S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.11.2020 um 10.30 UTC

Antizyklonal geprägte Großwetterlage mit Hang zu Nebel und Hochnebel. Kein
Wintereinbruch und keine Entspannung der Trockenheit in einigen Regionen,
derzeit in Sicht.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 28.11.2020

Am Dienstag liegt ein breiter Höhenrücken über Mitteleuropa und stützt ein
Bodenhoch mit Zentrum über Südosteuropa. An seiner Nordflanke wird der Rücken
von Warmluftadvektion überlaufen, sodass im Norden von Deutschland dichtere
Wolken zu erwarten sind. Es gibt aber kaum Niederschlag.
Im Rest des Landes dominiert antizyklonaler Einfluss. Aufgrund der geringen
Druck- und Geopotentialgegensätze gibt es über der Mitte und dem Süden häufig
Nebel und Hochnebel, die sich ganztags halten können. Einzig im höheren Bergland
und an den Nordhängen der Mittelgebirge kann auch länger die Sonne scheinen.

Am Mittwoch verlagert der Rücken seinen Schwerpunkt etwas weiter nach Osten,
sodass die Höhenströmung auf Südwest dreht. Damit hält der Zustrom höhenmilder
Luft an. Dadurch verstärkt sich auch die Inversion (8 Grad in 850 hPa, 0 Grad in
950 hPa). Dementsprechend halten sich zum Teil wieder ganztags Nebel- und
Hochnebelfelder. Die besten Sonnenchancen gibt es wieder an den Nordhängen der
Mittelgebirge und ab einer Höhenlage von etwa 700 m.

Am Donnerstag zieht sich der Rücken noch etwas weiter nach Südosten zurück.
Während im Süden der gradientschwache, antizyklonale Einfluss weiter
vorherrschend ist und sich teils Nebel und Hochnebel halten, arbeitet sich in
den Norden eine schwache Kaltfront mit etwas Niederschlag, die bis zum Nordrand
der Mittelgebirge vorankommt.

An allen Tagen liegen die Maxima in den Dauernebelgebieten im Süden nur um den
Gefrierpunkt, während mit Föhnunterstützung in NRW bis 13 Grad erwartet werden.

Am Freitag und Samstag verstärkt sich dem neuesten Modelllauf folgend wieder
überall der antizyklonale Einfluss. Bei den Britischen Inseln spaltet sich ein
eigenständiges Höhenhoch ab, dessen Schwerpunkt sich in weiterer Folge nach
Dänemark verlagert und damit auch Deutschland im Griff hat. In der unteren
Troposphäre befindet sich der Hochschwerpunkt über Nordosteuropa, sodass die
Strömung auf Ost bis Nordost dreht und deutlich kältere Luftmassen kontinentalen
Ursprungs herangeführt werden. Damit gehen die Höchstwerte insgesamt etwas
zurück. Das Wetter bleibt weiterhin geprägt von Nebel und Hochnebel und nur
wenigen sonnigen Gebieten. Dabei ist es weitgehend trocken.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt die blockierende Hochdrucklage bestehen.
Zunächst dominiert das Höhenhoch. In weiterer Folge gibt es dann einen neuen
Keilvorstoß vom Atlantik. Dabei werden zunächst noch kalte Luftmassen advehiert
(Sonntag, Montag), wobei sich die -10 Grad Isotherme in 850 hPa bis knapp an
Deutschland ran arbeitet. Im Anschluss wird die kälteste Luft wieder weiter
ostwärts rausgedrückt. Dabei würde es vielfach trocken bleiben, ohne markante
Wettergefahren und kaum Änderungen beim vorherrschenden Wettergeschehen am
Boden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die grundlegende Wetterentwicklung wird zu Beginn der Mittelfrist sehr
einheitlich vorhergesagt. Zum Ende der kommenden Woche nehmen dann die
Unsicherheiten zu. Das betrifft insbesondere die Passage der Kaltfront zum
Donnerstag, die im gestrigen 12 UTC nur abgeschwächt zu sehen war. Der gestrige
00 UTC Lauf brachte sogar ein eigenständiges Höhentief über der Nordsee mit
korrespondierendem Sturmtief am Boden. Die davon ausgehenden Fronten sollten
demnach ganz Deutschland beeinflussen.
Im Anschluss zeigten alle Modellläufe eine Rückkehr zu antizyklonal geprägtem
Wetter. Keiner der beiden Vorläufe zeigt aber den Aufbau eines eigenständigen
Höhehochs, wie im jetzigen ECMW-Lauf. Stattdessen sollten den Norden immer
wieder schwache Tiefausläufer beeinflussen, die den simulierten Rücken
überlaufen würden.
Dem gestrigen 00 UTC Lauf folgend sollte am kommenden Wochenende sogar der
Atlantik wieder die Regie übernehmen und keine Kaltluft aus Osten advehiert
werden. Insofern stellen die neuesten Berechnungen schon eine deutliche
Kehrtwende dar.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich der verschiedenen Modelle zeigt doch recht große Unterschiede in
der mittelfristigen Entwicklung. Zu Beginn besteht noch Einigkeit. Spätestens
zum Donnerstag/Freitag ist diese unverkennbar. Während das ECMWF das
eigenständige Höhenhoch aufbaut, überquert bei ICON ein markanter Höhentrog
Deutschland von West nach Ost. Beim GFS dominiert die Trogrückseite, von einem
eigenständigem Höhenhoch ist hingegen nichts zu sehen.

Auch in weiterer Folge sind die Prognosen deutlich verschieden. Das GFS zeigt
dabei eine klar zyklonalere Entwicklung, als das ECMWF.

Auch unter Hinzunahme weitere internationaler Modelle, kommt man zu dem Schluss,
dass das europäische Modell mit persistenter Antiyzklonalität im 00 UTC Lauf
derzeit ziemlich alleine dasteht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen zu Beginn der Mittelfrist einen ziemlich
eng gebündelten und einheitlichen Verlauf der verschiedenen Einzelläufe. Haupt-
und Kontrolllauf bewegen sich dabei nahezu kongruent im Bereich des Median.
Im Laufe des Donnerstags nimmt der Spread dann deutlich zu. Das gilt sowohl für
das Geopotential in 500 hPa, als auch die Temperatur in 850 hPa. Das lässt
verschiedene Interpretationen zu: Kalt und antizyklonal aus Ost (wie der
Hauptlauf), mild und zyklonal aus West oder irgendwas Halbgares dazwischen.

Das Clustering im Zeitraum von Donnerstag 00 UTC (+120 h) bis Samstag 00 UTC
(+168 h) zeigt die volle Bandbreite an sechs Lösungen, was die bestehende
Unsicherheit gut zum Ausdruck bringt. In allen Fälle lässt sich eine positive
Geopotentialanomalie finden, die aber an unterschiedlicher Stelle liegt. Das hat
dann wiederum auch Einfluss darauf, ob Deutschland eher zyklonal oder
antizyklonal geprägt ist.
Im weiteren Verlauf von Sonntag 00 UTC (+192 h) bis Dienstag 00 UTC (+240 h)
gibt es fünf Lösungen. Diese zeigen mehrheitlich einen zyklonalen Touch,
allerdings mit Unterschieden in der tatsächlichen Ausprägung.

Das Ensemble des GFS zeigt ebenso wie das ECMWF eine deutliche Zunahme des
Spreads zum Ende der kommenden Woche, wobei auch Haupt- und Kontrolllauf
auseinandertriften. Die Niederschlagssignale sind insgesamt recht verhalten.

FAZIT: Bis zum Donnerstag scheint die (antizyklonale) Entwicklung eingetütet.
Spätestens ab dem Freitag /kommendes Wochenende ist eine klare Prognose am
heutigen Tage noch nicht möglich. Weder ein kräftiger Hochdruckblock (ECMWF)
noch das Übergreifen atlantischer Luftmassen (GFS) kann ausgeschlossen werden.
In Mehrzahl der Lösungen deutet sich aber eher irgendwas dazwischen an. Eine
primär antizyklonal geprägte Großwetterlage mit schwachen zyklonalen Störungen.
Weder ein Wintereinbruch, noch die Entspannung der Trockenheit (in einigen
Regionen) ist aktuell in Sicht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im mittelfristigen Warnzeitraum sind derzeit keine markanten Wettererscheinungen
zu erwarten. Dementsprechend gibt es auch vom EFI keinerlei Signale

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer