SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.01.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Nachts und am Sonntag verbreitet mäßiger Schneefall. Am Sonntag auffrischender
Wind mit Schneeverwehungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines ausgeprägten
Langwellentroges, der sich vom europäischem Nordmeer über Groß Britannien und
Deutschland bis nach Italien erstreckt. Am Boden bildet sich dabei ein komplexes
Tiefdrucksystem mit mehreren Drehzentren aus. Ein Tief, was am Tage noch für
leichte bis mäßige Schneefalle im Osten gesorgt hat, zieht aktuell von Polen
über die Ostsee Richtung Finnland ab. Von Frankreich her nähert sich aber
bereits das nächste Schneetief Deutschland. Erste Niederschläge haben bereits
auf den Südwesten übergegriffen und sorgen anfangs in Lagen oberhalb 400 m für
leichte, im Stau des Schwarzwaldes auch für mäßige Schneefälle. Im Laufe der
Nacht verlagert sich das kleinräumige Tief von etwa Reims (NOFrankreich) über
NRW in Richtung Hannover. Dabei werden zum einen Vorderseitig teils kräftige
Aufgleitprozesse generiert, die teils um das Tief herumgeführt werden.
Rückseitig wird aber gleichzeitig relativ kalte Luft polaren Ursprungs bis 8
Grad in 850 hPa advehiert. Die Schneefallgrenze die im Vorfeld bei 850 hPa
Temperaturen um 4 Grad bei etwa 400 m liegt, sinkt rasch bis auf tiefe Lagen
ab. Die um das Tief geführten Luftmassen/Niederschläge fallen nun vermehrt als
Schnee. Damit beginnen die Unsicherheiten in der Schneeprognose, je nach
Verlagerung des Tiefs gibt es gravierende Unterschiede wo wieviel Schnee fallen
soll. Etliche Modelle simulieren ein Schneemaximum mit 10 bis 20 cm in 6 Stunden
über NRW. Wo sich dieser aber befinden soll ist aktuell noch unsicher. Dabei
gibt es Varianten die vom Niederrein über Münsterland bis nach Ostwestfalen
gehen oder eher Eifel und Bergisches bzw. Sauerland mit Schneefall bedenken. Der
äußerste Norden sollte zumindest nachts noch niederschlagsfrei bleiben.
Gleichzeitig frischt der Westwind an der Südseite des Tiefs stark böig auf, in
höheren Lagen sind auch stürmische Böen wahrscheinlich. Damit verbunden wird
ausgangs der Nacht auf den westlichen Mittelgebirgen und auf den Kammlagen
Schneeverwehung ein Thema.
Nachts kühlt sich die Luft, ausgenommen sind einige westliche Flussniederungen,
verbreitet auf Werte zwischen 1 und 4 Grad ab.

Sonntag … bleibt Mitteleuropa im Einflussbereich des Langwellentrogs. Ein
Randtrog verlagert sich dabei im Tagesverlauf an dessen Westflanke von Irland in
Richtung Frankreich. Über Deutschland verlagert sich indes das kleinräumige Tief
langsam weiter nach Nordostdeutschland. Die hinter dem Tief eingeflossene
Kaltluft liegt verbreitet um 6 Grad in 850 hPa. Damit breitet sich auch der
teils mäßige Schneefall weiter nach Nordosten aus. Lediglich an der Küste gibt
es Regen. Von Westen her lassen die Niederschläge aber rasch nach. Die
Hebungsprozesse lassen im Tagesverlauf nach, so dass auch die Niederschläge
insgesamt etwas nachlassen. Vor allen in höheren Lagen oder im Weststau der
Mittelgebirge kann es aber noch mäßigen Schneefall bis 10 cm in 6 Stunden geben.
Sonst werden flächig nur 1 bis 3 cm, strichweise bis 5 cm erwartet. Auch das
Starkwindfeld verlagert sich an der Südseite des Tief langsam ostwärts. Bis in
tiefe Lagen werden starke Böen um 50 km/h aus westlichen Richtungen erwartet, in
den Mittelgebirgen oder exponierten Lagen sind auch stürmische Böen
wahrscheinlich. Sturmböen werden nur vereinzelt auftreten. Mit den teils
stürmischen Wind muss auch mit starken Schneeverwehungen gerechnet werden.
Gerade im Thüringer Wald und im Erzgebirge, wo noch einiges an Neuschnee fällt
bzw. in der kürzlichen Vergangenheit gefallen ist, könnten die
Beeinträchtigungen erheblich ausfallen.
Im Laufe des Nachmittags lässt der Gradientwind von Westen her langsam nach. Und
schläft in der Nacht zu Montag gänzlich ein, wenn das nächste kleinräumige Tief
bzw. wie oben erwähnt Randtrog von Frankreich her Deutschland annähert und für
eine Auffächerung des Gradienten sorgt. Bei 850 hPa Temperaturen um 6 Grad,
werden die nachts in den Südwesten aufziehenden Niederschläge vielerorts als
Schnee fallen. Die Mengen sollten anders als tags zuvor mit 1 bis 5 cm meist nur
gering ausfallen. Einzig im Stau des Schwarzwald sind auch 10 cm in 6 Stunden
nicht ausgeschlossen.
Das vorherige Schneetief zieht in der Nacht zu Montag allmählich nach Polen ab.
Auch die Niederschläge lassen im Nordosten nachts nach und fallen mit 1 bis 3 cm
eher gering aus.

Über dem Atlantik hat sich derweil ein neuer Trog formiert, auf dessen
Vorderseite wölbt sich ein Rücken auf, der den Mitteleuropäischen Trog etwas
nach Osten abdrängt. Somit gelangen wir in Deutschland zunehmen in eine straffe
nördliche Anströmung, bei der kalte Luftmassen polarem Ursprungs nach
Deutschland geführt werden. Gleichzeitig füllt sich das kleinräumige Tief, das
sich von Frankreich her langsam nach Süddeutschland verlagert hat, auf der
Ostflanke des Höhenrückens immer mehr auf und ist ausgangs der Nacht nicht mehr
zu finden. Auch die damit in Zusammenhang stehenden Schneefälle lassen nach
Süden hin immer mehr nach.
In der eher kalten Luftmasse liegen die nächtlichen Minima zwischen 1 Grad im
Nordwesten und bis 8 Grad im Südosten.

Montag … bleibt der mitteleuropäische Langwellentrog und die eingeflossene
Kaltluft mit 850 hPa Temperaturen bis 8 Grad weiterhin wetterbestimmend für
Deutschland. Im Süden bzw. am Alpenrand sorgen die Reste eines bereits
aufgefüllten Tiefs für stärkere Bewölkung und für leichten bis mäßigen
Schneefall an den Alpen. Nach Norden zu ist es mit 500 hPa Temperaturen um 32
Grad etwas labiler geschichtet. Im Laufe des Tages verlagert sich von der
Nordsee her ein flacher Randtrog an der Westflanke des Langwellentroges nach
Deutschland, dabei werden vermehrt Schneeschauer und ein böig auffrischender
Wind erwartet. Am Abend bzw. in der Nacht zu Dienstag erreicht der Randtrog
Süddeutschland und verstärkt die Schneefälle an den Alpen. Nachts können so 10
bis 15 cm in 12 h fallen.
Die Nachttemperaturen liegen erneut verbreitet im leichten bis mäßigen
Frostbereich.

Dienstag … tropft der Langwellentrog zum einen über Griechenland ab und zum
anderen kommt es zu einer Art Cut Off Entwicklung über Estland. Gleichzeitig
nähert sich das neue atlantische System Deutschland an und greift am Abend bzw.
in der Nacht zu Mittwoch auf den Nordwesten über. Damit verbunden werden erneut
leichte bis mäßige Schneefälle erwartet. Insgesamt werden aber wieder etwas
mildere Luftmassen nach Deutschland advehiert.

Modellvergleich und einschätzung

Im Gro geben die verschieden Modelle ein ähnliches Bild, jedoch ergeben sich in
den Schwerpunkten der Schneefälle teils deutliche Unterschiede.

Vorhersage und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher