S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.11.2020 um 10.30 UTC

Zunächst sehr mild. Zum Wochenwechsel nach Durchzug von Tiefausläufern leichte
Abkühlung und rasch wieder Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 18.11.2020

Am Samstag, dem ersten Tag der Mittelfrist, liegen wir unter einer südwestlichen
Strömung zwischen hohem Luftdruck über Süd- und Südosteuropa und einem
Tiefkomplex mit Schwerpunkten bei Schottland und über dem Nordmeer. Dabei
gelangt milde Meeresluft nach Mitteleuropa, die im Süden antizyklonalem Einfluss
unterliegt, während nach Norden hin eher zyklonale Verhältnisse herrschen.
Am Sonntag nähert sich über Westeuropa ein markanter Höhentrog, der das hohe
Geopotential und damit auch die Bodenhochdruckzone nach Südosten abdrängt. Das
zugehörige Tiefdruckgebiet zieht in die nördliche Nordsee, während das
okkludierende Frontensystem im späteren Tagesverlauf auf den Nordwesten
Deutschlands übergreift. Präfrontal gelangt sehr milde Luft zu uns, in der die
Temperaturen in 850 hPa bis nahe 10 Grad steigen, was verbreitet zu
Höchsttemperaturen zwischen 14 und 19 Grad führt. Der Gradient verschärft sich
deutlich und es setzen Regenfälle ein, die sich rasch ostwärts ausbreiten. An
den Küsten und im Bergland sind stürmische Böen oder Sturmböen zu erwarten.
Am Montag schwenkt der Trog über Mitteleuropa zügig nach Osten durch, während
das Frontensystem wahrscheinlich schon zu Tagesbeginn abgezogen ist. Von Westen
her erreicht uns ein Schwall frischer Meereskaltluft, in der die Werte in 850
hPa auf ca. 0 Grad zurückgehen. Dank zunächst guter Durchmischung hält sich die
Abkühlung in Bodennähe aber in Grenzen. Mit Annäherung eines Höhenrückens über
Westeuropa setzt rasch wieder Wetterberuhigung ein.
Am Dienstag und Mittwoch formiert sich zunächst über dem Nordatlantik ein
Langwellentrog, der langsam bis vor die Küsten des Kontinents vorankommt. Im
Gegenzug wölbt sich von Südwesteuropa ein breiter Höhenrücken über Mitteleuropa
bis in den Nordwesten Russlands auf, der im Bodendruckfeld ein Hochdruckgebiet
induziert, dessen Schwerpunkt von Süddeutschland Richtung Osteuropa wandert.
Damit verbunden setzt sich wieder ruhiges Herbstwetter bei uns in Deutschland
durch und die eingeflossene Luftmasse beginnt zu altern bei zunehmender Nebel
und Hochnebelneigung.
In der erweiterten Mittelfrist scheint sich ein neuer Langwellenkeil
aufzuwölben, allerdings westlich von uns. Damit wäre die Grundlage für eine
nordwestliche Anströmung gelegt mit der Zufuhr insgesamt kälterer Meeresluft bei
leicht wechselhaftem Wettercharakter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuelle ECMWF-Laufes ist grundsätzlich gegeben. Abweichungen
unter den Läufen gibt es hinsichtlich Phase und Amplitude der kürzeren Wellen.
So ist die Amplitude des Troges am Wochenende bzw. zu Wochenbeginn vergrößert,
was seine Ostprogression vermindert. Entsprechend wird die Front am
Sonntag/Montag nun aktiver gerechnet mit deutlicherer Gradientzunahme und
kräftigeren Regenfällen. Dagegen fällt der Keil in der neuen Woche etwas flacher
aus, als in den Vorläufen, was ein etwas südlicheres Hochdruckgebiet am Boden
zur Folge hat und ein schnelleres Vordringen feuchter Luftmassen zumindest in
die Nordhälfte des Landes begünstigt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Ablauf wird von den anderen betrachteten Globalmodellen, ICON und GFS, im
Großen und Ganzen ähnlich simuliert. Die Abweichungen beschränken sich eher auf
Details, die für den mittelfristigen Zeitraum nicht gravierend sind. GFS zeigt
die Passage des Troges und der vorgelagerten Tiefausläufer zum Wochenwechsel
verlangsamt und abgeschwächt gegenüber den anderen Modellen. Aber auch danach
schlagen ICON und GFS mit dem erneuten Aufwölben des – sogar sehr ähnlich
gelagerten – Höhenrückens, denselben Weg ein wie die Europäer.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles den oben
beschriebenen Ablauf. Die Passage des Frontensystems zeichnet sich in den
Niederschlagssignalen ebenso gut ab, wie die Trogpassage bei den
Geopotentialkurven und der damit verbundene Temperaturrückgang in 850 hPa. Auch
die folgende Wetterberuhigung wird von den Ensembles mitgetragen, da das Gros
der Geopotentialkurven wieder einen deutlichen Anstieg zeigt. Allerdings nimmt
der Spread nächste Woche immer mehr zu.
Die Cluster unterscheiden sich im ersten Zeitschritt bis +96h nicht viel
voneinander. Während da aber der Hauptlauf noch in Cluster 1 liegt, rutsch er im
folgenden Zeitschritt bis +168h in den Cluster 6 (6 Member). Die groben
Strukturen, dass sich nämlich wieder eine positive Geopotentialanomalie über
Mitteleuropa aufbaut, lassen sich aber in fast allen anderen Clustern ebenfalls
finden. Die Unsicherheiten halten sich also, trotz der 6 Cluster, in Grenzen.
Für die erweiterte Mittelfrist lassen sich aus Sicht der Clusterung dann kaum
noch verwertbare Aussagen treffen. Die Strömungsmuster der einzelnen Cluster
unterscheiden sich sehr, sodass die im ersten Abschnitt angedeutete Nordwestlage
mit einigen Fragezeichen versehen werden muss.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikante Wettererscheinungen sind mittelfristig in erster Linie vom Wind her
zu erwarten. Zum Wochenwechsel sind mit Trogpassage und Durchzug der
Tiefausläufer an den Küsten und im Bergland stürmische Böen oder Sturmböen
wahrscheinlich. Im Westen langt es vielleicht für die ein oder andere stürmische
Böe bis in tiefe Lagen. Signale hierfür sind im EFI, im Mos und in den
probabilistischen Verfahren, ECM EPS, zu finden. Eine wirklich markante
Sturmlage steht aber nicht an.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner