SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.11.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht im Süden und der Mitte verbreitet leichter bis mäßiger Frost,
außerdem dort gebietsweise Nebel und stellenweise Glätte. An der Nordsee
zunehmend stürmische Böen oder Sturmböen, am Samstag auf die Ostseeküste
ausweitend.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … verliert ein schmal konturierter, von der Halbinsel Kola bis nach
Ostösterreich reichender Trog langsam seinen Einfluss auf Deutschland.
Nachfolgend schiebt sich ein umfangreicher Geopotentialrücken (500 hPa) von
Nordwesteuropa ostwärts, seine Achse erreicht gegen Mitternacht eine Linie von
Schweden über die Nordsee bis zur Normandie. Im Bodendruckfeld positioniert sich
ein Hochdruckgebiet mit seinem Schwerpunkt zunehmend über dem Alpenraum, sodass
im Süden und großen Teilen der Mitte Deutschlands Absinken überwiegt. Der
leichte Schneefall an den Alpen klingt daher in den nächsten Stunden weitgehend
ab, dafür bilden sich bei zunehmendem Aufklaren gebietsweise Nebelfelder aus.
Die eingeflossene Meeresluft polaren Ursprungs kühlt dort während der Nacht
zudem stark aus, daher sind Frühwerte zwischen -1 und -5 Grad, im südlichen
Alpenvorland bis -7 Grad wahrscheinlich. In höher gelegenen Alpentälern sorgt
der frisch gefallen Schnee örtlich für Werte bis -9 Grad. Different zu
betrachten ist der Norden, denn dort nähert sich in der Nacht die Warmfront
eines Sturmtiefs bei Island an und erreicht in den Frühstunden den äußersten
Nordwesten. WLA-bedingter Bewölkungsaufzug verhindern damit im Norden
Tiefstwerte im negativen Bereich, an der Nordsee sinkt die Temperatur nicht
weiter als auf +6 Grad. Allerdings nimmt der Gradient im Nordwesten Deutschlands
etwas zu, sodass der Wind an der Nordsee Bft 8 aus Südwest erreicht. Auf den
Inseln und in exponierten Küstenabschnitten sind einzelne Sturmböen Bft 9
wahrscheinlich. Die höchste Glättewahrscheinlichkeit durch überfrierende Nässe
besteht während der Nacht in den noch feuchten Lagen des Berglandes,
insbesondere am Alpenrand und im Erzgebirge, sowie in den Nebelgebieten des
Südens und der Mitte.

Samstag … orientiert sich der Rücken 500 hPa aufgrund des sich verstärkenden
Troges über dem Europäischen Nordmeer zunehmend in Südwest-Nordost-Richtung,
wobei seine Achse während der Mittagstunden diagonal über Deutschland verläuft.
Im Bodendruckfeld zeigt sich weiterhin der Gegensatz zwischen der von Frankreich
bis nach Osteuropa reichenden Hochdruckzone und dem Einfluss des Nordmeertiefs.
Die dazugehörende Warmfront erreicht im Tagesverlauf Polen, die nachgelagerte,
einer über Südnorwegen einer Wellenbildung unterlegenden Kaltfront zu Mittag die
mittlere Nordsee. Die gradientbedingten Böen aus Südwest bleiben an der Nordsee
in ähnlicher Stärke erhalten und weitern sich am Tag auf die Ostseeküste und das
unmittelbar an die See grenzende Binnenland aus. In Küstennähe muss daher
weiterhin mit stürmischen Böen (Bft 8), in exponierten Bereichen mit Sturmböen
(Bft 9), im Binnenland mit einzelnen steifen Böen (Bft 7) gerechnet werden. Auch
auf den Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge kommt es zu
stürmischen Böen (Bft 8) oder Sturmböen, auf dem Brocken auch zu einzelnen
schweren Sturmböen (Bft 10). Im Norden weitet sich die WLA-induzierte
mehrschichtige Bewölkung in Richtung Mitte aus, außerdem fällt zeitweise
leichter Regen. Im Süden dauert das ruhige spätherbstliche Wetter an, wobei sich
in den tiefen Lagen oft länger Nebel oder Hochnebel hält. Im Bergland sowie
besonders am Alpenrand scheint dagegen die Sonne. Während bei hartnäckigem Nebel
am Nachmittag nur um +2 Grad erwartet werden, sind an der Nordsee bei deutlich
besserer Durchmischung bis +12 Grad möglich.
In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Trog über dem Nordmeer weiter in
Richtung Finnland aus, der Rücken über Mitteleuropa wird dadurch weiter
abgeflacht. Die Kaltfront des vorhin erwähnten Sturmtiefs erreicht in den
Nachtstunden die Nordseeküste und Dänemark und führt im Nordwesten sowie
generell an der See für schauerartige Niederschläge. Der Bodendruckgradient
fächert im Laufe der Nacht von Westen her auf, sodass die Böigkeit des Windes im
Norden etwa um eine Windstärke abnimmt. Meist sind es an der Küste daher nur
noch steife bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus südwestlichen Richtungen. Der
Süden verbleibt ungebrochen unter Hochdruckeinfluss, sodass dort wieder die
Ausbildung von Nebel und Hochnebel angesagt ist. Durch die länger klaren
Abschnitte sinkt die Temperatur dort wieder deutlich in den Frostbereich, wobei
im südlichen Alpenvorland und vor allem direkt an den Alpen Tiefstwerte unter -5
Grad wahrscheinlich sind. In der Nordhälfte bleibt es dagegen frostfrei.

Sonntag … etabliert sich im Norden die am Rande des nordeuropäischen Troges
relativ glatt verlaufende westliche Höhenströmung. Darin eingelagert ist
weiterhin die vorhin erwähnte Kaltfront, die den Norden im Tagesverlauf nach
Osten passiert. Nördlich des Mains fällt dabei bei starker Bewölkung meist
leichter Regen, der am Nachmittag von Norden her rasch abklingt. Zudem lockern
die Wolken von der Nordsee her postfrontal etwas auf. Entlang der Küsten treten
am Rande der Frontalzone weitere steife, vereinzelt stürmische Böen (Bft 7 bis
8) aus westlichen Richtungen auf. Auch auf dem Brocken ist die eine oder andere
Sturmböen noch dabei. Der Süden bleibt dagegen in den peripheren Regionen des
Höhenrückens (500 hPa) über der Iberischen Halbinsel und Südfrankreich. Damit
definiert sich der Tag dort weiterhin durch sich nur langsam auflösenden Nebel
oder Hochnebel in den Niederungen und längerem Sonnenschein in den Alpen sowie
in den Kammlagen der Mittelgebirge. Im Tagesverlauf schiebt sich zudem die
mehrschichtige Bewölkung aus dem Norden über die Mainlinie hinaus südwärts. Bei
den Tageshöchstwerte gibt es weiterhin ein Nordwest-Südostgefälle mit bis zu 12
Grad an der Nordsee und maximal 2 Grad in den Nebelgebieten entlang der Donau.
In der Nacht zum Montag bleibt die glatte zonale Höhenströmung über Deutschland
zunächst erhalten, bevor in der zweiten Nachthälfte von der Nordsee her ein
Kurzwellentrog auf den äußersten Norden übergreift. Damit wird die über der
Mitte befindliche Luftmassengrenze durch vorderseitige Hebung aktiviert, sodass
sich der Regen in einem breiten Streifen von NRW bis in die Lausitz etwas
intensiviert. Warnrelevanz ist aber keine gegeben. Nördlich davon gibt es im
Bereich des Troges eine Mischung aus starker Bewölkung und klaren Abschnitten,
in Küstennähe besteht eine erhöhte Schauerwahrscheinlichkeit. Die Böensituation
an der See bleibt mit steifen bis stürmischen Böen (Bft 7 bis 8) bestehen. Im
Süden weitet sich Nebel- und Hochnebel wieder aus. Von Relevanz sind aber
kleinräumig wirksame Hebungsprozesse, die in der feuchten Grundschicht zu
Nebelnässe führen könnten. In Verbindung mit negativen Temperaturwerten ist auch
Bildung von örtlichem Glatteis nicht gänzlich ausgeschlossen – vor allem ICON
reagiert an der unteren Donau sehr sensitiv auf die synoptischen
Rahmenbedingungen mit „roten Schlangen“.

Montag … zieht der vorhin erwähnte Kurzwellentrog im Laufe des Vormittags nach
Polen ab. Nachfolgend baut sich über Nordwesteuropa langsam ein nachfolgender
Rücken auf. Bodennah stützt dieser das weiterhin über dem Südwesten des
Kontinents und über dem Alpenraum befindliche Bodenhoch, sodass sich dieses
etwas verstärkt. Die über der Mitte des Landes befindlichen Niederschläge ziehen
damit im Laufe des Vormittags nach Osten ab. Damit ist es am Nachmittag mit
Ausnahme von wenigen Schauern an der Ostsee weitgehend trocken. Mit dem sich
wieder verstärkenden Hoch bleibt auch der Gradient im Norden gut für weitere
steife Böen (Bft 7) entlang der Küstenlinie. Die Temperaturwerte bleiben im
herbstlichen Bereich.
In der Nacht zum Dienstag amplifiziert sich der Rücken über der Nordsee und
greift etwas nach Osten aus. Damit verstärkt sich der antizyklonale Einfluss und
die Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung von Nebel- oder Hochnebel steigt. Nach
EZMW überquert dem Norden ein rasch nach Osten ablaufender Randtrog, der dort
für eine auflebende Schaueraktivität sorgt. Leichter Frost ist meistens nur im
Bergland sowie in Muldenlagen zu erwarten. Der Wind bleibt in seiner Ausprägung
ähnlich den Vormittagswerten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die verschiedenen Modelle simulieren den kurzfristigen Vorhersagezeitraum
weitgehend einheitlich (relevante Abweichungen wurden im Text erwähnt),
abgesehen von den erwarteten Unterschieden bei der Nebel- und
Hochnebelproblematik im Süden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri