SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST Montag, den 05.04.2021 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.04.2021 um 10.30 UTC
Wechselhaftes Aprilwetter, am Wochenende mit Luftmassengrenze über Deutschland
und großen Unsicherheiten.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 12.04.2021
Zu Beginn des Mittelfristzeitraum herrscht über dem Atlantik und über Europa
eine gestörte Zirkulation vor. Dabei liegt ein Höhenkeil über Grönland. Über dem
Atlantik befindet sich ein schwaches Cut-Off-Tief auf dessen Vorderseite sich
ein schwacher Keil über Westeuropa aufwölbt. Dem gegenüber steht ein ostwärts
abziehender Trog über Osteuropa, auf dessen Rückseite sich eine nordwestliche
Strömung eingestellt hat, in der ganz Mittel- und Osteuropa von arktischer
Kaltluft geflutet worden ist. Dabei liegt die 850-Temperatur über Deutschland
bei etwa -8 °C. In der Höhe macht sich der schwache Keil über Westeuropa
bemerkbar, an dessen Nordostflanke Deutschland liegt. Im Bodendruckfeld
erstreckt sich ein Hoch von Frankreich bis Süddeutschland, wodurch dort absinken
dominiert und nach Auflösung von Wolkenfeldern im Tagesverlauf ein freundlicher
Wettercharakter erwartet wird. Im Norden halten sich noch dichte Wolken und
letzte Schauer ziehen nach Osten ab.
An der Ostflanke des Grönlandhochs vertieft sich Stromabwärts ein Tief
südöstlich von Island, das Richtung Norwegen zieht. Seine Warmfront greift am
Abend mit dichter Bewölkung auf den Norden über. Sie ersetzt die gealterte
Arktikluft durch eine erwärmte Meeresluftmasse mit 850-hpa-Temperatur ~3 °C.
Am Freitag zieht das Nordatlantiktief weiter nach Skandinavien. Rückseitig kommt
es zur Austrogung Richtung Groß-Britannien. Dieser Austrogung wirkt das
Cut-Off-Tief über dem Atlantik entgegen. Auf seiner Vorderseite setzt über
Frankreich WLA ein, die auch den Süden Deutschlands erfasst. Dort steigt die
850-hpa-Temperatur über 0°C. Im Zusammenspiel mit dem näher rückenden Trog wirkt
dies stärker frontogenetisch, wodurch sich über Frankreich in einer
Tiefdruckrinne eine quasistationäre Luftmassengrenze bildet, die in der Nacht
zum Samstag mit Niederschlägen auf die Mitte Deutschlands übergreift.
Währenddessen, erfasst die Kaltfront des Skandinavientiefs den äußersten
Nordwesten.
Der Samstag wird von der schleifenden Luftmassengrenze in der Tiefdruckrinne
über Mitteldeutschland geprägt. Die durch die Austrogung über Westeuropa
zunehmend in Südwest-Nordost-Richtung kippt. Vornehmlich auf der kalten Seite
fällt länger anhaltender Regen. In den Mittelgebirgen bei 850-hPa-Temperaturen
von 0 – -5 °C auch Schnee. Weiter südlich steigt die 850-hPa-Temperatur über +5
°C. Ganz im Norden ist die Kaltfront des Skandinavientiefs mit nur leichten
Niederschlägen wirksam. Sie führt maritime Arktikluft in den Norden.
Am Sonntag setzt sich die Austrogung Richtung westliche Iberische Halbinsel
fort. Deutschland gelangt auf die Vorderseite. Die Luftmassengrenze, die
arktische Meeresluft im Nordwesten (T850 ~ -7°C) von subtropischer Luft im
Südosten trennt, liegt immer noch über der Mitte Deutschlands. In ihrem Bereich
fällt immer noch meist leichter Regen, auf der kalten Seite im Bergland Schnee.
Diese Grenzwetterlage wird auch noch für den Montag simuliert, ehe Deutschland
endgültig auf die Vorderseite des sich über Westeuropa verstärkenden
Langwellentroges gelangt und dadurch überall deutliche Erwärmung einsetzt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die gestrige 0z Lauf ließ den Trog am Wochenende deutlich weiter östlich
austrogen, wodurch die Kaltfront Deutschland mit arktischer Meeresluft
überquerte. Nach Abzug des Troges gelangte diese Luft unter Hochdruckeinfluss
und begann sich nur langsam zu erwärmen. Die gestrigen 12z-Ensembles zeigten
dann nach einer recht südlichen Luftmassengrenze dann eine Trogvorderseite zu
Beginn der neuen Woche, die durch den heutigen 0z-Lauf bestätigt wurde.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
GFS zeigt die Austrogung weiter östlich, in der Folge schleift die
Luftmassengrenze weiter südlich. Zieht aber letzten Endes nach Südosten durch.
Im weiteren Verlauf erfolgt ein Cut-Off des Troges ins Mittelmeer. Daraufhin
erwärmt sich die eingeflossene arktische Luftmasse nur langsam unter einer
Hochdruckbrücke über Norddeutschland. Eine nachhaltige Erwärmung wird auch
anschließend nicht simuliert.
ICON lässt die Luftmassengrenze weiter südlich als ECMWF schleifen. Auch im ICON
liegt die Austrogung östlicher.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die ECMWF-ENS-Rauchfahnen sind bis Samstag relativ stark gebündelt. In den
aktuellen ENS sind fast alle Läufe auf die nördlichere Variante bezüglich der
schleifenden Front gesprungen. Dies war in den 12z-ENS so nicht zu sehen. Die
Trogvorderseite mit der deutlichen Erwärmung, die die meisten der gestrigen
12z-Ensembles noch gezeigt haben, lässt sich so jetzt nicht mehr eindeutig
finden. Im Gegenteil, ein Großteil der Member springt auf die kalte Variante.
Jedoch bleibt die Streuung erheblich. Der Hauptlauf ist jedoch am oberen Rand
der Ensembles fast schon ein warmer Ausreißer.
Die GFS Ensembles sehen da schon etwas stabiler aus. Zeigen jedoch durchgängig
die südliche Variante der Luftmassengrenze. Die meisten GFS-ENS zeigen eine
anschließende kühle Witterungsphase, die leicht antizyklonal geprägt sind.
Einige warme Läufe sind Ausreißer.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Mittelfristprognosen nur bis Freitag
sicher sind. Dann bestehen große Unsicherheiten bezüglich der Position der
Luftmassengrenze, die maßgeblich für unser Wettergeschehen verantwortlich ist.
Dort eine Position zu favorisieren ist fast unmöglich. Zu Sprunghaft sind noch
die Modelle und ENS. Ob es dann anschließend zu einer Trogvorderseite mit
Erwärmung kommt, oder ob sich die kühlere Variante durchsetzt ist ebenfalls kaum
vorhersagbar. Derzeit besteht ein leichter Vorteil für die kühlere Variante,
wovon auch in den folgenden Prognosen für die erweiterte Mittelfrist ausgegangen
wird.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Innerhalb der Luftmassengrenze muss am Wochenende mit länger andauernden Regen
gerechnet werden. Ob dabei Warnschwellen erreicht werden, hängt davon ab, welche
Staulagen betroffen werden. Zumindest besteht etwas Potential, dass in Staulagen
die markante Schwelle bezüglich Dauerregen gerissen wird.
Des Weiteren muss auf der kalten Seite der Luftmassengrenze im Bergland mit
stärkeren Schneefällen gerechnet werden. Auch hier ist die Unsicherheit sehr
groß.
Einzelne stürmische Böen im Norden und auf den Bergen am Donnerstag und Freitag
sollten kaum Probleme bereiten.
Basis für Mittelfristvorhersage
bis Freitag MOS-MIX und ECMWF, Samstag/Sonntag ENS-Mittel, ab Montag die kalte
Variante von GFS-ENS-Mittel.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold