SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.11.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Hochdruckrandlage; ruhiges Herbstwetter ohne signifikante Wetterereignisse und
mit Grenzschichtphänomenen im Fokus der Warntätigkeit.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … befindet sich ein Höhenhoch mit seinem Schwerpunkt über den
Britischen Inseln und verlagert sich im Laufe der Nacht allmählich zur Nordsee
bzw. nach Norddeutschland. Von ihm aus reicht ein langgestreckter Höhenkeil über
Mitteleuropa ostsüdostwärts und weitet sich im Laufe der Nacht Richtung
Schwarzes Meer aus. Dadurch wird die Frontalzone vor allem über dem nordwest-
und nordeuropäischen Raum weit nach Norden abgedrängt und verläuft aus dem
grönländisch-isländischen raum über das Nordmeer und Skandinavien hinweg
ostsüdostwärts nach Finnland und ins Baltikum, wo sie in einen sich nach
Nordwestrussland verlagernden Langwellentrog mündet und auf dessen Vorderseite
nach Nordosten abknickt. Dabei reicht ein vorgelagerter Randtrog südlich der
Divergenzachse des Höhenkeils anfangs noch von Osteuropa bis nach
Süddeutschland. Dort wird er aber mit Ausweiten des Keils abgeschnürt und
verlagert sich als kleinräumiges, aber nicht weiter wetterwirksames Höhentief
bzw. als Kaltlufttropfen bis Freitagfrüh nach Nordostfrankreich.
Im Bodenfeld stützt der Höhenkeil eine ebenso langgestreckte, knapp südlich
dessen Divergenzachse gelegene Hochdruckzone, die ihren Schwerpunkt im Laufe der
Nacht von den mittleren Landesteilen des Vorhersagegebietes allmählich nach
Tschechien verlagert. An deren Nordflanke streift die Warmfront zur Barentssee
ziehenden Tiefs aktuell den Norden und Nordosten des Landes. Diese verlagert
sich im Laufe der Nacht allmählich ostwärts, wobei die dichte WLA-Bewölkung vor
allem über der Osthälfte noch recht weit nach Süden vordringen kann, etwa bis zu
einer Linie Niederrhein-Vogtland. Vor allem an den Küsten und in der
Norddeutschen Tiefebene fällt gebietsweise auch etwas Nieselregen.
Die Kaltfront des Tiefs wird aktuell über dem Süden Skandinaviens bereits
rückläufig und kommt nicht weiter nach Süden voran, sondern geht über in die
Warmfront eines Tiefs bei Island. Im Warmsektor herrscht im Norden und Nordosten
des Vorhersagegebietes ein recht veritabler Gradient und entsprechend gibt es an
den Küsten zunächst noch steife, entlang der vorpommerschen Küste vor allem in
der ersten Nachthälfte auch stürmische Böen aus westlichen Richtungen. Im Laufe
der Nacht beginnt der Gradient aber von Westen her aufzufächern und der Wind
nimmt ab, bleibt aber rund um Rügen wohl noch bis in die Frühstunden
warnrelevant.
In der Mitte und im Süden des Landes dominieren dagegen im Einflussbereich der
Hochdruckbrücke Grenzschichtprozesse das Wettergeschehen. Dabei lassen sich in
den Prognosetemps teilweise mehrere Inversionen ausmachen, die einerseits aus
dem recht markanten Absinken, allerdings auch aus der langwelligen Ausstrahlung
resultieren. Vor allem an den Alpen und im angrenzenden südlichen Alpenvorland
sowie vom Hochrhein bzw. südlichen Oberrheingraben bis zur Schwäbischen Alb hält
sich die Nacht über verbreitet dichte hochnebelartige Bewölkung, die mit dem an
der Südflanke des Hochs supergeostrophisch leicht auffrischenden Ost- bis
Nordostwind gegen die Alpen gedrückt wird und deren Obergrenze allmählich auf
etwa 900 hPa absinkt. Ansonsten beginnt die Nacht oft klar oder gering bewölkt,
ausgehend von den Flusstälern bildet sich im weiteren Verlauf aber gebietsweise
dichter Nebel. Im Bereich der Inversion kann es an entsprechend hochreichenden
Mittelgebirgskammlagen und -gipfeln zu Low Level Jet-Effekten kommen, die den
Ost- bis Südostwind kleinräumig auffrischen lassen, am ehesten wohl im
Schwarzwald, wo einzelne Böen Bft 7 bis 8 nicht ausgeschlossen sind.
In den Regionen mit länger klarem Himmel gibt es – mit Ausnahme der
innerstädtischen Bereiche – verbreitet leichten, in Ostbayern in ungünstigen
Lagen gebietsweise sogar mäßigen Frost. Dagegen bleibt es unter den dichten
Wolken in der Nordhälfte mit 10 bis 6 Grad relativ mild.

Freitag … kippt die Divergenzachse des seinen Schwerpunkt allmählich ins
östliche Mitteleuropa versetzende Höhenhoch etwas in die Meridionale, während
sich der Kaltlufttropfen über Nordostfrankreich zum Ostausgang des Ärmelkanals
verlagert. Dadurch dreht die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet allmählich
auf Südsüdost, bleibt aber, außer in der Peripherie des nicht weiter
wetterwirksamen Kaltlufttropfens, antizyklonal konturiert. Die Frontalzone wird
insgesamt weiter nach Norden abgedrängt, so dass auch im äußersten Nordosten die
mitteltroposphärische WLA zum Erliegen kommt. Somit dominiert über dem gesamten
Vorhersagegebiet Absinken, wobei die Absinkinversion zum Abend hin meist
zwischen 850 und 950 hPa schwankt (im Norden etwas höher als im Süden). Das
Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt weiter nach Südosteuropa, allerdings
bleibt ein Keil bis zur Nordsee gerichtet und insgesamt kommt dessen
Divergenzachse auch etwas nach Nordosten voran.
Der Gradient bleibt derart aufgefächert, dass der Wind warntechnisch – außer
vielleicht in Südost-Nordwestrichtung exponierten Tälern sowie in Leelagen, wo
er zeitweise böig aus Südost auffrischen kann, aber fraglich ist, ob es
überhaupt für Böen Bft 6 bis 7 reicht – keine Rolle spielen sollte.
Neben dem Absinken kommt mit der niedertroposphärisch auf südliche Richtungen
drehenden Strömung allmählich auch die advektive Komponente zum Tragen und in
850 hPa steigt die Temperatur bis zum Abend auf 4 (Nordsee) bis 9 (Südwesten)
Grad. Somit verschärft sich auch der Temperaturkontrast im Bereich der
Inversion, was auch Auswirkungen auf die Auflösungsprozesse der Wolkenfelder im
Norden bzw. der Nebel- und Hochnebelfelder in der Mitte und im Süden hat. Im
Norden und Osten reißt zwar die Feuchtezufuhr innerhalb der Grundschicht mit
allmählicher Winddrehung auf Südwest, später im Nordwesten auch auf Südost mehr
und mehr ab, dennoch halten sich im Bereich der Inversion gebietsweise dichte
SC-Felder, die nur langsam sowohl von Südwesten als auch von der Ostsee her
auflockern. Im Süden und Südwesten erweist sich der Hochnebel ebenfalls
gebietsweise als sehr hartnäckig und geht wohl an Hochrhein und Bodensee, in
Oberschwaben und an der oberen Donau gar nicht mehr auf. In den übrigen Regionen
deuten die Modelle allerdings noch eine mehr oder weniger rasche Auflösung der
Nebel- und Hochnebelfelder an, vor allem oberhalb der Inversion, aber auch im
Lee der westlichen und zentralen Mittelgebirge bleibt es ganztägig sonnig.
Die Höchstwerte bewegen sich im Norden, bei noch nicht ausgekühlter
Grenzschicht, meist zwischen 11 und 14 Grad, sonst – je nach Sonne – zwischen 7
und 12 Grad, im Lee einiger Mittelgebirge bis nahe 15 Grad, bei Dauernebel im
Süden werden dagegen kaum 5 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich der ehemalige Kaltlufttropfen als
kurzwelliger Randtrog weiter zur mittleren Nordsee, wobei der vom Samstagfrüh
über Ostpolen liegenden Höhenhoch bis nach Südnorwegen reichende Hochkeil
allmählich abgebaut wird, Derweil wird ein über dem Seegebiet vor Portugal
liegendes Höhentief durch einen Trogvorstoß von Nordwesten her regeneriert und
weitet sich auf die Iberische Halbinsel aus. Gestützt durch WLA auf der
Vorderseite dieses Komplexes wölbt sich ein kurzwelliger Höhenrücken über
Frankreich Richtung England auf. Dadurch verstärkt sich auch über dem
Vorhersagegebiet sowohl die niedertroposphärische WLA als auch das Absinken, die
Temperatur in 850 hPa steigt – außer im äußersten Norden – verbreitet auf 10
Grad oder knapp darüber, was zu einer weiteren Verschärfung der Inversion führt,
die sich Samstagfrüh meist zwischen 900 und 950 hPa befindet.
Während die teils recht dichten SC-Felder im Norden und Osten mit bodennah etwas
auffrischendem Südostwind allmählich etwas nach Norden abgedrängt werden und es
in Teilen der Norddeutschen Tiefebene sogar aufklart, bleiben die Nebel- und
Hochnebelfelder im Süden und Südwesten des Landes kompakt und weiten sich sogar
noch etwas aus und auch in den übrigen Landesteilen können sich – ausgehend von
den Flusstälern – wieder dichte Nebelfelder ausbilden. Gering bewölkt bzw.
wolkenlos bleibt es ansonsten vor allem im Lee der Mittelgebirge sowie in Lagen
oberhalb von etwa 600 bis 1000 m, also oberhalb der Inversion. Dabei kann die
Grundschicht weiter auskühlen und es gibt auch in den mittleren Landesteilen,
vielleicht sogar bis in die Norddeutsche Tiefebene reichend etwas verbreiteter
leichten Frost als in den Vornächten. Frostfrei bleibt es in den Regionen, wo
sich auch tagsüber der Hochnebel hielt, im Lee einiger Mittelgebirge, in
Ballungszentren und natürlich unter den noch dichten Wolken im Nordosten und
äußersten Norden, wo es mit 10 bis 6 Grad am mildesten bleibt. In Ostbayern kann
es dagegen in ungünstigen Lagen erneut mäßigen Frost geben.
Bedingt durch lokale Low Level Jets kann der Ost- bis Südostwind in einigen
Mittelgebirgskammlagen erneut mit Böen Bft 7 bis 8 auffrischen, MOSMIX simuliert
das vor allem im Bayerischen Wald.

Samstag … zieht der Kurzwellentrog nach Südskandinavien und wird in die
nunmehr etwas weiter nach Süden reichende, für Mitteleuropa aber nicht weiter
wetterrelevante Frontalzone eingebunden. Das Höhenhoch wird dadurch Richtung
Rumänien bzw. Ukraine abgedrängt, der Höhenrücken über Frankreich kommt etwas
nach Norden voran, abends verläuft dessen Achse über Südwestdeutschland und
Belgien bis nach UK. Er wird nach wie vor gestützt durch WLA vorderseitig des
von der Iberischen Halbinsel bis zum Abend auf die Pyrenäen übergreifenden
Höhentroges.
Somit dominiert bei schwacher WLA nach wie vor Absinken und vom Bodenhoch über
Südosteuropa reicht weiterhin ein Keil bis nach Mitteleuropa bzw. zur Nordsee.
Die Inversion wird wohl so weit nach unten gedrückt, dass sich die Nebel- und
Hochnebelfelder vielerorts auflösen sollten und auch die dichten Wolken im
Nordosten ziehen allmählich nordwärts ab. Gebietsweise dauert der
Auflösungsprozess aber recht lange, vor allem im Süden und Südwesten des Landes.
ICON-EU deutet so etwas vor allem im Oberrheingraben, vom Hochrhein bis zum
schwäbischen Oberland, an der oberen Donau sowie in Teilen des etwas niedriger
gelegenen Alpenvorlandes. Denkbar ist auch, dass der Nebel/Hochnebel dort
gebietsweise gar nicht aufgeht und vom Oberrheingraben sogar bis ins
Rhein-Main-Gebiet sickert. Die genaue Entwicklung diesbezüglich muss aber noch
abgewartet werden.
Ansonsten steht aber ein sonniger Tag ins Haus, lediglich im Westen macht sich
die WLA anhand hoher, vielleicht auch dünner mittelhoher Wolkenfelder bereits
bemerkbar. Während die Temperaturen bei beständigem Nebel wohl kaum mehr die 5
Grad überschreiten – in Regionen, wo der Nebel nach frostiger Nacht erst in den
Frühstunden reinsickert, sind sogar nur Höchstwerte knapp über 0 Grad denkbar –
wird es sonst mit 8 bis 14 Grad relativ mild, knapp oberhalb der Inversion sowie
im Lee einiger Mittelgebirge (insbesondere der westlichen) können (bei 10 bis 13
Grad in 850 hPa) auch bis zu 17 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Sonntag greift der zunehmend kurzwellige Trog von den Pyrenäen
auf Zentralfrankreich über. Der vorgelagerte Höhenrücken kann sich noch etwas
verstärken und reicht morgens über die Mitte und den Nordwesten Deutschlands bis
zur westlichen Nordsee und nach Schottland.
Im Bodenfeld bleibt das Vorhersagegebiet im Einflussbereich der von Südosteuropa
bis zur Nordsee reichenden Hochdruckzone, die sich auch Richtung Südskandinavien
ausweitet. An deren Südwestflanke macht sich die etwas zunehmende WLA anhand
etwas dichterer hoher und mittelhoher Wolkenfelder über dem Südwesten und Westen
Deutschlands bemerkbar. Ansonsten ändert sich aber kaum etwas. Die Inversion
bleibt nach wie vor scharf ausgeprägt, darunter weiten sich im Laufe der Nacht
wieder Nebel- und Hochnebelfelder aus, die meisten wohl in der Südhälfte, da
dort die Inversionsobergrenze wohl wieder etwas ansteigt. Dort, wo es klar
bleibt, gibt es vielerorts wieder leichten, an den östlichen und ostbayerischen
Mittelgebirgen sowie in einigen Alpentälern auch mäßigen Frost. Im Westen bleibt
es aufgrund der etwas dichteren Wolkenfelder und des ein wenig auffrischenden
Südostwindes etwas milder, ebenso im Norden, vor allem Richtung Küsten.

Sonntag … kommt der Kurzwellentrog über Frankreich allmählich nordostwärts
voran, läuft aber gegen den inzwischen recht markanten, über den Osten und
Nordwesten Deutschlands und die Nordsee nordwestwärts inzwischen bis nach Island
reichenden Höhenrücken, wird blockiert und schwächt sich ab bzw. verliert an
Kontur.
Im Bodenfeld verstärkt sich die über das östliche Mitteleuropa bis nach
Südskandinavien und zur Norwegischen See reichende Hochdruckzone weiter. Ein an
den Kurzwellentrog gekoppeltes okkludiertes Frontensystem greift im Tagesverlauf
mit dichten Wolkenfeldern und leichten Regenfällen auf den Westen und Südwesten
Deutschlands über, kommt aber kaum mehr weiter nach Osten voran.
Im übrigen Land dominiert nach wie vor das ruhige herbstliche Hochdruckwetter.
Aufgrund der schwachen trogvorderseitigen Hebung steigt die Inversionsobergrenze
etwas an, was die Nebel- und Hochnebelfelder vor allem im Süden und in der Mitte
des Landes beständiger macht, so dass sie sich dort gebietsweise gar nicht mehr
auflösen. Sonne gibt es hingegen vor allem an den Alpen sowie im Osten und
Nordosten, vor allem im Lee der Mittelgebirge. An den Temperaturen ändert sich
nur wenig: Meist liegen die Höchstwerte zwischen 7 und 13 Grad, im Lee einiger
Mittelgebirge werden bis zu 17 Grad erreicht, bei Dauernebel im Süden dagegen
gebietsweise keine 5 Grad, vielleicht reicht es irgendwo in Süd- bzw. Ostbayern
sogar für leichten Dauerfrost.

Modellvergleich und -einschätzung

Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine signifikanten
Modellunterschiede ausmachen. Bzgl. der Grenzschichtproblematik ist in den
kommenden Tagen sicherlich spannend, was die hochauflösenden Modelle so für
Ergebnisse liefern.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff