SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.11.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Hoch Mitteleuropa Übergang zu einer antizyklonalen Westlage. Teils
Nebel/Hochnebel, teils Sonne. Im weiteren Verlauf in der Nordhälfte Regen

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … herrscht ein stark mäandrierendes, meridionales Strömungsmuster vor.
Über dem Ostatlantik liegt ein stärker entwickelter Langwellentrog, dem ein
Osteuropahoch gegenübersteht, das wiederum von einem Russlandtrog flankiert
wird. Deutschland befindet sich dabei in einer schwachen südwestlichen
Höhenströmung wobei sehr warme Luft in der Höhe herangeführt wird, die sich noch
zusätzlich durch starkes Absinken weiter erwärmt. Die 12 UTC-Soundings zeigen
eine scharfe Absinkinversion, deren Untergrenze zwischen 950 und 900 hPa (700 –
900 m) liegt. Unterhalb sind die mittleren und südlichen Landesteile abgesehen
von einigen Leelagen und dem Alpenrand von einer dichten Nebel- und
Hochnebeldecke bedeckt, aus der örtlich etwas Sprühregen fällt. Knapp unterhalb
der Inversion geht die Temperatur in den Frostbereich, sodass in den
Mittelgebirgen dort gefrierender Nebel mit entsprechender Glätte auftritt.
Nördlich der Mittelgebirge ist die Bewölkung ebenfalls teilweise aufgelockert.
Im Nordwesten zieht jedoch im Laufe der Nacht durch die WLA des näher kommenden
Troges dichtere hohe und mittelhohe Bewölkung auf. In den Gebieten, wo es klar
ist, gibt es verbreitet Frost, im Süden zum Teil auch in den Nebelgebieten,
wobei dort mit Reifglätte zu rechnen ist.

Mittwoch … rückt über dem Atlantik ein weiterer Keil nach und stößt Richtung
Island und ins Nordmeer vor. An dem weiter östlich liegenden Langwellentrog
setzt ein Abtropfprozess südlich von Irland ein. Mitteleuropa verbleibt unter
dem Einfluss der osteuropäischen Hochdruckzone. Durch starkes Absinken erwärmt
sich die Luft in der Höhe weiter. Die Absinkinversion wird dabei weiter nach
unten gedrückt und liegt in den Vorhersagesoundings am Mittwochnachmittag
unterhalb von 950 hPa. So lockert der Nebel und Hochnebel im Tagesverlauf
vielerorts auf. Im Westen ziehen aber weiterhin dichtere hohe und mittelhohe
Wolken durch, die durch WLA entstehen. Vom Lausitzer Bergland bis zum Zittauer
kommt im Tagesverlauf durch die Verschärfung der Inversion und der etwas stärker
werdenden Südströmung Böhmischer Wind in Gang. Ob es für Windböen über 50 km/h
reicht, wie von ICON und COSMO-D2 prognostiziert, bleibt fraglich, da diese
Modelle solche Ereignisse meist zu aggressiv prognostizieren. Am Erzgebirge
setzt durch das Absinken der Inversion eher eine Umströmung ein.
In der Nacht zum Mittwoch ist der Cut-Off westlich der Iberischen Halbinsel
vollendet und das Trogresiduum zieht von Groß Britannien Richtung Nordsee. Somit
erreicht dichtere Bewölkung den Nordwesten, die mit der Kaltfront eines Tiefs
über Nordskandinavien in Verbindung steht.
Ansonsten beginnt die Nacht wieder vielerorts klar, wobei sich im weiteren
Verlauf wieder Nebelfelder ausbreiten. Bei verbreitetem Frost in der
Südwesthälfte muss vorwiegend in den Nebelgebieten wieder mit Reifglätte
gerechnet werden.

Donnerstag … kommt das Osteuropahoch weiter ostwärts voran und macht Platz für
das besagte Trogresiduum, dass mit der Kaltfront auf den Nordwesten übergreift.
Die Kaltfront richtet sich aber immer mehr strömungsparallel aus, sodass sie
mangels Schub über dem Nordwesten ins schleifen gerät. So greifen im
Tagesverlauf frontale Niederschläge zunächst auf den Nordwesten, später auf den
gesamten Norden über. Während ECMWF und GFS die Schleifzone vom Münser- und
Emsland ostwärts sehen, zeigt ICON im neuen Lauf eine etwas nördliche Variante.
Da in den mittleren Schichten noch trocknere Luft vorhanden ist und sich die
Hebungsprozesse an der Front in Grenzen halten, wird der Regen nur aus den
Schichten unterhalb von 700 hPa produziert und ist dementsprechend wenig
intensiv. (1 – 3 mm im ECMWF im Westen der Schleifzone bis 5 mm in 24 h). Die
trogvorderseitige Hebung sorgt zumindest für etwas Durchmischung. Genug, damit
sich die Nebel- und Hochnebelfelder in der Südhälfte vielerorts auflösen.

Freitag … wird das Hoch weiter nach Osten verdrängt und verliert weitestgehend
seinen Einfluss auf Deutschlands. Der Trog legt sich über die Nordhälfte
Deutschlands, wobei sich seine Achse weiter zonal ausrichtet. Auf seiner
Rückseite stößt das vom Atlantik folgende Hoch über Groß-Britannien nach
Skandinavien vor. Dadurch wird über Norddeutschland ein Cut-Off-Prozess
ausgelöst. Während der dadurch entstehende Kaltlufttropfen von GFS über NRW
simuliert wird, sehen ihn ECMWF und ICON mit seinem Zentrum über der Nordsee.
Entsprechend unterscheiden sich auch die Vorhersagen. Im GFS liegen die Reste
der im thermischen Feld kaum noch sichtbaren Kaltfront über der Mitte
Deutschlands, wobei dort leichter Regen fällt. Laut ICON und ECMWF liegt das
Wolkenband deutlich weiter im Norden. In den GFS und ECMWF-Ensembles lässt sich
bereits am Freitag bereits eine verhältnismäßig breite Streuung über der
Nordhälfte erkennen (-5 bis +4 °C auf 850 hPa für Gitterpunkt Hamburg), sodass
es weiterhin unklar ist, wo der KLT zum Liegen kommt. Der ECMWF-Hauptlauf
favorisiert einen der nördlicheren Varianten.
In der Südhälfte herrscht währenddessen weiterhin teils Hochnebel, teils
sonniges Wetter vor.

Modellvergleich und -einschätzung

Im Wesentlichen wird die Wetterlage bis Donnerstag gleich simuliert. Bis die
Unsicherheiten am Freitag bezüglich des Kaltlufttropfens geringer werden, ist
zur Prognose das ENS-Mittel empfohlen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold