S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 06.03.2021 um 10.30 UTC

Umstellung der Großwetterlage auf West mit Sturm am Donnerstag. Danach
unsicherer Fortgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 13.03.2021

Nach der eher ruhigen Phase beim Wetter bis zum Anfang der kommenden Woche kommt
in der ab Dienstag beginnenden Mittelfrist erheblich mehr Leben in die Bude. Die
Wetterlage stellt sich deutlich um, sodass der NAO in die positive Phase tritt
und damit eine Westwetterlage induziert wird, die viel Wind und Regen bei eher
kühlerer Meeresluft sowie viel Arbeit für die Meteorologen verspricht. Der in
vergangenen Läufen vom EZMW gebrachte heftige Sturm am kommenden Donnerstag wird
indes auch im neuen Lauf nicht mit so viel Schmackes gezeigt, auch wenn er
weiterhin kein laues Lüftchen ist.

Am Dienstag wird die Ausgangslage durch einen mächtigen Langwellentrog über
Nordost-, Mittel- und Osteuropa geprägt, er reicht sogar bis zur Iberischen
Halbinsel. Ihm schließt sich westlich ein Rücken über dem Nordostatlantik an,
der in positiver Achsneigung über die Britischen Inseln bis ins Nordmeer ragt.
Bei Grönland zeigt sich ein weiterer Trog, der aber nicht so umfangreich ist wie
sein östlicher Pendant. Das Gebilde zeigt sich progressiv, wobei der
Grönland-Trog in Richtung europäischen Kontinent vorstößt und während der
Mittelfrist beständig durch von Grönland kommende Randtröge regeneriert wird.
Zum Ende der Mittelfrist wird der Rücken unter Abflachung bereits nach Ost- bzw.
Südosteuropa abgedrängt, sodass der Grönlandtrog zum östlichen Pendant Kontakt
aufnimmt. Im Zuge dessen baut sich an der Südflanke dieses neuen Trogkomplexes
eine westliche Strömung auf, die auch die Frontalzone über den europäischen
Kontinent führt.

Am Boden übernimmt ein Islandtief, das vom Grönlandtrog unterstützt wird, die
steuernde Rolle. An seiner Südflanke läuft dabei vom Atlantik ein Randtief bis
zum Donnerstag zunächst in die nördliche Nordsee, um dann nach Norden ins
Nordmeer abzubiegen und sich dort langsam aufzufüllen. Gleichzeitig kommt es an
der Südflanke des Randtiefs im Lee des Skandinavischen Gebirges im Verlauf des
Donnerstages zu einer Zyklogenese, aus dem ein neues, von Südschweden zum
Baltikum ziehendes Tief hervorgeht. Randtief und neues Tief erhöhen den
Gradienten in der nun westlichen Strömung über Europa und über Deutschland,
womit letztlich bei einer Druckdifferenz von bis zu 32 hPa bei uns die
Voraussetzungen für einen zünftigen Sturm am Donnerstag erfüllt sind. Geht es
nach dem Hauptlauf des EZMW, ist vor allem der Norden betroffen, dort zeigt das
Modell derzeit bis ins Binnenland orkanartige Böen Bft 11 an. Am Freitag nimmt
der Gradient zwar etwas ab, der Tag dürfte aber auch noch sehr windig werden. Am
Samstag zieht ein weiteres Tief vom Atlantik in Richtung europäischen Kontinent,
sodass das windige und wechselhafte Wetter anhält.

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag bleibt es unter Tief- und Trogeinfluss
beständig unbeständig. Vor allem ab Montag könnte auch wieder zunehmend kalte
Luft einfließen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des heutigen 0 UTC-Lauf des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist bis zum Donnerstag überraschend hoch und stellt nicht nur das
zunehmend wechselhafte Wetter, sondern auch den Sturm am Donnerstag in seiner
Stärke mittlerweile auf einigermaßen sichere Füße. Ab Freitag nehmen die
Phasenunterschiede zwar etwas zu, am grundsätzlichen Szenario mit der Fortdauer
des wechselhaften und windigen Witterungsabschnitts wird aber bis in die
erweiterte Mittelfrist nicht gerüttelt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON und GFS bieten keine wesentlich anderen Lösungen als das EZMW an, auch wenn
wie bei den Konsistenzbetrachtungen im vorherigen Abschnitt die
Phasenunterschiede ab Freitag zunehmen. GEM lässt das Randtief am Donnerstag
über Deutschland statt der nördlichen Nordsee durchziehen, allerdings ist es
auch schwächer. NAVGEM ist nahe bei der EZMW-Lösung, auch wenn die Zyklognese am
Donnerstag fehlt. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass das brasilianische
Modell CPTEC BAM wie schon gestern mit den stärksten Entwicklungen am Donnerstag
aufwartet. Dieses Modell neigt in Europa allerdings immer wieder zu
Außenseiterlösungen, die eher selten eintreffen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW sind für diverse deutsche Städte eng gebündelt,
bestätigen damit die Aussagen des Hauptlaufs und verleihen der Vorhersage einige
Sicherheit. Erst ab Freitag öffnen sich die Streuungen vor allem beim
Geopotenzial in 500 hPa etwas mehr, wobei Haupt- und Kontrolllauf dann eher am
unteren Rand der Kurven liegen. Insofern muss ab Freitag hinter dem Fortsetzen
der Westwetterlage ein Fragezeichen gesetzt werden.

CLUSTERANALYSE:
Bei der Clusteranalyse werden von Donnerstag (0 UTC) bis Samstag (0 UTC) zwei
Cluster ausgegeben. Haupt- und Kontrolllauf ordnen sich in C2 ein, der gut zum
obigen Szenario passt. C1 lässt das allerdings schwächere Randtief am Donnerstag
nach Mitteleuropa ziehen, da über Skandinavien bereits der Druck steigt. Das
neue Hoch dort würde nachfolgend die Westwetterlage rascher wieder beenden, was
gut zu den Andeutungen in den Rauchfahnen passt.

Von Sonntag (0 UTC) bis Dienstag (0 UTC) werden 3 Cluster angeboten. Die
Unterschiede sind zum Teil so groß, dass daraus keine belastbare Aussage
abgeleitet werden kann.

FAZIT:
Die Umstellung der Wetterlage auf eine wechselhafte und eher kühle
Westwetterlage mit dem Sturmhöhepunkt am Donnerstag ist sicher. Dass der Sturm
am Donnerstag dann nicht mehr so stark ausfällt, wie es schon einmal in früheren
Läufen der Fall war, schält sich immer mehr heraus. Ab Freitag wird die
Fortdauer der Westwetterlage immer unsicherer, eventuell findet sie schon ein
frühes Ende mit der Rückkehr zur Blockierung.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
EFI schlägt erwartungsgemäß am Donnerstag beim Wind an, wobei über Deutschland
Werte bis 0.8 angezeigt werden. Die Ensembles geben geringe Wahrscheinlichkeiten
für orkanartige Böen Bft 11 und noch schwache Wahrscheinlichkeiten für Orkanböen
Bft 12 her.
Auch am Freitag sind bei EFI Werte bis 0.7 vor allem über Süddeutschland zu
sehen. Dabei liefert COSMO-LEPS Hinweise für schwere Sturmböen Bft 10, während
die Signale für noch stärkere Böen schwächer als am Vortag ausfallen.

REGEN:
Ebenfalls am Donnerstag offeriert EFI Werte bis 0.7 für überdurchschnittlich
viel Regen. Im Ensemble findet sich das aber nur bedingt wieder, liegen die dort
angezeigten Regenmengen meist nur bei 10 bis 20 l/qm in 24 Stunden bei nur
geringen Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/qm.

GEWITTER:
Am Freitag gibt es beim CAPE von EFI über dem Süden Deutschlands dezente
Signale, sodass dort Gewitter auftreten können. Diese können begleitet sein von
schweren Sturmböen (siehe Wind).

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler*