SXEU31 DWAV 101800 SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST ausgegeben am Sonntag, den 11.04.2021 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 111800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.04.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Heute Nacht Kaltfrontpassage und vor allem im Bergland leichter Schneefall. Zu
Beginn kommender Woche Troglage; unbeständig mit Schauern, teils bis in tiefe
Lagen als bzw. mit Schnee, dazu kalt mit Nachtfrösten.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
Aktuell … hat sich im Bereich einer Luftmassengrenze ein beeindruckender
Temperaturgradient über dem Vorhersagegebiet aufgebaut: Während es sich auf der
kalten Seite im Nordwesten bereits am Nachmittag/Abend auf etwa 2 bis 6 Grad
abgekühlt hat (in der Hocheifel um 0 Grad), ist die Temperatur im Südosten
nochmals auf 17 bis 22 Grad gestiegen. Bis Montagvormittag wird sich die
maritime Polarluft allerdings im gesamten Vorhersagegebiet durchgesetzt haben.
Verantwortlich für diese temperaturtechnisch beeindruckende, aber an
signifikanten Wettererscheinungen eher arme Wetterlage ist ein langwelliger
Höhentrog, der sich, ausgehend vom Drehzentrum über der nördlichen Nordsee,
aktuell mit seiner Achse südsüdwestwärts über den Ostausgang des Ärmelkanals bis
nach Südwestfrankreich erstreckt. Deutschland befindet sich auf dessen
Vorderseite unterhalb einer kräftigen, aber recht glatten südwestlichen
Höhenströmung. Dabei hat sich in der unteren Troposphäre und bodennah eine
Tiefdruckrinne ausgebildet, die sich aktuell von Südwest nach Nordost quer über
das Vorhersagegebiet erstreckt. Als Luftmassengrenze fungiert dabei ein darin
eigebetteter Frontenzug, der die von Nordwesten her eingeflossene maritime
Polarluft im Westen und Nordwesten (T850 hPa um 18 UTC zwischen -7 und -3 Grad)
von Luftmassen subtropischen Ursprungs (T850 hPa zwischen 4 und 9 Grad) im Süden
und Osten trennt. Niederschläge gibt es dabei vor allem auf der kalten Seite,
die vorhandenen Hebungsprozesse sind in erster Linie einer Gegenstromlage
geschuldet (die Kaltluft schiebt sich unter die Warmluft, entsprechend herrschen
Nordwinde in der unteren und Südwestwinde in der mittleren Troposphäre vor),
fallen allerdings mangels Windgeschwindigkeiten in der unteren Troposphäre nicht
allzu üppig aus. In Eifel und Hunsrück hat es immerhin für Mengen bis 15 mm
gereicht, sonst sind kaum mehr als 5 mm zusammengekommen, oft sogar weniger. In
höheren Lagen, ab etwa 300 bis 400 m, fällt inzwischen Schnee.
Auf der warmen Seite hat die kräftige niedertroposphärische WLA im Zusammenspiel
mit der sich allmählich abkühlenden mittleren Troposphäre zu einer deutlichen
Labilisierung der Luftmasse geführt, allerdings kann dort kaum dynamische Hebung
wirksam werden, zudem ist die Luftmasse durch das Überströmen der Alpen auch
abgetrocknet. Somit haben sich bisher nur einzelne Schauer und auch Gewitter
entwickelt, am ehesten nahe der Luftmassengrenze; dort ist auch die Scherung am
größten, so dass es in Schauer- bzw. Gewitternähe einzelne Böen, eventuell auch
kleinkörnigen Hagel geben kann. In den Abendstunden bzw. eingangs der Nacht
klingen diese aber rasch wieder ab.
Im Laufe der Nacht gewinnt der Höhentrog allmählich nach Osten an Raum, weitet
sich etwas nach Süden aus und erstreckt sich morgens über Benelux und
Ostfrankreich bis zu den Balearen. Nach Passage einer Frontalwelle, die von
Schleswig-Holstein bis Montagfrüh nach Südschweden zieht und sich dabei etwas
vertiefen kann, kommen auch die Luftmassengrenze bzw. die Tiefdruckrinne nun
deutlich rascher nach Südosten voran, mit Ausnahme vom Südosten Bayerns und der
Oberlausitz kann die Kaltluft nun das gesamte Vorhersagegebiet fluten. Vor allem
auf der kalten Seite gibt es weitere Niederschläge, die zwar – je nach
Intensität – kurzzeitig auch bis in tiefe Lagen in Schnee übergehen können, von
Nordwesten her aber rasch wieder nachlassen. Oberhalb von etwa 300 bis 400 m
können aber durchaus ein paar Zentimeter Neuschnee zusammenkommen, vor allem in
den Staulagen des Fichtel- und Erzgebirges, des Schwarzwaldes und der
Schwäbischen Alb schneit es auch mal kräftiger mit Mengen über 5 cm innerhalb
weniger Stunden. Zwar werden dort durchaus kleinräumig Niederschlagsmengen
zwischen 10 und 15 mm simuliert, aufgrund der warmen Vorgeschichte dauert es
aber lange, bis diese sich auf den warmen Böden zu einer Schneedecke
akkumulieren können.
An den Alpen und im ostbayerischen Mittelgebirgsraum sowie im Osterzgebirge
spielt der Schneefall warntechnisch – mal abgesehen vom Allgäu und vielleicht
noch Werdenfelser Land in den Frühstunden, wohl noch keine Rolle.
Im Westen und Nordwesten bleibt es trocken und auch in den mittleren
Landesteilen klingen die Niederschläge rasch ab und die Wolken lockern auf.
Dabei kann es dort leichten Frost und gebietsweise Glätte durch Überfrieren von
Nässe geben. Im Laufe der zweiten Nachthälfte bzw. in den Frühstunden lebt über
der Deutschen Bucht mit Annäherung der Trogachse und beginnender Labilisierung
der Luftmasse aufgrund der Höhenkaltluft eventuell aber bereits wieder die
Schauertätigkeit etwas auf. Bei -7 Grad in 850 hPa sind die nur wenig ergiebigen
Schauer neben Graupel auch teilweise mit Schnee vermischt.
Anzusprechen bleibt noch der Wind: Einerseits herrscht präfrontal an den Alpen
anfangs noch Föhn mit einzelnen Sturmböen aus Süd bis Südwest auf den Gipfeln,
der bricht aber spätestens ausgangs der Nacht zusammen. Andererseits frischt der
Wind postfrontal etwas auf, allerdings reicht der Gradient im Zusammenspiel mit
der stabilen Schichtung lediglich in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
für steife bis stürmische Böen aus Nord bis Nordwest.
Montag … greift der Höhentrog im Tagesverlauf auf den Nordwesten Deutschlands
über, ein Teil tropft aber über Südostfrankreich ab und induziert eine
Zyklogenese über dem Golf von Genua. Dadurch wird die Front eingebremst. Sie
kann zwar auch noch den Südosten Bayerns überqueren, bleibt aber über dem
Alpenraum hängen. Entsprechend dauern die Niederschläge südlich der Donau, aber
auch am Erzgebirge und in der Lausitz weiter an. Mengenmäßig kommt dabei aber
nicht viel herum, lediglich im südlichen Alpenvorland und an den Alpen werden
bis zum Abend 5 bis 10 mm simuliert, in einigen Staulagen vielleicht auch etwas
mehr. Dabei kann es zwar bis in tiefere Lagen schneien, allerdings reicht es
tagsüber wohl lediglich oberhalb von etwa 600 m für etwas Neuschnee, in höher
gelegenen Staulagen der Alpen auch bis an die 10 cm.
Unmittelbar postfrontal schiebt sich bei kräftigem Druckanstieg ein von einem
Hochdruckgebiet südwestlich der Britischen Inseln ausgehender Hochkeil über
Frankreich in den Südwesten Deutschlands. Allerdings gewinnt mit dem Trog auch
die labil geschichtete Höhenkaltluft von Nordwesten her im Vorhersagegebiet an
Raum. Die 500 hPa-Temperatur sinkt im Nordwesten auf -32 bis -39 Grad, in 850
hPa auf etwa -7 Grad. Die Folge ist ein Aufleben der Schauertätigkeit, zunächst
im Nordwesten, später auch bis in den zentralen Mittelgebirgsraum reichend. Auch
kurze Gewitter mit Graupel und steifen, vereinzelt stürmischen Böen sind wohl
mit von der Partie. Die Schauer fallen meist bis in tiefe Lagen neben Graupel
auch als Schneeregen oder Schnee, viel kommt dabei aber nicht zusammen, so dass
es höchstens kurzzeitig mal für etwas Glätte durch Graupel- oder Schneematsch
reicht. In den Staulagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge kann es
oberhalb von etwa 400 bis 600 m ein paar Zentimeter Neuschnee geben.
Zwischen den Schauern im Nordwesten und den skaligen Niederschlägen im Südosten
bleibt es in einem schmalen Streifen etwa vom Oberrhein, Nordbaden und der Pfalz
bis nach Vorpommern und Brandenburg meist trocken.
Der Wind frischt zwar vor allem ganz im Norden etwas auf, spielt warntechnisch
aber wohl lediglich in Schauer- und Gewitternähe eine Rolle.
Während sich im Norden und Westen zwischen den Schauern auch mal die Sonne
zeigen kann, bleibt es im Süden und Südosten überwiegend stark bewölkt bis
bedeckt. Bei -5 bis -7 Grad in 850 hPa kühlt es gegenüber heute natürlich auch
im Südosten deutlich ab; dort liegen die Höchstwerte nur noch zwischen 3 und 8
Grad, bei Dauerniederschlägen am Alpen- und Erzgebirgsnordrand auch darunter.
Auch sonst bleibt es mit 4 bis 9 Grad ziemlich frisch.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich der Trog über Nordwestdeutschland noch
etwas nach Süden aus, kommt aber kaum mehr nach Osten voran, während das
Cut-Off-Tief nach Oberitalien zieht und sich von ihm ausgehend ein Trog nach
Mittelitalien ausweitet.
Im Bodenfeld kann sich der Hochkeil über Südwestdeutschland noch ein wenig
verstärken und nach Osten ausweiten, wobei dessen Divergenzachse etwas nach
Norden vorankommt. Die Front schleift weiterhin über dem Alpenraum bzw. knapp
südlich davon, so dass es vor allem an den Alpen und im südlichen Alpenvorland
weitere Schneefälle gibt. Direkt am Alpenrand fallen nochmals 5 bis 10 cm, in
Staulagen auch bis nahe 20 cm (insgesamt ergeben sich – aufsummiert von
Montagnachmittag bis in den Dienstag – gebietsweise durchaus markante Mengen),
im südlichen Alpenvorland kann sich aber ebenfalls verbreitet eine dünne
Schneedecke von 1 bis 5 cm ausbilden.
Mit dem sich verstärkenden Hochkeil verschärft sich der Druckgradient an dessen
Nordflanke über Norddeutschland etwas und der Nordwestwind legt ein wenig zu.
Eventuell reicht es in Nordfriesland auch außerhalb der Schauer für einzelne
steife Böen.
Insgesamt klingt die Schauertätigkeit vor allem im Binnenland tagesgangbedingt
ab, bevorzugt im Nordseeumfeld kann es aber die ganze Nacht über hinweg einzelne
Graupel- und Schneeregenschauer, eventuell auch ein kurzes Gewitter geben.
Vor allem in den mittleren Landesteilen ist es dagegen teils gering bewölkt und
auch sonst bekommt die Wolkendecke – mal abgesehen von den Regionen südlich der
Donau – größere Lücken. Mit Ausnahme der Küsten bei auflandigem Wind gibt es
innerhalb der maritimen Polarluft (weiterhin um -7 Grad in 850 hPa) verbreitet
leichten, in einigen Mittelgebirgstälern auch mäßigen Frost und stellenweise,
vor allem im Bergland, Glätte durch Überfrieren.
Dienstag … kommt der Trog bei weiterer Amplifizierung weiterhin kaum nach
Osten voran, dessen Achse verläuft abends in etwa über die Mitte Deutschlands
hinweg südwärts und mündet in das zur nördlichen Adria ziehende Cut-Off-Tief.
Insgesamt schwächt sich der Trog aber ab (500 hPa-Temperatur über dem Norden und
Nordwesten -32 bis -35 Grad) und verliert an Kontur. Gleichzeitig weitet sich
der Bodenhochkeil über die Mitte Deutschlands hinweg noch etwas nach Osten aus,
der Bodendruck steigt im Bereich der über die mittleren Landesteile
hinwegreichenden Divergenzachse auf etwa 1030 hPa oder knapp darüber. Vor allem
in der Nordhälfte bis in den zentralen und eventuell noch westdeutschen
Mittelgebirgsraum reichend können sich aber noch einzelne unergiebige
Schneeregen- und Graupelschauer entwickeln, kurze Gewitter – am ehesten im
Nordwesten – erneut nicht ausgeschlossen, wenngleich weniger wahrscheinlich als
am Vortag. In Summe bringen diese leichten Schauer aber kaum mehr als 1 bis 2 mm
über den Tag verteilt, mancherorts bleibt es auch komplett trocken.
Der Wind frischt vor allem im Norden mit dem Tagesgang aus Nordwest auf, an den
Küsten, insbesondere der Ostsee, sowie in Schleswig-Holstein dürfte das für
steife Böen reichen.
An den Alpen und im Vorland bleibt es dagegen weiterhin stark bewölkt bis
bedeckt mit weiteren Niederschlägen leichter, in Staulagen eventuell auch noch
mäßiger Intensität, die überwiegend als Schnee, in den tiefsten Lagen als
Schneeregen fallen dürften und an den Alpen nochmals 1 bis 5 cm, in höher
gelegenen Staulagen (wohl eher oberhalb von 800 m) bis nahe 10 cm Neuschnee
bringen können.
Während es dort überwiegend stark bewölkt bis bedeckt bleibt, kann sich sonst –
auch in den Schauerregionen – immer wieder auch mal länger die Sonne
durchsetzen, am häufigsten wohl im Südwesten sowie an der Ostseeküste. An den
Temperaturen ändert sich nur wenig; im Stau der Alpen werden die 0 Grad nur
knapp überschritten, während mit Sonne vor allem im Südwesten und Westen, aber
auch in Brandenburg auch mal die 10/11 Grad erreicht werden können.
In der Nacht zum Mittwoch verbleiben wir im Einflussbereich des weiter an Kontur
verlierenden Höhentroges. Der vom inzwischen von mit seinem Schwerpunkt über den
Britischen Inseln angelangte Hochdruckgebiet ausgehende, nach Mitteleuropa
gerichtete Keil verstärkt sich noch etwas, dessen Divergenzachse verläuft
weiterhin über die Mitte des Landes hinweg ostwärts. Südlich davon werden dichte
Wolken und leichte Niederschläge in Form von Schnee mit etwas auflebendem Nord-
bis Nordostwind gegen die Alpen gedrückt, insgesamt kommen aber auch dort nur
noch wenige Zentimeter zusammen.
Ansonsten bleibt es aber aufgelockert, vor allem in den mittleren Landesteilen
sowie im Süden und Südwesten nördlich der Donau teils auch gering bewölkt. Etwas
dichtere Wolken ziehen von der Nordsee her in die Norddeutsche Tiefebene, vor
allem im Nordseeumfeld kann es auch noch kurze unergiebige Schneeregen- und
Graupelschauer geben, während ansonsten wohl die Schauertätigkeit zum Erliegen
kommt. Niedertroposphärisch dauert die Advektion maritimer Polarluft weiter an
(-7 bis -8 Grad in 850 hPa), so dass es – mit Ausnahme der Küstenregionen bei
auflandigem Wind – wohl erneut verbreitet leichten, in einigen
Mittelgebirgstälern auch mäßigen Frost gibt.
Mittwoch … wird der Höhentrog durch einen von der Norwegischen See Richtung
Süd- bzw. Mittelskandinavien und der mittleren Ostsee vorstoßenden Höhenkeil
über Mitteleuropa abgeschnürt. Abends weist er nach Lesart des aktuellen ICON-EU
einen Dipol mit Drehzentren über der Mitte Deutschlands und (resultierend aus
dem Cut-Off-Tief) über dem Süden Österreichs auf.
Im Bodenfeld verlagert sich der Schwerpunkt des Hochdruckgebietes über den
Britischen Inseln etwas nach Norden, der nach Mitteleuropa gerichtete Hochkeil
wird allmählich abgebaut. Von Norden her gelangt dabei weiterhin Kaltluft
zunehmend aus dem skandinavischen Raum ins Vorhersagegebiet, die im Bereich des
Höhentiefkomplexes in weiten Teilen des Landes labil geschichtet bleibt (T 500
hPa zwischen -35 Grad im Westen und Norden und -29 Grad im Südosten; T 850 hPa
-5 bis -7 Grad). Somit können sich im Tagesverlauf erneut einzelne Schneeregen-,
Schnee- und Graupelschauer entwickeln, die aber weiterhin nur wenig ergiebig
ausfallen und bei Weitem nicht überall auftreten, sondern bevorzugt im
Nordwesten und im zentralen Mittelgebirgsraum. Dabei reicht es auch in den
Mittelgebirgen weiterhin kaum für eine nennenswerte Neuschneeakkumulation.
Etwas häufiger schneit es dagegen noch an den Alpen, wo eine schwache
Staukomponente aufrecht bleibt. Dort kann es zumindest in höheren Lagen nochmals
1 bis 5 cm Neuschnee geben.
Erneut zeigt sich die Sonne am häufigsten im Südwesten sowie in den Niederungen
Westdeutschlands, aber auch an den Küsten und im Nordosten kommt sie relativ
häufig zum Vorschein, während es an den Nordrändern der Mittelgebirge, vor allem
des Erzgebirges, sowie an den Alpen meist stark bewölkt bleibt. An den
Höchstwerten ändert sich nur wenig, es bleibt leicht unterkühlt.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognose- und
warnrelevanten Unterschiede ausmachen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff