S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.01.2021 um 10.30 UTC

Winterliche Westlage bleibt bestehen. Anfang nächster Woche teils stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 21.01.2021

Zu Beginn des Mittelfristzeitaumes am Sonntag erstreckt sich ein ausgedehnter
Langwellentrog mit mehreren Tiefzentren über Osteuropa (Nordwestrussland über
Slowakei bis zur Ägäis). Ein weiterer Trog erstreckt sich auf dem Atlantik von
Grönland bis nach Schottland. Zwischen diesen Trögen wölbt sich ein schwacher
Höhenkeil von den Azoren über Deutschland bis nach Schweden auf. An der
Ostflanke des Keils fließen kalte Luftmassen polarem Ursprungs nach Deutschland.
In Temperaturfeld in 850 hPa ist Sonntag 00 UTC flächig die -10 Grad zu finden.

Bereits in den Frühstunden des Sonntags greift aber ausgehend von dem
atlantischen Trog ein teil-okkludiertes Frontensystem auf Westdeutschland über.
Die dabei verbunden teils eher geringen Niederschläge dürften dabei bis in die
tiefen Lagen als Schnee fallen. Im Schwarzwald, der Alb und am Alpenrand ist
aber auch mäßiger Schneefall (starker Schneefall – gering wahrscheinlich)
wahrscheinlich. Die Okklusion gerät unter Absinken und wird nach Osten hin von
dem nun abgespaltenen Hoch über Polen und Ostsee blockiert. Dabei gelangen
Zusehens auch etwas mildere Luftmassen nach Deutschland. Sonntag 18 UTC liegt
der Spread in T 850 hPa von Ost nach West bei -8 bis -5 Grad.
In der Nacht zu Montag verlagert sich ein Randtrog rasch an der Südflanke des
atlantischen Troges in Richtung Nordsee. Derweil amplifiziert der osteuropäische
Trog etwas weiter nach Südosten in Richtung Türkei. Dabei bleibt die
Luftmassengrenze weiterhin recht weit südlich über dem östlichen Mittelmeer.
Die Okklusion befindet sich ausgangs der Nacht zu Montag über Ostdeutschland und
kommt nach wie vor nur zögerlich ostwärts voran.

Am Montag zieht sich das Hoch Richtung Skandinavien bzw. europäisches Nordmeer
zurück, während die Ausläufer des o. beschriebenen Randtrogs Norddeutschland
erreichen. Der Wind frischt vor allem an der Küste und auf den Mittelgebirgen
teils stürmisch auf. Bei der straffen westlichen Strömung bleiben die
winterlichen Temperaturen (um -5 Grad in T 850 hPa) erhalten. Nach Südwesteuropa
zu herrscht leichter antizyklonaler Einfluss.
In der Nacht zu Dienstag nähert sich vom Atlantik her ein ausgeprägter
Tiefausläufer Europa an und greift ausgangs der Nacht auf Groß Britannien über.
Vorderseitig wölbt sich ein Höhenrücken auf, was für eine flächige Auflockerung
über Deutschland sorgt. Die ehemals wetterbestimmende Okklusion ist derweil
unter weitere Abschwächung nach Polen ostwärts abgezogen.

Am Dienstag erhält das atlantische Frontensystem ausgehend von dem Trog über
Grönland neuen Aufschwung und entwickelt sich im Laufe des Tages zu einem
Sturmtief mit einer Kernisobare um 975 hPa (18 UTC) über Schottland. Neben
starker Bewölkung bleibt es aber erstmals niederschlagsfrei. Erst in der Nacht
zu Mittwoch, wenn die dazugehörige Warmfront auf Westdeutschland übergreift,
beginnt der Niederschlag auszufallen. Da es aber auch schon im Vorfeld der
Warmfront allmählich wärmer wurde, ist die Frage der Phase nicht einfach zu
beantworten. Generell könnten wohl alle Phase vertreten sein. Berücksichtigung
müssen dabei die teils gefrorenen Böden finden und das Timing wann der
Niederschlag eintrifft.

Am Mittwoch verlagert sich der Höhenkeil etwas weiter nach Osten, während eine
Teiltiefentwicklung vor der Westküste Portugals die Kaltfront vorerst von Europa
zurückhält. Deutschland bleibt in einer straffen, teils stürmischen südlichen
bis südwestlichen Anströmung, dabei bleiben die 850 hPa Temperaturen über
Deutschland aber um 0 Grad. Zum Abend hin füllt sich die Teiltiefentwicklung
auf. In der Nacht zu Donnerstag daher nimmt die Kaltfront Fahrt auf und
überquert Westdeutschland. Ausgangs der Nacht liegt sie quer über Deutschland in
einer Linie etwa Rügen – Trier.

Am Donnerstag verlagert sich die Kaltfront rasch südwärts. Auf dessen Rückseite
fließen erneut kühle Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen zwischen 0 und -3 Grad
nach Deutschland. Das hochreichende Sturmtief bei Schottland hat sich derweil in
Richtung Skandinavien verlagert.
Eine Randtrogentwicklung über den Britischen Inseln sorgt erneut für eine
Tiefentwicklung entlang der Luftmassengrenze über dem Atlantik.

Auch in der erweiterten Mittelfriest bleibt es eher winterlich mit einer
zyklonalen Westlage. Erst zu Sonntag hin deutet sich ausgehend von kräftigen
atlantischen Tiefentwicklung eine deutlichere Milderung evtl. auch einen
Wetterumschwung an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der Vorläufe mit dem aktuelle IFS Lauf ist bis einschließlich
Montag recht gut. Erst mit dem Übergreifen einer sich entwickelnden
Warmfrontwelle, die von den britischen Inseln sich nach Mitteleuropa verlagert,
gibt es einige Unterschiede in den Trogkonfigurationen. Im gestrigen 00 UTC Lauf
des IFS sollte die Warmfront bereits Dienstag 12 UTC quer über Deutschland
liegen, im aktuellen und im gestrigen 12 UTC Lauf erreicht die Warmfront erst
den Westen Deutschlands. Nachfolgend entwickelt sich aus der Welle ein
ausgewachsenes Sturmtief über Schottland. Dessen Windfeld wird aber vor allem an
den Küsten und auf den Gipfeln der Mittelgebirge zum Tragen kommen. Die
inbegriffene Erwärmung und das Übergreifen der Kaltfront im Laufe des
Donnerstages ist wiederum bei den verschiedenen Läufen ähnlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Schon am Sontag gibt es Unterschiede zwischen GFS und IFS. GFS lässt entlang der
Okklusion noch ein Teiltief entstehen, welches sich am Montag bereits wieder
auflöst.
Die Randtrogentwicklung wird von den verschiedenen Modellen jeweils etwas anders
simuliert. Somit gibt es auch Unterschiede bei der entsprechenden
Windentwicklung am Montag. ICON ist dabei etwas schwächer auf der Brust.
Die Sturmtiefentwicklung am Dienstag und Mittwoch wird ebenfalls von den
Globalmodellen unterschiedlich simuliert. Sie stimmen zwar im Gro überein,
jedoch werden die Detailfragen lange noch unsicher bleiben. Die Kaltfrontpassage
simulieren wieder alle ähnlich, jedoch simuliert ICON nachfolgend eine weitere
Sturmtiefentwicklung westlich von Frankreich, die weder IFS och GFS in Petto
haben.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Plumes für Offenbach ist das Gro der 850 hPa Entwicklung gut zu erkennen,
der operationelle Lauf simuliert dabei am Mittwoch die höchsten Werte im
Vergleich zu den anderen Ensemblemitglieder. Im 500 Geopot. nehmen die
Unsicherheiten ab Dienstag stark zu. Eine ähnliche Varianz ist auch beim GFS zu
erkennen.

In der Cluster Analyse des ECMWFs gibt es 3 Lösungen für den Zeitbereich 120 bis
168 h. Der Operationelle und der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 18
Membern in Cluster 1. Cluster 2 und 3 besitzen nachfolgend 17 und 16 Member.
Im Gro unterscheiden sich die Cluster nicht so stark. Die mehr oder weniger
starke Troglage scheint recht sicher zu sein. Jedoch die Auswirkungen, wie die
genaue Wind- und Niederschlagsprognose ausfällt, sind dabei sehr variabel.
Selbst die Phase des Niederschlags kann kaum soweit im Vorfeld bestimmt werden.
Einige wenige Grad weniger als im Hauptlauf und wir haben Schnee oder vielleicht
auch gefrierenden Niederschlag.

Es bleibt spannend.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die winterliche Westlage bleibt weiterhin bestehen.

Es muss immer mal wieder mit Schnee, gefrierenden Niederschlägen oder Regen
gerechnet werden. Vor allem die Mittel- und südlichen Gebirgszüge werden einiges
an Neuschnee erhalten, und bei den auffrischenden, teils stürmischen Winden ist
auch Schneeverwehung ein Thema.
Ab Dienstag jedoch gibt es starke Unsicherheiten was das Timing und die Phase
des Niederschlags angeht.

Auch bei der Windentwicklung gibt es große Unsicherheiten ab nächster Woche.
Eine großflächige Sturmlage ist zwar nicht in Sicht. Aber vor allem an der Küste
und auf den Bergen gibt es immer wieder Hinweise auf Sturm. Auch im
nordwestlichen Flachland gibt es Signale für Windböen und stürmische Böen.

Strenger Frost wird vor allem am Wochenende im Osten und Südosten ein Thema
sein.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher