S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.04.2021 um 10.30 UTC

Regenreich bis Montag, von Nordwesten deutlich kälter und zunehmend Schnee. Zur
Wochenmitte Wetterberuhigung, aber noch kalte Nächte, nachfolgend Milderung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 15.04.2021

Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland nach dem IFS
in einer südwestlichen Höhenströmung auf der Vorderseite eines Troges, dessen
Achse sich von Norwegen bis zur Biskaya erstreckt. In dieser Höhenströmung liegt

  • nahezu parallel zur Strömung – eine Luftmassengrenze mit einem erheblichen
    Temperaturgradienten. So werden in 850 hPa über der Deutschen Bucht -7 Grad
    erwartet, im leicht föhnigen Alpenvorland etwa +8 Grad. Zudem zieht an der Front
    ein flaches Tief über die Nordwesthälfte nordostwärts, so dass es dort zu
    Regenfällen kommt, auf der kalten Seite durchaus auch zu Schneefällen. In der
    Nacht zum Montag kommt die Front etwas nach Südosten voran, was insbesondere in
    mittleren in höheren Lagen in einem Streifen vom Schwarzwald bis zum Harz
    markante Schneefälle zur Folge haben kann. Im Vorfeld der Front kommt es auch zu
    Gewittern.
    Am Montag tropft von dem Trog ein Höhentief ab, das bis zum Abend nach
    Zentralfrankreich zieht. Die Luftmassengrenze kommt mit weiteren Regenfällen,
    auf der kalten Seite auch Schneefällen in den Südosten voran, so dass dort der
    Föhn zusammenbricht und die Temperatur deutlich sinkt. Weiterhin kommt es in der
    Warmluft zu Gewittern. Im Norden setzt sich zunehmend der Einfluss eines Hochs
    durch, dessen Schwerpunkt zum Abend zum Westeingang des Kanals zieht. Mit
    nördlicher bodennaher Strömung setzt sich überall wieder die kalte Luft durch.
    In der Nacht zum Dienstag zieht das Höhentief über die Westalpen hinweg und eine
    weitere Welle läuft an der Front nordwärts und bringt vom Südosten Deutschlands
    bis in die Lausitz mitunter wieder markante Schneefälle. Diese lassen erst im
    Laufe des Dienstags langsam nach, wenn die Front allmählich nach Osten abzieht.
    Von Westen setzt sich überall das Hoch durch, so dass in der kalten Luftmasse
    der Wind einschläft. Es soll aber noch recht wolkig bleiben. In der Nacht zum
    Mittwoch werden dann aber zunehmend Auflockerungen simuliert. Dann müsste
    flächendeckend mit Frost gerechnet werden (in 850 hPa liegen wir weiterhin bei
    -5 bis -7 Grad), in ungünstigen Lagen und vor allem über Schnee mit mäßigem
    Frost.
    Am Mittwoch zieht das Höhentief zum Balkan. Zwischen diesem und tiefem Potential
    über dem Norden Europas liegen wir unter einem schwachen Geopotentialmaximum.
    Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Finnland und Karelien, ein Keil
    erstreckt sich aber weiter nach Mitteleuropa. Bei schwachem Ostwind und nur sehr
    zögernder Erwärmung der Luftmasse steht ein weiterer kühler, aber recht sonniger
    Frühlingstag auf dem Programm. Wenngleich in der Nacht zum Donnerstag von Westen
    allmählich mildere Luft übergreift steht eine weitere Frostnacht an.
    Am Donnerstag verlagert sich der Hochkeil etwas nach Osten, so dass der Wind bei
    uns auf Südost dreht. In 850 hPa erwärmt sich die Luft auf -2 Grad im östlichen
    Bergland und +6 Grad am Kaiserstuhl, so dass vor allem über der Westhälfte ein
    recht milder Frühlingstag zu erwartet. Weiterhin ziehen nur wenige und meist
    hohe Wolken über den Himmel.
    In den Folgetagen sollen sich die wetterbestimmenden Systeme nur ganz langsam
    nach Osten vorankommen. Bei uns setzt weitere Milderung durch, ab Samstag ziehen
    aber in den Westen dann die Wolken von Tiefs auf dem Atlantik und können auch
    wieder Regen bringen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Mittwoch ist die Konsistenz des aktuellen Laufs zu den beiden
Vorgängerläufen recht gut. Es fällt nur auf, dass vor allem nach dem gestrigen
00-UTC-Lauf die Regenfälle/Schneefälle am Dienstag langsamer nach Osten abziehen
sollten. Nachfolgend war aber bei den gestrigen Läufen der Hochdruckeinfluss
schwächer, so dass ab Donnerstag schon wieder von Westen die nächsten Wolken mit
Regen übergreifen sollten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Schon am Sonntag gibt es deutliche Unterschiede: ICON lässt das Tief erst in der
Nacht zum Montag über Deutschland hinweg ziehen und etwas weiter nordwestlich.
GEM zeigt dagegen die ganzen Systeme etwas weiter östlich, was zur Folge hat,
dass in der Nacht zum Dienstag GEM über Deutschland nicht mehr so viel
Niederschlag simuliert. GFS ist dagegen in guter Übereinstimmung mit IFS. Das
ändert sich dann am Dienstag, wenn GFS eine Troglage erhält (schwächerer
Abtropfprozess) und am Mittwoch sogar den Trog noch einmal regeneriert und von
Nordwesten wieder ein kleines Tief hereinziehen lässt. Bei ICON zieht auch der
Trog langsamer ab, es setzt sich aber allmählich eine Hochdrucklage durch. Am
Donnerstag zieht auch bei GFS der Trog nach Osten ab und allmählich setzt sich
von Westen Hochdruckeinfluss durch, aber immer noch mit kalter Luft aus Norden.
Bei ICON erreicht am Donnerstag schon wieder ein neues Tief den Ärmelkanal und
bringt auch Deutschland Regen. Bei den Kanadiern hält sich dagegen ab Mittwoch
die Hochdrucklage und verstärkt sich noch. Alles in Allem: Ab Dienstag wird es
sehr unsicher!

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC verteilt sich das
Ensemble des IFS auf vier Cluster. Betrachtet man die Situation am Donnerstag,
00 UTC, so zeigen C1 und C3 insgesamt noch eine zu Hochdruck tendierende
Situation, wobei C1 (19 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) das Hoch über
Finnland zeigen, während C3 (10 Mitglieder) ein abgeschlossenes Hoch über
Deutschland simuliert. C2 (17 Mitglieder) zeigt das Hoch weiter südlich, so dass
von Westen schon wieder Fronten übergreifen können. C4 (5 Mitglieder) zeigt das
Hoch weiter im Osten, so dass zumindest der Westen schon wieder in den Genuss
von mehr Zyklonalität kommt.
Die Rauchfahnen betrachten wir heute für Erfurt, stellvertretend für die Mitte
Deutschlands: Nach einem markanten Temperaturrückgang von Sonntag auf Montag
(von +6 auf -6 in 850 hPa) mi leichter Timing-Unsicherheit sollen die
Temperaturen allmählich wieder steigen, wobei nächstes Wochenende der
Schwerpunkt wieder etwas über 0 Grad liegt. Allerdings gibt es durchaus ab
Mittwoch Einzelläufe zwischen -7 und +10 Grad. Die Niederschlagssignale sind bis
zum Anfang der Woche sehr stark, danach schwächer, aber keineswegs ganz weg, was
für Erfurt schon einiges bedeutet. Das Geopotential soll gar nicht so sehr
schwanken, es gibt aber auch größere Unsicherheiten. Vergleicht man die
Rauchfahnen des IFS mit denen des GFS, so sind keine markanten Unterschiede
festzustellen. Während sich aber bei IFS der Hauptlauf ab Donnerstag bei den
„warmen“ Ensemblemitgliedern aufhält, liegt der GFS-Hauptlauf eher im kälteren
Bereich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt von Samstag bis Montag deutliche Dauerregensignale von West nach
Südost. Betrachtet man die Tage 3 bis 5 zusammen, so sind weite Teile
Deutschlands betroffen. Im Bereich des Schneefalls zeigt zwar der EFI keine
Signale, wohl aber der SOT, was letztendlich für die Möglichkeit von
Extremereignissen spricht, wenngleich diese nicht sehr wahrscheinlich sind. Bei
den Temperaturen zeigt der EFI am Dienstag ein Kältesignal in der Südwesthälfte
Deutschlands.

Trotz EFI-Signals werden für das Wochenende und bis zum Montag nur in den
westlichen Mittelgebirgen geringe Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen von den
Ensembles gezeigt. Insgesamt spricht dies derzeit nicht für Dauerregenwarnungen,
zumal die Vorgeschichte trocken ist und in den Höhenlagen teils auch noch Schnee
fällt. Markante Schneemengen (über 10 cm in 12 Stunden) werden von Cosmo-LEPS in
der Nacht zum Montag vom Nordschwarzwald bis ins Harzvorland gezeigt.
Nachfolgend verlagern sich die Wahrscheinlichkeiten Richtung Thüringer Wald,
Erzgebirge und Alpen. Beim IFS-EPS fallen die Wahrscheinlichkeiten geringer aus.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann