S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.11.2020 um 10.30 UTC

Im Küstenumfeld oft stürmisch, im Süden eher ruhiges Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 25.11.2020

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Samstag zieht ein Langwellentrog, der sich
von der Barentssee über Belarus bis nach Ungarn erstreckt, ostwärts ab.
Nachfolgend wölbt sich, von den Azoren ausgehend, ein Höhenkeil in Richtung
Skagerrak. Strahlender Sonnenschein wird dem Wettercharakter aber dennoch nicht
beschreiben. Über dem Atlantik verlagert sich von Island her ein hochreichendes
Tief, mit einer Kernisobare von 960 hPa um 12 UTC, in Richtung Nordnorwegen. Die
dazugehörige Frontalzone wird zwar nach Süden hin von dem Höhenkeil blockiert,
jedoch sorgt die dazugehörige Warmfront in der Mitte und im Norden von
Deutschlands für starke Bewölkung und leichten Regen. Weiterhin frischt der Wind
mit Zunahme des Druckgradienten im Küstenumfeld und auf den Bergen teils
stürmisch auf. Abends bzw. in der Nacht zu Sonntag ist die Warmfront bereits
nach Polen abgezogen. Insgesamt gelangen mit der Warmfront etwas mildere
Luftmassen nach Deutschland. In 850 hPa steigen die Temperaturen im Vergleich zu
Freitag 12 UTC von -5 Grad auf +2 Grad am Samstag 12 UTC an. Es gelangen aber
auch feuchtere Luftmassen nach Deutschland, die in den nachfolgenden Tagen für
eine anhaltende Nebel- oder Hochnebellage sorgen könnten.
In der Nacht zu Sonntag kann die Frontalzone bis in den Norden vorstoßen, jedoch
sorgt der Höhenkeil für Absinken und somit auch für teilweise Wolken aber nicht
Nebelauflösung.

Am Sonntag kann die Frontalzone etwas weiter in die Mitte von Deutschland
vordringen. In den Norden gelangt rückseitig wieder etwas kühlere Luft mit 850
hPa Temperaturen um 0 Grad, an den Alpen hält sich noch bis zu 8 Grad in 850
hPa. Der Druckgradient zwischen dem Tief über Nordnorwegen und dem Hoch über
Südwesteuropa sorgt auch weiterhin für teils Sturmböen im Küstenumfeld und in
der Höhe auch auf den Bergen.
In der Nacht zu Montag verlagert sich das Tief über Nordnorwegen langsam
ostwärts in Richtung Finnland.

Am Montag verlagert sich die unter Hochdruckeinfluss geratene Frontalzone etwas
weiter nach Süden. Der Norden bliebt indes im Einflussbereichs des sich langsam
auffüllenden und nach Osten abziehenden Tiefs über Nordfinnland. Somit liegen
die thermischen Gegensätze zwischen Nord und Süd zwischen -3 Grad im Norden und
+5 Grad im Süden in 850 hPa. Auch der Wind bleibt im Küstenumfeld weiterhin
stürmisch.
Südlich von Grönland entwickelt sich derweil ein neues „Sturmtief“, auf dessen
Vorderseite kann der Hochkeil wieder nach Norden bzw. mit der
Ostwärtsverlagerung des atlantischen Tiefs auch nach Nordosten ausgreifen. Das
hochreichende Tief über Nordfinnland entwickelt sich dabei in einen Trog, dessen
Achse in Richtung Polen zeigt. Im Nordosten hält anfangs noch der zyklonale
Einfluss bzw. das Rückseitenwetter, während von Südwesten her der antizyklonale
Einfluss nun auch auf den Nordwesten übergreift. Vor allem im Ostseeküstenumfeld
bleibt es aber weiterhin stürmisch.

Am Dienstag greifen die Ausläufer der Warmfront des Atlantiktiefs auf den
Nordwesten über und sorgen für etwas Regen und auffrischenden Wind. Dabei
schwenkt der skandinavische Trog ostwärts ab und auch der Nordosten von
Deutschland gerät unter Hochdruckeinfluss. Die nach Osten vorstoßende Warmfront
sorgt allerdings dafür, dass der Sonnenscheingenuss nicht so stark ausgeprägt
ist.
Über dem Atlantik kommt es währenddessen zu einer Trogbildung, die die
Frontalzone auf dessen Vordersite weiter nach Osten, sprich über die britischen
Inseln drängt. Über Deutschland befindet sich die Temperaturen 850 hPa mit
Werten zwischen +0 und +7 Grad im positiven Bereich.
In der Nacht zu Mittwoch bzw. auch am Mittwoch kommt es entlang der Frontalzone
über dem Atlantik zu einer Wellentiefbildung. Der Hochkeil erstreckt sich dabei
bis nach Finnland und blockiert ein rasches Übergreifen der Front nach Osten.
Das Hoch verlagert sich gleichermaßen etwas nach Osten.

In der erweiterten Mittelfrist tropft der atlantische Trog westlich von Portugal
ab, das Residuum des Troges schwenkt bis zum Wochenende über Deutschland nach
Osten hinweg. Es wird somit auch im Süden unbeständiger.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS Laufs mit den Vorläufen ist sehr gut. Im
Küstenumfeld und auf Kamm- und Gipfellagen bleibt der Wind fast im gesamten
Zeitbereich stark bis stürmisch aus vorwiegend West bis Südwest. Ansonsten ist
eine nennenswerte und signifikante Warnlage im Mittelfristbereich nicht in
Sicht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Großen und Ganzen sehen auch andere Globalmodelle die Entwicklung ähnlich.
Mal wird an der Frontalzone etwas mehr Niederschlag oder Bewölkung simuliert,
generell stimmen aber die Szenarien bis zum Schluss des Mittelfristzeitraums
überein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Plume von IFS ist der Spread bis Montag bei 500 Geopot. und 850 hPa recht
eng. Nachfolgend gibt es einige Unsicherheiten vor allem beim 500 Geopot. Es
gibt einige Member die ein deutlich tieferes Geopotenzial am Dienstag und
Mittwoch prognostizieren.
Der Plume vom GFS ist im Vergleich mit geringeren Unsicherheiten unterwegs.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h 3
verschiedene Cluster. Der Hauptlauf und der Kontrolllauf ist mit insgesamt 20
Membern in Cluster 1. Cluster 2 besitzt ebenfalls 20 Member und Cluster 3 11
Member. Cluster 1 und 2 unterschieden sich im Bereich Mitteleuropa kaum
voneinander. Cluster 3 simuliert den Hochkeil am Dienstag und Mittwoch nicht so
stark wie Cluster 1 & 2.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Küstenumfeld und auf dem Brocken gibt es quasi im gesamten
Mittelfristzeitraums Hinweise auf stürmische Böen oder Sturmböen BFT 8-9.

Ansonsten gibt es keine Hinweise auf markante Wettergefahren.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher