S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.11.2020 um 10.30 UTC

Ruhiges Hochdruckwetter – Von Antizyklonaler Südlage Übergang zu einer
Omegalage.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 12.11.2020

Zu Beginn der Mittelfrist liegt am Sonntag eine langgestreckte Hochdruckzone
über Osteuropa. Ihm gegenüber steht ein Cut-Off-Tief über den Ostatlantik.
Deutschland befindet sich zwischen diesen beiden Druckgebebilden in einer nur
schwachen südlichen Strömung. Dabei wird abgesehen vom Westen ein Großteil
Deutschlands vom Höhenhoch beeinflusst. So dominiert starkes Absinken, sodass
sich die 850-hPa-Temperatur an der Oberkante der Absinkinversion auf etwa 8 °C
erwärmt hat. Die Untergrenze der Absinkinversion reicht teilweise bis zum Boden,
sodass sich trotz des schwachen Gradienten in der Früh vorhandene Nebelfelder
überwiegend auflösen werden. Nebel und Hochnebel beschränken sich tagsüber
voraussichtlich auf die Flussniederungen Süddeutschlands, sowie die Donauregion.

Im Westen wird vorderseitig des Atlantiktroges etwas feuchtere Luft
herangeführt, die unter dem Einfluss eines Kurzwellentroges, der am Ostrand des
Haupttroges über Frankreich nach Nord-Nordost geführt wird, unter Hebung
gelangt. Die Folge sind dichtere Wolkenfelder in der Westhälfte, aus der ganz im
Westen etwas Regen fällt.

Am Montag ist der Trog über die Nordsee abgezogen. Das sich abschwächende
atlantische Cut-Off-Tief verbindet sich mit einem nachrückenden, sich rasch
entwickelnden Trog südlich von Grönland. Infolgedessen stößt vorderseitig ein
Keil vom Osteuropahoch ins Nordmeer vor, sodass wieder ganz Deutschland unter
den Höhenkeil gelangt. Die Absinkinversion wird auf etwa 950 hPa (fast am Boden)
simuliert, sodass es wahrscheinlich wieder vielerorts sonnig wird. Feuchtefelder
in der Höhe sorgen wahrscheinlich für dichtere Cirrusbewölkung. Hochnebel wird
in der Donauniedrung und im Nordosten Deutschlands simuliert.

Am Dienstag und Mittwoch vergrößert der Atlantiktrog seine Amplitude und kommt
ostwärts voran. Der Höhenkeil auf der Vorderseite richtet seine Achse auf und
bildet ein Omega über Skandinavien. Dabei liegt das Bodenhoch über dem Baltikum.
In der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch zieht ein schwacher Kurzwellentrog
über die Nordsee, der den Nordwesten Deutschlands allenfalls ankratzt. Ansonsten
liegt Deutschland am Südwestrand der Hochdruckzone unter Absinken, wobei
allerdings in der schwachen Strömung die bodennahe Kaltluftschicht langsam
mächtiger wird, sodass abgesehen von den Bergen verbreitet Nebel- und Hochnebel
simuliert werden.

Am Donnerstag zieht das sich weiter kräftigende Hoch nach Nordosteuropa, sodass
der Gradient über Mitteleuropa etwas zunimmt. Durch die stärker werdende
Durchmischung könnte sich der Hochnebel gebietsweise auflösen. Zumindest
simuliert dies die ECMWF-Prognose.
Im weiteren Verlauf Rückt der Atlantiktrog immer näher, sodass die Omegastruktur
mit dem korrespondierenden Bodenhoch weiter ostwärts abgedrängt wird.
Infolgedessen greift im Laufe des Freitags ein Kurzwellentrog auf Deutschland
über. Dabei nimmt der Gradient weiterhin zu.
Nach Abzug des Troges baut sich vorderseitig eines neuen Atlantiktroges eine
antizyklonale Südwestlage auf.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue ECMWF-Lauf zeigt im Wesentlichen kaum Unterschiede zu den Vorläufen.
Das Übergreifen des atlantischen Troges zum Ende der Woche wird im neuen Lauf
etwas eher simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS und ICON sehen die Entwicklung bis Dienstag genauso wie ECMWF. Allerdings
läuft der schwache Kurzwellentrog am Mittwoch dann in beiden Modellen nicht über
die Nordsee ab, sondern weitet sich über Deutschland aus und tropft dort als
kleiner Kaltlufttropfen ab. Während im GFS im Westen am Mittwoch Regen simuliert
wird, rechnet ICON nur mit einem Anheben der Inversion und damit der
Hochnebeldecke.
Im GFS greift der Trog am Samstag nur sehr abgeschwächt auf den Nordwesten über.
Die Position des Omegas bleibt stabil. Im weiteren Verlauf wölbt sich dann ein
neuer Höhenkeil über Mitteluropa auf.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen der ECMWF-Ensembles sind bis Dienstag stark gebündelt. Ab
Mittwoch zeigen sich einige „kalte Ausreißer“ in der 850-hPa-Temperatur. Im
Norden nehmen die Niederschlagssignale zu, was auf die unsichere Position des
Kurzwellentroges hindeutet. Erst am Donnerstag nimmt der Spread in den
850-hPa-Temperaturen deutlich zu, wobei aber das Geopotenzial auf recht hohem
Niveau nahezu konstant bleibt. Der Hauptlauf mit dem Trogdruchgang am Freitag
und Samstag, ist dabei am unteren Rand.

In den Cluster-Analysen gibt es bis +240h nur einen Cluster. Danach gibt es 2
Cluster. Cluster 1 mit 34 Mitgleidern zeigt die Fortsetzung der blockierenden
Hochdrucklage, wobei sich die positive Geopotentialanoamlie wieder bis über das
Nordmeer ausbreitet. Cluster 2 mit nur 17 Mitgliedern zeigt eine stärker
mäandrierende Westwetterlage.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Mittelfristprognose ziemlich sicher
ist. Es ist von einer ruhigen Hochdruckphase auszugehen. Anfangs lösen sich
Nebel- und Hochnebelfelder noch auf. Im weiteren Verlauf wird die bodennahe
Kaltluftschicht immer mächtiger bzw., wird durch einen schwachen Trog gehoben,
sodass es abgesehen von den Bergen wahrscheinlich vielerorts neblig trüb bleibt.
Unsicher ist noch die Position des Troges bzw. Kaltlufttropfens zur Mitte der
Woche. Wobei es lokal etwas Regen geben kann. Wie stark der Trog nächste Woche
Freitag/Samstag wird, kann noch nicht vorhergesagt werden. Anschließend ist
jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Regeneration der Hochdrucklage
auszugehen.

Bemerkenswert ist, die extrem positive Temperaturanaomalie im Polarmeer nördlich
von Sibirien, die auch über den Mittelfristzeitraum weiter anhält. Dies hat zur
Folge, dass das Meer dort immer noch weitestgehend Eisfrei ist. Die Folgen auf
die langfristige Wetterprognose sind unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Hochdrucklage bietet kein Potenzial für signifikantes Wetter.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON auf Grund der besser erfassten Grenzschichtprozesse (Nebel); bei
Hochdrucklagen unschlagbar. In der erweiterten Mittelfrist ECMWF-ENS.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold