S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.04.2021 um 10.30 UTC

Zunehmender Hochdruckeinfluss mit andauernder Nachtfrostgefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 18.04.2021

Der Polarwirbel in der Stratosphäre (SPW) läuft weiter auf Hochtouren und daher
wird die im klimatologischen Mittel um den 15. April zu erwartende finale
Erwärmung aus heutiger Sicht später ausfallen. Allerdings könnte ein Ereignis,
das auch unsere Mittelfrist in Europa beeinflusst, für ein doch früheres
(möglicherweise dynamisches) Ende sorgen als vor kurzem noch gedacht. Dies zeigt
sich auch bei der 10 hPa Zonalwindvorhersage des gemittelten Zonalwindes von
IFS, dessen Ensemblemittel nun Ende April innerhalb der letzten 3 Läufe immer
rascher abnahm.

Der Grund dafür ist in einer Zunahme vertikaler Wärmeflüsse vor allem über dem
pazifisch-asiatischen Sektor auszumachen, wo sich in 10 hPa eine ausgeprägte
Antizyklone bildet, die den SPW beginnt effektiv abzuschwächen. Zudem kommt noch
höheres Geopotenzial über dem atlantischen Sektor hinzu, was auch die positive
Anomalie der vorhergesagten Wellen-2 Amplitude erklärt (nordhemisphärisch
gesehen 2 Wellen). Dabei etablieren sich troposphärisch im Bereich der Aleuten
sowie über Skandinavien zwei beständig positive Geopotenzial- und
Druckanomalien, die diese finale Störung des SPW stützen. Somit ist zu erwarten,
dass dieser von seiner momentan überdurchschnittlich kräftigen Intensität bis
Ende April zügig abgeschwächt wird, sodass die finale Erwärmung rund 2 Wochen
nach dem klimatologischen Mittelwert erwartet werden kann.

Doch scheint die Blockierung über Skandinavien nicht nur dem wiederholt
auftretenden zyklonalen Wellenbrechen südlich von Grönland geschuldet, sondern
scheint auch aus den Tropen „Zuspruch“ zu erhalten. Dort wandert momentan die
Madden-Julian-Oszillation (MJO) von Sektor 6 zur 7 und vergrößert dabei ihre
Amplitude/Intensität. IFS-EPS ist diesbezüglich eher auf der gemäßigten Seite,
während die nordamerikanische/kanadische Ensemblevorhersagen NCEP(GEFS) und CMET
eine möglicherweise sehr intensive Entwicklung andeuten. Mit einer Verzögerung
von 5 bis 15 Tage ist diese Verlagerung des MJO förderlich für Blockierungslagen
im europäischen Bereich, sodass auch über die Mittelfrist hinaus die Fortdauer
einer Blockierung möglich bis wahrscheinlich erscheint. Dabei ist allerdings
noch unsicher, wohin genau sich die Blockierung in der Folge verschieben wird.
Schon vorab – die IFS EPS Clusteranalyse zeigt im Zeitraum vom 21. bis 25. April
nur einen Cluster mit dem klimat. Regime „Blockierung“ und kräftiger positiver
Geopotenzialanomalie zwischen Irland und Norwegen und somit wenig Veränderung in
der allgemeinen Geopotenzialverteilung.

Wie eingefahren die aktuelle Lage ist zeigt auch das Hovmöller-Diagramm der
v-Winde (Nord-/Südwinde) im Niveau der Tropopause zwischen 30 und 60 Grad Nord.
Dort ist im west- und mitteleuropäischen Sektor die gesamte Mittelfrist bis in
die erweiterte Mittelfrist ein stehender Rossby-Wellenzug zu sehen, wobei dieser
zwischenzeitlich in Folge der umfangreichen Blockierung über dem skandinavischen
Sektor verschwimmt.

Was bedeutet das nun für diese Mittelfrist (Mittwoch bis Sonntag) und die
erweiterte Mittelfrist?

Den Blick nur auf IFS gerichtet stellt sich nur die Frage, wo genau die
blockierende Antizyklone ihr Zentrum haben wird, da an ihrer Südflanke
Kaltluftkörper teils retrograd nach Westen (Frankreich) geführt werden. Nach IFS
setzt die Antizyklone so weit östlich (über Südskandinavien) an, dass
Deutschland zumeist in ihrem Einflussbereich verbleibt und die Reste der
Höhenkaltluft besonders die Mitte und den Süden von Mittwoch bis Freitag in Form
von Schauern beeinflussen, die oberhalb von 300-400 m als Schnee fallen. In den
Staulagen der Alpen und am Erzgebirge schneit es auch etwas länger anhaltend,
jedoch aus heutiger Sicht im „gelben“ und somit nicht markanten Bereich. Während
die leichten Niederschläge zwischen Bayerischem Wald und Alpenrand bis in den
Freitag andauern, bleibt es sonst ab Donnerstag deutschlandweit trocken. Aber
wie gesagt, bis Freitag kann es bezüglich der Niederschläge für die Mitte und
den Süden noch Überraschungen geben, je nachdem wohin die verspäteten
„Ostereier“ wabern.

Bis Freitag ziehen von Osten noch ausgedehnte und dichte Wolkenfelder (inklusive
Niederschlag) vorüber, bevor sich nachfolgend mit Winddrehung auf Nordost die
Sonne immer erfolgreicher durchsetzt. Allerdings könnten sich über der Mitte und
dem Süden Hochnebelfelder teils zäh bis weit in den Tag halten. Der Wind spielt
abgesehen von einzelnen Böen entlang der Küsten sowie teils markanten Böen auf
exponierten Gipfellagen keine Rolle.

Entscheidender wird da schon sein, dass bis in die Nacht zum Freitag abgesehen
vom Norden deutschlandweit mit leichtem bis mäßigem Luftfrost zu rechnen ist.
Erst zum Wochenende wird eine zögernde Frostabschwächung erwartet. Auch hier
diktiert der möglicherweise noch fallende Niederschlag bis Freitag, wo es
regional über Schnee sehr kalt werden kann.

Die Höchstwerte pendeln bis Freitag im Süden im mittleren/oberen einstelligen
und sonst im unteren zweistelligen Bereich, wobei erst zum Wochenende regional
mit Maxima um 15 Grad im Westen gerechnet werden kann.

In der erweiterten Mittelfrist wird es dann etwas milder mit 15 bis 20 Grad und
auch die Gefahr von Luftfrost in den Nächten beschränkt sich nur noch örtlich
auf das Bergland. Doch wie bereits erwähnt – bei der für diesen Zeitraum aktuell
angedeuteten Blockierung, die über England ansetzt und sich in der Folge
ostwärts ausdehnt, ist der nächste Vorstoß arktischer Luftmassen eine plausible
Lösung. Ob dieser uns trifft oder eher östlicher ansetzt bleibt abzuwarten. Was
bleibt ist eine Fortdauer der insgesamt trockenen und mäßig-warmen bis kühlen
Witterung, nach einer vorübergehenden Erholung der Temperatur zum Wochenbeginn.
Die Randlage zur Geopotenzialanomalie sowie eine mögliche Frontpassage zur
Wochenmitte halten in der erweiterten Mittelfrist wenigstens die geringe
Hoffnung auf etwas Niederschlag aufrecht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Freitag herrscht bei den letzten IFS-Läufen eine hohe Übereinstimmung,
einzig die teils retrograd westwärts wandernden Kaltluftkörper über dem
Alpenraum werden weiterhin recht variabel berechnet. Im neusten Lauf sollte die
Höhenkaltluft zügig nach Westen und Osten abziehen, sodass der Einfluss auf
Süddeutschland (abgesehen von leichten Niederschlägen) gering ausfällt.

In der Folge platzieren die drei letzten IFS Läufe den Keil recht einheitlich
über Nordwest- und Nordeuropa. Allerdings wird nun im aktuellen IFS-Lauf ein
Trog südlich von Grönland deutlich mobiler gerechnet, der zum Ende der
Mittelfrist rund 2000 km östlicher liegt, als die Vorläufe von IFS das sehen
wollten. Für unsere Mittelfrist hat das noch keine Auswirkungen, aber in der
erweiterten Mittelfrist bleibt abzuwarten, wie sich diese Hochdruckzone
verschieben und wo der nächste Kaltluftvorstoß ansetzen wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Beim Vergleich der weiteren Globalmodelle herrscht bis einschließlich Freitag
eine gute Übereinstimmung. Alle Modelle schwächen den Kaltluftkörper über
Mitteleuropa ab und spalten ihn in einen Ast über Frankreich und einen weiteren
über Osteuropa auf, sodass sich zum Freitag deutschlandweit zunehmend hohes
Geopotenzial durchsetzen kann. Bis dahin aber steckt der Teufel im Detail, denn
die genauen Zugbahnen dieser Kaltluftkörper und ggf. begleitenden Bodentiefs
entscheiden, wie verbreitet und kräftig die Niederschläge besonders am Mittwoch
und Donnerstag ausfallen. ICON zeigt z.B. am Donnerstag einen
Niederschlagsschwerpunkt im Süden mit leichten Schneefällen oberhalb von 300 bis
400 m (in Staulagen regional auch mäßiger Natur). Diese Feinheiten können jedoch
jetzt noch nicht aufgelöst werden.

Zum Wochenende nehmen die Unsicherheiten im Bodendruckfeld und Geopotenzialfeld
weiter zu, allerdings deutet keine der Lösungen für Deutschland kräftige
Niederschläge an (allenfalls einzelne Schauer). Die Temperaturentwicklung kann
jedoch je nach Lage und Geometrie des Bodenhochs recht unterschiedlich
verlaufen. Besonders GFS zeigt am Wochenende eine vergleichsweise deutliche
Milderung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse beginnt die Mittelfrist am Mittwoch mit 3 Clustern und dem
klimat. Regime „Blockade“, wobei der Kontroll- und der det. Lauf jeweils im
ersten Cluster zu finden sind. Deutschland liegt in allen Lösungen an der
Südflanke der sich etablierenden Blockierungszone, die sich von Nordwesteuropa
bis zum Ural erstreckt. Über Mittel- und Osteuropa verbleibt noch der zunehmend
zonal ausgerichtete Kaltluftkörper mit variabler Struktur an seinen Rändern.

Von Donnerstag bis Samstag ändert sich an den Clustern, dem klimatologischen
Regime und der Verteilung nichts. Alle Cluster zeigen Deutschland am Südrand der
positiven Geopotenzialanomalie in einer zunehmend nordöstlichen Strömung. Letzte
zyklonale „Dellen“ am Südrand schwächen sich immer weiter ab.

Zum Ende der Mittelfrist werden zwei Cluster angeboten mit jeweils recht
homogener Memberverteilung. Dabei setzt der erste Cluster verstärkt auf eine
retrograde Verlagerung des Rückens in Richtung Island (klimat. Regime von
„Blockade“ auf „Atlantikrücken“ wechselnd), während der zweite Cluster davon
wenig wissen will. Zwar zeigen sich hier die Unsicherheiten, wo die Blockierung
ansetzen wird, jedoch deutet der weiter oben bereits getätigte Blick in die
erweiterte Mittelfrist eine ungebrochene Fortdauer der Blockierung mit einer
erneuten Verschiebung nach Südskandinavien an.

Die Meteogramme in Deutschland zeigen eine trockene Mittelfrist sowie eine
zögernde Milderung zum Wochenende auf rund 15 Grad. Einzig im Süden sind bis
einschließlich Freitag schwache Niederschlagssignale vorhanden.

Die Rauchfahnen zeigen überall ein steigendes Geopotenzial und auch die 850 hPa
Temperatur steigt zum Wochenende sukzessive auf um 0 Grad oder etwas darüber.
Die angedeutete erneute Troglage in der erweiterten Mittelfrist wird aktuell nur
von einzelnen Membern und dem Hauptlauf so deutlich gezeigt, während sonst eine
Fortdauer des ungestörten Hochdruckeinflusses favorisiert wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI deutet bis Freitag nur unterkühlte Temperaturverhältnisse an, die jedoch
zum Wochenende in den klimatologisch neutralen Bereich gehen. Leider können
aktuell die EFI Tmin Werte nicht abgerufen werden, man kann sich aber deutliche
Signale vorstellen, was die allgemeine Nachtfrostgefahr bis einschließlich der
Nacht zum Freitag hervorhebt. In der Folge zeigt der EFI keine weiteren Signale.

Abgesehen davon beginnt am Donnerstag (Westen und Norden) und am Freitag (Süden)
ein längerer trockener Witterungsabschnitt. Einzig auf exponierten Alpengipfeln
treten wiederholt markante Böen aus Nord auf.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy