SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.01.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Nordostlage zunehmend antizyklonal. Im Südwesten starke Schneefälle am
Freitagvormittag nachlassen, sonst wenig ergiebige Schneeschauer, kalt. Ab
Sonntag allmähliche Zonalisierung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … ist die nordhemisphärische Zirkulation stark gestört. Über dem
Atlantik erstreckt sich ein blockierender Keil bis ins Nordmeer. Das
korrespondierende Bodenhoch liegt etwas Phasenverschoben über Skandinavien. Die
Brücke zum Azorenhoch ist durch eine Tiefdruckrinne mit einer darin liegenden
Okklusion unterbrochen. An der Ostflanke des Azorenhochkeils zieht ein
Wellentief mit korrespondierenden Kurzwellentrog stromabwärts von Ostfrankreich
Richtung Schweiz, wo es sich in der Nacht auflöst. Verbunden ist dieses Tief mit
einer ausgeprägten Luftmassengrenze mit +2 °C auf 850 hPa auf der warmen Seite
und -7 °C auf der kalten Seite. Somit haben intensive Aufgleitniederschläge auf
den Südwesten Deutschlands übergegriffen, die meist bis in tiefe Lagen als
Schnee fallen. Besonders betroffen ist das Gebiet vom Schwarzwald bis zum
Alpenrand, wobei in den Staulagen des Südallgäus bereits bis zu 70 cm Neuschnee
gefallen sind. In der Nacht halten diese Schneefälle weiter an. Die Intensität
liegt teils bei 1-2 cm in der Stunde. So kommen bis zum Freitagvormittag
nochmals 10 bis 20 in einigen Staulagen bis 25 cm Neuschnee hinzu. Entsprechende
Warnungen laufen.
In der Nacht nimmt der Gradient an der Nordostflanke des Tiefs etwas zu, wodurch
der Wind von Südhessen bis ins Saarland etwas auffrischt. Auf Warnungen kann
aber voraussichtlich verzichtet werden.

Osteuropa wird derweil von einem Langwellentrog beeinflusst. Rückseitig eines
Tiefs wird kontinentale Arktikluft angezapft, die weiter Richtung östliches
Mitteleuropa vorankommt. Abgesehen vom Südwesten liegt der Rest von Deutschland
zwischen dem Frankreichtief und dem Osteuropatief in einer nördlichen Strömung
in der Polarluft einfließt. Der Nordosten Deutschlands wird in der Nacht dabei
von einem Kurzwellentrog erfasst, wobei Schneeschauer auf den Nordosten
übergreifen, die dort wenige Zentimter Neuschnee bringen.
Ansonsten hält sich unterhalb einer Absinkinversion deren Untergrenze bei etwa
700 hPa liegt eine leicht labile Schichtung. Da die Temperatur an der
Inversionsuntergrenze bei etwa -15 °C liegt, bilden sich vorwiegend im Osten
Deutschlands zahlreiche schwache Schneeschauer, die aber weitestgehend
unergiebig sind und nur eine sehr dünne Neuschneeauflage bringen und somit nur
mit einer Glättewarnung versehen wurden. Nur im Nordstau des Erzgebirges sind in
der Nacht 2 bis 5 cm zu erwarten.
Anfangs ist im Nordosten in der einfließenden Ostsseluft auch geringer
gefrierender Sprühregen möglich.

Freitag … kommt der Höhenkeil weiter ostwärts voran, sodass seine Achse am
Nachmittag über Groß-Britannien liegt. Stromabwärts zieht der Kurzwellentrog ins
Mittelmeer, wobei dort eine neue Zyklogenese ausgelöst wird. Das Schneetief,
dass noch Südwestdeutschland beeinflusst hat, löst sich in den Morgenstunden
über der Schweiz auf, wodurch die Schneefälle im Südwesten und am Alpenrand
nachlassen. Deutschland verbleibt in einer nördlichen Strömung. Das
Bodendruckfeld ist leicht antizyklonal, während in der Höhe im Osten der
schwache Randtrog mit hochreichender Kaltluft wirksam ist. Der Osten wird dabei
von der kontinentalen Arktikluft gestreift, wodurch die 850-hPa-Temperatur unter
-10 °C fällt. Bis zur Absinkinversion auf 750 hPa ist die Atmosphäre leicht
labil geschichtet, was bei Temperaturen an der Inversionsobergrenze von -14 °C
für weiterhin leichte und meist unergiebige Schauer reicht. Größere
Auflockerungen treten im Norden und später im Südwesten auf. Nur im Stau des
Erzgebirges können einige Zentimeter zusammenkommen. Abgesehen von den
Niederungen am Rhein und Main, sowie im Norden und Nordosten herrscht vielerorts
Dauerfrost.
In der Nacht zum Samstag zieht der Trog über Ostdeutschland nach Süden ab.
Bodennah kommt die Hochdruckbrücke zwischen Skandinavienhoch und dem Azorenhoch
weiter ostwärts voran und greift auf Deutschland über. Dabei verstärkt sich das
Absinken, wobei die Absinkinversion bis auf etwa 800-hPa „gedrückt“ wird. Dort
ist es aber immer noch kalt genug um besonders in der Osthälfte aus einigen
tiefen Wolken in der relativ feuchten Grundschicht leichten Schneefall zu
produzieren, der gebietsweise für Glätte sorgt.
In einigen Regionen lockert die Wolkendecke stärker auf, sodass die Temperatur
verbreitet in den mäßigen Frostbereich sinkt. In Mittelgebirgstälern und am
Alpenrand muss vereinzelt mit strengem Frost gerechnet werden.

Samstag … liegt Deutschland in einer Hochdruckzone die sich bogenförmig um ein
nachrückendes Islandtief von der Iberischen Halbinsel über Frankreich bis nach
Skandinavien erstreckt. Gestützt wird sie durch einen Höhenrücken dessen Achse
über Südengland über die Nordsee bis nach Norwegen reicht. Auch tagsüber hält
sich die Absinkinversion auf 800 bis 850 hPa. In der leicht labilen Grundschicht
herrscht vielerorts dichtere Grenzschichtbewölkung vor, aus der ab und zu ein
paar Schneeflocken fallen können. Ähnlich, wie schon am Vortag herrscht
vielerorts Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag kommt das Islandtief mit einem korrespondierenden Trog
weiter Ostwärts voran. Die Hochdruckachse schwenkt dabei in der Höhe über
Deutschland und wird zwischen den Osteuropatrog und dem nachrückenden
Atlantiktrog zugeschüttet. Auch über Skandinavien setzt Druck- und
Geopotenzialfall ein, wobei sich das Bodenhoch weiter Richtung Nordosteuropa
verlagert. Von Frankreich nähert sich eine Tiefdruckrinne, die mit dem
okkludierenden Frontensystem des Islandtiefs einhergeht. Im Westen setzt WLA
ein, die die 850-hPa-Temperatur auf -3 °C steigen lässt. Dabei wird der Westen
von Aufgleitniederschlägen erfasst, die wegen der kalten Grundschicht bis in die
Niederungen als Schnee fallen. Die genauen Schneemengen sind derzeit noch
unsicher. Am wenigsten berechnet GFS. ECMWF simuliert etwas kräftigere
Schneefälle, die mit über 10 cm im Schwarzwald wieder die Ockerschwelle reisen
würden. Ansonsten liegen die Neuschneemengen in den Mittelgebirgen
wahrscheinlich um 5 cm, in den Niederungen noch darunter. In den übrigen
Gebieten lassen die leichten Schauer allmählich nach und gebietsweise lockert
die Wolkendecke auf. In den Mittelgebirgen und am Alpenrand ist dann wieder
örtlich strenger Frost möglich.
Sonntag … beginnt die Umstellung zu einer zonaleren und milderen Wetterlage.
Der Geopotenzialabbau über Skandinavien setzt sich weiter fort, während sich das
Islandtief kräftigt. Über Mitteleuropa läuft seine okkludierte Front gegen das
sich mittlerweile über Osteuropa etablierte Hoch an und kommt zum Erliegen. Ob
die Front in der Mitte oder im Osten zum Stehen kommt, ist noch unsicher. In
ihrem Bereich muss weiterhin mit leichten Schneefällen bis in die Niederungen
gerechnet werden. Größere Mengen werden dabei wieder am Alpenrand berechnet.
Rückseitig fließt dann bodennah doch allmählich mildere Atlantikluft in den
Westen ein, wobei dort die Temperatur bis in mittlere Lagen wieder über den
Gefrierpunkt steigt.
Im Osten bleibt es hingegen unter Hochdruckeinfluss weitestgehend trocken. Im
Nordosten werden größere Auflockerungen simuliert, ehe die mittelhohe Bewölkung
der Front übergreift.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modellsimulationen sind weitestgehend ähnlich. Ab der Nacht zum Sonntag gibt
es größere Unterschiede bezüglich der Niederschlagsmenge und der betroffenen
Gebiete.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold