S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.11.2020 um 10.30 UTC

Vor allem im Westen und Norden leicht unbeständig und bis Sonntag mit Ausnahme
des Südostens sehr mild.
Ab Montag kühler und wieder zunehmender Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.11.2020

Am Freitag zieht ein Cut-Off-Tief vom nordöstlichen Niedersachsen bis zum Abend
zur Slowakei. Dahinter folgt ein atlantischer Höhenkeil, dessen Achse zum
Tagesende bereits über dem Osten Deutschlands liegt. Rückseitig folgt die
Okklusion eines Islandtiefs und erreicht somit abends den Westen und Nordwesten
Deutschlands mit etwas Regen.
Am Samstag zieht der Keil langsam nach Polen, so dass die Okklusion in
abgeschwächter Form auch den Osten Deutschlands überquert. Im Süden wird die
Front dagegen rückläufig und löst sich weitgehend auf. Ursache hierfür ist ein
weiterer Keil, der mit der Südwestdrift nach Süddeutschland zieht. Im
Bodendruckfeld verstärkt sich im Westen und Norden die Südwestströmung vor einem
neuen, zu den Britischen Inseln ziehenden Frontensystems eines Tiefs südwestlich
von Island. Dabei kommt erneut sehr milde Luft zu uns mit 850-hPa-Temperaturen
zwischen 5 Grad an der Küste und 8 Grad im Süden und Westen.
Am Sonntag nähert sich von Westen ein kräftiger atlantischer Höhentrog, der von
einem Zentraltief zwischen Island und Schottland ausgeht und dessen Achse zum
Tagesende den Westen erreicht. Vorgelagert ist eine Kaltfrontokklusion, die
gegen Abend den Westen und Nordwesten mit Regen erreicht. Präfrontal nimmt dabei
im Nordwesten der Gradient deutlich zu mit der Gefahr von stürmischen Böen an
der Nordsee. Auf der Vorderseite der Front strömt sehr milde Luft nach
Deutschland, so dass die Temperaturen meist zweistellig sind.
Am Montag überquert die Front bereits in den Frühstunden den Osten und Süden
Deutschland und das Zentraltief zieht zum südlichen Nordmeer. Postfrontal
gelangt mit westlicher bis nordwestlicher Strömung vor allem in den Norden und
Osten subpolare Meeresluft mit 850-hPa-temperaturen um den Gefrierpunkt. Im
Südwesten ist mit rund 5 Grad noch milde Luft wirksam.
Derweil verlagert sich ein atlantischer Höhenrücken unter Verstärkung nach
Frankreich und ein vorgelagertes Bodenhoch wandert zu den Alpen.
Der Keil bewegt sich am Dienstag unter weiterer Amplitudenzunahme langsam
ostwärts und erreicht mit seiner Achse die nordwestdeutsche Grenze. Derweil
verlagert sich das Bodenhoch zum östlichen Mittelgebirgsraum. Warmlustadvektion
in der Höhe sorgt allerdings wahrscheinlich für hohe Wolkenfelder und in einigen
Gebieten kann es anfangs neblig sein. Insofern heitert es nur örtlich auf.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Interessanter Weise gibt es zu Beginn des Mittelfristzeitraumes (Freitag) die
größten Differenzen vor allem beim Geopotentialfeld in 500 hPa.
Bereits am Donnerstag tropft nämlich ein Höhentrog nach Deutschland ab. Das
entstehende Cut-Off-Tief zieht im aktuellen Lauf ins Dreiländereck
Tschechien/Polen/Slowakei. Im Lauf von gestern 00 UTC liegt es dagegen am
Freitag, 18 UTC über Westungarn. Im Bodendruckfeld gibt es dagegen nur geringe
Unterschiede, es stellt sich nämlich vor einem neuen atlantischen Tiefausläufer
über England eine Süd- bis Südwestströmung ein. Trotz etwas niedrigerer
Temperaturen in 850 hPa im aktuellen Lauf wirkt sich die unterschiedliche Lage
des Cut-Off-Tiefs (im aktuellen Lauf eine deutlich nördlichere Bahn) beim Wetter
kaum aus.
Ab Samstag simuliert der aktuelle Lauf die synoptischen Basisfelder dann wieder
ähnlich wie die beiden Läufe von gestern (teils zyklonale, teils antizyklonale
Südwest- bis Westlage). Am Montag setzt sich nach dem aktuellen Lauf, aber auch
nach den Simulationen von gestern, bis Dienstag ein kräftiger Höhenkeil nebst
Bodenhoch über und durch.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Lage des Höhenrückens am Dienstagmittag ist bei ICON und IFS nahezu
identisch und auch das Bodenhoch liegt ähnlich. Allerdings ist die Ostflanke des
Rückens bei ICON über dem Osten anfangs zyklonal konturiert, wodurch zunächst
noch Regenfälle in einem Streifen von der Deutschen Bucht bis nach Bayern
simuliert werden. Bei GFS ist die Ostflanke des Höhenkeils etwas antizyklonaler
konturiert, wodurch das Bodenhoch am Dienstag sogar noch etwas kräftiger
ausfällt (>1035 hPa).
Der Hochdruckeinfluss ab Dienstag wird auch von NAVGEM und JMA gestützt.
GEM (Kanada) zeigt am Sonntag einen schnelleren Kaltfrontdurchgang. Anschließend
wird ab Montag aber eine antizyklonale Südwestlage simuliert mit Hochschwerpunkt
über Ost- und Südosteuropa. Am Dienstagnachmittag und Abend greift aber auf den
Nordwesten Deutschlands eine leicht schleifende Kaltfront über und präfrontal
ist es an der See sehr windig. Postfrontal gibt es dann vorübergehend am
Mittwoch eine Nordwestlage.
Diese Variante ist aber angesichts der Ensemble-Lösungen eine
Außenseiter-Lösung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse vom IFS ermittelt heute bis zum 7. Folgetag 3 Cluster, die
allesamt bis Dienstag den mitteleuropäischen Höhenrücken zeigen und eine
Bodenhochdruckzone, die von Mitteleuropa bis nach Osteuropa reicht. Anschließend
geht in der erweiterten Mittelfrist eine schwache Kaltfront durch, der erneut
Hochdruckeinfluss folgt.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt von Freitag bis Sonntag recht hohe
Temperaturen in 850 hPa (zwischen 5 und 9 Grad). Am Montag geht die Temperatur
mehr oder weniger stark zurück, um dann am Dientag/Mittwoch wieder anzusteigen
(durch Absinken bei Hochdruckeinfluss). Die Regenwahrscheinlichkeit ist recht
gering, lediglich zum Kaltfront-/ Trogdurchgang am Sonntag/Montag steigt sie
vorübergehend an.

Entsprechend erkennt man auch in den EPS-Meteogrammen von Freitag bis Sonntag
ungewöhnlich hohe bodennahe Temperaturen meist im Bereich zwischen 11 und 16
Grad. Montag ist es dann etwas kühler und ab Dienstag/Mittwoch werden nur noch
Werte um 10 Grad, am Freitag im Mittel sogar häufig unter 10 Grad erwartet. Die
Schwankungsbreite nimmt allerdings zu.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist insgesamt nur
gering.
Am Freitag ist an der Nordfriesischen Küste die Wahrscheinlichkeit für Böen Bft
8 leicht erhöht.
Am Sonntag nimmt die Gefahr von Böen Bft 8 an der Nordsee zu, hält bis Montag
und dehnt sich zur Ostsee aus.
Am Dienstag wird der Wind wieder schwächer.

Ansonsten gibt es meist keine markanten Wettergefahren. Bis Sonntagfrüh ist
allerdings die Nebelgefahr recht hoch.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden