S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.11.2020 um 10.30 UTC

Insgesamt sehr ruhiges und überwiegend von Hochdruck geprägtes Spätherbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 14.11.2020

Den Mittelfristzeitraum prägt durchweg hohes Geopotential über dem östlichen
Mitteleuropa. Zum Beginn, am kommenden Dienstag, zeigt IFS von einem Höhenhoch
über dem Balkan ausgehend einen Rücken bis nach Spitzbergen, wohingegen Tröge
über dem Ural und weit draußen auf dem Atlantik liegen. Insgesamt liegt aber die
Frontalzone relativ weit nördlich. Für unser Wetter noch interessant ist ein
Kurzwellentrog, der auf der Vorderseite des atlantischen Langwellentroges im
Bereich Frankreich/Großbritannien nordostwärts gesteuert wird. Bodennah
dominiert eine umfangreiche Hochdruckzone mit Schwerpunkt über Osteuropa die
Wetterkarte; sie weist zudem einen Keil nach Südwesten über die Iberische
Halbinsel hinweg bis in den Atlantik auf. Bei uns bringt der Kurzwellentrog dem
Westen des Landes einige Wolken, zu Regen reicht es aber kaum. Ansonsten
dominiert bei schwachem südlichen bis östlichen Wind Hochdruckeinfluss. Dabei
ist die Grenzschicht von der recht milden (meist 6 bis 8 Grad in 850 hPa)
unteren Troposphäre abgekoppelt, so dass es nicht nur nachts recht kalt ist (oft
nahe 0 Grad), sondern sich auch zähe Nebelfelder halten können. Oberhalb der
Inversion darf dagegen verbreitet mit Sonne gerechnet werden, wenngleich
Schleierwolken teilweise über den Himmel ziehen.
Mittwoch überläuft der Kurzwellentrog den bei uns dominierenden Rücken, was vor
allem in der Nordhälfte mehr Wolken aufkommen lässt und im Nordwesten kann sogar
etwas Regen fallen. Ansonsten wird wohl auch die Inversion etwas angehoben, so
dass sich die Dauernebelgebiete ausweiten.
Am Donnerstag schwächelt der Höhenrücken an seinem Fuß weiterhin: Dort zieht von
Westen her ein Höhentief heran, das am Abend die Ostsee erreicht. Bodennah zieht
sich die Hochdruckzone Richtung Südrussland zurück, weist aber nach wie vor
einen Keil nach Südwesteuropa auf, was aber den schwachen Wind eher auf Südwest
drehen lässt. Da sich das Höhentief auch bodennah abpaust, frischt der Wind im
Nordwesten sogar etwas auf. Zudem überquert ein Regengebiet weite Teile des
Landes, bringt aber unter dem Strich nicht viel Niederschlag. Ganz im Süden hält
sich noch das Hochdruckwetter. Mit dem Höhentief sinkt in 850 hPa die
Temperatur, so dass die Schichtung generell wieder etwas weniger stabil wird,
bzw. die Inversion schwächer.
Am Freitag baut sich von Westen her wieder der Rücken auf, während das Höhentief
Richtung Südosteuropa weiterzieht. Die Hochdruckzone verstärkt sich über
Nordrussland, so dass der Wind wieder auf Südost rückdreht, zumal auch westlich
der Iberischen Halbinsel der Druck fällt. In den östlichen Landesteilen fällt
noch etwas Regen, während im Westen neben hoher und mittelhoher WLA-Bewölkung
die Sonne scheint.
Am Samstag verstärkt sich der Rücken bei uns weiter, während auf dem nahen
Atlantik ein Trog näher rückt. Das Bodenhoch verstärkt sich weiter über
Russland, über dem Atlantik fällt dagegen der Druck, so dass bei uns der Wind um
Süd leicht zunimmt. Das dürfte auch dazu führen, dass bei wieder auf 6 bis 8
Grad in 850 hPa ansteigenden Temperaturen zumindest im Westen auch bodennah
Milderung zu spüren ist. Im Osten dürfte es dagegen unterhalb der sich dort
haltenden Inversion weiter recht kühl bleiben. Dort kann sich auch Nebel halten,
während ansonsten weiterhin hohe und mittelhohe Wolkenfelder über den Himmel
ziehen.
In der erweiterten Mittelfrist soll sich der atlantische Trog weiter annähern
und am Montag soll uns dann wieder ein Tiefausläufer mit Regenfällen überqueren.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Gemäß der alten Mittelfristweisheit „Höhenei – Konsistenz vorbei!“ kann von
guter Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen Vorgängern nur bis Mittwoch
gesprochen werden. Danach wird die Zugbahn des Höhentiefs über Deutschland in
jeden Lauf anders berechnet. Während dieses sich nach dem aktuellsten Lauf rasch
wieder nach Südosten verabschiedet, ließ der gestrige 12-UTC-Lauf das Höhentief
nach Polen abziehen und hinterher nicht mehr so viel Geopotential aufbauen, so
dass schon am Samstag die nächste Front nach Deutschland hereinziehen konnte.
Der gestrige 00-UTC-Lauf simulierte dagegen das Höhentief stärker und ließ es
langsam auf Deutschland übergreifen, dann aber auch erst am Samstag nach Süden
weiterziehen. Da sich zudem das russische Hoch weiter nach Westen ausdehnte
konnte der Wind etwas weiter Richtung Ost drehen und von dort eine kältere
Luftmasse einfließen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Vergleicht man das IFS mit ICON und weiteren Modellen befreundeter
Wetterdienste, so zeigen sich schon am Dienstag leichte Unterschiede zwischen
den Modellen, was die Behandlung des ersten Kurzwellentrogs angeht. Dies sollte
aber nicht so viel Auswirkung auf das tatsächliche Wettergeschehen haben. Das
Höhenei am Donnerstag und Freitag wird ebenso unterschiedlich simuliert. So soll
dieses bei ICON weiter südwärts ausgreifen und viel langsamer heranziehen und
auch deutlich langsamer nach Südosten abziehen. Auch GFS lässt es etwas weiter
südwärts ausgreifen und langsamer abziehen als IFS. Die Kanadier lassen es
dagegen recht schnell ziehen und sich über dem Alpenraum auflösen. Dagegen
schwenkt es bei UKMO nur als Kurzwellentrog über den Norden Deutschlands hinweg.
Blickt man in Richtung nächstes Wochenende, so ähnelt GEM dem IFS, während GFS
das Russlandhoch etwas weiter westlich zeigt und auch das Geopotential etwas
niedriger hält, was insgesamt etwas niedrigeres Temperaturniveau zur Folge hat.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des IFS verteilt sich im Zeitraum von Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00
UTC auf zwei Cluster. C1 (35 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) spiegelt dabei
den Hauptlauf wider mit dem Durchzug des relativ kleinen Höhentiefs (kaum am
Boden ausgeprägt) und dem anschließenden Aufbau des neuen Höhenrückens. C2 (16
Mitglieder) zeigt dagegen anschließend ein weiteres Höhentief, das unter dem
Höhenrücken durchwandert (zum Samstag). Dabei ist das Potential über
Skandinavien noch etwas höher simuliert und die Blockierung damit noch etwas
stärker. In der erweiterten Mittelfrist gibt es wieder nur ein Cluster. Es zeigt
weiterhin die starke Blockierung, wobei die Rückenachse nach Westen wandert und
von Norden erneut ein Höhentief hereinschlüpfen kann.

Die Rauchfahnen für einige Städte Deutschlands zeigen sowohl bei der Temperatur
als auch beim Geopotential vergleichsweise enge Kurvenscharen auf anhaltend
recht hohem Niveau, wobei bei der Temperatur die Ausreißer nach unten im
Wochenverlauf zunehmen. Im Norden zeigt sich eine etwas stärkere Abnahme von
Temperatur und Geopotential zum Donnerstag/Freitag hin, danach wieder Zunahme.
Leichte Niederschlagssignale treten vor allem um den Mittwoch herum auf und dann
wieder nächsten Sonntag/Montag. Die Rauchfahnen des GFS-Ensembles ähneln denen
des IFS sehr stark. Es wird aber noch etwas weniger Niederschlag simuliert. Von
den generell recht hoch simulierten Temperaturen in 850 hPa sollte man sich
nicht täuschen lassen. Bodennah kann es zumindest gebietsweise recht kühl sein,
da wird es bei der stark hochdrucklastigen Entwicklung häufig mit Inversionen zu
tun haben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wetterlage der kommenden Woche gestaltet sich außerordentlich ruhig, so dass
keine signifikanten Wettergefahren zu erwarten sind. Lediglich von Donnerstag
bis Samstag ist der Druckgradient über der Nordsee wieder ausreichend, dass
IFS-EPS eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen auf Helgoland sowie
an der nordfriesischen Küste simuliert.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann