S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.01.2021 um 10.30 UTC

Zunächst nasskalt, im Bergland winterlich. Ab Donnerstag von Westen deutliche
Milderung. Wiederholt Niederschläge, markanter Dauerregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 30.01.2021

Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag liegt Deutschland zunächst weiterhin im
Einflussbereich eines Langwellentroges, der sich vom Nordmeer über Mitteleuropa
hinweg bis in den zentralen und östlichen Mittelmeerraum erstreckt. Die Achse
des Troges hat uns bereits ostwärts überquert. Kurzwellige Troganteile bzw. ein
von der Nordsee kommendes Tief sorgen bei Temperaturen in 850 hPa zwischen minus
5 und minus 8 Grad gebietsweise für Schneeregen oder Schneefälle. Letztere
können im Schwarzwald und an den Alpen auch kräftiger ausfallen mit
Neuschneemengen etwa zwischen 10 und 25 cm in 24 Stunden.

Ab Mittwoch beginnt sich die Wetterlage umzustellen. Ein atlantischer
Höhenrücken kann sich ostwärts Richtung Westeuropa verlagern, sodass der
Höhentrog weiter ostwärts abgedrängt wird. Im Bodendruckfeld weitet sich ein
Hochkeil von Frankreich kommend bis nach Deutschland aus, sodass die
Niederschlagstätigkeit nachlässt. Einzig vom Erzgebirge bis zu den Alpen schneit
es aufgrund der nördlichen Anströmung noch weiter. An der Nordostflanke des
Hochs hält die Zufuhr maritimer Kaltluft zunächst noch an.

Ab Donnerstag erfolgt von Westen eine deutliche Milderung. Dies geht einher mit
der Warmfront eines Tiefs mit Kern bei den Britischen Inseln, die im Laufe des
Donnerstags von Westen auf Deutschland übergreift und in der Nacht zum Freitag
auch die östlichen Landesteile erreicht. Dabei steigt die Temperatur in 850 hPa
teilweise bis auf 2 Grad an. Entsprechend setzt auch in höheren Lagen Tauwetter
ein. Mit der Warmfront kommen zudem Niederschläge auf, die zunächst als Schnee,
dann aber von Westen zunehmend bis in die Gipfellagen als Regen fallen. Die
Niederschlagstätigkeit hält auch nach Passage der Warmfront insbesondere im
Westen und Süden Deutschlands in Verbindung mit einem Kurzwellentrog weiter an,
der von Frankreich Richtung Alpenraum schwenkt.

Am Freitag setzt sich das niederschlagsreiche Wetter fort. Über dem Nordosten
hängen weiterhin die Ausläufer des mittlerweile über der südlichen Nordsee
liegenden Tiefs. Da sich im äußersten Nordosten die Warmluft noch nicht
durchsetzen konnte, muss dort weiterhin mit Schneefall gerechnet werden. Von
Westen nähert sich die Warmfront eines weiteren Tiefs, das auf nahezu gleicher
Zugbahn wie das vorherige Tief über die Britischen Inseln hinweg Richtung
Nordsee ziehen soll. Die damit verbundenen Niederschläge greifen etwa ab dem
Nachmittag von Westen auf uns über und verlagern sich in der Nacht und am
Samstag allmählich nordostwärts. Da die Front über dem Norden und der Mitte
Deutschlands rückläufig wird, kann es dort teils länger anhaltend und kräftig
regnen. Auch nachfolgend bleibt das Wetter bei uns zyklonal geprägt, wobei mit
Abzug des Tiefs von Norden wieder kältere Luft zu uns advehiert wird.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann bis Freitag als gut bezeichnet werden,
nachfolgend gibt es Unterschiede bezüglich der Lage der Tiefdruckzentren und
deren Verlagerungsgeschwindigkeit. Die Umstellung von einer winterlichen
Troglage hin zu einer zyklonal geprägten milderen Wetterlage wird aber von den
letzten Läufen übereinstimmend prognostiziert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Umstellung der Großwetterlage und die damit einhergehende Milderung wird
auch von den Modellen GFS und ICON gestützt. Ähnlich zur Konsistenzbetrachtung
zeigen sich aber auch hier teils deutliche Unterschiede bezüglich der Lage und
Verlagerung der Tiefdruckgebiete ab Donnerstag. Dies wiederum hat
unterschiedliche Niederschlagsintensitäten und Schwerpunkte zur Folge, sodass
mögliche Dauerregenereignisse am Donnerstag und Freitag nicht von allen Modellen
unterstützt werden. Signale liefert hierbei vor allem das ICON Modell. Zumindest
am Donnerstag zeigt aber auch GFS markante Niederschlagsmengen am Alpenrand.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Der Verlauf der Temperatur in 850 hPa in der Rauchfahne für Offenbach zeigt ab
der Nacht zum Donnerstag einen deutlichen Anstieg auf Werte zwischen 0 und 5
Grad. Nachfolgend verbleibt die Temperatur auf diesem vergleichsweise hohen
Niveau, bevor sie gegen Ende der Mittelfrist am Sonntag wieder deutlich
zurückgeht auf Werte bis zu minus 10 Grad. Dieser Verlauf wird von der Mehrheit
der Member gestützt, im Zeitraum von Donnerstag bis Samstag gibt es nur sehr
wenige Ausreißer, die auf dem kälteren Niveau verharren. Insofern scheint die
vorübergehende Milderung sicher zu sein.
Gestern wurde an dieser Stelle zudem die Rauchfahne für Berlin betrachtet. Dabei
zeigte die Mehrheit der Member, dass sich die Milderung dort nicht durchsetzen
kann. Auf Basis des heutigen Modelllaufs ist dies nicht mehr der Fall. Somit
scheint die Luftmassengrenze weiter nordöstlich zum Liegen zu kommen. Betrachtet
man also die Rauchfahne für Rostock so zeigt sich ein deutlich größerer Spread,
wobei Haupt- und Kontrolllauf am warmen oberen Rand des Ensembles liegen.

Dass das Wetter weiterhin zyklonal geprägt bleibt zeigen häufig auftretende
Niederschlagssignale.

Fazit: Bis Mittwoch bleibt es insgesamt nasskalt mit Höchstwerten im Bereich der
Normalwerte oder knapp darunter.
Ab Donnerstag setzt sich nahezu im ganzen Land eine deutliche Milderung durch,
im Nordosten etwas zögerlicher als im Südwesten und Westen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag ist am Alpenrand weiterhin markanter Schneefall mit Neuschneemengen
zwischen 15 und 25 cm in 24 h wahrscheinlich. Im Hochschwarzwald sowie auf
Alpengipfeln treten Sturmböen Bft 9 bis 10 aus West bis Südwest auf.

Am Mittwoch fallen unmittelbar am Alpenrand nochmals bis 20 cm Neuschnee, wobei
die Schneefallgrenze allmählich ansteigt. Auf Alpengipfeln gibt es Sturmböen Bft
9 bis 10 aus West bis Südwest.

Ab Donnerstag setzt in Höhenlagen Tauwetter ein. An den Alpen sowie im Weststau
einiger Mittelgebirge ist zudem markanter Dauerregen nicht ausgeschlossen.
Hierfür gibt es sowohl deterministisch (ICON, GFS) als auch probabilistisch
(EZMW-EPS) Signale für Mengen über 30 mm, lokal sogar über 50 mm in 24 Stunden.
Verbunden mit dem Tauwetter ist entsprechend mit einem erhöhten
Niederschlagsdargebot zu rechnen.
In exponierten Höhenlagen und auf Alpengipfeln sind Sturmböen, teils orkanartige
Böen Bft 11 wahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger