuell auch steife Böen geben. Insgesamt wird es
geringfügig milder als an den Vortagen, die Höchsttemperaturen erreichen Werte
zwischen 5 Grad bei meist trübem Himmel am Erzgebirgsnordrand und 12, vielleicht
13 Grad mit Sonne im Nordwesten bzw. entlang des Rheins.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis einschließlich Donnerstag lassen sich kaum Modellunterschiede ausmachen,
zumindest sind diese nicht wirklich prognose- und warnrelevant.
Ab der Nacht zum Freitag und am Freitag tagsüber gibt es nach wie vor
Differenzen, die Warmluftadvektion und die damit korrespondierenden
Niederschläge in der „östlichen Mitte“ betreffend. GFS und ICON-EU haben dabei
in den aktuellen Läufen etwas höhere Mengen als das IFS-Lauf (von 00 UTC) auf
der Agenda und lassen die Niederschläge auch etwas weiter nach westen
vorankommen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff