SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.02.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Antizyklonale Südwestlage; sonnig und deutlich zu warm. Ab Freitag Übergang zu
Hoch Britische Inseln mit schwachem Trogdurchgang und Abkühlung.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … liegt eine kräftige Höhenantizyklone über Süd und Mitteleuropa. Ihr
Kern erstreckt sich von Italien bis nach Südpolen und beeinflusst somit auch
Deutschland. Flankiert wird diese Antizyklone von einem stärker ausgeprägten
Langwellentrog über dem Atlantik, einem Trog über Westrussland und einem
CutOffTief über Algerien. Zwischen dem Atlantiktrog und der Hochdruckzone hat
sich eine südwestliche Strömung eingestellt, in der warmen Saharaluft bis zur
Südspitze Skandinaviens geführt wurde, die uns für die Jahreszeit
außergewöhnlich hohe Tagestemperaturen beschert hat. So werden einige Stationen
heute wieder Rekorde für den Februar zu vermelden.
Die Nacht verläuft meist klar. Abgesehen vom Norden. Dort ziehen dichter hohe
Wolkenfelder ausgelöst durch Warmluftadvektion durch. Im Süden bildet sich in
den bekannten Niederungen wieder dichter Nebel. Zudem sinken die Temperaturen in
großen Teilen Bayerns, in einigen Mittelgebirgstälern sowie südlich der Alb
wieder in den leichten Frostbereich. Entsprechende Warnungen laufen. Die
Sturmböen auf dem Brocken halten an, sonst wird die Nacht nur schwach windig.

Mittwoch … kommt der atlantische Langwellentrog etwas weiter östlich voran,
beginnt sich aber schon abzuschwächen. Ansonsten verbleibt Mitteleuropa unter
dem Einflussbereich des Höhenrückens. Von den Ostfriesischen Inseln bis nach
SchleswigHolstein zieht im Tagesverlauf Nordseestratus auf, aus dem zur
dänischen Grenze hin ein paar Tropfen fallen können. Die Nebel und
Hochnebelfelder in den Niederungen lösen sich im Tagesverlauf rasch auf.
Abgesehen von Cirrusbewölkung im Norden bleibt es ansonsten weitergehend sonnig.
Dabei prognostiziert MOSMIX sogar noch geringfügig höherer Höchstwerte als
heute, sodass lokal durchaus 22 °C erreicht werden können. Der allzeit
Februarrekord aus dem Jahre 1900 in Arnsberg (NRW) wird allerdings nicht in
Gefahr sein. Abgesehen von Sturmböen auf dem Brocken weht nur ein mäßiger, an
den Nordseiten der Mittelgebirge leicht böiger Wind um Süd.
Die Nacht auf Donnerstag wird abgesehen vom Nordseestratus in SchleswigHolstein
und Cirrusbewölkung im Norden verbreitet klar. Dabei sinken die Temperaturen im
Südosten wieder in den leichten Frostbereich. Nebel bildet sich wieder in den
Niederungen im Süden.

Donnerstag … kommt der atlantische Langwellentrog noch weiter ostwärts voran.
Dabei tropft ein Höhentief westlich der iberischen Halbinsel ab. Der Trog
schwächt sich dabei ab, da er von einem Keil des Azorenhochs überlaufen wird,
der sich vorderseitig eines neuen Langwellentroges aufsteilt. Die Achse des
Trogresiduums zieht im Tagesverlauf über GroßBritannien. Das europäische
Höhenhoch setzt sich dabei ostwärts in Bewegung. Der Keil des Höhenhochs, der
sich Richtung Skandinavien geschoben hat, wird dabei abgehobelt. Zudem setzt
sich dort zunehmend tiefer Luftdruck fest. Die Strömung über Nordeuropa
zonalisiert dadurch deutlich. Mit dem näher rückenden Trog setzt über
Nordostdeutschland Kaltluftadvektion ein. So greifen erste Wolkenfelder auf den
Nordwesten über, aus denen ein paar Tropfen Regen fallen können. Sie gehören zu
einer Kaltfront, die vom Tiefdrucksystem nördlich von Skandinavien aus geht. Der
Rest von Deutschland wird weiterhin antizyklonal beeinflusst, wobei die
Temperatur nicht mehr ganz die Werte vom Vortag erreicht.
In der Nacht zum Freitag zieht das Trogresiduum als Kurzwellentrog über Benelux.
Die dem Trog vorlaufende Kaltfront erreicht dabei mit mäßigem Regen gegen morgen
etwa die Mitte Deutschlands. Rückseitig fließt maritime Polarluft ein, in der
die 850hPaTemperatur wieder unter 0 °C fällt. Im Südosten bleibt es noch
aufgelockert mit Nebel und gebietsweise leichtem Frost.

Freitag … erreicht das neue Hoch mit seinem Schwerpunkt den Südwesten
Englands. Dadurch rutscht der Trog weiter nach Deutschland herein, wird aber
bodennah von Hochdruck überlaufen. An seinem Südwestende tropft noch mal über
Westfrankreich ein kleiner Kaltlufttropfen ab, der aber keinen weiteren Einfluss
auf unser Wettergeschehen hat. Die Front richtet sich Trogvorderseitig zunehmend
strömungsparallel aus, wodurch sie über der Mitte Deutschland nur noch langsam
südwärts vorankommt. Die genaue Lage der Front und somit auch die
Niederschlagsmengen sind derzeit noch etwas unsicher. Bisher kann man von 3 6
mm in Staulagen über 10 mm Niederschlag ausgehen, der allerdings durchgehend auf
der warmen Seite der Front und somit bis in die Gipfellagen als Regen fällt. Im
Nordwesten sinkt die 850hPaTemperatur in der einfließenden maritimen Polarluft
auf bis zu 5°C. Der nachfolgende Trog selber ist weitgehend inaktiv, da er
bodennah rasch vom nachrückenden Hoch überlaufen wird. So lockert die
Wolkendecke von Norden her rasch auf.
In der Nacht zum Samstag zieht die Front dann über den Süden hinweg, wobei sie
sich abschwächt und die Niederschläge nachlassen. Nördlich davon lockert die
Wolkendecke bis in die südliche Mitte weitestgehend auf, wodurch in der
Nordhälfte und in der Mitte die Temperaturen bis auf Werte um den Gefrierpunkt
sinken und somit Glätte durch überfrierende Nässe ein Thema wird.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modellsimulationen sind bis Freitag im Wesentlichen gleich. Erst am Freitag
ergeben sich geringe Unterschiede bezüglich des zeitlichen Ablaufs und der
Regenmengen beim Frontdruchgang. Für die Vorhersage ist bis Freitag MOSMIX
empfohlen. Nebel kann im Nowcasting in der Nacht bewarnt werden. Am Freitag sind
die Modellunterschiede bezüglich des Frontdurchganges mit dem 12zLauf nicht
mehr so groß, sodass hinreichend genau mit ICON oder ECMWF gearbeitet werden
kann und Ensembleprognosen nicht notwendig sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold