S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.04.2021 um 10.30 UTC

Wechselhaft und kühl. In den Nächten wieder verbreitet leichter Frost.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 08.04.2021

Deutschland liegt unter einer nordwestlichen Strömung, die sich aus einem über
Osteuropa liegenden Langwellentrog und einem blockierenden Hoch südlich von
Grönland ergibt. Ein in diese Strömung eingelagerter Keil wird am Ostersonntag
nach Mitteleuropa gesteuert. Durch diesen gestützt, hält sich, ausgehend von
einem Bodenhoch über dem mittleren Nordatlantik, ein über das südliche
Mitteleuropa hinweg ostwärts gerichteter Keil. Absinken in dessen Bereich sorgt
für längere sonnige Abschnitte. Allerdings wird durch einen Vorstoß arktischer
Polarluft aus dem Raum Ostgrönland ein markanter Trog generiert, der noch am
Sonntag auf die Britischen Inseln übergreift. Die vorgelagerte Kaltfront
erreicht Montagfrüh die Nordseeküste. Zuvor frischt bereits der Wind auf und
erreicht in höheren Berglagen in Böen Sturmstärke.
Ostermontag greift die Kaltfront mit zeitweisen Niederschlägen auf nahezu ganz
Deutschland über. Allenfalls ganz im Südosten hält sich noch mildere Luft. Auf
höheren Berggipfeln und an der Nordsee können Sturmböen auftreten. In der Nacht
zum Dienstag setzt sich der Trog über den Westen Deutschlands hinweg zu den
Westalpen durch. In dessen Bereich erfolgt ein Übergang zu Schauerwetter,
wogegen im Süden, Südosten und im östlichen Bergland die Niederschläge, die aus
der inzwischen südlich der Alpen liegenden Kaltfront resultieren, einen skaligen
Charakter aufweisen. Oberhalb 400 bis 600 m gehen die Niederschläge in Schnee
über, an den Alpen schneit es längere Zeit.
Am Dienstag hält sich der Trog über Deutschland, so dass sich typisches
Aprilwetter mit einem raschen Wechsel von teils gewittrigen Schauern (mit allen
möglichen Niederschlagsphasen) und, resultierend aus kräftiger
Kaltluftadvektion, dazwischen größeren Auflockerungen einstellt. An den Alpen
fällt noch zeitweise Schnee. Bis Mittwoch verlagert sich der Trog zwar mit
seiner Hauptachse etwas nach Osten, verbleibt aber über Mitteleuropa, so dass
sich bzgl. des Wettercharakters keine wesentliche Änderung ergibt. An beiden
Tagen sind nur einstellige Temperaturmaxima zu erwarten. In den Nächten dürfte
sich nahezu flächendeckend leichter und im höheren Bergland teils mäßiger Frost
einstellen.
Am Donnerstag erfolgt, ausgehend von Ostgrönland, eine erneute Trogbildung.
Vorderseitig gelangt ein flacher Rücken nach Deutschland, von leichtem
antizyklonalen Einfluss kann nur im Süden die Rede sein. Zumindest wird die
Schauertätigkeit gedämpft, im Westen und Süden kann dann, falls größere
Auflockerungen zustande kommen, die 10 Grad-Marke erreicht werden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich erneut eine
ausgewachsene Troglage ein, wobei die Frontalzone dann über Nordfrankreich und
den Alpenraum hinweg ostwärts verläuft. Die Folge ist ein windiger und eher
unbeständiger Wettercharakter, ohne dass sich die Temperaturen wesentlich
ändern. Am Freitag sind im Norden, Westen und in Teilen der Mitte, am Samstag
zumindest an der See und in höheren Berglagen Böen bis Sturmstärke zu erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Danach ergeben sich geringe
Unterschiede. So war der flache Rücken am Donnerstag nach dem gestrigen 00
UTC-Lauf noch nicht zu sehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hatte der 00 UTC-Lauf des
Vortages noch auf leichten antizyklonalen Einfluss zumindest im Süden
Deutschlands gesetzt. Die aktuelle Modellrechnung lässt hiervon nicht mehr viel
übrig. Vielmehr ist das Geschehen sehr zyklonal geprägt; zudem wurde der
Gradient deutlich verstärkt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Dienstag sind die Unterschiede zwischen den verfügbaren
Vorhersagemodellen nur gering. So lässt GFS den o.g. Trog etwas zurückhängen und
nicht zu den Westalpen (wie EZMW und ICON), sondern zur Iberischen Halbinsel
reichen. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes versucht dagegen eine
Zwischenlösung. Mittwoch haben alle Modelle die oben beschriebene Troglage im
Programm. Auch am Donnerstag ergeben sich ähnliche Strukturen. Lediglich ICON
zeigt den flachen Rücken bereits ca. 800 km weiter östlich als die anderen
Modelle, was aber durchaus im Bereich der Prognoseunschärfe liegt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stützen GFS und auch das
kanadische Modell die oben getroffenen Aussagen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt bis Donnerstag die oben beschriebene Entwicklung, setzt
aber im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum eher auf eine
Trogvorderseite als auf eine Troglage. Diesen Trend vollzieht vor allem der
neueste Lauf des GFS. Allerdings ist der Spread relativ hoch, d.h. es verbleiben
hinreichend viele Einzellösungen, die dann nicht auf eine Erwärmung setzen.
Abseits der Alpen werden nur schwache Niederschlagssignale gezeigt.
Das EPS des EZMW zeigt eine ähnliche Tendenz wie das EPS des GFS, wobei hier die
Südwestlage nicht so ausgeprägt ist wie beim EPS des GFS. Das Clustering setzt
dagegen auf eine zyklonale Westlage mit einer relativ weit südlich liegenden
Frontalzone, aber mit einem nur leichten südwestlichen Einschlag. Ein leichter
Temperaturanstieg könnte sich demnach am ehesten für die südlichen und
südöstlichen Landesteile ergeben, wobei auch dort eher unwahrscheinlich ist,
dass die 15 Grad-Marke wieder überschritten wird. Wie beim EPS des GFS sind
warnrelevante Niederschlagsereignisse abseits der Alpen nicht in Sicht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag sind keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten. In
der Nacht zum Montag setzen an der Nordseeküste und auf exponierten Berggipfeln
einzelne Sturmböen ein.
Am Montag treten im Nordwesten und Westen kräftige Schauer und kurze Gewitter
auf, die teils mit Graupel und stürmischen Böen einhergehen. Auf exponierten
Berggipfeln besteht Gefahr von Sturmböen. In der Nacht zum Dienstag ist bei
Aufklaren leichter Frost zu erwarten. An den Alpen setzt länger andauernder
Schneefall ein, in Staulagen sind bis über 20 cm Schnee möglich.
Auch am Dienstag und Mittwoch gibt es wiederholt kurze Gewitter, oft mit Graupel
und teils mit Schnee bis in tiefe Lagen. Dabei wird der Wind schwächer, am
Dienstag sind abgesehen von exponierten Berggipfeln Sturmböen nur noch wenig
wahrscheinlich. Am Mittwoch werden dann an der Nordsee sowie in höheren
Berglagen Sturmböen wieder etwas wahrscheinlicher. An den Alpen kommt es zu
weiteren Schneefällen, in Staulagen sind auch über 10 cm Neuschnee innerhalb 12
Stunden nicht auszuschließen.
In den Nächten stellt sich bei Aufklaren durchweg leichter Frost ein, im
Bergland besteht die Gefahr mäßiger Fröste.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS, wobei EPS stärker zu gewichten ist. MOS „kennt“ kaum noch derartige
Kälteeinbrüche.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann