S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.11.2020 um 10.30 UTC

Überwiegend ruhiges, teils neblig-trübes Herbstwetter, im Westen teils etwas
unbeständiger mit geringem Regen.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 11.11.2020

Am Samstag befindet sich Deutschland unterhalb des Höhenkeils, im
Einflussbereich des über dem östlichen Mitteleuropa liegenden Bodenhochs. Mit
einer südlichen bis südöstlichen Höhenströmung gelangt eine eher milde Luftmasse
mit 850 hPa-Temperaturen um 10 Grad nach Deutschland, im Norden ist es mit
Werten um 6 bis 7 Grad in 850 hPa etwas kühler. Diese milden Temperaturen in der
Höhe setzen sich aber häufig nicht bis zum Boden durch, da sich aufgrund von
Absinken und strömungsarmen Verhältnissen sowie der zuvor wetterbestimmenden,
deutlich kühleren Luftmasse eine feuchte und kalte Grundschicht etabliert
(Inversion), die gebietsweise für Nebel-/Hochnebelbildung sorgt. Teils bleibt es
aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit dann eben auch anhaltend trüb mit
entsprechend gedämpften Tageshöchstwerten im einstelligen Bereich. Abseits von
Nebel und Hochnebel herrscht ruhiges und freundliches Herbstwetter. Nachts kann
es gebietsweise leichten Frost geben.

Am Sonntag verlagern sich Höhen- und Bodenhoch weiter gen Ost-/Südosteuropa, so
dass der atlantische Trog ostwärts nachrückt. Der Haupttrog selbst, bleibt zwar
noch außen vor, allerdings kann ein kurzwelliger Randtrog an dessen Vorderseite
nord-/nordostwärts ablaufen. Damit gelangt in den Westen und Nordwesten etwas
feuchtere Luft, Hebungsprozesse sorgen dort für zunehmende Bewölkung und
gelegentlich etwas Regen. Der Osten, Südosten und Süden des Landes verbleiben am
Rande des sich etwas abschwächenden Bodenhochs, dort ändert sich am
Wetterverlauf des Vortages kaum etwas: gebietsweise zäher Nebel/Hochnebel und
kühl, abseits davon (vor allem auch im Bergland) heiter bis sonnig.

Am Montag verlagert sich der Trog über dem nahen Ostatlantik unter Abschwächung
nordostwärts, erreicht in der Nacht zum Dienstag Westfrankreich und
Großbritannien, um dann im Verlauf des Dienstags unter weiterer Abschwächung die
Nordsee zu erreichen. Eine neue, durchaus markante Austrogung über dem Atlantik
degradiert den ehemaligen Haupttrog zu einem kurzwelligen Randtrog. Vorderseitig
des atlantischen Höhentiefkomplexes wölbt sich allmählich ein neuer Höhenkeil
auf. Im Bodenniveau herrschen schwache Luftdruckgegensätze, die sich nach Westen
und Nordwesten leicht zyklonal beeinflusst zeigen mit mehr Bewölkung vielleicht
mal ein paar Regentropfen, im Osten und Südosten überwiegt der leicht
Hochdruckeinfluss mit teils freundlichem, häufig aber auch herbstlich trübem
Wetter. Das Temperaturniveau in 850 hPa pendelt sich bei 6 bis 7 Grad ein, was
besonders in Gebieten mit zähem Nebel aber kaum spürbar sein dürfte – dort
ändert sich an den zu erwartenden Höchstwerten kaum etwas.

Am Mittwoch wölbt sich der Höhenkeil über West- und Mitteleuropa noch etwas auf,
wird aber vom angesprochenen, degradierten Kurzwellentrog umlaufen. Daher
dürften den Norden Wolkenfelder mit gelegentlichem Regen streifen. Sonst
herrscht relativ hoher Druck, über Osteuropa (Baltikum/Westrussland) kräftigt
sich ein Bodenhoch, so dass das teils neblig-trübe, aber ruhige Herbstwetter
erhalten bleibt.

Ausblick: Auch wenn sich in der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag der
atlantische Trog wieder allmählich nähert, verbleibt Deutschland wohl weitgehend
in Randlage des osteuropäischen Hochs.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe kann insgesamt als gut bezeichnet
werden, im Detail zeigen sich aber durchaus unterschiedliche Ansätze.

Demnach hat sich zunächst über Mitteleuropa ein Höhenkeil mit korrespondierendem
Bodenhoch etabliert. Keil und Bodenhoch verlagern sich im Laufe des Wochenendes
in Richtung Ost-/Südosteuropa, so dass der atlantische Trog inklusive
kurzwelliger Randtröge von Westen heranrücken kann. Der Haupttrog bleibt
zunächst noch außen vor, die kurzwelligen Anteile können unser Wetter aber
bereits beeinflussen. Hier zeigen sich bereits ab Sonntag die angesprochenen
Detail-Unterschiede in den vorliegenden IFS-Läufen.

In der erweiterten Mittelfrist (Donnerstag bis Samstag) bestehen durchaus
Unsicherheiten bzgl. der genauen Lage der Druckgebilde, es deutet aber alles auf
eine antizyklonale Prägung des Wettergeschehens hin.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei der Betrachtung anderer Globalmodelle wie GFS oder ICON zeigen sich zunächst
keine grundlegenden Unterschiede zu den Aussagen des IFS in den Basisfeldern, im
Detail werden etwaige Randtröge aber in Phase und Amplitude durchaus etwas
anders behandelt. Im Laufe der kommenden Woche zeigt sich allerdings, dass
sowohl ICON als auch GFS für unser Wettergeschehen zunehmend etwas zyklonaler
aufgestellt sind.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-Ensembles zeigt für den ersten Vorhersagezeitraum
Samstag/Sonntag (+72 bis +96 h) vier Cluster, die allesamt dem Blocking-Szenario
zugeordnet werden und für den überwiegenden Teil Deutschlands keine
prognoserelevanten Unterschiede zeigen. Lediglich die unterschiedliche
Behandlung etwaiger kurzwelliger Randtröge des atlantischen Haupttroges könnten
nach Lesart von Cluster 1 und 2 mit 18 bzw. 13 Membern bereits am Samstag die
Vorhersage für unseren Westen/Nordwesten beeinflussen. Der deterministische Lauf
wird hingegen Cluster 4 zugeordnet, der für Samstag noch komplett auf das
Blocking setzt und erst zum Sonntag hin einen relevanten Randtrog im Programm
hat. Im zweiten Cluster-Zeitraum von Montag bis Mittwoch (+120 bis +168 h) wird
nur ein Cluster angeboten, der oben beschriebene Ablauf scheint daher recht
klar. Trotz des „am Rande“ ablaufenden, zunehmend kurzwelligeren Troges wird
insgesamt weiter auf Blocking gesetzt. Und auch in der erweiterten Mittelfrist
von Donnerstag bis Samstag der kommenden Woche (+192 bis +240 h) wird nur ein
Cluster vermeldet, das Blocking besteht weiter und das verhältnismäßig hohe
Geopotenzial über Mitteleuropa verstärkt und weitet sich nordwärts aus.
Die Rauchfahnen des IFS-Ensembles sind sowohl hinsichtlich Temperatur in 850 hPa
als auch in Bezug auf das Geopotenzial bis einschließlich Sonntag sehr eng
gebündelt. Dann nimmt der Spread etwas zu, die Einzellösungen bleiben aber
trotzdem verhältnismäßig nah beieinander. Ausreißer hinsichtlich geringeren
Temperaturen sind zunächst nur sehr vereinzelt zu finden, hier nimmt die
Unsicherheit und die Wahrscheinlichkeit kühlerer Lösungen im Vergleich zum
deterministischen Lauf ab Mittwoch deutlich zu. Die im Vergleich zum Hauptlauf
zyklonaleren Lösungen sind ab Montag vereinzelt zu finden, Haupt- und
Kontrolllauf bleiben aber im gesamten mittelfristzeitraum im Bereich der
Mehrzahl an Membern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Es werden im gesamten Mittelfristzeitraum keine signifikanten
Wettererscheinungen erwartet.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger