S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.01.2021 um 10.30 UTC

Anfangs an Alpen und Erzgebirge noch anhaltender Schneefall, nachfolgend
vorübergehend trocken-kaltes Winterwetter – gebietsweise Dauerfrost. Im Laufe
des Wochenendes wieder wechselhafter und vorübergehend etwas „milder“.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 18.01.2021

Am Donnerstag liegt ein Höhentief mit höhenkalter Luft (im Osten Deutschlands
teils unter -35 Grad) über dem östlichen Mitteleuropa und damit liegt
Deutschland in einer nördlichen Strömung. Über den östlichen und südöstlichen
Landesteilen kommt es zu Niederschlägen, meist Schnee und vor allem die Alpen,
aber auch die Erzgebirgsregion werden von Norden her angestaut. Die
Dauerniederschläge klingen mit allmählicher Ostverlagerung des Höhentiefs und
daher abnehmender Staukomponente im Tagesverlauf ab. Eine Tiefdruckrinne
zwischen einem Hoch über Skandinavien und einem weiteren vor der Iberischen
Halbinsel kann vielleicht im Südwesten anfangs noch für etwas Niederschlag
(Schneefallgrenze um 200 bis 300 m) sorgen.

Zum Freitag und am Freitag selbst hin füllt sich diese Tiefdruckrinne mehr und
mehr auf und der Höhenkeil über Westeuropa und dem nahen Ostatlantik wölbst sich
weiter bis nach Nordskandinavien auf. Das Höhentief verlagert sich weiter
ostwärts Richtung Ukraine/Westrussland. Ganz im Osten sind noch leichte, am
Osterzgebirge vielleicht auch noch mal mäßige Schneefälle mit abnehmender
Tendenz möglich. Insgesamt steigt über Deutschland der Luftdruck und es stellt
sich meist eine trocken-kalte Witterung ein. Nach Westen ist es dabei etwas mit
850 hPa-Temperaturen um -5 Grad etwas „milder“ als im Osten bei Werten um -12
Grad in 850 hPa.

Am Samstag setzt sich das Absinken unter leichtem Hochdruckeinfluss mit
Verlagerung des Trog-Keil-Musters noch etwas besser durch. Dabei sollte es auch
im Osten weitgehend trocken bleiben, im Westen kann sich zeitweise auch die
Sonne durchsetzen. Das Temperaturniveau bleibt unverändert, so dass im Osten und
Süden häufig Dauerfrost herrscht, gen Westen und Nordwesten „nur“ in Lagen
oberhalb etwa 500 bis 600 m. Nordwestlich der Britischen Inseln setzt sich eine
relativ kurzwellige Austrogung samt Bodentiefentwicklung mit Kerndruck unter 995
hPa fort. Dies hat tagsüber noch keine Auswirkungen auf das Wettergeschehen in
Deutschland, sorgt aber dafür, dass der Druck übe Westeuropa bereits wieder
fällt und dann im Laufe der Nacht zum Sonntag das Frontensystem des Tiefs mit
Kern bei Schottland den Westen Deutschlands erreicht. Damit fließt im Westen
auch wieder etwas mildere Luft von Südwesten ein (850 hPa-Temperaturen um 0
Grad). Auch im Osten wird die -10-Grad-Isotherme ostwärts abgedrängt.

Am Sonntag verlagert sich das hochreichende Tief zur nördlichen Nordsee und das
Frontensystem kommt über Deutschland ostwärts voran, wo es im Tagesverlauf auch
die östlichen Landesteile erreicht. Die Niederschläge fallen oberhalb etwa 500
bis 700 m als Schnee (höhere Werte im Westen, tiefere im Osten), Der Keil wird
mit Ostwärtsverlagerung des Höhentiefs in seinem Nordteil abgehobelt. Mit 850
hPa-Temperaturen etwa zwischen -1 und -4 Grad hat sich in ganz Deutschland eine
nicht mehr ganz so kalte Luftmasse durchgesetzt und die Gebiete mit Dauerfrost
werden etwas kleiner.

Am Montag liegt Deutschland im Einflussbereich des Tiefs, das sich unter
Abschwächung Richtung südliche Ostsee verlagert hat. Mit seinem Frontensystem
und der von West, später Nordwest einfließenden maritimen Kaltluft sorgt es in
ganz Deutschland für Niederschläge, die oberhalb 500 bis 700 m wieder allmählich
in Schnee übergehen. Mit kurzem Zwischenhocheinfluss klingen die Niederschläge
im Westen vorübergehend ab, insgesamt stellt sich dann aber voraussichtlich eine
weitgehend zyklonal geprägte Westlage mit wechselhaftem und überwiegend mäßig
kaltem Wetter ein.

Für die erweiterte Mittefrist von Dienstag bis Donnerstag kommender Woche sind
aufgrund der großen Unterschiede der Modellläufe keine Aussagen möglich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe kann lediglich am Donnerstag noch als
gut bezeichnet werden. Nachfolgend zeigen die beide aktuelleren Modellläufe eine
deutlich andere Entwicklung: über dem Atlantik, westlich von Irland, zeigt sich
ein deutlich südlicherer und kräftigerer Kurzwellentrog mit entsprechender
Zyklogenese. Während der gestrige 00 UTC-Lauf nur eine flache Welle
prognostizierte (Sonntagmittag mit „Kerndruck“ von 1020 hPa) entwickelt sich bei
den beiden neuern Modellläufen ein veritables Tief mit Kerndruck unter 995 hPa,
das über Schottland gen Südskandinavien zieht und dessen Frontensystem dann im
Laufe des Sonntages deutlich rascher von Westen auch auf Deutschland
übergreifen.
Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass trotz dieser anderen Entwicklung die
Auswirkungen auf das Wettergeschehen in Deutschland zunächst begrenzt sind. Das
gestrige Vorhersagekonzept bis einschließlich Samstag (zu Beginn abklingende
Dauerniederschläge an den Alpen und nachfolgend weitgehend trocken-kalt) kann
etwa beibehalten werden, zum Sonntag und Montag ergeben sich dann zunehmen
größere Unterschiede. Vom Grundtenor einer ab dem Wochenende zunehmend
wechselhaften und mäßig kalten Witterung besteht wohl kein Zweifel, die genaue
Druckverteilung und damit die Ausgestaltung des Wetters ist jedoch sehr
unsicher.

In der erweiterten Mittelfrist (Dienstag bis Donnerstag kommender Woche) laufen
die Modellläufe weiter auseinander, so dass eigentlich keine Aussage über die
weitere Wetterentwicklung möglich ist.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Sowohl ICON als auch GFS zeigen die Tiefentwicklung am Donnerstag und Freitag
über Westeuropa etwas markanter – IFS hat hier „nur“ die erwähnte Tiefdruckrinne
zwischen den 2 Hochs über Skandinavien und vor der Iberischen Halbinsel. Durch
diese etwas kräftigere Tief ergeben sich zum einen für Do/Fr im Westen etwas
mildere Temperaturen und zum anderen Niederschläge, die etwas mehr in den Westen
und Südwesten Deutschlands vordringen könnten. Hier tut sich dann doch wieder
die Frage nach der Schneefallgrenze im Westen/Südwesten und potenziellem
Dauerregen-/Dauerschneefall auf.
Am Wochenende dann laufen die betrachteten Globalmodelle weiter auseinander.
Während IFS das erwähnte Tief ja zum Sonntag gut entwickelt hat und es dann
unser Wetter beeinflusst, haben sowohl ICON als auch GFS andere Pläne. GFS
belässt Deutschland weitgehend unter Hochdruckeinfluss, die Frontalzone verläuft
hier deutlich weiter nördlich als beim IFS. ICON etabliert zum Sonntag eine im
Vergleich zum IFS deutlich schwächere Tiefdruckrinne über Westeuropa mit einem
Tiefzentrum über Frankreich, Frontensystem deutlich später im Verlauf des
Sonntages und unter Abschwächung auf Deutschlands Westen übergreift und sich
nachfolgend zumindest im Süden wieder Hochdruckeinfluss breit macht. Der Norden
gelangt nach Lesart von ICON dann im Laufe des Montags in den Bereich der
Frontalzone. GFS will über den gesamten Zeitraum (also ab dem Wochenende) von
Tiefeinfluss nichts mehr wissen.

Fazit: Es herrschen große Unsicherheiten in der Mittelfristprognose – zum einen
hinsichtlich der Niederschlagsphase und potenziellem Dauerregen am
Donnerstag/Freitag im Südwesten und zum anderen in der generellen
Wetterentwicklung ab dem Wochenende.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS liefert für den ersten Zeitraum (+72 bis +96 h,
Do/Fr) 3 relativ gleich besetzte Cluster (20, 16 und 15 Member), wobei Haupt-
und Kontrolllauf in den ersten, „am stärksten“ besetzten Cluster eingruppiert
werden. Alle Cluster werden dem Regime „Atlantischer Rücken“ zugeordnet. Für
Deutschland, vor allem den Osten Deutschlands relevant ist di leicht
unterschiedliche Behandlung des Höhentiefs über dem (östlichen) Mitteleuropa.
Dieses Höhentief wird in Cluster 2 und 3 etwas intensiver vorhergesagt und
könnte damit im Vergleich zum deterministischen Hauptlauf im Osten zu einer
etwas regeren Niederschlagstätigkeit (Schneefall) führen.
Der Folgezeitraum von Samstag bis Montag (+120 bis +168 h) liefert 4 Cluster mit
16, 16, 12 und 7 Membern, Haupt- und Kontrolllauf werden erneut dem ersten
Cluster zugeordnet. Im Vergleich zum ersten Cluster und dem deterministischen
Lauf hält sich in den anderen Clustern das Höhentief noch etwas länger im
Einzugsgebiet Deutschlands, dafür erfolgt aber ein deutlicheres Aufwölben des
atlantischen/westeuropäischen Rückens, das Tief, welches im deterministischen
Lauf am Sonntag Niederschläge bringt, gibt es teils nicht oder nur in deutlich
abgeschwächter Form. Spätestens zum Montag steuern aber alle Cluster für
Deutschland wieder in Richtung zyklonal geprägtem Wetter. Für die erweiterte
Mittelfrist werden ebenfalls 4 Cluster angeboten, die doch recht unterschiedlich
daher kommen – auch wenn eigentlich alle Cluster auf der zyklonalen Seite zu
finden sind.

Die Betrachtung der Rauchfahnen bestätigt die Prognoseunsicherheit im
Mittelfristzeitraum. Eng gebündelt sich sowohl Temperatur in 850 hPa und
Geopotenzial in 500 hPa eigentlich nur am Donnerstag, bereits ab Freitag nimmt
der Spread zu und weitet sich dann zum Wochenende weiter. In punkto Geopotenzial
in 500 hPa ist ab Anfang kommender Woche dann eigentlich fast alles möglich. Die
Niederschlagssignale deuten erwartbar ein Minimum fü Freitag/Samstag an,
kommende Woche muss wohl immer wieder mit Niederschlägen gerechnet werden.

Fazit: Die Unsicherheiten, die sich bei der Betrachtung der vorliegenden
IFS-Läufe (Konsistenz) und der anderen Globalmodelle ergeben, kann auch die
Betrachtung der EPS-Verfahren nicht mildern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

SCHNEE (DAUERREGEN?):
Am Donnerstag klingen die Schneefälle im Stau der Alpen und am Erzgebirge
allmählich ab bzw. lassen nach. Es werden 5 bis 10 cm am Erzgebirge und im
Schwarzwald erwartet, im Schwarzwald Anstieg der Schneefallgrenze auf 400 bis
600 m bis zum Abend. Am Alpenrand Schnee weiterhin bis in tiefe Lagen,
Neuschneemengen 10 bis 15 cm, in Staulagen bzw. vor allem Richtung Allgäu bis 30
cm in 24 Stunden. Vor allem in höheren Lagen weiterhin Gefahr von Verwehungen.
EFI-Signale liegen hier vor allem für den Alpenrand vor, die EPS arbeiten vor
allem den Alpenrand und insbesondere das Allgäu heraus. Aus heutiger Sicht
besteht zumindest für Donnerstag/Freitag gesehen keine Dauerregengefahr. Es gibt
zwar bei den 48-stündigen Niederschlagsmengen Dauerregensignale, allerdings
sollte meist Schnee fallen. Der Schwarzwald gelangt zwar in den Bereich nicht
ganz so kalter Luft und die Schneefallgrenze steigt, allerdings lassen dort auch
die Niederschläge zuerst nach.

Am Sonntag von Westen im Bergland oberhalb 500 bis 700 m wieder Schnee (höhere
Schneefallgrenze im Westen, tiefere im Osten), vor allem am Alpenrand bis
Montagfrüh dabei 10 bis 15 cm Neuschnee

FROST:
Freitag, vor allem Samstag gebietsweise (besonders Süden und Osten) Dauerfrost,
dort zeigt der EFI Signale für negative Temperaturabweichung. In den Nächten zum
Freitag und zum Samstag gebietsweise (vor allem im Süden) strenger Frost unter
-10 Gad.

STURM:
Am Donnerstag an den Alpen und den östlichen Mittelgebirgen sowie an der Ostsee
Böen 7, exponiert 8 bis 9, vor allem am Alpenrand liefert der EFI Signale.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger