SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.11.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Spätherbstwetter mit Nebel und Frost.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland am Nordwestrand eines breiten Höhenrückens.
Dieser wird von einem Trog flankiert, der sich von Nordnorwegen über Schottland
hinweg südwestwärts bis zu den Kanaren erstreckt, nach Südwesten austropft und
ein Cut-Off-Tief vor der Iberischen Halbinsel ergibt. Der Resttrog schwenkt bis
Donnerstagfrüh in die mittlere Nordsee und drückt die Frontalzone etwas nach
Süden. Die an der Trogvorderseite schleifende Kaltfront wird durch eine Welle,
die nach Südschweden gesteuert wird, zurückgehalten und erreicht ausgangs der
Nacht die ostfriesischen Inseln und Nordfriesland, wodurch geringe Niederschläge
auf die Nordseeküste übergreifen.
Das wetterbestimmende Bodenhoch verlagert sich nach Südosteuropa, wobei über dem
Süden und Südosten Deutschlands die Luftdruckgegensätze gering bleiben.
Hierdurch bildet sich gebietsweise Nebel oder noch vorhandene Nebel- und
Hochnebelfelder werden dichter. Verbreitet gibt es leichten Frost, in Gebieten
mit Frost und Nebel besteht Glättegefahr durch Reif.
Im Norden und Westen wird die Bildung von Nebel durch aufziehende mehrschichtige
Bewölkung und den leicht zunehmenden Gradienten unterbunden. Dort dürfte es auch
weitgehend frostfrei bleiben.

Donnerstag … schwenkt der o.g. Resttrog über den Norden Deutschlands hinweg
ostwärts, wobei sich ein weiterer Austropfprozess abzeichnet, der für ein
kleinräumiges Cut-Off-Tief über der Doggerbank sorgt. Bei insgesamt hohem
Geopotential ergibt dies für den Norden eine west- bis leicht südwestliche
Strömung. Diese lässt in Verbindung mit dem vor der Iberischen Halbinsel
liegenden Cut-Off Tief die Kaltfront über dem Küstenbereich rückläufig werden.
Geringe Niederschläge sind daher auf den Küstenbereich und den Nordwesten
beschränkt, mehrschichtige Bewölkung erfasst die Gebiete bis einschließlich der
nördlichen Mittelgebirge.
Weiter südlich wird aufgrund der geringen Luftdruckgegensätze das
Wettergeschehen von Grundschichtprozessen dominiert. Zwar verlagert sich der
Schwerpunkt des wetterbestimmenden Hochs weiter nach Südosten, aber die
südöstliche bodennahe Windkomponente ist zu schwach, so dass zwar im Lee der
Mittelgebirge größere Auflockerungen abzeichnen, sonst aber Nebel und Hochnebel
erhalten bleiben. Die Obergrenze der tiefen Bewölkung, die heute bei 600 bis 900
m liegt, dürfte durch Absinken dann etwas tiefer zu finden sein, so dass auch
einige mittlere Berglagen oberhalb der Inversion liegen. Je nach
Sonnenscheindauer sind Temperaturmaxima zwischen kaum über 0 Grad (bei zähem
Nebel) und um 10 Grad (bei längerem Sonnenschein sowie in Küstennähe) zu
erwarten.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das aus dem zweiten Austropfprozess
hervorgegangene Tief vor die holländische Küste. Hierdurch können die
Niederschläge unter leichter Verstärkung (aber fernab von jeglicher
Warnrelevanz) im Nordwesten weiter landeinwärts ausgreifen. Mit der im Osten
weiter nach Süden vordringenden Kaltfront kommen dann auch in Mitteldeutschland
und bis in die Lausitz hinein geringe Niederschläge zustande.
Im Süden und Südosten dürfte erneut Nebel entstehen oder sich bereits
vorhandener Nebel verdichten. Vom östlichen und zentralen Mittelgebirgsraum
südwärts ist leichter Frost zu erwarten; bei dichtem Nebel und Frost kann
örtliche Glätte nicht ausgeschlossen werden.

Freitag … weitet sich ein von der nördlichen Nordsee bis zu den Lofoten
reichender Keil nach Lappland aus und schwenkt nach Karelien. Das an dessen
Südflanke, d.h. vor der holländischen Küste liegende Höhentief ändert seine Lage
kaum. Gestützt durch den Keil erfolgt auch über dem Ostseeraum Druckanstieg, so
dass der Gradient auch im Norden und Nordosten aufweicht. Der zunehmende
Hochdruckeinfluss sorgt im Nordwesten und Norden daher für ein alsbaldiges
Nachlassen der ohnehin geringen Niederschläge. Im Bereich der über dem Norden
und Nordosten noch liegenden, aber sich auflösenden Kaltfront hält sich noch
mehrschichtige Bewölkung. Ansonsten lösen sich Nebel und Hochnebel auch in
Tälern und Niederungen teilweise auf, teils bleibt es neblig-trüb. In höheren
und teils auch im mittleren Lagen sowie im Lee der Mittelgebirge besteht die
Chance auf sonnige Abschnitte. Eine Temperaturänderung erfolgt kaum.

In der Nacht zum Samstag wird das über der Nordsee liegende Höhentief, das den
Charakter eines Kaltlufttropfens angenommen hat, nach Norden gesteuert. Durch
den nunmehr bis zur Petschora-Mündung reichenden Keil wird eine meridionale
Hochbrücke gestützt, die sich von Schweden über Westpolen bis nach Griechenland
erstreckt. An deren Rand kommt zwar eine schwache südöstliche bodennahe
Windkomponente zustande. Eine erneute Bildung von Nebel oder Hochnebel bzw.
deren Verdichtung dürfte dies jedoch nicht unterbinden.

Samstag … gliedert sich der über der Nordsee liegende Kaltlufttropfen der
Frontalzone an. Der nach wie vor von Südeuropa über den Ostseeraum und Karelien
nordostwärts reichende Keil wird durch einen über Weißrussland nach Süden
ablaufenden Kaltlufttropfen blockiert. Gestützt durch diesen Keil kräftigt sich
die mit ihrer Achse knapp östlich von Deutschland liegende Hochdruckzone. Die
ost- bis südöstliche bodennahe Windkomponente kann sich hierdurch ein wenig
verstärken. Für warnrelevante Böen oder für die großflächige Auflösung von Nebel
oder Hochnebel sollte es jedoch nicht reichen. Somit lässt sich nur
Erhaltungsneigung beschreiben.
Gegenüber den Vortagen dürfte aufgrund der negativen Strahlungsbilanz und des
bodennahen Zustroms kälterer Luft die Temperatur leicht zurückgehen. Selbst mit
Hilfe der Sonne sind kaum noch 10 Grad zu erwarten. Bei zähem Nebel kann
ganztägig leichter Frost nicht ausgeschlossen werden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann